Über die Generalsanierung der Riedbahn ist viel zu lesen. Doch was konkret auf Reisende aus Lampertheim, Bürstadt und Biblis zukommt, ist vielen noch nicht klar. Eine Übersicht.

Generalsanierung der Riedbahn – worum geht es da?

Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ist als zentrale Nord-Süd-Verbindung ernorm wichtig für das nationale ICE-Netz, den Güterverkehr zwischen Nordsee und Mittelmeer – und Regionalzüge haben wir ja auch noch. Störungen auf der Riedbahn – und die gibt es wegen eines massiven Sanierungsbedarfs täglich – wirken sich nahezu auf das komplette deutsche Schienennetz aus.

Bemühungen, die Strecke im laufenden Betrieb zu reparieren, dürfen als gescheitert betrachtet werden, wie alle Pendelnden sicher bestätigen werden. Deshalb ist die Riedbahn die erste Verbindung bundesweit, die nach dem Konzept einer Generalsanierung ertüchtigt wird. Im Grunde wird die Strecke abgerissen und neu aufgebaut. Zudem stellt die Bahn die Steuerung in den Stellwerken auf Digitaltechnik um. Sie soll mehr Zuverlässigkeit und einige Züge zusätzlich auf die Gleise bringen.

Blick auf die veralterte Technik im Stellwerk Lampertheim.
Blick auf die veralterte Technik im Stellwerk Lampertheim.

Riedbahn-Sperrung wegen Bauarbeiten: die Termine

Die erste Sperrung der Riedbahn ist gleich zu Jahresbeginn 2024 geplant – von Montag, 1. Januar 2024, bis Sonntag, 21. Januar 2024. Hier erledigt die Bahn vorlaufende Arbeiten. Es ist auch so etwas wie eine Generalprobe für die Hauptphase.

Die zweite, große Sperrung beginnt direkt am Tag nach dem Endspiel der Fußball-Europameisterschaft: am Montag, 15. Juli 2024. Das ist kein Zufall; während des sportlichen Großereignisses sind viele Fans quer durchs Land unterwegs. Die Arbeiten sollen enden am Samstag, 14. Dezember 2024 – also zum Wechsel auf den Winterfahrplan.

In den ersten drei Januar-Wochen und im zweiten Halbjahr 2024 werden also in Lampertheim keine Züge fahren – weder nach Mannheim, noch nach Biblis oder Frankfurt. Das betrifft den Regionalexpress 70 genauso wie die S-Bahnen 8 und 9.

Riedbahn-Sperrung: Ersatzbusse nach Mannheim

Bus statt Zug nach Mannheim: der Scheinenersatzverkehr.
Bus statt Zug nach Mannheim: der Schienenersatzverkehr.

Wer von Lampertheim nach Mannheim will, muss auf Ersatzbusse umsteigen. Dazu gibt es eine richtig gute Nachricht und eins, zwei weniger gute Details.

Beginnen wir mit den good News. In der Regel wird sich von Lampertheim aus alle zehn Minuten ein Bus auf den Weg nach Mannheim machen. (Die Fahrzuge steuern vorher auch schon Biblis und Bürstadt an, nicht jedoch Bürstadt-Bobstadt.) Das bringt uns fast schon Großstadt-Feeling: Man muss gar nicht mehr groß auf den Fahrplan achten; es kommt sowieso immer bald ein Bus.

Die unerfreulichen Details: So schnell wie die Züge kann kein Bus der Welt unterwegs sein. Das wissen alle, die so mutig sind, gelegentlich mit dem Auto nach Mannheim zu fahren. Die zwölf Minuten des RE70 von Lampertheim zum Hauptbahnhof der Quadratestadt sind unerreichbar.

Und es kommt noch bitterer. In der Hauptverkehrszeit, genauer gesagt montags bis freitags von 6 bis 20 Uhr, enden die Ersatzbusse aus Südhessen nördlich des Neckars in Mannheim-Lutzenberg. Dort gilt es, in die Straßenbahnen der Linien 1 und 3 umzusteigen. Zur Begründung führt die Bahn an, das Verkehrsaufkommen rund um den Hauptbahnhof verkrafte die vielen zusätzlichen Fahrzeuge nicht. Zu den Nebenzeiten fahren die Ersatzbusse aus Lampertheim bis zum Hauptbahnhof Mannheim.

Riedbahn: Ersatzbusse nach Biblis, Darmstadt und Frankfurt

Die Ersatzbusse in nördlicher Richtung fahren ebenfalls alle zehn Minuten. Aber Achtung! Mit unterschiedlichem Zielen hinter Biblis. Wer also weiter nördlich fährt, sollte schon die jeweiligen Anfahrtszeiten kennen. Die Linien sind auf der Grafik oben zu sehen – und im Folgenden im Einzelnen beschrieben.

Rote Linie (Bus RE 70): Mannheim – Lampertheim – Biblis – Frankfurt. Dieser Bus hält nach Lampertheim in Bürstadt, Biblis, Groß-Rohrheim, Gernsheim, Biebesheim, Stockstadt und Riedstadt-Goddelau – und fährt dann durch bis Frankfurt Hauptbahnhof.

Braune Linie (Bus S9E): Mannheim – Lampertheim – Biblis – Groß-Rohrheim. Diese Linie dient als Taktverdichtung und fährt zwischen Mannheim und Groß-Rohrheim.

Blaue Linie (Bus S91): Mannheim – Lampertheim – Biblis – Gernheim – Darmstadt. Diese Verbindung ist der Hammer für alle, die nach Darmstadt wollen. Denn plötzlich wird es dorthin eine Direktverbindung aus dem südhessischen Ried geben. Das dürfte sogar schneller und öfter klappen, als mit den Zügen und Umstiegen in Bürstadt und Biblis.

Geheimtipp: Busse 644 und 644a über Heppenheim nach Frankfurt. Es gibt eine Möglichkeit, in Richtung Frankfurt weiterzukommen, von der offenbar nicht einmal die Deutsche Bahn weiß. Sie taucht jedenfalls auf keinen ihrer Charts auf. Mit dem regulären Bus der Linie 644 geht es von Lampertheim aus über Neuschloß nach Hüttenfeld. Dort gibt es einen direkten Anschluss der Buslinie 644a zum Heppenheimer Bahnhof. Der wiederum ist gut nach Frankfurt angebunden mit einem halbstündlich – und damit doppelt so oft als üblich – verkehrenden RE60. Bitte beachten: Die Regionalbahnen 67/68 nach Frankfurt entfallen dafür.

Reisende aus Lampertheim-Hofheim oder Bürstadt, die nach Frankfurt wollen, kommen ebenfalls an den halbstündigen RE60 – und zwar über die Nibelungenbahn mit Umstieg in Bensheim. Der Fernverkehr in Bensheim ist leider gestrichen.

Auch in Richtung Mannheim bietet sich die Nibelungenbahn an – und zwar über Worms. Dort gibt es während des Ersatzverkehrs einen direkten Zuganschluss nach Mannheim. Die Bahn versucht sogar noch, bis zur Sanierung die Gleise zwischen Hofheim und Bürstadt mit einer Oberleitung auszustatten, um hier auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge verwenden zu können.

Während der Riedbahn-Sperrung fahren zwischen Worms und Bürstadt zusätzliche Züge, insgesamt zwei pro Stunde und Richtung. Das ist der bekannte Stundentakt zwischen Worms und Bensheim, verstärkt um einige Schulzüge. Dazu kommt ein Stundentakt Worms – Bürstadt. (Allerdings bilden die Fahrten keinen Halbstundentakt.)

Update vom 2. Oktober

Aber auch hier Achtung! Auch die Nibelungenbahn selbst ist von den Bauarbeiten auf der Riedbahn betroffen und teilweise dicht. Das gilt für die Zeit vom 15. Juli bis 4. August und vom 1. bis 15. Dezember 2024. Und wegen Brückenbauarbeiten in Worms übrigens auch außerhalb der Zeit der Generalsanierung vom 6. bis 16. März.

Bobstadt bekommt einen eigenen kleinen Busersatz nach Bürstadt mit der Linie 652, rosa eingezeichnet in der Grafik.


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Generalsanierung der Riedbahn: Das sind die Ersatzbusse

Moderner Ersatzbusse der Deutschen Bahn. (Bild: DB)
Moderne Ersatzbusse der Deutschen Bahn. (Bild: DB)

Das Ersatzkonzept steht und fällt mit den Bussen. 150 Fahrzeuge, mehr als tausend Touren pro Tag – das sind schon beachtliche Dimensionen. 400 Fahrerinnen und Fahrer sucht die Deutsche Bahn europaweit – hoffen wir, dass sie sich finden. Immerhin setzt der Schienenkonzern auf hochwertiges Material.

Die DB verspricht barrierefreie Niederflurbusse in Solo- und Gelenkausstattung. An Bord sind WLAN und USB-Ladebuchsen, Sitze mit verstellbaren Armlehnen und Sicherheitsgurte. Digitale Anzeigen sollen Fahrtverlauf und Umsteigebeziehungen zeigen. Die Busse halten übrigens nicht zwingend an den Bahnhöfen.

In den drei Wochen im Januar rollt nur ein Teil der Busse in dieser Ausstattung. Während der Hauptphase der Bauarbeiten in der zweiten Jahreshälte 2024 gelte die Liste dann für alle 150 Fahrzeuge, verspricht die DB.

Im Gegensatz zu Zügen dürfen in Ersatzbusse übrigens keine Fahrräder mitgenommen werden.

Generalsanierung Riedbahn: Auswirkungen auf den Fernverkehr in Mannheim

Generalsanierung der Riedbahn: Umleitung des Fernverkehrs.
Generalsanierung der Riedbahn: Umleitung des Fernverkehrs. (Grafiken: DB)

Nicht wenige Berufstätige aus Neuschloß, Lampertheim und dem südhessischen Ried steigen üblicherweise in Mannheim um in ICE nach Frankfurt oder Stuttgart. Für sie ist wichtig, welche Umleitungsstrecken der Fernverkehr nimmt. Es gibt hier grundsätzlich zwei Möglichkeiten: über die Main-Neckar-Bahn entlang der Bergstraße und über Darmstadt – oder über die Ludwigsbahn über Worms und Mainz.

Grundregel dabei: ICE, die weiter in Richtung Köln unterwegs sind, nehmen meist die Strecke über Worms und Mainz – und fahren mit nicht wie üblich den Frankfurter Flughafen an. Wer in den Urlaub fliegen will, muss über den Frankfurter Hauptbahnhof und dort in die S-Bahnen 8 oder 9 umsteigen. Auch Züge, die Hamburg als Ziel haben, nehmen den Weg über Worms, Mainz und Mannheim. ICE nach Berlin werden über die Darmstädter Strecke geroutet. In allen Fällen ist mit Reisezeiten zu rechnen, die eine halbe Stunde länger sind als gewohnt.

Einige Verbindungen enden aus dem Norden in Frankfurt oder aus dem Süden in Mannheim/Heidelberg. Nach Angaben der Bahn entfällt ein Drittel der Fernverkehrszüge zwischen Neckar und Main. Dennoch fehle nur ein Viertel der gewohnten Sitzplatzkapazität – dank längerer Garnituren bei den verbleibenden Zügen.

In eigener Sache

Die Auswirkungen der Generalsanierung und Komplettsperrung der Riedbahn sind für Reisende und Pendelnde massiv. Neuschloss.net wird fortlaufend weiter berichten, um die zahlreichen Betroffenen stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Am besten holt ihr euch unseren Newsletter, um alle Updates zu bekommen – jetzt anmelden.

Wie tickt die Jugend von Neuschloß? Das interessiert die Bürgerkammer. Sie ruft alle jungen Leute bis 20 Jahre aus dem Stadtteil dazu auf, an einer Onlineumfrage teilzunehmen. „Würdest du Leuten in deinem Alter dazu raten, nach Neuschloß zu ziehen“, heißt es darin beispielsweise.

Welche Verkehrsmittel wie intensiv benutzt werden ist genauso Thema wie die Frage, wo die Jugendlichen Gleichaltrige treffen. Und nicht zuletzt interessiert sich die Bürgerkammer dafür, ob sich die jungen Leute vorstellen können, sich für den Stadtteil zu engagieren.

Die Umfrage ist abrufbar auf der Webseite der Bürgerkammer unter www.buergerkammer-neuschloss.de. Die Ergebnisse sollen besprochen werden in einem offenen Neuschloß  am Donnerstag, 28. September, 19 Uhr, im Café Newcastle am Ahornplatz. Jung und Alt sind herzlich eingeladen, gemeinsam zu diskutieren und Vorschläge einzubringen.

Der Neuschloß-Treff ist eine Veranstaltungsreihe der Bürgerkammer, die der Bevölkerung einen Austausch zu aktuellen Themen ermöglicht. Die bisherigen Runden zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden, zum öffentlichen Personennahverkehr und zur Glasfaser-Planung stießen auf großes Interesse. Weitere Treffs sind in Planung. 

Es ist ja eigentlich eine gute Nachricht: Das Thema Altlasten reißt in Neuschloß kaum mehr jemand vom Hocker. Klar, die Zeiten waren andere, als mehr als hundert Grundstücke im alten Ortskern auf den Kopf gestellt wurden. Gärten und Garagen abreißen, zwei Meter tief die Erde raus, eine unterirdische Sperrschicht rein, saubere Erde drüber, teils die Häuser mit Folien verpackt in Christo-Manier – nach diesem Konzept ging es unglaublich aufwendig Straßenzug für Straßenzug voran.

Wer das erlebt hat, wird die Sanierung des Sodabuckes, des Grundwassers und der Sandgruben, die jetzt zu Ende geht, mit einem milden Lächeln zur Kenntnis nehmen. Und dennoch: Auch diese Projekte sind wichtig für das große Ziel in Neuschloß: unseren Nachfahren einen Stadtteil zu hinterlassen, in dem es sich gesund und altlastenfrei leben lässt.

So gesehen war es schon ein besonderer Satz, den Ortsvorsteherin Carola Biehal in ihrer Funktion als Sprecherin des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN) in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ortsbeirats aussprach: „Mit dem Abschluss der Sanierung der Sandgruben sind alle wohnungsnahen Altlastengebiete gesichert.“

Dass unser Stadtteil das geschafft hat, ist alles andere als selbstverständlich. Am Anfang des gut drei Jahrzehnte dauernden Prozesses mussten die Anwohnerinnen und Anwohner für eine Sanierung hart kämpfen. Das gelang dank der von Neuschloß geschaffenen Einrichtungen – von der kleinen Bürgerinitiative über den rechtlich mächtigen Projektbeirat bis hin zum finanzstarken Altlastenverein.

Der Weg sei lang gewesen, sagte Biehl, und fügte hinzu: „Das Ende ist in Sicht.“ Übrig ist nur noch die Ablagerung „Roter Hof“ östlich des Kinderspielplatzes. Sie wird möglicherweise mit dem Bau der Schnellfahrstrecke der Deutschen Bahn saniert.

Aus dem Treffen des Ortsbeirats gibt es noch weitere eher kleine, aber nicht uninteressante Nachrichten. Sie betreffen den Spielplatz im Alten Lorscher Weg, den Waldfriedhof und alle, die ihre Hunde im verlängerten Ulmenweg ausführen.

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