Aus dem Neuschloß-Newsletter vom 19. Juli 2023:

Seit Monaten nervt der üble Kanalgeruch die Neuschlößerinnen und Neuschlößer. Jetzt endlich kann die Bürgerkammer verkünden: Die Stadtverwaltung hat mit dem Eisen-II-Chlorid das nötige Gegenmittel bestellt. Es soll in diesen Tagen geliefert werden.

Im Februar war die Chemikalie ausgegangen, was sich sofort bemerkbar machte. Das Eisen-II-Chlorid ist nötig, weil die Stadt Abwässer aus Hüttenfeld in einer Druckleitung nach Neuschloß presst. In dem vollständig gefüllten Rohr entsteht Sulfid. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff – und der stinkt. Wird am Startpunkt der Druckleitung in Hüttenfeld Eisen(II)-Chlorid zugegeben, bleibt der Effekt aus.

Die Verwaltung hatte den Kauf der Chemikalie aus Kostengründen gestoppt. Die Bürgerkammer drängte in mehreren öffentlichen Sitzungen des Ortsbeirats auf Abhilfe, für die Bürgermeister Gottfried Störmer aber einen Kassensturz Ende Mai abwarten wollte. Die jetzt bestellte Menge reicht für drei Monate.

Neuschloss.net meint: Es ist kaum zu fassen. Da braucht die Verwaltung Jahrzehnte, um eine Abhilfe für das massive Kanalproblem zu finden. Und dann stoppt sie den Kauf des Gegenmittels – um Haushaltslöcher zu stopfen. Die fünf stinkenden Monate waren eine Zumutung für Neuschloß – und zeugen nicht von Verständnis für die Belange der Menschen unseres Stadtteils. Hoffentlich geht das Theater nach drei Monaten nicht von vorne los!


Update vom 2. Juni 2023

Kanalgeruch: Neuschloß verzweifelt zunehmend

Beim Kanalgeruchmelder von Neuschloss.net werden die Hinweise aus der Bevölkerung zunehmend verzweifelt. „Es ist schlichtweg ekelhaft und eine absolute Zumutung. Der Gestank wird immer penetranter! Wie soll das noch weitergehen?“, heißt es beispielsweise aus dem Lindenweg.

Eine andere Neuschlößerin aus dem Ahornweg schreibt: „Leider riecht es seit Tagen (Wochen) wieder sehr unangenehm. Nicht nur vor unserem Grundstück. Auf dem Fußweg Richtung Ahornplatz ist der Geruch konstant. Auch auf dem Ahornplatz im Außenbereich des Cafés ist es sehr unangenehm, was bestimmt nicht förderlich für den Betreiber ist.“

Im Ortsbeirat zeigte sich der Grund der Misere: Der Stadt ist das Mittel gegen den Geruch – Eisen(II)-chlorid – ausgegangen. „Seit Februar ist nichts mehr da“, musste Bürgermeister Gottfried Störmer in der jüngsten Sitzung auf Nachfrage der Bürgerkammer einräumen.

In der Frage, ob und wann die städtischen Betriebsdienste Nachschub kaufen, blieb Störmer vage. Die Kosten für das Mittel seinen von 50.000 auf 175.000 Euro pro Jahr gestiegen. Wie schon im März verwies er darauf, es sei erst ein Kassensturz nötig, um zu sehen, ob dafür Geld vorhanden ist. Stichtag dafür war der 31. Mai – wir dürfen also gespannt sein auf das Ergebnis.

Als Antwort auf entsprechende frühere Nachfragen des Ortsbeirat informierte der Bürgermeister übrigens, dass die Stadt die Kosten am Ende eins Fünf-Jahres-Zyklus auf die Kanalgebühren umlege. Bis dahin müsse das Geld aber aus dem kommunalen Haushalt vorgelegt werden.


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Die Bürgerkammer fordert eine neue Strategie, um gegen den Kanalgeruch vorzugehen. Die Abwässer, die über eine Druckleitung aus Hüttenfeld kommen, dürften nicht mehr in die Neuschlößer Kanäle eingeleitet werden. Stattdessen soll die Verwaltung prüfen, wie vielversprechend eine direkte Leitung vom bisherigen Übergabepunkt am Forsthaus an der Landesstraße (Bild oben) bis zur Pumpstation am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz ist. Zugleich sollen Voraussetzungen und Aufwand für die etwa 700 Meter weite Verlängerung der Druckleitung aus Hüttenfeld geklärt werden.

„Wir müssen das Übel am Grund anpacken“, begründete Michael Bayer den Vorstoß. Das Bürgerkammer-Mitglied ist auch Macher von Neuschloss.net. Über ein Formular laufen dort die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger ein. „Es sind so viele Meldungen wie noch nie, und der Ton wird zunehmend rauer. Die Neuschlößer verlieren die Geduld“, berichtete Bayer.

Erster Stadtrat Jens Klinger zeigte Verständnis für die Forderung. „Eine endgültige Lösung gibt es nur, wenn man grundsätzlich an den Kanal herangeht“, sagte er. Die Verwaltung überlege, mit Entlüftungen im Wald zwischen Hüttenfeld und Neuschloß kurzfristig etwas Abhilfe zu schaffen.

Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz
Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz

Der Kanalgeruch ärgert die Neuschlößer schon seit vielen Jahren, wie unsere Themenseite zeigt. Nach bisheriger Kenntnis entsteht der Gestank, weil sich an Unebenheiten feste Bestandteile des Abwassers festsetzen und dann riechen.

Im Herbst 2017 hatte die Stadt zwei Schwallklappen in den Neuschlößer Kanal einbauen lassen. Sie stauen das Abwasser auf und schicken es anschließend auf einen Schlag auf die Reise – die Spülung soll das festgesetzte Material mitnehmen. Im trockenen Sommer scheiterte dieses Verfahren aber offenbar daran, dass im Kanal nicht genug Wasser zum Aufstauen vorhanden war. Zudem sei die Anlage zeitweise wegen Hitzeschäden ausgefallen, berichtete Klingler.

Eigentlich hatte Neuschloß gehofft, das stinkende Problem sei gelöst. Doch die Hinweise der Anwohner über die Meldefunktion von Neuschloss.net sprechen eine andere Sprache. Alleine im Juli sind bisher mehr als ein Dutzend Beschwerden eingegangen über unangenehmen oder kaum erträglichen Kanalgeruch – so viele wie nie in so kurzer Zeit.

Die Beschwerden der Neuschlößer

Einige Zitate aus dem Meldungen.

„Der Kanal riecht sehr stark und unangenehm am Samstag, 7. Juli, im Akazienweg.“

„Seit unserer Rückkehr vom Urlaub am Sonntag, 15. Juli, bis heute, 19. Juli, unangenehmer bis kaum erträglicher Kanalgeruch im Ulmenweg.“

„Beim Frühstück auf der Terrasse ist der Kanalgeruch wahrnehmbar und unangenehm beim Frühstücken. Ecke Buchenweg – Lindenweg.“

„Seit Tagen sehr unangenehm, so dass man auch von Besuchern auf den Gestank angesprochen wird. Auch als es noch nicht so warm war. Im Ulmenweg.“

Die Formulierungen zeigen, wie sehr sich die Neuschlößer davon belästigt fühlen. Und sie machen klar: Das Geruchsproblem entsteht nicht nur in einer bestimmten Ecke des Stadtteil. Mit dem Linden-, Buchen-, Ulmen- und Akazienweg ist vielmehr der komplette Verlauf des Kanalhauptstrangs durch den Stadtteil betroffen.

Bis zum Sommer konnten die Neuschlößer hoffen, dass die im vergangenen Herbst zwei eingebauten automatischen Kanalspülanlagen den Geruch vertreiben. Seit sie in Betrieb sind, stank es deutlich weniger – bis Anfang Juli. Erster Stadtrat Jens Klingler hatte jüngst in einer öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer berichtet, die Verwaltung könne Parameter der Anlage wie die Häufigkeit der Spülungen verändern und setze deshalb auf Rückmeldungen der Bürger. Denkbar sei auch, eine dritte Spülanlage einzubauen, hatte Klinger gesagt.

Die Stellungnahme der Stadtverwaltung

Neuschloss.net hat die Stadtverwaltung jetzt gefragt, wie sie kurz- und mittelfristig auf die neue Entwicklung reagieren will. Die Pressestelle übermittelte uns daraufhin eine schriftliche Erklärung, in der es einleitend heißt, man nehme die Beschwerden über den Kanalgeruch in Neuschloß sehr ernst.

Wichtig für Neuschlößer ist die Information, dass wir es indirekt selbst in der Hand haben, wie oft der Kanal gespült wird, um Ablagerungen zu beseitigen. In der Stellungnahme heißt es nämlich, „bei eingehenden Geruchsmeldungen“ werde „gegebenenfalls der Kanal gespült.“ Solche Hinweise an die Verwaltung sind wie seit Jahren möglich über das Formular auf Neuschloss.net und über den allgemeinen Mängelmelder der Stadt.

Weiterer Ansatzpunkt der Verwaltung ist das Abwasser aus Hüttenfeld. Es kommt über eine Druckleitung nach Neuschloß – und wird in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben. Dann dreht das Abwasser eine große Runde durch unseren Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Im Abwasserpumpwerk in Hüttenfeld geben die Arbeiter jetzt mehr Sauerstoff zu, was den Geruch vermindern soll. Zudem wird der aus Richtung Hüttenfeld kommende Kanal derzeit wöchentlich durchgespült – „um den gewünschten Effekt der Schwallwasserspülklappen zu erzielen“, wie es erläuternd heißt.

Ferner seien am 18. Juli die Filter in den Kanälen komplett erneuert worden. Mittelfristig sei geplant, die einzelnen Hausanschlüsse zu prüfen und Geruchsmessungen durchzuführen.

Welchen Effekt all diese Dinge haben, wird sich zeigen müssen. Wichtig sind deshalb weiter die Rückmeldungen der Neuschlößer. Die Stadtverwaltung scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Sie schreibt abschließend, sie hoffe „mit diesen Maßnahmen, das Problem in den Griff zu bekommen.“ Allerdings trage „die derzeitige Wetterlage mit andauernder Hitze und kaum Regen nicht zwangsläufig zu einer Entspannung der Geruchsbelästigungen bei.“

So sieht die neue Technik aus, die den Neuschlößern den Kanalgestank ersparen soll: Kernstück ist eine Klappe, die hydraulisch gesenkt und gehoben wird. Ist sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappe nach oben gezogen wird, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt, so der Plan, alle eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke mit. In der vergangenen Woche liefen entsprechende Versuche; dabei sind die Bilder von Neuschloss.net entstanden.

Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg.

Die Steuerungstechnik und Hydraulik-Pumpe.
Die Steuerungstechnik und Hydraulik-Pumpe.

Zu erkennen ist die Einrichtung an den grauen Kästen, die die Steuerungselektronik und die Hydraulik-Pumpe enthalten. Per Mobilfunk ist die Technik direkt mit dem Klärwerk verbunden.

Die Technik ist via Mobilfunk mit dem Klärwerk verbunden.
Die Technik ist via Mobilfunk mit dem Klärwerk verbunden.

Nach den Testläufen soll nun der Regelbetrieb starten mit einer Spülung pro Tag. Im Lindenweg um 7 Uhr morgens, an der Ecke Buchen-/Ulmenweg um 11 Uhr.

Die Stadtverwaltung ist weiter auf Rückmeldungen der Bevölkerung angewiesen. Wenn es übel riecht, bitte die Meldefunktion von Neuschloss.net verwenden.

Der Kanalgeruch ist in Neuschloß besonders ausgeprägt, weil Abwässer aus Hüttenfeld über eine Druckleitung nach Neuschloß kommen – und in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben werden. Das Zeug dreht große Runden durch den Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Zudem sind einige Kanäle in Neuschloß für normale Verhältnisse überdimensioniert, was die Fließgeschwindigkeit des Abwassers verringert – und Ablagerungen entstehen lässt. Der Stadtteil kämpfte viele Jahre für eine Lösung.

Die vergangenen Tage haben es noch einmal eindrucksvoll gezeigt: Es wird Zeit, dass der Kanalgestank in Neuschloß endlich ein Ende findet. Tatsächlich dürfte es bald soweit sein. Über den genauen Stand der Dinge wird Erster Stadtrat Jens Klingler (SPD) am Donnerstag in der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer informieren. Sie beginnt um 19 Uhr im Bürgersaal am Ahornplatz.

Den Sommer über waren Bauarbeiter im Lindenweg und an der Ecke Ulmen-/Buchenweg zugange. Sie haben vorsichtig den Kanal aufgegraben – die Erde unter manchen Straßen ist noch verschmutzt mit Altlasten. Und oben am Gehweg graue Kästen aufgestellt. Sie sollen künftig die Technik enthalten, die Spülklappen unter der Erde steuern.

Der unangehme Geruch entsteht, weil sich Fäkalien im Kanal festsetzen. Vierteljährliches Durchspülen wie bisher hilft hier wenig weiter. Nun soll an zwei Stellen das Abwasser aufgestaut – und dann auf einen Schlag auf die Reise geschickt werden. Die Idee: Der kräftige Strom verhindert, dass sich stinkende Substanzen ablagern.

Steuerungskasten an der Ecke Ulmen-/Buchenweg.
Steuerungskasten an der Ecke Ulmen-/Buchenweg.

In dem Treffen stehen weitere Themen auf der Tagesordnung. Zu erwarten ist ein Ausblick auf die große Jubiliäumsfeier im kommenden Jahr – 2018 jährt sich die erste urkundliche Erwähung von Neuschloß zum 550. Mal.

Angekündigt haben sich zudem einige Neuschlößer Mütter und Väter. Sie wollen auf Probleme mit den Schulbussen hinweisen. Auch alle andere Bewohnerinnen und Bewohner unseres Stadtteils sind willkommen.