Es ist ein Jahrzehnte-Projekt: Eine Neubaustrecke der Bahn zwischen Frankfurt und Mannheim soll das größte Nadelöhr im deutschen Fernverkehr und europäischen Güterverkehr beseitigen. Lampertheim und der Stadtteil Neuschloß sind besonders betroffen.

Auch als sich in den vergangenen Monaten die Anzeichen dafür mehrten – so richtig daran glauben wollte kaum jemand. Doch jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Bahn will nicht nur ihre wichtige Neubaustrecke von Mannheim nach Frankfurt zwischen Mannheim-Blumenau und Einhausen in einen Tunnel legen. Sie will den auch noch entgegen erster Planungen in bergmännischer Weise errichten. Das hat das Unternehmen heute im Beteiligungsforum bekannt gegeben, das in Gernsheim tagte.

Damit setzt sich die Region im südhessischen Ried ein zweites Mal mit ihren Forderungen durch. Sie fürchtete zu krasse Auswirkungen auf Menschen und Umwelt, wenn Bagger auf einer Länge von 15 Kilometern etwa 18 Meter tiefe Schluchten reißen, um unten die Trasse zu betonieren und anschließend wieder die Erde aufzufüllen. Die Angst war groß, dem Wald zu schaden oder zahlreiche Straßen für lange Zeit sperren zu müssen.

Interessant ist die Begründung – es ist eine wirtschaftliche Argumentation. Die neue Strecke sei weniger kurvig (was für den schnellen Zugverkehr an sich schon hilfreich ist) – und damit auch weniger lang. „Aufgrund der kürzeren Strecke und der kostengünstigeren Bauweise ist die nun vorgestellte Trassierung die wirtschaftlichste Alternative. Ein Tunnel in offener Bauweise wäre aufgrund der hohen Wasserhaltungskosten teurer gewesen als die jetzt entschiedene bergmännische Variante.“

Landrat Christian Engelhardt sprach von einem ausgezeichneten Tag für die Region – „nicht nur in Hinblick, auf den für die betroffene Bevölkerung geforderten Lärmschutz, sondern auch mit Blick auf den Wald. Denn durch diesen Tunnel können Waldzerschneidungen und Rodungen im Lorscher und Lampertheimer Wald vermieden werden. Außerdem bleiben wichtige landwirtschaftliche Flächen erhalten.“

Stattdessen wird nun über die längsten Bereich eine Tunnelbohrmaschine die unterirdische Röhre voranbringen- konkret zwischen der Weschnitz und Mannheim. Ein kurzes Stück davor bis zur Brücke der Kreisstraße 65 über die Autobahn 67 bei Einhausen wird in offener Bauweise errichtet.

Für Lampertheim und insbesondere Neuschloß bedeutet die Entscheidung: Der Tunnel geht nicht wie bisher geplant östlich am Stadtteil vorbei, sondern auf geradem direktem Weg westlich. Die neue Route unterquert die Landesstraße 3110 zwischen Waldfriedhof und Regenrückhaltebecken Neuschloß.

Beschlossene Sache ist der Tunnel und dessen Bauweise damit nicht: Der Bundestag, insbesondere der Verkehrsausschuss, muss den Plänen zustimmen.


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Update vom 24. März 2023

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim: Störmer lässt aufhorchen

Ein bergmännischer Tunnel bei Lampertheim für die Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim rückt immer weiter in den Bereich des Möglichen. Nachdem die Deutsche Bahn bereits diese Variante ganz offiziell in ihre Untersuchungen aufgenommen hat, gibt es nun auch eine Äußerung von Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer, die aufhorchen lässt.

In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ortsbeirats des Stadtteils Neuschloß sagte das Stadtoberhaupt wörtlich: „Ein bergmännischer Tunnel ist so abwegig nicht.“

Dazu muss man wissen: Störmer gilt grundsätzlich als Verwaltungschef, der öffentlich zurückhaltend und vorsichtig formuliert. Insofern darf davon ausgegangen werden, dass seine Aussage nicht aus der Luft gegriffen ist. Und in Bahnfragen ist er gut informiert: Schon im Herbst 2019, als es um die grundsätzliche Routenführung ging, hatte er sich früh in die richtige Richtung geäußert.

Aktuell prüft die Bahn, welche Bauweisen technisch möglich sind. Das Beteiligungsforum, in dem vom Bau Betroffene wie Kommunen und Verbände vertreten sind, wird dann eine Empfehlung abgeben. Entscheiden über die genaue Trasse, die Bauweise und die damit verbundenen Kosten wird am Ende der Deutsche Bundestag.


Update vom 8. Dezember 2022

Viele Pläne für bergmännischen Tunnel

Die Deutsche Bahn hat im jüngsten Beteiligungsforum gleich vier Varianten für die konkrete Route zwischen Jägersburger Wald und Mannheim präsentiert, die eine solche unterirdische Bauweise vorsehen. Sie bilden somit neue Alternativen zur bisher von der Bahn favorisierten oberirdischen Herangehensweise, bei der Bagger einen tiefen Graben ausheben.

Für Neuschloß wichtig: Der Abschnitt unter dem Wald zwischen Lorsch und Neuschloß sowie unter unserem Stadtteil ist in allen neuen Plänen in unterirdischer Bauweise vorgesehen. Ein für Lampertheim zentraler Unterschied ergibt sich aus der Frage, wie der Tunnel unter den Feldern der Heide entstehen soll.

Am nördlichen Ende des Abschnitts bei Lorsch ergeben sich Unterschiede in der Frage, wie die Autobahn 67 und die Weschnitz passiert wird.

Die Bahn zeigt in einer Präsentation für das Beteiligungsforum folgende Visualisierungen. Dabei kommt es vor allem auf den Blauton an: Hellblau bedeutet die bisher geplante oberirdische Bauweise, dunkelblau die unterirdische Bauweise. Orange kennzeichnet Trogbauwerke, rot steht für normale freie Strecken.

Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim, Varianten B und C
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Varianten B und C

Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim, Varianten D und E
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Varianten D und E

Zum Vergleich hier die bisher gültige Planung mit oberirdischer Bauweise.

Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim, Variante A
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Variante A

Bis Ende 2023 will die Bahn nach eigenen Angaben vorstellen, welchen Weg sie gehen würde. Was schließlich umgesetzt wird, muss der Bundestag, wahrscheinlich dessen Verkehrsausschuss, entscheiden. Eine entsprechende Vorlage soll das Beteiligungsforum erarbeiten.

Ebenfalls Thema in dem Treffen des Beteiligungsforums: Weil nun von deutlich höheren Zugzahlen ausgegangen wird, überarbeitet die Bahn die Pläne für die Nordanbindung Darmstadts. Die Frankfurter Rundschau berichtet.


Lesetipp: VRN startet neue S-Bahn-Linie 8 zwischen Biblis und Mannheim über Käfertal.


11. November 2022

Bahn plant alternative Trasse um Neuschloß für Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim

Die Deutsche Bahn bringt völlig überraschend eine alternative Route für ihre Neubaustrecke bei Neuschloß in die Planung ein. Das haben übereinstimmend die Stadtverwaltung und die Bürgerinitiative Lampertheim (Bila) im Ortsbeirat bekannt gegeben.

Es handelt sich um eine Streckenführung für den Fall, dass – wie vielfach in der Region gefordert – der geplante Tunnel unterirdisch in bergmännischer Weise errichtet wird. Dann würde man im Lampertheimer Wald, in Neuschloß und auf den Spargelfeldern der Heide wenig von den Arbeiten mitbekommen. Die Bahn bevorzugt bislang allerdings eine offene Bauweise – das heißt, Bagger graben vorübergehend etwa 18 Meter tiefe Schluchten aus, um unten die Trasse zu betonieren.

Die jetzt bekannt gewordene Alternative dazu für den Fall der unterirdischen, bergmännischen Bauweise führt in einem geraden, direkten Weg von Einhausen weiter westlich an Neuschloß vorbei (etwa zwischen Pumpstation und Waldfriedhof) weiter zum Lampertheimer Bruch. Die Bila präsentierte im Ortsbeirat eine entsprechende Grafik, die den groben Verlauf in blau zeigt. Rot die bisher diskutierte Trasse für die Bagger-Variante. Dazwischen unser Stadtteil am Waldrand.

Karte: Bila

Die Bahn hat die alternative Trasse nicht direkt veröffentlicht. Vielmehr ergibt sie sich aus den Punkten, an denen das Schienenunternehmen engmaschige Bodenuntersuchungen angekündigt hat. Schon im vergangenen Jahr hieß es, man habe mehrere Ingenieurbüros mit Planungen beauftragt. Im Lampertheimer Wald stünden „Geländebegehungen, geologische Kartierungen sowie Erhebungen für geotechnische und hydrologische Gutachten“ an. Diese Arbeiten sollten ermitteln, „welche Tunnel-Bauweise (oberirdisch oder bergmännisch) möglich“ sei.

Was bedeuten diese Informationen nun konkret?

  • Erstens: Die Bahn prüft einen Tunnel in unterirdischer Bauweise ernsthaft. Das ist ein weiterer, wichtiger Erfolg für die Bila und die kommunale Politik.
  • Zweitens: Das heißt noch lange nicht, dass der Tunnel am Ende auch unterirdisch gebaut wird. Denn die Bahn prüft grundsätzlich alle möglichen Varianten, um bei späteren Klagen überzeugend vortragen zu können, dass alle Varianten und Aspekte in der Planung angemessen berücksichtigt wurden.
  • Drittens: Die Bahn hat erkannt, dass eine unterirdische Bauweise auch ihr Vorteile bringt. Die Strecke wird ein wenig kürzer, hat weniger Kurven, weniger Steigungen und Gefälle. Das spart den ICE Zeit, hilft dem schweren Güterverkehr – und würde natürlich den Widerstand in der Region mindern.
  • Und schließlich und entscheidend viertens: Letztlich muss der Bundestag oder der zuständige Verkehrsausschuss politisch sagen, ob die zu erwartenden Mehrkosten im Vergleich zur Bagger-Variante angemessen und vertretbar sind.

Siehe auch:

  1. Warum der Tunnel die Konsenstrasse schlug
  2. Der Protest in Lampertheim gegen die ICE-Trasse

8. November 2022

Planfeststellungsverfahren zwischen Zeppelinheim und Weiterstadt muss von vorne beginnen

Die Planung für den ersten Abschnitt der Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim ist empfindlich zurückgeworfen. Das im November 2021 gestartete Feststellungsverfahren muss von vorne beginnen. Das berichten die Zeitungen der Echo-Gruppe unter der Überschrift „Rückschlag für Bahn bei ICE-Trasse“ (Bezahltext). Auch die Frankfurter Rundschau hat inzwischen das Thema aufgeschrieben (frei abrufbar).

Konkret habe das Eisenbahnbundesamt bemängelt, dass die Planung von veralterten Zugzahlen ausgehe. Vertreter südhessischer Landkreise und Großstädte hatten im Frühjahr 2021 ähnlich argumentiert. Die Argumentation könnte grundsätzliche Bedeutung haben und auf andere Projekte ausstrahlen.

Auch das Thema Ausgleichsflächen werde vom Eisenbahnbundesamt aufgerufen, heißt es in dem Bericht. Daraufhin habe die Bahn ihren Antrag zurückgezogen. Nun würden Gutachten überarbeitet.

Nach den Recherchen muss die Bahn ferner ein Zielabweichungsverfahren anstoßen, weil die Trasse in ihrer geplanten Ausführung nicht den Zielen des Regionalplans Südhessen entspreche.


21. Oktober 2021, aktualisiert am 8. Dezember 2022

Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim: Zeitplan für die Bauabschnitte

Die Planung der Bahn unterteilt die Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim in fünf Abschnitte. Grundregel: je nördlicher, desto schneller wird das Projekt vorangetrieben. Hier der aktuelle Zeitplan.

Zeitplan
Zeitplan

Abschnitt 1

Zeppelinheim bei Frankfurt bis Darmstadt Nord einschließlich Nordanbindung Darmstadt

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, Abschnitt 1: Zeppelinheim bis Darmstadt Nord

Die Strecke verläuft im Wesentlichen oberirdisch östlich der Autobahn 5. Die Autobahn-Anschlussstelle Langen wird in einem Trog unterfahren. Auch für die Nordanbindung Darmstadts ist ein Trog vorgesehen, damit sich die Züge nicht in die Quere kommen. (Klick auf die Karten – Quelle: DB – bringt eine größere Version.)

Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren wurden beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht, aber zurückgewiesen. Ziel ist, so möglichst früh den Hessenexpress zwischen Wiesbaden, Frankfurt-Flughafen und Darmstadt auf den Weg bringen zu können.

Abschnitt 2

Darmstadt Nord bis Pfungstadt

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, Abschnitt 2: Darmstadt Nord bis Pfungstadt

Diesen Bereich kennzeichnet die Untertunnelung der Autobahn-Anschlussstelle Weiterstadt und ein folgender Trog am Autobahnkreuz Darmstadt. Vor Pfungstadt stößt die Südanbindung Darmstadts entlang der Eschollbrücker Straße auf die Hauptgleise östlich der Autobahn 67. Auch die Güterverkehrsanbindung bei Weiterstadt in Richtung Mainz wird in diesem Abschnitt geplant.

Abschnitt 3

Pfungstadt bis Gernsheim

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, Abschnitt 3: Pfungstadt bis Gernsheim

Die Strecke verläuft weiter östlich der Autobahn 67 mit einem längeren Trog bei Eschollbrücken, Eich und Hahn.

Hier gibt es eine Besonderheit in der Planung: Die neuen Gleise werden gemeinsam mit dem sechsspurigen Ausbau der A67 organisiert. Die Planfeststellungsunterlagen sollen im vierten Quartal 2022 beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden.

Abschnitt 4

Gernsheim bis Einhausen/Lorsch

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, Abschnitt 4: Gernsheim bis Einhausen/Lorsch

Identisch wie Abschnitt 3. Wurde wohl nur deshalb ein eigener Abschnitt, weil hier laut ein Tunnel in der Höhe von Bensheim-Landwaden gefordert wird.

Abschnitt 5/6

Einhausen/Lorsch bis Mannheim-Waldhof

Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, Abschnitt 5/6: Einhausen/Lorsch bis Mannheim-Waldhof

Tunnel bei Lorsch zur Unterquerung der A67, kurzes oberirdisches Stück im Wald bei Lorsch, Tunnel bis Mannheim-Blumenau.

Neubaustrecke Mannheim – Karlsruhe

Fortführung in Mannheim: Dieses Thema gehört organisatorisch in ein völlig anderes Projekt, nämlich die Neubaustrecke Mannheim – Karlsruhe. Auch hier gibt es ein Forum zur Bürgerbeteiligung. Eine Präsentation zeigt, dass eine der angedachten Möglichkeiten ein Tunnel von Mannheim-Waldhof quer durch die Stadt bis zum Rangierbahnhof ist.

Planungen für die Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe bei Mannheim. Planungen für die Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe bei Mannheim. (Karte: DB)

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Der Neuschlößer Spielplatz am Alten Lorscher Weg bietet neue Möglichkeiten: Der Hochseilgarten ist jetzt offiziell bekletterbar. Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) und Bürgermeister Gottfried Störmer haben den ungeduldig warteten Kindern den Weg freigegeben.

Neben dem großen Parcours sind zudem eine Nestschaukel und eine schwingende Liege entstanden, die auch bewegungseingeschränke Kinder gut nutzen können.

An die 61.000 Euro haben die Spielgeräte gekostet. Um die Summe zu stemmen, legte der inzwischen aufgelöste Altlastenverein 6.300 Euro aus seinem Restvermögen hinzu. Ferner spendete eine Familie aus dem Stadtteil 5.000 Euro.

Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) mit Mitgliedern des Ortsbeirats und Bürgermeister Gottfried Störmer bei der Übergabe.
Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) mit Mitgliedern des Ortsbeirats und Bürgermeister Gottfried Störmer bei der Übergabe.

„Die neuen Spielgeräte sind eine Herausforderung für unsere Jüngsten“, sagte Biehal und fügte hinzu, Ältere hätten sicher ihren Spaß mit den Vorrichtungen zum Freeclimbing. Die Ortsvorsteherin bedanke sich ausdrücklich dafür, dass die Stadtverwaltung den Ortsbeirat bei dem Projekt intensiv einbezogen habe. „Ich denke, es ist gelungen, eine Attraktion für diesen Waldspielplatz zu schaffen“, fügte sie hinzu.

Der Parcours in Betrieb.
Der Parcours in Betrieb.
Auch die Nestschaukel ist neu.
Auch die Nestschaukel ist neu.
Die Hängematte bringt auch Kindern mit eingeschränkter Bewegung Spaß.
Die Hängematte bringt auch Kindern mit eingeschränkter Bewegung Spaß.

Erstmeldung vom 7. Januar 2023

Neuschlößer Spielplatz bald mit neuer Attraktion

Mit dem Seilparcours sind nicht nur viele Neuschlößer Kinder aufgewachsen – es war eine Attraktion weit über unseren Stadtteil hinaus. „War“ heißt: Das Spielgerät ist so sehr in die Jahre gekommen, dass es nicht mehr zu retten war. Die Verankerung im Boden genügte nicht mehr den Anforderungen – trotz aller Bemühungen der städtischen Betriebsdienste.

Kaum war der Kletterbereich abgesperrt, gab es auch schon Nachfragen im Facebook-Auftritt von Neuschloss.net, wann denn der Nachwuchs wieder hoch nach oben hinaus könne. Nun zeigt sich die Antwort auf dem Spielplatz. Und sie lautet: schon bald.

Das Archivbild zeigt das bisherige Kletterspielgerät.
Das Archivbild zeigt das bisherige Kletterspielgerät.

Der Ortsbeirat hat sich um einen Ersatz bemüht, und seit einiger Zeit ist er auch schon aufgestellt. Ganz ohne große Öffentlichkeit, denn die Betonfundamente müssen in Ruhe aushärten, damit das neue Spielgerät die nötige Stabilität bekommt.

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Zu sehen ist jetzt schon, dass der neue Kletterparcours eine noch größere Attraktion werden dürfte. Die Möglichkeiten gehen weit über die bisherige Seile hinaus. Die Wege nach oben und unten geht es per Metall- oder Seilleiter, Kletterwand oder Feuerwehrstange. In luftiger Höhe geht es über Balken, ein dickes Seil oder runde Platten zur jeweils nächsten Station.

Der Spielplatz am Alten Lorscher Weg verliert eine Attraktion: Das große Klettergerüst ist nicht mehr so stabil wie es sein muss. Es wird abgebaut. Die Stadtverwaltung entwickelt jetzt Vorschläge, was dort künftig stehen soll, und stellt sie in einem der kommenden öffentlichen Treffen dem Ortsbeirat vor. Das berichtete Erster Stadtrat Marius Schmidt im jüngsten Treffen des Gremiums.

Die städtischen Betriebsdienste hatten zuletzt mit einzelnen Ausbesserungen immer wieder versucht, das Klettergerüst zu retten. Vergeblich, wie sich nun zeigt. Denn klar ist: Sicherheit geht vor.

Die Stadt arbeitet schon länger kontinuierlich an der Instandhaltung des Spielplatzes. Zuletzt wurden die große Schaukel und die benachbarte Drehscheibe erneuert und aufbereitet.

Jüngste Erneuerung: die große Schaukel.
Jüngste Erneuerung: die große Schaukel.

Der Spielplatz am Alten Lorscher Weg ist nicht nur bei Kindern und Eltern aus unserem Stadtteil beliebt. Auch aus Kernstadt und von außerhalb kommen immer wieder junge Gäste hier her. 

Detailfragen zur Ausgestaltung des geplanten Kleinfeldplatzes standen im Mittelpunkt des jüngsten Treffens der Neuschlößer Ortsbeiräte. Bereits vor zwei Wochen hatte Neuschloss.net exklusiv darüber berichtet, dass eine solche Fläche im Wesentlichen auf dem bestehenden Kinderspielplatz am Alten Lorscher Weg eingerichtet werden soll. Zuvor hatten Eltern von jüngeren Kindern zunächst Unterschriften für einen Bolzplatz gesammelt; es folgten Gespräche mit dem Ortsbeirat.

Entstehen soll die Fläche im hinteren Teil des Spielplatzes – dort, wo bisher das Trampolin steht. Das Spielgerät wird an eine andere Stelle versetzt. Geplant ist eine Platzgröße von 20 mal 15 Metern. Die Arbeiter müssen Pflanzen und Bäume abräumen und den Zaun versetzen, der den Spielplatz begrenzt. Denn die Ecke wäre in ihren jetzigen Ausmaßen zu klein für den 300-Quadratmeter-Platz.

Die dazukommenden Flächen wurden schon früher als Spielplatz ausgewiesen, nur nicht entsprechend genutzt. Damit sind aktuell keine naturschutzrechtlichen Ausgleichsprojekte nötig. Wohl aber eine Kontrolle, wie es mit Altlasten aussieht. Die Idee für den Standort kam von Ortsbeiratsmitglied Traudel Neudecker, wie in der Sitzung bekannt wurde.

Der neue Platz ist vorgesehen für Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren. „Ältere können die Plätze im Wald nehmen,“ sagte dazu Ortsvorsteherin Carola Biehal (SPD). Bürgermeister Erich Maier betonte, „die vorgeschlagene Lösung ist bei den Eltern auf Zustimmung gestoßen“. Einige davon waren im Publikum – und bestätigten diese Einschätzung gegenüber Neuschloss.net.

Zur Ausstattung des Kleinfeldplatzes sollen zwei Fußballtore, mindestens ein Basketballkorb und ein Zaun drumherum gehören, der nebenan spielende Kinder vor fliegenden Bällen schützt.

Ausführlich beschäftigte sich das Stadtteilgremium mit der Frage, welcher Bodenbelag bestellt werden soll. Sabine Vilgis, Leiterin der Technischen Betriebsdienste der Stadt, trug sieben Alternativen samt zugehöriger Kosten vor:

  • Rasenplatz: Die Verwaltung hob die geringe Verletzungsgefahr hervor, sprach von einem gelenkschonenden Belag. „Sogar die Profils bevorzugen das.“ Im Stadtgebiet würden Rasenplätze gerne angenommen. Einen Nachteil gibt es in Form von Folgekosten fürs Rasen mähen. Geschätze Gesamt-Umbaukosten: etwa 36.500 Euro.
  • Kunststoffplatz: benötigt einen teuren Unterbau, daher Gesamtkosten von etwa 137.500 Euro.
  • Reine Asphaltfläche: verlangt einen ähnlichen Unterbau und ist daher unwesentlich günstiger als Kunststoff. Vorteil: kaum Folgekosten. Gesamtbetrag: rund 127.500 Euro.
  • Holzhäcksel: ein Vorschlag von Beiratsmitglied und Förster Volker Harres. Sabine Vilgis formulierte diplomatisch: „Das Verhalten des Balles auf solchen Plätzen ist schlecht.“ Man kann auch sagen, es fliegen beim Kicken Holzteile durch die Gegend.
  • Fallschutzplatten: Es handelt sich um ein Stecksystem aus Gummimatten mit vielen Fugen. Darin können sich aber wegen der Lage im Wald schnell Pflanzen einnisten; es entstünden schwierig zu reparierende Risse, die bei Frost aufplatzen, so die Verwaltung. Geschätze Kosten: ungefähr 57.500 Euro.
  • Hartplatz: Die klassischen Sportplätze mit rotem Grund nicht wegen ihrer hohen Verletzungsgefahr nicht mehr sonderlich attraktiv. Vereine in Lampertheim versuchen, wo möglich sie loszuwerden. Zum laufenden Pflegeaufwand kommen Einmalkosten von rund 150.000 Euro.
  • Kunstrasen: Diese Variante würde mit etwa 100.000 Euro Gesamtkosten zu Buche schlagen.

In der anschließenden Diskussion plädierten Ortsvorsteherin Biehal und Bürgermeister Meier für eine Rasenfläche. „Es gibt wenige Alternativen, auch wegen der Kosten“, sagte Maier. Robert Lenhardt von der SPD-Fraktion liebäugelte mit den Gummimatten, wie sie die Albert-Magnus-Schule in Viernheim verwende. Die Verwaltung zeigte sich wenig begeistert und warnte erneut vor Samen, der Grünzeug aus den Ritzen wachsen lasse.

Lenhardt missfiel am Rasen, dass der wächst. Traudel Neudecker sah das pragmatisch: „Ich sehe hier die kleinen Kinder, die da spielen wollen. Da reicht eine schöne Rasenfläche. Und wenn die ordentlich bebolzt wird, muss sie nicht gemäht werden.“ Bürgermeister Maier wies auf die Preisdifferenz von gut 20.000 Euro zwischen beiden Varianten hin – und äußerte mit Blick auf die Zahl der Kinder in Neuschloß zudem leise Zweifel, wie sehr so ein Platz überhaupt angenommen werde. „Denn die Zeiten der Bolzplätze sind, wie ich auch in Lampertheim täglich sehe, eigentlich vorbei.“

Vorbei war dann auch die Diskussion. Die Abstimmung erhab eine klare Mehrheit für den Rasen. Dafür stimmten von der SPD Carola Biehal, Volker Harres und Manfred Reipa, das CDU-Mitglied Klaus Schultheiß , von der FDP Traudel Neudecker. Mit Nein stimmten die FDP-Vertreter Paul Schneider und Gerhard Pflästerer – womit die Mehrheit der FDP-Fraktion gegen die Idee der eigenen Fraktionskollegin Neudecker votierte. Robert Lenhardt von der SPD enthielt sich; Ernst Legleiter, ebenfalls SPD, war nicht anwesend.

Vorausgesetzt der städtische Haushalt für 2014 wird wie geplant beschlossen, können die Neuschlößer Kinder vielleicht schon im April auf dem neuen Platz spielen.

So berichten andere: Südhessen Morgen, Lampertheimer Zeitung.

Es soll ja Stadtteile geben, in denen der Verkehr seine unangenehmen Seiten deutlicher zeigt als in Neuschloß. Dennoch sind Raser und Lärm auch bei uns ein Thema. Generell ist ganz Neuschloß, abgesehen von der Forsthausstraße, als Tempo-30-Zone ausgeweisen. Um der Realität auf die Spur zu kommen, hat die Stadtverwaltung ein wenig nachgemessen.

Im Eichenweg beispielsweise. Etwa 15 Autos sind demnach dort pro Stunde unterwegs, mit einer mittleren Geschwindigkeit von 35 Kilometer pro Stunde. Ein Ausreißer wird am Nachmittag erfasst: Er saußt mit 70 km/h über die Straße. Der Eichenweg erschließt mehrere Seitenstraßen und ist daher eine der zentralen Wege im neuen Teil von Neuschloß – genau wie der Ahorn- und Akazienweg.

Auch im Alten Lorscher Weg stand das Messfahrzeug. Dort zeigt der Tachometer in der Regel zwischen 28 und 38 km/h. Der Ausreißer an dieser Stelle kommt auf 65 km/h.

Das Verkehrsaufkommen insgesamt erscheint überschaubar. An der einen Stelle wurde den Tag über 97, an der anderen 139 Fahrzeuge gezählt. Die Anwohnervertreter im Ortsbeirat überlegten, ob sie scharfe Radarmessungen mit Knöllchen fordern sollten. Erster Stadtrat Jens Klingler hielt dem entgegen, das Verkehrsaufkommen sei dafür zu gering. Letztlich entschied sich auch das Gremium dagegen – nicht zuletzt deshalb, weil es in der Regel die Neuschlößer selbst sind, die jenseits der L3110 mit einem Auto auf den Straßen unterwegs sind.

Es bleibt also beim Apell, nicht mit 50 durch die Seitenstraßen zu rasen, um dann kurz vor dem eigenen Haus eine Vollbremsung hinzulegen. Wir fahren einfach alle in Neuschloß nur noch so schnell, wie wir das als Anwohner und Eltern selbst von anderen erwarten. Das ist doch eine gute Idee für einen schönen Vorsatz für das Jahr 2013.