Bei der offiziellen Eröffnung der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ war es ein wichtiges Thema: Weil die Züge aus Mannheim oft zu spät in Lampertheim ankommen, klappt es nicht mit dem Anschluss auf die Busse der Linie 644, die in unseren Stadtteil fahren. Nun verspricht die Bahn Besserung.

Zum Winterfahrplan, der von Mitte Dezember an gilt, will sie den Fern- und Nahverkehr im Mannheimer Hauptbahnhof besser verschränken. Das soll verhindern, dass späte ICE auch die Regionalzüge aufhalten.

RE70 bekommt einen Puffer im Fahrplan

Konkret ist, wie die Frankfurter Rundschau im Detail berichtet, Folgendes geplant: Der Start des RE70 ist in Mannheim künftig mit Minute 35, vier Minuten früher als bisher, im Fahrplan notiert. Zugleich dauert die Fahrt von Hauptbahnhof bis zum Waldhof vier Minuten länger.

Warum das? Sind die beiden ICE, die vorher auf die Strecke nach Frankfurt gehen, pünktlich, steht der RE70 vier Minuten länger, als es der Fahrplan vermuten lässt, am Bahnsteig und rollt – wie bisher – zur Minute 39 los. Er ist aber nicht verspätet, weil er schlicht die vier Pufferminuten aufbraucht.

Ist ein eigentlich vorausfahrender ICE später als fünf Minuten, fährt der RE70 schon zur Minute 35 ab, huscht dann unterwegs zur Seite und lässt den folgenden ICE vorbei. Hier gibt es ebenfalls keine Verspätung, weil auch hier die zusätzlichen vier Minuten Wegezeit als Puffer bereitstehen.

S9 startet künftig zur Minute 56 in Mannheim

Die S9 mit ihren auffälligen Zügen.
Die S9 mit ihren auffälligen Zügen.

Zum Besseren ändert sich mit dem Winterfahrplan auch die Abfahrtszeit der S9 in Mannheim nach Lampertheim. Die Züge starten künftig zur Minute 56 – und damit immerhin mit etwas größerem zeitlichen Abstand zum RE70 als bisher mit Minute 49.

Manche werden sich erinnern: Vor der Umstellung auf die S-Bahn im Dezember 2020 war die bis dahin verkehrende Regionalbahn 2 bereits zur Minute 55 abgefahren. Die neue alte Zeitlage der S9 ermöglicht einen besseren Anschluss an den Fernverkehr. Denn so klappt der Übergang von den ICE, die aus Frankfurt kommend in Richtung Schweiz unterwegs sind. Sie kommen, falls pünktlich, zur Minute 44 an.

Eine unangenehme Ausnahme gibt es: Ausgerechnet zur Feierabendzeit startet die S9 um 17.55 Uhr – und wird im Waldhof überholt. Deshalb dauert diese Fahrt nach Lampertheim 21 Minuten. Zu den anderen Zeiten schafft die S-Bahn die Verbindung in der Regel in einer knappen Viertel Stunde.

Die Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ ist grundlegend umgebaut. Alle Busse in beiden Richtungen halten nun an barrierefreien Stationen im Seitenweg der Landesstraße.

Unser Stadtteil hat mehrere Jahre darauf gewartet. Jetzt ist nach rund viermonatiger Bauzeit die neue Bushaltestelle im Ortskern ihrer Bestimmung übergeben. Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb, Bürgermeister Gottfried Störmer, Erster Stadtrat Marius Schmidt und der Stellvertretende Ortsvorsteher und Neuschloss.net-Macher Michael Bayer durchschnitten während eines kleinen Festakts offiziell ein Absperrband.

Rund 237.500 Euro haben die Arbeiten gekostet. Mit etwa 186.500 Euro davon konnte die Stadt den größten Teil über Zuschüsse finanzieren.

Ziel des Umbaus war, die Haltestelle für die Linien 644 und 602 so anzuheben, dass der Einstieg ebenerdig möglich ist – wichtig für Eltern mit Kinderwägen oder Menschen mit eingeschränkter Bewegung. Ferner biegen die Busse nun sowohl in Richtung Lampertheim als auch in Richtung Hüttenfeld in den Seitenweg ab, der von der Stadt neuerdings als „Kleine Forsthausstraße“ bezeichnet wird.

Damit könnten die Fahrgäste in der Nähe der Grünanlage auf den Bus warten, und die Schulkinder aus dem alten Ortskern müssen auf dem Nach-Hause-Weg nicht wie bisher die viel befahrene Landesstraße überqueren. Ein Projekt, das Neuschloß an zentraler Stelle schöner und sicherer macht.

Damit das funktioniert, wurde der Seitenweg in den vergangenen Wochen so weit verbreitert, dass Busse gut aneinander vorbeikommen. Erhöhte Randsteine ermöglichen den barrierefreien Zugang in den Bus, und rund um die Station wurde an einigen Stellen der Gehweg abgesenkt und für Blinde der Weg mit Rillen in den Steinen gekennzeichnet. Es gibt zwei neue Wartehäuschen. Die für den Busverkehr nicht mehr nötige Bucht auf der Südseite der L3110 bleibt auf Wunsch der Eigentümerin Hessen Mobil bestehen.

Techniker reparierten eilige die neue Ampel.
Techniker reparierten eilige die neue Ampel.

Fast ein eigenes Projekt ist die Erweiterung der bestehenden Fußgängerampel. Will ein Bus Richtung Lampertheim starten, erkennen Kontaktschleifen die Fahrzeuge. Zudem kann das Buspersonal die Ampel direkt ansteuern – und so für sich den Weg auf Grün schalten.

Ausgerechnet während der Übergabe zeigte die Ampelsteuerung Aussetzer und ging in regelmäßigen Abständen ohne Anlass auf Rot für den Durchgangsverkehr. Der Hersteller rückte eilig an und konnte den Fehler beheben.

Der Stellvertretende Ortsvorsteher Michael Bayer (rechts) wirbt für einen attraktiven Busverkehr.
Der Stellvertretende Ortsvorsteher Michael Bayer (rechts) wirbt für einen attraktiven Busverkehr.

In einer kurzen Ansprache lobte Michael Bayer die neue Anlage und sagte: „Der Ortsbeirat wünscht sich, dass möglichst viele Menschen diese schöne Haltestelle nutzen.“ Dazu brauche es einen attraktiven Fahrplan. Ein erster Schritt hierzu sei die Umstellung der Linie 644 im Dezember 2015 auf den Stundentakt gewesen.

Zuletzt sei eine weitere Sache diskutiert worden. Dem Ortsbeirat gefalle nach wie vor der Vorschlag, zwischen Lampertheim über Neuschloß nach Heppenheim eine weitere Überlandlinie im Stundentakt einzuführen – was dem Abschnitt zwischen Neuschloß und der Kernstadt einen Halbstundentakt bringen könnte. Das wäre eine deutliche Verbesserung.

„Wir hoffen, dass diese attraktive Idee nicht am Streit über Zuständigkeiten scheitert“, sagte Bayer mit Blick auf Auseinandersetzungen zwischen der städtischen Gesellschaft Verkehr Touristik Lampertheim (VTL) und dem Kreis.

Der Stellvertretende Ortsvorsteher warb zudem dafür, die Busse nach Neuschloß besser mit dem Bahnfahrplan zu verknüpfen: „Morgens würde der Bus ganz gut funktionieren – auch wenn es schade ist, dass ausgerechnet zur Hauptzeit um 8 Uhr der Bus vom Takt abweicht und den Regionalexpress nach Mannheim nicht erreicht. Das Hauptproblem ist die Rückfahrt. Die funktioniert nur, wenn der Zug den Mannheimer Bahnhof pünktlich verlässt. Macht er aber selten. Und dann sehen die Neuschlößerinnen und Neuschlößer vom Bus nur noch die Rücklichter.“ Manche aus dem Stadtteil setzten deshalb auf ein Zweitauto für den Weg zum Bahnhof.

Bayer kündigte an. der Ortsbeirat werde sich in den kommenden Monaten diese Verkehrsfragen genau anschauen und nach Lösungen suchen. „Damit diese Bushaltestelle am Ende den Erfolg bekommt, den sie von ihrem Äußeren her auf jeden Fall verdient.“

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