Unter der Rubrik „Was wir besonders gut können“ schreibt Michel Bau über sich selbst: „Seit mehr als 25 Jahren haben wir unser Kompetenzfeld Bauen für den Umweltschutz kontinuierlich gestärkt. Heute sind wir in diesem Bereich bundesweit eines der erfolgreichsten und renommiertesten Unternehmen.“ Die Webseite stellt auch einige entsprechende Bauprojekte vor. Den Neuschlößer Sodabuckel suchen Leser dort aber vergebens. Und das hat seinen Grund: Michel Bau ist raus. Die Stadt Lampertheim hat den Vertrag gekündigt, nachdem die Arbeiten zur Sanierung des altlasten-belasteten Waldstücks monatelang nicht richtig vorankamen. Mehr dazu auf altlast-neuschloss.de.

Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten von der Altlastensanierung auf dem Sodabuckel. Fangen wir mit dem Unerfreulichen an. Der Sturm vom Sonntag und die Verwüstungen im Wald machen natürlich auch den Sanierern zu schaffen. Die gute: Inzwischen hat sich das händeringend gesuchte Bodenmaterial gefunden, so dass die Baufirma nun an den flachen Stellen weitermachen kann.

Weil die Erde, für deren Beschaffenheit ziemlich genaue Anforderungen gelten, bis zuletzt nicht aufzutreiben war, mussten die Arbeiten einige Wochen ruhen. Zum Jahresbeginn wurden dort bereits die Bäume gefällt.

Seit Montag geht es nun weiter, wie die Stadt in einer Anwohnerinformation mitteilt. „In den nächsten Tagen werden zunächst die Sturmschäden beseitigt und vorbereitende Arbeiten für den Einbau der Wasserhaushaltsschicht vorgenommen“, werden die nächsten Schritte erläutert. Diese unterirdische Sperre soll wie im Wohngebiet verhindern, dass Regenwasser jene Schadstoffe ins Grundwasser spült, die unter der sanierten Ebene weiter liegen.

In den flachen Randbereichen, die aktuell an der Reihe sind, ist eine Folie das zentrale Element dieser Schicht. Auf sie tragen die Arbeiter später Erde auf und pflanzen flachwurzelnde Sträucher an.

Die höher liegenden Stellen des Sodbuckels sind im kommenden Jahr dran. Auch dort werden dann die Bäume gefällt und eine Sperre eingezogen, die allerdings abweichend aus wasserableitenden Bodenmaterialien besteht. Die Erde, die dort darüber aufgefüllt wird, erlaubt, flachwurzelnde Bäume zu pflanzen. Dafür hatten sich Projekt- und Ortsbeirat eingesetzt.

Das hat am Ende noch einmal prima geklappt: Die flachen Teile des Sodabuckels sind wie geplant bis zum 28. Februar gerodet, die Baumstämme und Äste weggebracht. Das ist eine beachtliche Leistung. Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als sei das kaum noch zu schaffen, weil in den ersten zwei der vier vorgesehenen Wochen die Sägen noch nicht arbeiteten. Im schlimmesten Fall hätte, weil nach dem Februar aus naturschutzrechtlichen Gründen die Bäume nicht mehr fallen dürften, die Sanierung verschoben werden müssen. Alles gut also zum Schluss – und jetzt kann’s richtig losgehen mit der Sanierung des Sodabuckels, für die die Stadt Lampertheim verantwortlich ist.


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Die Absperrungen an den Wegen rund um den Sodabuckel stehen seit Ende Januar. Und auf der Bereitstellungsfläche gegenüber des Spielplatzes im verlängerten Alten Lorscher Weg hat das Unternehmen Michel Bau erste Container und Geräte aufgestellt. Aber das war’s dann auch. Eigentlich was das ganz anders geplant. Startet die Sanierung des Sodabuckels gleich am Anfang mit einem Fehlschlag? Es sieht danach aus.

Denn eigentlich, so wurde es den Neuschlößern in der Bürgerinformation vorgestellt, sollten gleich in er ersten Februar-Woche Arbeiter damit beginnen, Bäume zu fällen. Doch wer das vergangene sonnige Wocheende nutze, um sich über den Fortgang der Arbeiten vor Ort zu informieren, stellte überrascht fest: Die einzigen Baumstämme, die auf der Erde liegen, sind jene am Fuß des Zaunes um den Sodabuckel. Und die liegen dort schon seit Jahren, um Tiere davon abzuhalten, auf dem Buckel das giftige Erdreich aufzuwühlen. Von Baumfällarbeiten keine Spur – weder an der nordwestlichen Ecke im verlängerten Ulmenweg, wo es losgehen sollte, noch anderswo.

Das könnte dramatische Folgen für den weiteren Zeitplan haben: Denn bisher wurde berichtet, dass aus Gründen des Tierschutzes nur im Februar gefällt werden darf – und schon die vier vorgesehenen Wochen einen ambitionierten Zeitplan darstellen. Nun ist mehr als die Hälfte der eingeplanten Zeit um – und nichts passiert. Die verlorene Zeit erscheint unter normalen Umständen nicht einholbar. Und klar ist jedenfalls: Mit Bäumen auf dem Buckel ist eine Sanierung unmöglich.

Bei der beginnenden Sanierung des Sodabuckels setzt die Stadt auf Transparenz und direkte Wege für die Anwohner. Das wurde mit der Präsentation der Sanierungspläne deutlich, zu der Bürgermeister Gottfried Störmer in den Bürgersaal am Ahornplatz geladen hatte. Gut 30 Anwohner waren dabei.

Stephan Frech von der Stabsstelle Recht und Bodenschutz der Stadtverwaltung kündigte eine ungewöhnliche Neuerung für die sanierungs-erfahrenen Neuschlößer an: Die Bewohner können direkt zu den wöchentlichen Besprechungen der Bauleute dazustoßen. Treffpunkt ist dienstags um 16.30 Uhr; der Ort wird noch bekannt gegeben.

Den Anwohner bekommen zudem eine Liste mit Telefonnummern an die Hand. Darauf stehen unter anderem die zuständigen leitenden Ansprechpartner der ausführenden Baufirma und des Ingenieurbüros, das die Sanierung geplant hat und die Arbeiten überwacht.

Für dringende Angelegenheiten wird schließlich ein Notfall-Telefon geschaltet, das fortwährend erreichbar ist. Die Rufnummer ist 0160/95983343.

Ulrich Langer vom Ingenieurbüro IPC aus Karlsruhe erklärte das Prinzip der Sanierung. Der Sodabuckel wird so umgebaut, dass eine unterirdische Trennschicht entsteht, die Niederschlagswasser ableitet. Das soll verhindern, dass Regenwasser Schadstoffe ins Grundwasser schwemmt – das gleiche Prinzip wie bei der Sanierung der bewohnten Grundstücke im Stadtteil.

An den flachen Rändern wird eine Folie vergraben; auf dem Buckel selbst entsteht eine dichtende mineralische Schicht, auf die 2,50 Meter hoch Erde aufgetragen wird. Das verhindert Staubverwehungen der Schadstoffe. Damit wächst der Sodabuckel von 8 auf 10,50 Meter. Der bestehende Bewuchs wird entfernt, die Bäume gefällt. Am Ende pflanzen Gärtner am Rand Sträucher und in der Mitte Bäume, die flach über der Sperrschicht wurzeln.

Die Arbeiter richten jetzt die Baustelle ein, wie Roland Seeger von Michel Bau berichtete. Es handelt sich um ein mittelständiges Unternehmen aus dem fränkischen Klingenberg mit Erfahrung im Deponiebau. Es wirkte nach eigenen Angaben unter anderem mit an der Abdichtung von Deponien in Speyer, Bruchsal, Wicker und Büttelborn. In Lampertheim halfen Michel-Bauleute, den Rheindamm zu verlegen.

In der ersten Februar-Woche rücken Arbeiter an der nordwestlichen Ecke mit Motorsägen an, um die Bäume zu fällen. Die Rodung dürfte jener Teil der Sanierung sein, die wegen des damit verbundenen Maschinenlärms den Anwohnern Geduld abverlangt. Ende Februar ist damit aber auf jeden Fall erst einmal Feierabend – aus naturschutzrechtlichen Gründen.

Einstellen müssen sich Spaziergänger, Jogger und Freunde der Grillhütte auf länger abgesperrte Waldwege – wir haben sie hier auf einer Karte eingezeichnet. Die Verlängerung des Ulmenwegs ist während der gesamten Arbeiten geschlossen, der verlängerte Alte Lorscher Weg am Spielplatz nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar. Auch der befestigte Weg hinter dem Sodabuckel vorbei ist zu – die Grillhütte ist also nur über Lampertheim zu erreichen.

Schwerverkehr müssen die Neuschlößer nicht im Stadtteil fürchten – er wird durch den Wald am Roten Hof vorbei zur Landesstraße geleitet. An den Baufahrzeugen werden, um die Ohren und Nerven der Anwohner zu schonen, die Rückwärtspiepser ausgeschaltet.

Wichtig ist, dass während der Arbeiten die Anwohner kein gefährlicher Staub vom Sodabuckel erreicht. Deshalb wird der Boden stets feucht gehalten – unter anderem mit einer Nebelkanone. Dazu kommen Planen und Einfriedungen. Etwa 500 Quadratmeter sollen täglich bearbeitet – und abends abgedeckt werden.

Die Neuschlößer stellten am Schluss auch einige Fragen. Was sind die üblichen Arbeitszeiten? (Antwort: 7 bis 17 Uhr.) Lassen vergrabene Wurzelstöcke Faulgase entstehen? (Nein, die Zersetzung dauert Jahrzehnte oder Jahrhunderte.) Was ist ein Schwarzbereich? (Dort, wo direkt im belasteten Gebiet gearbeitet wird.) Bremst Frost die Arbeiten? (Je nach dem.)

Kritik grundsätzlicher oder detaillierter Art gab es nicht. Kein Wunder: Im Vergleich mit der Sanierung der mehr als hundert Grundstücke im Stadtteil ist die Betroffenheit der Anwohner eher gering. Falls es doch Unmut gibt: Altlastenverein und Projektbeirat Altlasten Neuschloß bieten vermittelnde Hilfe an.

Alle Kontakte auf einen Blick

  • Stadt Lampertheim, Stephan Frech: 06206/935-303
  • Baufirma Michel Bau, Heiko Friedel: 09372/9976-28, Roland Seeger 9976-23
  • Bauüberwachung Ingenieurbüro ICP, Ulrich Langer: 0721/94477-21
  • Altlastenverein und Projektbeirat, Carola Biehal: 06206/2241
  • Notfallnummer: 0160/95983343

So berichten andere: Lampertheimer Zeitung, Südhessen Morgen.