Ein „buntes Treiben“ – vielleicht wie auf unserem Archivbild – wünscht sich die evangelische Johannesgemeinde am Mittwoch, 9. November, 16 Uhr, auf dem Ahornplatz. Denn dann soll ein tolles Foto entstehen für einen Neuschloß-Kalender. Anlass ist das 40-jährige Bestehen der Gemeinde.

Wer sich übrigens für die ältere und neuere Stadtteilgeschichte interessiert, kann sie nachlesen unter geschichte.neuschloss.net.

Kann die Evangelische Johannesgemeinde ihre Räume am Ahornplatz behalten? Oder streicht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau nach 2026 die Mittel dafür? Diese Frage beschäftigt unseren Stadtteil seit Beginn des Jahres. Jetzt gibt es Neuigkeiten dazu, wie der Kirchenvorstand im aktuellen Gemeindeblatt (Oktober bis Dezember) berichtet. Demnach sind die Chancen etwas gestiegen, dass der Treffpunkt bleiben kann. Gesichert ist der Raum jedoch nicht.

Über Details informiert eine Gemeindeversammlung, die für Donnerstag, 13. Oktober, 19 Uhr, im Gemeinderaum am Ahornplatz geplant ist.

Die Kirche ordnet ihre Räume in drei Kategorien ein: A bedeutet auf Dauer notwendig, B nötig bis zum Wegfall einer Stelle, C Streichung der Mittel von 2027 an – was in der Regel das Aus für die Räume bedeuten dürfte.

Der Neuschlößer Raum landete zunächst in zwei von drei Szenarien in der üblen C-Rubrik. Ein, wie die Gemeinde rückblickend schreibt, „ernüchterndes Ergebnis“. Inzwischen fand eine Neubewertung statt. Nun verteilen sich die drei Szenarien gleichmäßig auf A, B und C.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau reagiert auf die sinken Mitgliedszahlen. Im Kern legt sie bestehende kleine Einheiten zusammen – nicht nur die Räume, auch das Personal. Die Synode verwendet dafür wolkige Begriffe wie „Nachbarschaftsräume“.

Faktisch, führt Pfarrer Thomas Höppner-Kopf aus, geht es um neue Zuschnitte mit 3000 bis 6000 Gemeindemitgliedern. Die hauptamtlichen Pfarrer:innen, Musiker:innen und Pädagog:innen sollen spätestens 2027 nicht einer Gemeinde zugewiesen sein, sondern in „regionalen Teams“ arbeiten.

Stand vom Januar 2022

Die evangelische Johannesgemeinde bangt um ihren Gemeinderaum am Ahornplatz. Der Kirchenvorstand berichtet im Gemeindeblatt (Januar bis März) von Sparplänen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zwei von drei diskutierten Varianten sähen vor, den Raum aufzugeben.

Das wäre ein harter Schlag für die Johannesgemeinde – und auch für unseren Stadtteil. Denn in den Räumen am Ahornplatz feiern nicht nur die Christinnen und Christen regelmäßig ihr Gottesdienste. Auch viele Gruppen kommen dort zusammen, wenn Corona nicht Einschränkungen fordert: der beliebte Liedernachmittag, die Krabbelkreise, die Flötengruppe, der Posaunenchor, der Strickabend, das Kirchenkino.

Die Aufstellung zeigt, welche Bedeutung der Gemeinderaum für das gesellschaftliche Leben von Neuschloß hat. Das hängt auch damit zusammen, dass der Bürgersaal eine Etage höher an vielen Abenden vom Sportclub Kurpfalz benötigt wird für seine Sportgruppen.

Der Kirchenvorstand erklärt den Hintergrund der Pläne: „Immer weniger Menschen gehören einer Kirche an. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ist gewzungen, bis 2030 große Summen einzusparen. Durch verstärkte Kooperationen in Nachbarschaftsräumen sollen bis zu 50 Prozent der Gebäude eingespart werden.“

Das Dekanat Bergstraße sehe die evangelischen Gemeinden aus Viernheim und Lampertheim als „Nachbarschaftsraum“, der beraten soll, welche Räume geschlossen werden. Dass zwei der drei Varianten Neuschloß opfern, empfindet der Vorstand der Johannesgemeinde als „großen Schock“. Insbesondere auch, weil der Raum am Ahornplatz flexibel zu nutzen ist, wie es die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau fordere.

Etwas Hoffnung hat die Johannesgemeinde noch für ihren Raum am Ahornplatz. „Durch das neue Taufbecken ist er mit allen wichtigen Prinzipalien komplett ausgestatteter sakraler Raum. Und sakrale Räume sollen, so heiß esö bei der Präsentation der Varianten, auf jeden Fall erhalten bleiben“, heißt es im Gemeindebrief. Zudem sei der Raum zentral gelegen, in gutem baulichen Zustand und behindertengerecht zugänglich.

Der Kirchenvorstand verspricht, sich mit aller Kraft für die Erhaltung des Gemeinderaumes am Ahornplatz einzusetzen. Für „Unterstützung von allen Seiten“ wäre er dankbar. Neuschloß drückt alle Daumen.

Mit einem in mehrfacher Hinsicht besonderem Gottesdienst in der Kapelle am Waldfriedhof hat die Neuschlößer Johannesgemeinde die Konfirmanden offiziell in ihre Erwachsenen-Gemeinschaft aufgenommen. Bei den jungen Christen handelt es sich um Benedikt Becker (Akazienweg 52), Tim Herget (Eichenweg 6), Jessica Richter (Ahornweg 33) und Ole Wolf (Ahornweg 8). Gleiches galt für elf Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde in Hüttenfeld; es handelte sich um eine gemeinschaftliche Feier.

Das zeigte sich auch bei den Gästen. Die nicht wenigen Besucherpätze der Kapelle waren weitgehend gefüllt. Neben der Kirchenorgel umrahmte der Posaunenchor den Gottesdienst musikalisch. Die jugendliche Sängerin Jessina Bollinger interpretierte „When we were young“ von Adele und „Stand by me“ – und bekam dafür sogar Applaus von der Festgemeinde.

Dass der aktuelle Konfirmandenjahrgang der Gemeinde besonders ans Herz gewachsen ist, verdeutlichte Ruth Rupp vom Kirchenvorstand. Der Vorstellungsgottesdienst vor zwei Wochen in Hüttenfeld sei ausgesprochen gelungen gewesen; eine langjährige Kirchgängerin habe ihn gar als den besten bezeichnet, den sie je erlebt habe. „Mit solchen jungen Leuten in der Gemeinde wird mir nicht Angst und Bange“, sagte sie. „Bringt Euch weiter so ein; wir sind nicht viele, bei uns sind die Wege kurz.“

Pfarrer Reinald Fuhr.
Pfarrer Reinald Fuhr.

Auch in anderer Hinsicht kann der Gottesdienst als besonders gelten: Pfarrer Reinald Fuhr wird nach eigenen Worten bald in den Ruhestand gehen. Und so gerieten seine Worte ein wenig wie ein persönlicher Rückblick. Am Anfang seiner Berufszeit habe der Altersunterschied zu den Konfirmanten ein Jahrzehnt betragen; jetzt seien es vier Jahrzehnte mehr. Dennoch gebe es Fragen, in denen er heute den jungen Leuten ähnlich nahe stehe wie früher. Dazu gehöre auch, an manchen Dingen zu zweifeln.

Neben den vier Neuschlößern feierten auch Hüttenfelder Jugendliche in dem Gottesdienst ihre Konfirmation. Es handelt sich um Chafen Brown, Dane Ehret, Philip Ehret, Mattes Engel, Helena Heurich, Paul Kilian, Felix Kreibich, Lilly Mostert, Frauke Pöttker, Patrick Reich und Florian Schneider.

Der Posaunenchor der evangelischen Johannesgemeinde hat sich selbst und den Neuschlößern eine schöne Geburtstagsfeier bereitet: Zum 20-jährigen Bestehen spielte er auf zu einem Jubiläumskonzert in der Kapelle des Waldfriedhofs.

Das Programm war breit gefächert. Den ersten Teil dominierten klassische Weisen, etwa die Overture aus der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel und „Denn er hat seinen Engeln“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das „Pink-Panther“-Thema von Henry Mancini leitete über in den populären Teil, in dem die Bläser dann „One Moment in Time“ von Whitney Houston genauso spielten wie „Smoke on the water“ der Rocker von Deep Purple.

Dem Publikum gefiel’s. Das Interesse an dem Abend in der Waldkapelle war beeindruckend groß: Kaum ein Platz war mehr frei; die Zahl der Zuhörerinnen und Zuhörer gut dreistellig.

Ein ausliegendes Fotoalbum erinnerte an die wichtigsten Stationen in der 20-jährigen Geschichte des Posaunenchors – auf die später dann auch angestoßen wurde.

Es sind etwas weniger Gäste als sonst. Die Lampen am großen Tannenbaum leuchten nicht. Dann und wann regnet es leicht. Aber dennoch kann all das der wundervollen Stimmung auf dem Ahornplatz kaum etwas anhaben. Mehrere hundert Gäste vergnügen sich beim Adventsmarkt, bei Weitem nicht ausschließlich aus unserem Stadtteil.

Gründe für eine Anreise finden sich genug. Obwohl gerade mal etwa ein Dutzend Stände, gibt es auf dem Neuschlößer Adventsmarkt jeseits von Essen und Trinken deutlich mehr als etwa auf dem großen Lampertheimer Weihnachtsmarkt in der Römerstraße. Selbst designten Schmuck etwa, tolle dekorative Holzarbeiten, eigen-kreierte Kerzen, Kleidungsstücke und bunte Tücher.

Das Rahmenprogramm ist unterhaltend. Auch wenn von der Jugend keine Begeisterungsstürme beim Auftritt des Posaunenchors zu erwarten sind und umgekehrt Rentner vielleicht vom gesanglich-kraftvollen Auftritt einer Melanie Schlüter, begleitet von Stefan Spiesberger am Keyboard, etwas überrascht sein könnten: Unterm Strich ist für Jung und Alt etwas dabei, die Gäste hören hier und da dankbar zu, geben anerkennend Beifall. Den Mädchen und Jungen aus dem kommunalen Kindergarten und dem Nikolaus ist der Applaus ja sowieso garantiert.

Eine Attraktion ist die Tombola des Fördervereins der Pestalozzischule. Die ausgegebenen Gewinne – unter anderem ein Marken-Keyboard, Gutscheine für Unterricht in Spiesbergers Musikschule, das Restaurant Quattro Mori, das Kosmetikstudio BeBelle, die Kletterhalle in Bensheim oder Werkstattbesuche bei Bärwald Autoservice – überschreiten den Wert der verkauften Lose um ein Vielfaches. Möglich nur, weil alle Preise von Lampertheimer Geschäftsleuten gespenden waren.

Essen und Trinken ist nicht alles auf einem Adventsmarkt – aber natürlich trotzdem wichtig, damit sich die Gäste wohl fühlen. Den Besucherinnen und Besuchen schmecken wieder die Pizzen aus Neuschlößer Familienproduktion, Crepes und Chili aus der Pestalozzischule, Kaffee und Kuchen in der Johannesgemeinde, Waffeln aus dem Kindergarten – und selbstverständlich viel Kinderpunsch und Glühwein, bei dem sich inzwischen die Winzer-Qualität durchgesetzt hat.

Ein schöner Nachmittag also auf dem Ahornplatz – für Neuschloß und all unsere Gäste von außerhalb.