Seit vielen Jahren stinkt immer wieder der Abwasserkanal in Neuschloß. Das städtische Bauamt sucht mit Hilfe von externen Ingenieuren nach Lösungen.
- Seit Mai riecht der Kanal in Neuschloß kaum mehr.
- Die Stadtverwaltung ist sich jetzt sicher: Der Gestank entsteht in der Druckleitung aus Hüttenfeld.
- Zugegebenes Eisen(II)-chlorid soll den Schwefelwasserstoff neutralisieren.
Update vom 28. August 2020
Kanalgeruch in Neuschloß: Das richtige Gegenmittel
Gute Nachricht für Neuschloß: Das städtische Bauamt scheint den üblen Kanalgeruchin den Griff zu bekommen. Fachbereichsleiterin Anne Wicke sagte in der Bürgerkammer: „Wir sind dem Ganzen auf der Spur“. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Neuschlößerinnen und Neuschlößer, die kaum mehr Beschwerden über den Geruchsmelder von Neuschloss.net an die Stadtverwaltung einreichen. Damit scheint eine jahrzehntelange Leidensgeschichte zu Ende zu gehen.
Klar ist jetzt: Ursache des Geruchs ist eine Druckleitung, die das Abwasser von Hüttenfeld nach Neuschloß presst. „In der vollständig gefüllten Druckleitung entsteht Sulfid“, erläuterte Wicke. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. „Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff.“ Und der stinkt.
Schon vor einem Jahr hatte die Stadtverwaltung in diese Richtung gedacht. Bereits im Mai 2019 sprach Erster Stadtrat Jens Klingler von Schwefelwasserstoff. Und auch die Grundidee kam schon auf: einen Stoff hinzugeben, der den Geruch neutralisiert. Man versuchte es mit Eisen(III)-nitrat. Doch das brachte nicht den gewünschten Erfolg, wie zahlreiche Meldungen aus Neuschloß zeigten.
Die Stadt wechselte das Beratungsunternehmen – und setzt seit 2020 auf Eisen(II)-chlorid. „Das ist ein bisschen wie ein Try-and-Error-Verfahren“, räumte Wicke ein. Ein Verfahren mit glücklichem Ausgang: Das nun verwendete Mittel scheint seit Anfang Mai zu funktionieren. Das zeigen auch im Kanal erfasste Daten.
Aktuell wird der Stoff in Hüttenfeld am Startpunkt der Druckleitung zugegeben. Der angelegte Vorrat reicht bis zum Jahresende. Die Technik steht in einem angemieteten Container. Die Stadtverwaltung wird nun ein Konzept für einen Dauerbetrieb erarbeiten und es als Beschlussvorlage an die Politik geben. Konkrete Rückmeldungen dazu soll es in der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer im November geben.
Das Thema beschäftigt den Stadtteil seit Jahrzehnten. Lange blieb die Ursache des Geruchs offen. Die Stadt baute in Gullys und die Deckel von Kanalschächten Filter mit biologischer Wirkung ein.

Zuletzt ließ sie auch zwei Klappen für Schwallspülungen installieren. Die Idee dabei: Wassersperren, die hydraulisch gesenkt und gehoben werden. Sind sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappen nach oben gezogen werden, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt, so der Plan, alle eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke mit.
Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg. Zuletzt waren sie abgeschalten, weil die „hochaggressive Luft“ (Wicke) die Elektronik der Steuerung angegriffen hatte.
