Auf immer mehr Dächern in unserem Stadtteil sehen wir Module von Photovoltaik-Anlagen. Der Neuschlößer Christoph Rumler – vielen bekannt als Bürgersolarberater – hat genau hingeschaut – und nachgerechnet. Seine Ergebnisse sind beachtlich.

Von Michael Bayer

Gründe dafür, Strom selbst herzustellen, gibt es viele. Zunächst ganz handfeste: Man spart mittelfristig viel Geld. Zum einen sinken sofort mit der Inbetriebnahme die Kosten für den „Saft“ erheblich. Und: Die Investitionen sind meist nach gut einem Jahrzehnt durch die Einsparungen im laufenden Betrieb wieder drin. Wer also etwas Geld auf der hohen Kante hat und das in eine eigene Solaranlage investiert, kommt auf eine hohe Rendite – und drückt auf Dauer die laufenden Kosten für den Haushaltsstrom.

Zum anderen steht eine Solaranlage im Zentrum aller Überlegungen, wenn wir mit unserem eigenen Verhalten helfen wollen, den Klimawandel zu bremsen. Dazu müssen wir unseren Verbrauch von fossilen Energien verringern – weil mit deren Verbrennung das Kohlendioxyd entsteht, das die Erde erwärmt.

Konkret sollten wir damit aufhören, Gas oder Öl zu verfeuern, um Zimmer und Wasser warm zu bekommen. Und kein Benzin oder Diesel verbrennen, um unsere Autos anzutreiben. Die Alternativen laufen in beiden Fällen mit Strom: Wir reden von Wärmepumpen und Elektroautos.

Kommen wir nochmal zum Geld. Als Ausgangsbasis können Interessierte die Jahresbeträge für Gas oder Öl, den Haushaltsstrom und für Benzin oder Diesel zusammenrechnen. Die Summe ergibt das Sparpotenzial. Dem stehen dann die Stromkosten für Wärmepumpe und Auto gegenüber. Wer eine leistungsfähige Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, dürfte mindestens ein halbes Jahr lang selbst mit zwei E-Autos noch Strom übrig haben, also über die Einspeisevergütung sogar einen Gewinn erzielen.

Wärmepumpe vervielfachen die eingesetzte Stromenergie, in dem sie der Luft Wärme entziehen.
Wärmepumpe vervielfachen die eingesetzte Stromenergie, in dem sie der Luft Wärme entziehen.

Der lässt sich dann in den kalten Wintermonaten einsetzen, wenn die Wärmepumpe mehr Strom zieht – aber auch dann noch unterstützt von der Solaranlage. Damit in der dunklen Jahreszeit möglichst viel Strom übrig bleibt, sollten so viele Dachflächen wie vorhanden mit Modulen belegt werden. Da die Preise für die Module stark sinken, fällt deren Anzahl bei einer Anlage immer weniger ins Gewicht.

Bei all dem ist natürlich klar: Am Anfang stehen die Investionen. Sie können insbesondere bei älteren Häusern, wo vielleicht ein neues Dach oder eine Dämmung nötig wird, beachtlich sein. Wer hier, insbesondere mit Blick auf Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpe, Hilfe sucht, kann sich gerne an die Bürgersolarberatung unter lampertheim@buergersolarberatung.de wenden.

Nun aber die Analyse zum wachsenden Bestand der Photovoltaik-Anlagen in Neuschloß von Christoph Rumler.


Die Dächer von Neuschloß – Photovoltaik-Anlagen mit nachhaltigem Kapitalertrag

Von Christoph Rumler

Geht man durch Neuschloß, fällt ein reger Photovoltaik-Ausbau ins Auge. Warum ist das so interessant? Dazu ein paar Zahlen und Hintergründe.

Wertet man die jüngste Luftaufnahme von Neuschloß in Google Earth vom April 2021 aus, kann man 35 Photovoltaik-Anlagen auf unseren Dächern zählen. Im Sommer 2024 sind es schon 90 Anlagen, wie ein Rundflug mit einer Drohne zeigt. Ein Plus von 55 Anlagen in nur drei Jahren.

In Neuschloß stehen 365 Gebäude (mit Hausnummern). Im Jahr 2021 hatten damit knapp zehn Prozent davon eine Photovoltaik-Anlage; Mitte 2024 sind es schon 25 Prozent. Das ist eine bemerkenswerte Steigerung. Nach Angaben der Landes-Energie-Agentur Hessen und des Solarkatasters Hessen nutzte Gesamt-Lampertheim im Jahr 2021 seine Photovoltaik-Dachflächen zu 14 Prozent. Da war Neuschloß noch unterdurchschnittlich. Mit 25 Prozent hat Neuschloß nun einen Spitzenplatz!

Betrachten wir nur die Zubau Menge von 55 Photovoltaik-Anlagen in den vergangenen drei Jahren. Die Bürgersolarberatung hat davon etwa 20 Anlagen beratend begleitet. Aus diesen Informationen können anlegbare Kennzahlen auch für die anderen Anlagen abgeleitet werden.

Mit diesen 55 Anlagen ist eine theoretische Gesamtleistung von rund 600 Kilowatt (Peak) entstanden. Durchschnittswerte angesetzt, fielen dafür Kosten von 1,2 Millionen Euro an. Die Paneele erzeugen jedes Jahr ungefähr 570.000 Kilowattstunden Strom. Im Durchschnitt wird eine Eigenversorgung (Autarkie) von 70 Prozent erreicht. Das bedeutet, die Haushalte müssen 70 Prozent ihres Stroms nicht mehr einkaufen. Etwa 370.000 verbleibende Kilowattstunden aus Photovoltaik speisen die Neuschlößer Dächer ins Netz ein.

Die Investitionskosten werden in zehn bis 15, durchschnittlich in zwölf Jahren von den Anlagen verdient und bezahlt. Danach entsteht in der Regel noch ein Gewinn von etwa 90 Prozent der Investitionskosten (nominal, nicht abgezinst) bis zum Ende der im Erneuerbaren-Energiegesetz geregelten Vergütungen nach 20 Jahren.

Dieser Gewinn beträgt für die 55 Haushalte mehr als eine Million Euro. Dieses Kapital wird künftig die Anschaffung von Wärmepumpen, Klimaanlagen oder Elektroautos mit unterstützen. Die Photovoltaik-Anlage ist eine Primärinvestition, die sich auf andere künftige Investitionen kostensenkend auswirkt. Damit stellen sich diese Haushalte und Neuschloß sehr gut auf.

Man kann eine Photovoltaik-Anlage auch als Versicherung gegen steigende Strompreise ansehen. Mit der Technik sind die Ausgaben für den selbst erzeugten Anteil auf 20 Jahre fix. Nur noch die kleinere, fremd bezogene Strommenge unterliegt womöglich einer Kostensteigerung.

Allein die 55 Solar-Familien verkleinern den CO2-Fußabdruck („Carbon Footprint“) von Neuschloß über 20 Jahre um 12.500 Tonnen. Das reduziert Klimaschäden. Es lässt die Kostenbelastung unserer Nachkommen schrumpfen – und schützt deren Lebensqualität.

Die Investitionen in Photovoltaik-Anlagen schaffen Arbeitsplätze, Steuern und Beiträge in die Sozialversicherung. Sie sind eine lokale Wertschöpfung, die bei Erdgas-, Kohle- und Ölimporten nicht entsteht.

Wenn Sie diese Informationen als hilfreich ansehen und selbst den Bau einer Photovoltaik-Anlage prüfen möchten, können Sie sich gerne an die Bürgersolarberatung wenden unter der Mailadresse  lampertheim@buergersolarberatung.de

Solardächer stärken unsere Einkommen, schützen Klima und Nachkommen. Es wäre schön, wenn noch weitere Photovoltaik-Anlagen dazu kommen.

Ihr Christoph Rumler, Bürgersolarberater in Neuschloß


Strombilanz eines kühlen, sonnigen Herbsttages

Was bringt eine Photovoltaik-Anlage? Hier Zahlen aus einer Anlage in Neuschloß mit einer theoretischen Höchstleistung von 17 kWp.

Von Michael Bayer

Folgende Darstellung zeigt die aktuelle Lage am Nachmittag.

Energiestatus in einem Neuschlößer Haus an einem sonnigen, aber kühlen Sonntag Nachmittag Mitte Oktober. Die Wärmepumpe hat Zimmer und Wasser warm gemacht, der Akku im Keller ist gefüllt für den Stromverbrauch in der Nacht, die überschüssige Sonnenenergie geht ins Auto. (Darstellung: MVV)
Energiestatus in einem Neuschlößer Haus an einem kühlen, sonnigen Nachmittag Mitte Oktober. (Darstellung: MVV)

Die Wärmepumpe hat Zimmer und Wasser bereits aufgewärmt. Der Akku im Keller ist gefüllt für den Stromverbrauch nach Sonnenuntergang, die überschüssige Sonnenenergie geht ins E-Auto.

Und so sieht die Gesamtbilanz des Tages aus:

Herbsttag-Bilanz einer Neuschlößer PV-Anlage mit 17 kWp.
Herbsttag-Bilanz einer Neuschlößer PV-Anlage mit 17 kWp.

Die Anlage hat etwa 45 kWh an Strom erzeugt. Davon wurden 26,5 kWh im Haus verbraucht (davon wiederum 13,5 kW von der Wärmepumpe-getriebenen Heizung). 12 kWh gingen in den Akku. Und das E-Auto bekam noch 22,7 kWh ab.

Die verbleibenden Stromkosten an diesem Tag für Heizung, Warmwasser und eine Fahrstrecke im Elektroauto von 130 Kilometern betragen 2,12 Euro.

Natürlich gibt es im Sommer noch deutlich bessere Tage und im Herbst und Winter schlechtere Tage.

Kurze Überschlagsrechnung zum E-Auto

Autofahren mit dem Strom vom Dach - von März bis September kaum ein Problem. Ein erhebliches Einsparpotenzial.
Autofahren mit dem Strom vom Dach – von März bis September kaum ein Problem. Ein erhebliches Einsparpotenzial.

Ein Verbrenner kommt auf an die 14 Euro pro hundert Kilometer (Beispiel: acht Liter pro hundert Kilometer zu 1,70 Euro).

Ein E-Auto braucht im Schnitt etwa 17 Kilowattstunden pro hundert Kilometer. Mit einem üblichen Hausstromtarif kosten die etwa sechs Euro. Wer ausschließlich an öffentlichen Stationen lädt, kalkuliert mit zehn Euro. Mit einer Photovoltaik-Anlage lässt sich über viele Monate einfach Sonnenstrom laden. Die Wertschöpfung des eigenen Stroms ist damit um ein Vielfaches höher im Vergleich zur Einspeisevergütung.

Die Arbeiten für die Neubaustrecke zwischen Mannheim und Frankfurt könnten Anfang der Dreißiger Jahre beginnen. Neuschloß dürfte davon kaum etwas merken.

So lässt sich der Informationsabend von Ortsbeirat und Bürgerinitiative Lampertheim (Bila) zusammenfassen, in dem Fachleute der Deutschen Bahn den Stand der Dinge erläutert haben. Er stieß auf großes Interesse; etwa 70 Frauen und Männer aus unserem Stadtteil kamen in den Bürgersaal.

Jörg Ritzert, Projektleiter der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, informiert in Neuschloß.
Jörg Ritzert, Projektleiter der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, informiert in Neuschloß.

Was werden wir in Neuschloß spüren von den Bauarbeiten und später vom Zugbetrieb? Das war die Frage, die an diesem Abend am meisten interessierte. Rede und Antwort standen von der Deutschen Bahn Jörg Ritzert, Gesamtleiter des Bauprojekts, und Lorenz Baumgartner, der Technische Leiter.

Der Abend verdeutlichte, wie gut es für Neuschloß ist, dass die Bahn auch nach dem Druck aus Lampertheim ihre Planung auf eine unterirdische Bauweise umgestellt hat. Denn das bedeutet, die beiden Tunnelbaumaschinen – für jede Röhre eine – verschwinden bei Lorsch unter der Erde. Sie kommen pro Tag etwa zehn Meter voran – bis sie nach 16 Kilometern in Mannheim angekommen sind. Förderbände bringen das übrige Material zurück zum Tunneleingang, von wo es abtransportiert wird. Von oben wird kaum etwas zu bemerken sein.

Geplante Bauweise mit einer Tunnelbohrmaschine. (Präsentation: Deutsche Bahn)
Geplante Bauweise mit einer Tunnelbohrmaschine. (Präsentation: Deutsche Bahn)

Nach der ursprünglichen Planung sollten Bagger tiefe Schneisen graben, damit die Gleise verlegt werden können. Über einer Betondecke wäre dann wieder Erde verfüllt worden. Diese Arbeiten hätten unseren Stadtteil natürlich dramatisch mehr beeinträchtigt. Zumal Lorenz Baumgartner anschaulich zeigte, wie aufwendig und damit langwierig das Verfahren ist, weil zunächst eine große Wanne zu betonieren ist, um das Grundwasser abpumpen zu können.

Zunächst vorgesehene offene Bauweise. (Präsentation: Deutsche Bahn)
Zunächst vorgesehene offene Bauweise. (Präsentation: Deutsche Bahn)

Projektleiter Jörg Ritzert kündigte an, die Bahn werde Messungen und Berechnungen zu möglichen Erschütterungen während der Bauarbeiten anstellen. Sollten sie Grenzwerte überschreiten, könne man reagieren – beispielsweise, in dem die Tunnelbaumaschinen langsamer bohren.

Die Änderung der Bauweise bringt eine neue Lage der Trasse. Die Züge sollen nicht wie lange vorgesehen am östlichen Rand des Stadtteils neben dem Alten Lorscher Weg rollen. Stattdessen dürfte es genau am anderen, westlichen Ende vorbeigehen – unter dem Wald, der an die Grundstücke grenzt.

Lage der Neubaustrecke bei Neuschloß. (Präsentation: Deutsche Bahn)
Lage der Neubaustrecke bei Neuschloß. (Präsentation: Deutsche Bahn)

Die Änderung der Route betrifft damit vor allem die Stichstraßen des Eichenwegs, den Ahornweg sowie den Akazien- und Ginsterweg. Nahe der Landesstraße sollen die unterirdischen Gleise voraussichtlich zwischen dem Waldfriedhof und der Abwasser-Pumpstation verlaufen. Hier kommen sie mit 80 Metern der Bebauung am nähesten.

Weitere für Neuschloß positive Auswirkung der geänderten Bauweise: Die Gleise liegen deutlich tiefer als zunächst diskutiert. Die Planer der Bahn sehen die Oberkante der beiden runden Tunnels, die auf einen Durchmesser von zehn Metern kommen sollen, bei 17 Meter unter der Erde. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir später im laufenden Betrieb die Züge spüren.

Mögliche Erschütterungen sind dennoch auch Thema für die Zeit des Zugbetriebs. Die Bahn führt dazu bereits Testmessungen durch. Auch hier gebe es Möglichkeiten zu reagieren, erklärten die Fachleute beim Infoabend – etwa in dem die Betonröhren dicker ausgelegt werden.

Technischer Leiter Lorenz Baumgartner (stehend) erläutert die Details der Planung.
Technischer Leiter Lorenz Baumgartner (stehend) erläutert die Details der Planung.

Das Publikum stellte zahlreiche Fragen – unter anderem zum Zeitplan. Ritzert geht davon aus, dass die Planungsphase mit parlamentarischer Beratung im Bundestag und Planfeststellung noch drei Jahre dauert. Die anschließende Ausschreibungsphase kalkuliert er mit zwei Jahren. Damit könnten die Arbeiten bei Neuschloß zum Beginn des neuen Jahrzehnts starten.

Karl-Hans Geil und Ulrich Guldner von der Bürgerinitiative Lampertheim (Bila) lobten das Konzept der Bahn. Sie kündigten an, insbesondere mit Blick auf mögliche Erschütterungen das weitere Vorgehen zu beobachten. Bahn-Projektleiter Jörg Ritzert dankte seinerseits für den jahrelangen intensiven Austausch mit der Region, der zu eine guten Ergebnis geführt habe.


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Update vom 4. März 2024

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim: Bahn will bergmännischen Tunnel

Es ist ein Jahrzehnte-Projekt: Eine Neubaustrecke der Bahn zwischen Frankfurt und Mannheim soll das größte Nadelöhr im deutschen Fernverkehr und europäischen Güterverkehr beseitigen. Lampertheim und der Stadtteil Neuschloß sind besonders betroffen.

Auch als sich in den vergangenen Monaten die Anzeichen dafür mehrten – so richtig daran glauben wollte kaum jemand. Doch jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Bahn will nicht nur ihre wichtige Neubaustrecke von Mannheim nach Frankfurt zwischen Mannheim-Blumenau und Einhausen in einen Tunnel legen. Sie will den auch noch entgegen erster Planungen in bergmännischer Weise errichten. Das hat das Unternehmen heute im Beteiligungsforum bekannt gegeben, das in Gernsheim tagte.

Damit setzt sich die Region im südhessischen Ried ein zweites Mal mit ihren Forderungen durch. Sie fürchtete zu krasse Auswirkungen auf Menschen und Umwelt, wenn Bagger auf einer Länge von 15 Kilometern etwa 18 Meter tiefe Schluchten reißen, um unten die Trasse zu betonieren und anschließend wieder die Erde aufzufüllen. Die Angst war groß, dem Wald zu schaden oder zahlreiche Straßen für lange Zeit sperren zu müssen.

Interessant ist die Begründung – es ist eine wirtschaftliche Argumentation. Die neue Strecke sei weniger kurvig (was für den schnellen Zugverkehr an sich schon hilfreich ist) – und damit auch weniger lang. „Aufgrund der kürzeren Strecke und der kostengünstigeren Bauweise ist die nun vorgestellte Trassierung die wirtschaftlichste Alternative. Ein Tunnel in offener Bauweise wäre aufgrund der hohen Wasserhaltungskosten teurer gewesen als die jetzt entschiedene bergmännische Variante.“

Landrat Christian Engelhardt sprach von einem ausgezeichneten Tag für die Region – „nicht nur in Hinblick, auf den für die betroffene Bevölkerung geforderten Lärmschutz, sondern auch mit Blick auf den Wald. Denn durch diesen Tunnel können Waldzerschneidungen und Rodungen im Lorscher und Lampertheimer Wald vermieden werden. Außerdem bleiben wichtige landwirtschaftliche Flächen erhalten.“

Stattdessen wird nun über die längsten Bereich eine Tunnelbohrmaschine die unterirdische Röhre voranbringen- konkret zwischen der Weschnitz und Mannheim. Ein kurzes Stück davor bis zur Brücke der Kreisstraße 65 über die Autobahn 67 bei Einhausen wird in offener Bauweise errichtet.

Für Lampertheim und insbesondere Neuschloß bedeutet die Entscheidung: Der Tunnel geht nicht wie bisher geplant östlich am Stadtteil vorbei, sondern auf geradem direktem Weg westlich. Die neue Route unterquert die Landesstraße 3110 zwischen Waldfriedhof und Regenrückhaltebecken Neuschloß.

Beschlossene Sache ist der Tunnel und dessen Bauweise damit nicht: Der Bundestag, insbesondere der Verkehrsausschuss, muss den Plänen zustimmen.

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Im Neuschlößer Jahrzehnte-Thema Kanalgeruch könnte es eine entscheidende Wende geben. Der Ortsbeirat in Hüttenfeld schlägt auf Grundlage eines Antrags der dortigen CDU vor, das Abwasser aus dem östlichen Stadtteil künftig über ein neues Rohr in die moderne Verbandskläranlage Weinheim zu pumpen.

Bisher wird das Hüttenfelder Abwasser über eine Druckleitung nach Neuschloß geschickt. Dabei entsteht eigentlich stinkender Schwefelwasserstoff. Um das zu verhindern, gibt die Stadt seit dem Jahr 2020 am Startpunkt der Leitung Eisen(II)-chlorid zu. Die Preise für die Chemikalie sind zuletzt stark gestiegen auf jährlich 250.000 Euro.

Zu den Vorteilen einer Umleitung des Abwassers nach Weinheim zählt der Ortsbeirat Hüttenfeld, dass die Stadt das Geld für das Eisen(II)-chlorid künftig sparen könnte. Auch die Kosten für die Wartung der alten und mittlerweile stark wartungsbedürftigen Druckleitung nach Neuschloss entfielen.

Die CDU hat sogar eine Firma ausgemacht, die nach einem Musterfall für die Anwendung von Spezialzementen in der Abwassertechnik suche. Das Unternehmen würde demnach die Baumaterialien für den Anschluss nach Weinheim kostenfrei und mit Garantie zur Verfügung stellen. Dies verringere die Baukosten deutlich.

Nach Rücksprache mit der Verbandskläranlage Weinheim stünden dort tatsächlich auch die notwendigen Kapazitäten bereit, um das Hüttenfelder Abwasser aufzunehmen, heißt es in dem beschlossenen Antrag.

Erster Stadtrat Marius Schmidt (SPD) lobte die Initiative als interessant. Die Verwaltung könne sich eine nähere Prüfung durchaus vorstellen. Denkbar sei eine Machbarkeitsstudie. Neuschloß drückt alle Daumen.


Was ist los in unserem Stadtteil? Steigt ein in den schnellen Austausch im WhatsApp-Kanal. Hier kommt ihr direkt in den Neuschloß-Talk.


Update vom 20. Juli 2023

Stadt bestellt Mittel gegen Kanalgeruch

Aus dem Neuschloß-Newsletter vom 19. Juli 2023:

Seit Monaten nervt der üble Kanalgeruch die Neuschlößerinnen und Neuschlößer. Jetzt endlich kann die Bürgerkammer verkünden: Die Stadtverwaltung hat mit dem Eisen-II-Chlorid das nötige Gegenmittel bestellt. Es soll in diesen Tagen geliefert werden. (mehr …)

Wer die Lampertheimer Zeitung oder den Südhessen Morgen abonniert hat, wird festgestellt haben: Beide sind, was den Lokalteil betrifft, im Umbruch. Die LZ bringt nur noch eine Seite aus Lampertheim – und an der Themenauswahl ist manchmal zu erkennen, dass die Redaktion nicht mehr vor Ort sitzt. Beim SHM gibt es statt früher drei Ausgaben mit mehreren Seiten aus Viernheim, Bürstadt/Biblis und Lampertheim nun eine südhessische Einheitsausgabe – ebenfalls eine deutliche Umfangsreduzierung.

So bedauerlich es ist: Mit Blick auf sinkende Auflagen und Anzeigenerlöse dürfte es wirtschaftlich kaum eine Alternative geben. Lampertheim muss sich glücklich schätzen, überhaupt noch Zeitungen mit Lokalteilen zu haben, die gelegentlich der Kommunalpolitik auf die Finger hauen.

Denn perspektivisch, so befürchten Fachleute, werden in einer zunehmenden Zahl von Städten und Gemeinden lokale Parlamente tagen – und es gibt gar keine Zeitung mehr, die über die Diskussionen und Entscheidungen berichtet. Unterstützen wir also weiter die LZ und den SHM – trotz deren Schrumpfkurs.

Der Neuschlößer Ortsbeirat bekommt die Entwicklung schon jetzt zu spüren. Es ist keineswegs mehr selbstverständlich, dass LZ, SHM und Tip ihre Journalistinnen oder Journalisten in die öffentlichen Treffen schicken. Klar: Wenn kaum mehr Platz für Gesamt-Lampertheim ist, fliegen kleine Stadtteile schnell raus.

Unter anderem deshalb gibt es Neuschloss.net: Damit wir uns gegenseitig informieren können – und es in unserer Hand bleibt, dem Stadtteil eine Stimme zu geben. Neben dieser kürzlich technisch komplett überarbeiteten Webseite sind wir auf Facebook mit einer Fanseite und einer Diskussionsgruppe aktiv, haben einen exklusiven Newsletter – und neuerdings auch einen Kanal auf WhatsApp. Hier kommt ihr direkt in den Neuschloß-Talk.

Wenn eure Nachbarn noch nicht dabei sind, zeigt ihnen doch, wie sie über die relevanten Dinge aus unserem Stadtteil top informiert bleiben!

Eigentlich schien alles klar. Im April berichtete Bürgermeister Gottfried Störmer in der Stadtverordnetenversammlung, die Deutsche Giganetz und die Bensheimer GGEW schlössen Neuschloß und Teile des Lampertheimer Wohngebiets „Rosenstock“ an ihr Glasfasernetz an. Jetzt sieht plötzlich wieder alles ganz anders aus.

Der Ortsbeirat hatte beide Unternehmen in seine öffentliche Sitzung eingeladen. Und dort verkündete der Regionaldirektor der Deutschen Giganetz aus Frankfurt, Dirk Ebert: Zwar sei die Nachfrage in Neuschloß größer als in allen anderen Teilen Lampertheims. Aber es fehlten trotzdem noch hundert Verträge in unserem Stadtteil, um das Projekt wirtschaftlich starten zu können.

Beide Anbieter hatten eine Quote von zusammen 40 Prozent der Haushalte angestrebt. Stadtweit wurde sie – trotz einer Verlängerung der Frist – mit elf bis zwölf Prozent sehr deutlich verfehlt, wie Ebert berichtete. In Neuschloß liege die Quote bei 25 Prozent.

Vieles deutet nun auf eine längere Hängepartie für Neuschloß hin. So wollen die Anbieter keinen konkreten Zeitpunkt mehr nennen, bis zu dem die fehlenden Verträge zustandekommen sollen. Zugleich räumte Ebert auf Nachfrage der Bürgerkammer im Ortsbeirat ein, die Deutsche Giganetz werde die Planungen erst dann weiter vorantreiben, wenn das ausgegebene Ziel erreicht ist.

Überzeugende Konzepte dafür, wie man in unserem Stadtteil an hundert weitere Verträge kommen könnte, waren von den Verantwortlichen der Deutschen Giganetz und der GGEW nicht zu hören. Man werde noch einmal jene Haushalte in Neuschloß anschreiben und um Hilfe bitten, die bereits unterschrieben haben. Zudem sei eine Presseerklärung in Arbeit. Der Vertrieb vor Ort hingegen sei eingestellt.

Auf die Kehrtwende angesprochen sagte Manager Ebert: Er habe Bürgermeister Gottfried Störmer gegenüber lediglich kommuniziert, die Deutsche Giganetz werde alles versuchen, damit Neuschloß Glasfaser bekomme.

Das Lampertheimer Wohngebiet Rosenstock wäre nur zu einem kleinen Teil in das Neuschloß-Projekt einbezogen. Hintergrund: In einem Gebäude der Lampertheimer Baugenossenschaft in der Sophie-Scholl-Straße steht die Anbindung ins überregionale Datennetz. Von dort aus muss das Glasfaser in unseren Stadtteil verlegt werden. Haushalte im Rosenstock, an denen das Kabel vorbei kommt, könnten dann mitversorgt werden. Aktuell ist noch offen, wo genau die Leitung verlegt werden würde.


Aktualisierung vom 23. April 2024

Störmer: Neuschloß bekommt Glasfaser

Seit dem Juni 2023 war es ein einziges Hin und Her. Jetzt zeichnet sich ab: Die Deutsche Giganetz könnte tatsächlich gemeinsam mit dem Bensheimer Energieversorger GGEW in unserem Stadtteil ein Glasfasernetz aufbauen. Das hat Bürgermeister Gottfried Störmer am Freitag während der Versammlung der Stadtverordneten berichtet.

Die Information stammt aus einem nicht öffentlichen Teil der Sitzung, wurde Neuschloss.net aber von mehreren Seiten zugetragen. Der Südhessen Morgen berichtet darüber ebenfalls kurz.

Auch Teile des Lampertheimer Wohngebiets Rosenstock könnten von dem Anbieter-Duo versorgt werden. Auf der anderen, westlichen Seite der Bahnlinie will die Deutsche Telekom gemeinsam mit mit ihren Partner GlasfaserPlus knapp 10.000 Haushalte anschließen. Damit ergibt sich ein fast überraschend schlüssiges Gesamtbild für Neuschloß und die Kernstadt.

Allerdings bleiben nach dem bisherigen Stand die Stadtteile Hüttenfeld, Rosengarten und Hofheim außen vor.

GGEW und Giganetz hatten in den vergangenen Monaten mit einer breit, in den Augen mancher zu breit angelegten Kampagne um Kundinnen und Kunden geworben. Bei 40 Prozent der Haushalte lag das selbst ausgerufene Ziel – das trotz mehrerer Verlängerungen der Registrierungssphase aber nirgends erreicht wurde.

Unser Stadtteil dürfte jetzt zum Zuge gekommen sein, weil hier – wie mehrfach berichtet – der Anteil der Interessierten verglichen mit der Kernstadt und den anderen Stadtteilen an höchsten liegt.

Neuschloß war der einzige Ort unserer Stadt, wo mit der Bürgerkammer eine unabhängige lokale Einrichtung in einer abendfüllenden Veranstaltung die Vor- und Nachteile der Glasfasertechnik vorstellte. Anwohnerinnen und Anwohner konnten in dem sehr gut besuchten Treffen auch detaillierte Fragen an Verantwortliche der GGEW und der Deutschen Giganetz stellen.

Neuschloss.net begleitete die Registrierungsphase mit einem teils kritischen, ausführlichen Wortlaut-Interview mit Andreas Ehret, dem Geschäftsführer der zuständigen GGEW.net, und Martina Wilde, Managerin der Deutsche Giganetz in Frankfurt am Main. „Möglicherweise überzeugten die transparenten Informationen in Neuschloß mehr als viele Plakate an Laternen“, sagte Ortsvorsteherin Carola Biehal mit Blick auf die Veranstaltung der Bürgerkammer und das Interview in unserem Newsletter.


Riedbahn, ICE-Neubaustrecke, Glasfaser – mit Neuschloss.net über die wirklich wichtigen Projekte auf dem Laufenden bleiben. Tragt euch ein für unseren kostenlosen Newsletter – und lest unsere regelmäßigen Updates per E-Mail: Jetzt direkt anmelden.


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