Herausforderer Marco Steffan ist bei den Neuschlößerinnen und Neuschlößern beliebter als der bisherige und künftige Bürgermeister Gottfried Störmer. Das zeigt ein Blick auf die Ergebnisse des Wahlbezirks 15. Steffan kommt auf 48,8 Prozent der Stimmen. Gottfried Störmer schafft 46,3 Prozent, Lothar Pfeiffer 4,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung in Neuschloß ist mit 51,9 Prozent die höchste eines Lampertheimer Wahllokals – dazu kommen noch die Neuschlößerinnen und Neuschlößer, die per Briefwahl abgestimmt haben.

Stadtweit erreicht Störmer 50,55 Prozent, Steffan 44,38 Prozent und Pfeiffer 5,07 Prozent. Gesamtwahlbeteiligung: 60,01 Prozent.

 

Neuschloß ist der einzige Stadtteil, in dem Steffan punktet. Andersrum schneidet Störmer nirgends schlechter ab als bei uns. Der Bürgermeister ist klarer Sieger in Hofheim (53,70 Prozent), Rosengarten (57,94 Prozent) und Hüttenfeld (62,12 Prozent). In der Kernstadt vereint Störmer 47,25 Prozent der Stimmen auf sich.

Im Wahlkampf spielten Themen aus allen Stadtteilen kaum eine Rolle. Das könnte sich vor allem für die Herausforderer gerächt haben. Sämtliche Kandidaten fokussierten sich auf die Frage, wie die Fußgängerzone in der Kernstadt zu beleben sei. Auch über die Führungsqualität Störmers als Chef der Stadtverwaltung stritten sie. Verkehrsaspekte, die für Stadtteile relevant sind, blieben undiskutiert. Wenig war über soziale Themen zu hören – etwa über Kinderbetreuung, Schulen und Bildung.

Neben den Stadtteilen entschieden die Wahl erwartbar vermutlich auch die Älteren, die in der Tendenz konservativ sind und auf die Briefwahl setzen.

Forschungsgruppe Wahlen in Neuschloß.
Forschungsgruppe Wahlen in Neuschloß.

Einige Neuschlößerinnen und Neuschlößer durften übrigens doppelt wählen. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte ausgewählte Bürgerinnen und Bürger nach ihrem Stimmverhalten. Die Ergebnisse flossen in die Prognosen und Hochrechnungen für das ZDF ein.

Seit Tagen blicken die Schulkinder morgens beim Warten auf den Bus neugierig durch die Fenster ins Innere, rollen mittags Fahrzeuge einer Schreinerwerkstatt an, wird eingeräumt und gewerkelt in den Caféräumen am Ahornplatz. Am Samstag kann Neuschloß das Ergebnis feiern: „Thommy’s – Coffee and More“ öffnet um 10 Uhr mit einem kleinen Fest.

Hinter dem Projekt stehen – wie könnte es anders sein – Neuschlößer. Es sind Silke und Thomas Heyber aus dem Lindenweg. Die Beiden betreiben eine Schreinerei. „Aber Thomas wollte schon immer ein Café“, berichtet Silke Heyber über ihren Mann.

Deshalb heißt es künftig: morgens und mittags Schreinerei, nachmittags und abends Café. Montags, dienstags und donnerstags von 14 bis 19 Uhr, freitags bis 22 Uhr und samstags von 10 bis 19 Uhr – mit diesen Öffnungszeiten starten die Heybers, die auch selbst die Gäste betreuen werden. „Wir fangen erstmal ohne Personal an“, sagen sie.

Die Kafeemaschine fällt gleich in den Blick.
Die Kaffeemaschine fällt gleich in den Blick.

Eines der ersten Dinge, die ins Auge fallen, ist die große Aperatur, die aus den Bohnen verschiedene Kaffeespezialitäten zaubert. Womit ein wichtiger Bestandteil der Getränkekarte geklärt wäre.

Dort finden sich auch Paulaner-Biere und verschiedene Weine. Der Kuchen ist selbstgemacht; freitags soll es auch handfeste Kleinigkeiten zu essen geben.

Die Einrichtung zeigt den Schreiner. Die Tische sämtlich in Echtholz, die Stühle bewusst verschiedenartig. Die Karte – auf Holztafeln. Als Dekoration eine alte, echte Schulbank, Blumen-Accessoires und Stoffsäcke mit Kaffeebohnen aus Brasilien.

Tische und Stühle aus Echtholz.
Tische und Stühle aus Echtholz.

Passend zum nahenden Frühling gibt es Tische, Stühle und Sonnenschirme auf dem Ahornplatz – dem die Heybers damit neues Leben einhauchen. Da passt es, dass wenige Schritte entfernt neuerdings der Bücherschrank steht.

Es sieht so aus, als würde Neuschloß nach dem Restaurant Quattro Mori eine zweite, wundervolle Gelegenheit bekommen, genussvoll schöne Stunden zu verbringen. Neuschloss.net drückt alle Daumen.

Lesen Sie auch unseren Bericht über den Eröffnungstag mit vielen Bildern.

[masterslider id=“18″]

Innen entkernt ist das historische Schlossgebäude schon seit mehr als zwei Jahren. Jetzt scheinen die Hürden dafür genommen, dass der Ausbau starten kann. Vorsitzende Carola Biehal berichtete in der jüngsten öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer, nach mehreren Terminen mit der Denkmalbehörde seinen alle offene Fragen geklärt. Sie fügte hinzu: „Im Herbst könnte es losgehen.“

Die Stadt Lampertheim hatte das Gebäude im Jahr 2013 an die Lampertheimer Architektenfamilie Braun verkauft. Es ist ein Nebengebäude, der Beamtenbau einer größeren Jagdschlossanlage der Pfälzer Kurfürsten, die spätestens am 10. September 1468 gestanden haben muss; auf diesen Tag datiert eine Urkunde, die auch der Bezugspunkt der 550-Jahr-Feier unseres Stadtteils war.

[masterslider id=“4″]

Eigentlich war der Umbau schon früher geplant. Als aber 2015 in Lampertheim Flüchtlinge unterzubringen waren, stellten die neuen Besitzer die bisherigen Wohnungen dafür ein Jahr lang zur Verfügung. Während des Stadtteil-Jubiläums entwickelte sich das entkernte Gebäude mit seiner natürlichen Schönheit, bereichert um eine kleine Kunstausstellung, zum Publikumsmagneten.

Das Konzept des Architekten sieht acht Wohnungen vor; auch das Dachgeschoss soll dafür ausgebaut werden. Ein Bereich im Erdgeschoss könnte öffentlich genutzt werden. Im Gespräch war hier zuletzt ein Museum, etwa zur Jagd, eventuell in Verbindung mit dem im Dezember gestarteten Geopunkt. Die Stadt oder eine andere öffentliche Einrichtung müsste dann als Mieterin auftreten.

[masterslider id=“15″]

Im Streit über den Busverkehr im Neuschlößer Ahornweg könnte es einen Durchbruch geben. In einem Ortstermin einigten sich Anwohner, Vertreter der Bürgerkammer und die Stadtverwaltung auf ein Drei-Punkte-Programm. Das berichtete die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, erstmals der Öffentlichkeit.

Wichtigster Punkt: Der hintere Ahornweg soll in Richtung des Busverkehrs zur Einbahnstraße werden – und zwar zwischen der westlichen Einmündung des Akazienwegs und dem Eichenweg. Das soll verhindern, dass die Linienbusse dem Gegenverkehr ausweichen und dabei auf die Gehwege fahren müssen.

Rot gekennzeichnet die geplante Einbahnstraße im Ahornweg.
Rot gekennzeichnet die geplante Einbahnstraße im Ahornweg.

Von der Einbahnstraßenregelung betroffen sind auch die Mieter der Wohnblocks der Baugenossenschaft.

Zudem soll im hinteren Ahornweg die Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 20 Kilometer pro Stunde verringert werden. Schließlich wird die Stadt konkrete Parkflächen einzeichnen lassen.

Das Ganze ist angelegt als Test, der auf drei Monate angelegt ist.

.

Als die Lampertheimerin Helga Ried zu ihrer Großmutter nach Neuschloß zog, war sie ein 14 Jahre altes Mädchen. Es war im Oktober 1943. In dem alten Arbeiterhäuschen ihrer Großeltern im Alten Lorscher Weg lebte Helga Ried bis zuletzt. Ihren 90. Geburtstag konnte sie nicht mehr erleben; sie starb wenige Wochen vorher in der Nacht zum Samstag.

Helga Ried prägte Neuschloß gleich mehrfach. Zum einen beruflich, denn sie war beschäftigt beim Lampertheimer Architekten Dubois (später Rockenfeld), der die Nebenerwerbssiedlung der Heimatvertriebenen in Neuschloß plante. Das sind die gleichartigen Familienhäuser im Ulmen-, Buchen- und Lindenweg.

Sie stand auch politisch für Neuschloß. Helga Ried war von 1985 bis 1993 als Ortsvorsteherin die Spitze des Ortsbeirats – in einer Zeit also, als Neuschloß mit der zweiten Besiedlungsphase zu seiner heutigen Größe fand. Und als Stadtverordnete der SPD brachte sie von 1972 bis 2011 die Sicht unseres Stadtteils in die Debatten ein. Der Landesehrenbrief und der Titel Ratsfrau der Stadt sind formale Anerkennungen ihres Engagements.

Obwohl ihre Gesundheit sie in den vergangenen Jahren sehr einschränkte, zeigte Helga Ried immer wieder ihre Verbundenheit mit unserem Stadtteil. Sie besuchte öffentliche Veranstaltungen und berichtete für die Festschrift der Bürgerkammer zum 550-jährigen Bestehen von Neuschloß bereitwillig aus ihrem Leben. „Als ich kam“, erinnerte sie sich, „bestand Neuschloß aus wenigen Gebäuden. Bei uns gegenüber klaffte ein großes, etwa zwei Meter tiefes und langes Loch. Darin waren Grundmauern und Kanäle der ehemaligen Fabrik zu sehen. Im Kellergewölbe des Beamtenbaus, links neben dem Kellereingang zur Meute, war ein Luftschutzkeller eingerichtet.“

In den ersten Monaten nach dem Krieg hätten die US-Streitkräfte in dem kleinen Haus ihrer Familie ein Schreibbüro eingerichtet. „Wir mussten sehr beengt leben. Damals, um 1950, lebten in Neuschloß rund 160 Menschen. Zur Arbeit in Lampertheim kam ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß“; die Buslinie nach Lampertheim entstand erst um 1960 als Ersatz für die eingestellte Bahnlinie Worms – Lampertheim – Viernheim – Weinheim. An Neuschloß schätzte Helga Ried „das ruhige und waldnahe Wohnen.“

Neben unserem Stadtteil trauert auch die SPD. Der Ortsverein Lampertheim vermisst eine „engagierte Sozialdemokratin, der das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen lag.“ Vor allem die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen sei ihr wichtig gewesen.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung am Donnerstag, 14. Februar, 11 Uhr, ist – entgegen unserer ersten Angabe – auf dem Stadtfriedhof.