Wird hier bald auch das gelbe Ortsschild von Neuschloß hängen? Das ist eine der Ideen, die der Ortsbeirat diskutiert, wie der Verkehrslärm für die Anwohner des Stadtteils an der L 3110 weniger werden kann. Der Gedanke dahinter: Müssen die Fahrzeuge schon früher bremsen, sind sie spätestens im Ortskern langsamer und leiser. Der Charme dieser Lösung ist natürlich auch der, dass so eine Schilderverlegung kaum was kostet.

Die Zeit für eine Lösung, so erzählen sich die Neuschlößer, drängt. Eine Familie sei bereits entnervt weggezogen.

Nur nutzt der Vorschlag am Ende tatsächlich was? Wenn überhaupt, müsste die Radarfalle ebenfalls bis zum früheren roten Backsteinhaus – jetzt das ockerfarbige Anwesen – in Höhe des östlichen Waldfriedhof-Parkplatzes verschoben werden. Doch Beobachtungen, beispielsweise am der Radaranlage in der 30er-Strecke im Hüttenfelder Ortsdurchgang, stimmen wenig optimistisch. Da wird schön vor der Radarfalle abgebremst – und danach wieder beschleunigt. In Neuschloß wären die Autos bis zum Ortskern wieder schön schnell. Das klingt nach keiner guten Idee.

Update: Hintergrund: Weil täglich mehr als 8200 Fahrzeuge durch Neuschloß rollen, hat das Land die L 3110 in den Lärmaktionsplan aufgenommen. Praktischer Effekt: Wiesbaden beteilgt sich an den Kosten für Lärmschutzprojekte. Da ist es hilfreich, entsprechende Ansatzpunkte vorweisen zu können.

Also hatte der Lampertheimer SPD-Ortsverein die Bevölkerung aufgerufen, Vorschläge zur Lärmminderung einzubringen. Ortsvorsteherin Carola Biehal, auch in der SPD aktiv, berichtete dem Beirat von sieben Stellungnahmen, die sie an das Regierungspräsidium weitergereicht habe. Neben einer Verlegung des Ortsschilds stehen auf der Vorschlagsliste ein Überholverbot, Tempo 30, Flüsterasphalt und eine tiefere Fahrbahndecke sowie eine Umgehungsstraße, beispielsweise vom Kreisel an der L 3110 in Höhe des Hundeheims über den Schwarzen Weg.

Als der städtische Kindergarten im Wacholderweg, geplant vom Neuschlößer Architekten Robert Geiger, eröffnete, waren viele begeistert von der kreativen, individuellen Architektur. Auf der Freifläche daneben soll nun eine kommunale Kinderkrippe entstehen – möglichst schnell und möglichst preisgünstig. Aber auch die beschlossene modulare Fertigbauweise hat ihren Preis: Das Gebäude mit seinen 840 Quadratmetern wirkt alles andere als kreativ. Und selbst wenn der Hersteller verspricht, beim Außenanstrich mit unterschiedlichen Farbtönen Akzente zu setzen, ist man nach der Präsentation der Pläne im Ortsbeirat fast geneigt zu sagen: Das Ding wird ein hässlicher, breiter Klotz.

Fünf Gruppenräume zu je 50 Quadratmetern sind vorgesehen, jeweils mit einem Bad (zehn Quadratmeter) und Schlafpätzen (20 Quadratmeter). Drei dieser Gruppenkomplexe liegen parallel zur Landesstraße nebeneinander, so dass im Inneren ein länglicher Gang entsteht. An deren beiden Enden rechts und links sind dann die beiden weiteren Gruppenkomplexe angefügt. Auf der anderen Seite des Innengangs zum Wacholderweg hin liegen ein Mehrzweck-/Turnraum, Küche und Büros. Im Prinzip eine ähnliche Aufteilung wie im Kindergarten Guldenweg.

Zwischen L 3110 und Gebäude liegt ein 20 Meter breiter Gartenstreifen mit Spielgeräten. Jalousien sollen im Sommer die Wärme an den Südfenstern der Gruppenräume abhalten. Im Winter beheizt eine Luftwärmepumpe das Gebäude mit 766 Quadratmetern Nutzfläche. Der Bau besteht aus Holzrahmenwänden und wird gut eine Million Euro kosten. Dazu kommt der Aufwand für die Entwässerung, Bodenplatte und Grünanlage.

Schwierigkeiten könnte das Verkehrsaufkommen bereiten, das die Krippe mit ihren 50 Betreuungsplätzen mitbringt. Schon jetzt ist es in der engen, langgezogenen Kurve des Wacholderwegs wenig übersichtlich, wenn Eltern den Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten bringen.

Die Lage dürfte sich deutlich verschärfen, weil zum Einzugsgebiet der Krippe nicht nur Neuschloß gehören wird – da ist die Anfahrt per Auto oft gesetzt. Es sind allerdings nur drei Parkplätze vorgesehen – und die sind laut Stellplatzverordnung der Stadt nicht einmal für Eltern, sondern für die Erzieherinnen geplant.

Auf Nachfrage des Ortsbeirats berichtete die Verwaltung, bisher habe man nicht an ein Verkehrskonzept gedacht. Die Fahrzeuge könnten ja, auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist, halb auf dem Gehweg parken. Bürgermeister Erich Maier wies darauf hin, es gebe auch an anderen Kindergärten keine Anlieferungsparkplätze – und keinerlei Probleme dort. Das mag sein. Zumindest eine Einbahnstraßenregelung erscheint aber angesichts der unübersichtlichen, engen Kurve in Neuschloß sinnvoll.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Neuschloß wollte die Krippe, und Neuschloß freut sich auf sie. Natürlich spart die Stadt auch deshalb beim Krippenbau, weil der Boden, auf dem sie stehen wird, nun altlastenfrei ist. Möglicherweise stehen die künftig nebeneinander liegenden, sehr unterscheidlichen Gebäude für zwei unterschiedliche Epochen der Kommune und deren Möglichkeiten. Und schließlich: Auch wenn das Gebäude wenig kreativ sein wird – die Arbeit der Erzieherinnen mit den Kinden kann es ja trotzdem sein.

Meldung in eigener Sache: Ortsvorsteherin Carola Biehal hat Neuschloss.net in den Ortsbeirat eingeladen. Wir präsentieren sehr gerne unser Webprojekt aus und für Neuschloß unter dem Tagesordnungspunkt „Gemeindeleben – Nachbarschaftshilfe in Neuschloß durch verschiedene Institutionen“.

Die Sitzung beginnt am Donnerstag, 28. Februar, um 19 Uhr im Bürgersaal.

Weitere Themen sind die Standards: Mitteilungen der Ortsvorsteherin, des Magistrats, die Berichte des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN) und der BILA zum Sachstand ICE-Trasse sowie die Anfragen an den Magistrat.

Gerüst vor dem städtischen Kindergarten im Wacholderweg.
Gerüst vor dem städtischen Kindergarten im Wacholderweg.

Ein Gerüst rund um das Gebäude kündet davon: Die Stadt renoviert ihren Kindergarten im Wacholderweg. Das ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Fragen kann man aber durchaus, ob es geschickt ist, ausgerechnet im Dezember die Fenster auszutauschen.

Erster Stadtrat Jens Klingler erläuterte im Ortsbeirat, das für die Planung zuständige kommunale Bauamt habe im Lauf des Jahres viele andere Projekte schaukeln müssen – und sei schlicht nicht früher fertig geworden mit der Vorbereitung der Arbeiten am Kindergarten. Ins nächste Jahr wolle man die Renovierung aber nicht verschieben, weil dann bereits zugesicherte Mittel verfielen.

Klingler räumte unumwunden ein: „Das ist nicht gut gelaufen.“ Er verstehe die Verwunderung. „Und ich verspreche Ihnen, sowas wird auch künftig nicht mehr vorkommen.“ Die Verwaltung werde daraus lernen.

Am Ende also wird doch noch eine vorbildliche Sache aus dem Fenstertausch im Dezember: In der Verwaltung funktioniert etwas nicht so gut, wie Bürger es erwarten können; die Chefs geben ihren Kritikern ohne Diskussion recht – und tragen gemeinsam mit der Fachabteilung dafür Sorge, dass es beim nächsten Mal besser klappt. Das überzeugt.

Der Tannenbaum steht schon, die Lichter folgen sicher bald: Es weihnachtet bald, auch in Neuschloß. Der Weihnachtsmarkt beginnt am Samstag, 2. Dezember, um 15 Uhr.

Es gibt wieder allerlei zu Knabbern und Schlürfen. Und natürlich zeigen wieder viele Kinder ihr musikalisches Talent: der Chor der Pestalozzischule, die Keyboard-Fans der Schule für Tasteninstrumente von Stefan Spießberger, der Hüttenfelder Kinderchor Lil‘ Young Voices. Außerdem dabei: der Posaunenchor der Evangelischen Johannesgemeinde Neuschloß, die Weihnachtsmarkt-Band – und der Nikolaus.