Die Bürgerkammer fordert eine neue Strategie, um gegen den Kanalgeruch vorzugehen. Die Abwässer, die über eine Druckleitung aus Hüttenfeld kommen, dürften nicht mehr in die Neuschlößer Kanäle eingeleitet werden. Stattdessen soll die Verwaltung prüfen, wie vielversprechend eine direkte Leitung vom bisherigen Übergabepunkt am Forsthaus an der Landesstraße (Bild oben) bis zur Pumpstation am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz ist. Zugleich sollen Voraussetzungen und Aufwand für die etwa 700 Meter weite Verlängerung der Druckleitung aus Hüttenfeld geklärt werden.

„Wir müssen das Übel am Grund anpacken“, begründete Michael Bayer den Vorstoß. Das Bürgerkammer-Mitglied ist auch Macher von Neuschloss.net. Über ein Formular laufen dort die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger ein. „Es sind so viele Meldungen wie noch nie, und der Ton wird zunehmend rauer. Die Neuschlößer verlieren die Geduld“, berichtete Bayer.

Erster Stadtrat Jens Klinger zeigte Verständnis für die Forderung. „Eine endgültige Lösung gibt es nur, wenn man grundsätzlich an den Kanal herangeht“, sagte er. Die Verwaltung überlege, mit Entlüftungen im Wald zwischen Hüttenfeld und Neuschloß kurzfristig etwas Abhilfe zu schaffen.

Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz
Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz

Der Kanalgeruch ärgert die Neuschlößer schon seit vielen Jahren, wie unsere Themenseite zeigt. Nach bisheriger Kenntnis entsteht der Gestank, weil sich an Unebenheiten feste Bestandteile des Abwassers festsetzen und dann riechen.

Im Herbst 2017 hatte die Stadt zwei Schwallklappen in den Neuschlößer Kanal einbauen lassen. Sie stauen das Abwasser auf und schicken es anschließend auf einen Schlag auf die Reise – die Spülung soll das festgesetzte Material mitnehmen. Im trockenen Sommer scheiterte dieses Verfahren aber offenbar daran, dass im Kanal nicht genug Wasser zum Aufstauen vorhanden war. Zudem sei die Anlage zeitweise wegen Hitzeschäden ausgefallen, berichtete Klingler.

Verkehrsfragen standen im Mittelpunkt der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer Neuschloß Anfang September. Alle genannten Probleme soll eine Verkehrsschau vor Ort veranschaulichen und auch lösen.

Tempo 30 ist in Neuschloß auf Schildern verblasst – wie unser Bild aus dem Erlenweg zeigt. Und auch bei den Autofahrern wohl in Vergessenheit geraten. Dass jenseits der Landesstraße im kompletten Stadtteil maximal 30 erlaubt ist, sei vielen nicht klar, beobachtet die Bürgerkammer. Zu den Rasern gehörten Anwohner genauso wie Paketdienstfahrer oder Handwerker, heißt es in einer Anfrage von Sonja Hilbert. „Ich habe Autofahrer angesprochen – und häufig als Antwort gehört, es sei nicht bekannt, dass Tempo 30 in Neuschloß flächendeckend gelte. Die Schilder gleich nach der Landesstraße würden doch nur bis zur nächsten Kreuzung gelten, hieß es fälschlich.“ Hilbert schlägt vor, auf den Straßen im Stadtteil vermehrt entsprechende Markierungen aufzumalen.

Helfen weitere Markierungen auf den Straßen - wie hier im Alten Lorscher Weg?
Helfen weitere Markierungen auf den Straßen – wie hier im Alten Lorscher Weg?

Mehrere Neuschlößer lenkten die Aufmerksamkeit der Bürgerkammer auf die Fußgängerampel an der L3110 in Höhe der Bushaltestelle. Dort missachteten Autofahrer immer wieder das Rotlicht. Heidrun und Helmut Kemnitzer fragen an, wie diese Gefahr entschärft werden könne – und geben die via Facebook übermittelte Idee der Bürger weiter, die neu installierte Radaranlage zur Geschwindigkeitsüberwachung entsprechend zu erweitern.

Das Haltesignal der Fußgängerampel sehen manche Autofahrer eher als Anregung.
Das Haltesignal der Fußgängerampel sehen manche Autofahrer eher als Anregung.

Als Gefahrenpunkt sieht die Bürgerkammer auch die Mündung des Fuß- und Radwegs zwischen Kindertagesstätte und Krippe auf den Weg an der Landesstraße. „Wegen der Sichtschutzzäune der Kindereinrichtungen besteht keine Möglichkeit zu erkennen, ob sich auf dem jeweils anderen Weg ein Verkehrsteilnehmer nähert.“

Unübersichtliche Einmündung des Fuß-/Radwegs zwischen den Kindereinrichtungen auf die Landesstraße.
Unübersichtliche Einmündung des Fuß-/Radwegs zwischen den Kindereinrichtungen auf die Landesstraße.

Die Bürgerkammer setzt sich dafür ein, dass die Busse der Linien 602 und 605 weiter im Ulmenweg halten. Sie begrüßt, dass den Ahornweg-Anwohnern mit kurzen Bussen an Wochenenden und in den Ferien bereits entgegen gekommen wird. Und sie setzt darauf, im Zuge einer Neuordnung des Lampertheimer Busverkehrs mit dem S-Bahn-Start zu einer Gesamtlösung zu kommen.

Der Beschluss im Wortlaut:

  • Die Bürgerkammer begrüßt, dass die Sorgen der Ahornweg-Anwohner erst genommen werden und bereits jetzt zu Randzeiten kurze Busse zum Einsatz kommen.
  • Die Bürgerkammer hält es für wichtig, dass es in Neuschloß auch künftig einen attraktiven Busverkehr geben wird.
  • Die Bürgerkammer strebt, im Zuge einer grundsätzlichen Anpassung des Busverkehrs (ggf. im Rahmen der Einführung der S-Bahn), eine Lösung an, die möglichst vielen Interessen gerecht wird. Ein Ansatz könnte eine Linienführung sein, die noch mehr auf kurze Busse setzt.
  • Die Bürgerkammer hält weitere Gespräche mit dem Busunternehmen zum Thema Geschwindigkeit und Hupen für dringend nötig.

Um einen Eindruck vom Gewicht des Themas zu bekommen: Tagüber fährt grob über den Daumen jede Stunde ein Bus pro Fahrtrichtung durch den Stadtteil. Konkret fährt die 605 an Schultagen einmal am Morgen zur Pestalozzischule und dreimal am Mittag zurück. Die 602 rollt 13-mal über das Fachmarktzentrum (Aldi, Rede etc.), Bahnhof und Innenstadt zum Schulzentrum Wes; zwölfmal zurück.

In der Diskussion, in der die Bürgerkammer explizit die im Publikum anwesenden Anwohnnerinnen und Anwohner einbezog, fasste eine Präsentation noch einmal die Argumente zusammen. Demnach sprechen dafür, dass die Busse aus dem Wohngebiet verschwinden

  • die Wohnqualität von Anwohnern: Busse sind laut und verbreiten Abgase,
  • die Sicherheit von Anwohnern: Busse in normaler Länge überfahren teils den Bürgersteig,
  • die Verkehrssicherheit: Busse in normaler Länge fahren teils auf der Gegenfahrspur.

Als Argumente dafür, dass die Haltestelle „Neuschloß Ulmenweg“ weiter angefahren wird, wurden genannt:

  • kürzere Wege für viele Neuschlößer: Wir haben zwei Bushaltestellen, die jeweils ein Einzugsgebiet von Straßen im Ortsteil abdecken.
  • Einkaufsmöglichkeit: Linie 602 fährt vor allem für die Neuschlößer das Fachmarktzentrum an. Lange Tragewege sind da nicht zielführend.
  • Mit dem demografischen Wandel wird die Busanbindung wichtiger.
    Mehr Sicherheit, besonders für Schulkinder an der Haltestelle Ulmenweg mit dem angegliederten Ahornplatz. Alternative bedarf Fußweg entlang der Landesstraße.
  • Infrastruktur: Haltestelle Ulmenweg stärkt den Ahornplatz und das Kiosk am Ahornplatz als letzte Einkaufsmöglichkeit.
Der Ahornweg enthält zwei 90-Grad-Kurven - nicht einfach für Busse.
Der Ahornweg enthält zwei 90-Grad-Kurven – nicht einfach für Busse.

Jahrelang ärgerten sich die Neuschlößer regelmäßig über die übel riechenden Abwasserkanäle. Seit die Stadt im vergangenen Sommer an zwei Stellen Schwallkappen einbauen ließ, ist die Lage deutlich besser geworden. In wie weit die Anlage noch nachjustiert werden muss, ist Thema der nächsten öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer. Sie beginnt am Donnerstag, 14. Juni, um 19 Uhr im Bürgersaal am Ahornplatz.

In den Blick nimmt die Versammlung auch den bisherigen Verlauf der Jubiläumsfeiern und die inzwischen erschienene Festschrift zum 550-jährigen Bestehen von Neuschloß. Das große Jubiläums-Wochenende steigt am 18./19. August rund ums Schloss.

Weitere Themen sind die geplante Bebauung des Grundstücks der Lampertheimer katholischen St.-Andreas-Gemeinde an der Forsthausstraße und erneut der Busverkehr im Stadtteil. Dabei geht es um den Umbau der Bushaltestelle an der Landesstraße 3110 und die Frage, ob die Linien weiter durch den Ahornweg geführt werden sollen. Ferner stehen auf der Tagesordnung verschiedene Berichte, unter anderem der ICE-Intiative Bila.

Dass Neuschloß seinen 550. Geburtstag feiern kann, verdanken wir unserem Wald. Die Pfalzgrafen liebten es, in unserer Gegend zu jagen – und bauten deshalb hier eine Schlossanlage. Mehrere hundert Neuschlößer und auch Lampertheimer erinnerten sich beim Familienfest der Bürgerkammer an diese Anfänge unseres Stadtteils – mitten im Wald, rund um die Grillhütte.

Natürlich erklang dabei auch das Jagdhorn – geblasen von der Neuschlößer Jägerin Beatrix Holz. Waldpädagoge Mirko Klein führte interessierte Gäste durch den heimischen Wald – und erklärte ihnen markante Punkte.

Mit Fühlkästen hatten die Kinder ihren Spaß – und einem kleinen Quiz dazu. Auch ein kleiner Kletterparcours und das Spielmobil brachten ihnen Abwechslung. Viele Besucher genossen auch einfach den schönen Sonnentag in den Festzelten, und ließen dabei von Meute und Bürgerkammer mit Kuchen und Gegrilltem verwöhnen.

Viel Applaus gab es für die Bläserklasse des sechsten Jahrgangs des Lessing-Gymnasiums. Musik selbstgemacht, ganz ohne Strom und Technik – das passte zum Rahmen.

Ein gelungener Auftakt der Jubiläumsfeiern – die am Wochenende vom 18. und 19. August rund um das Schloss ihren Höhepunkt finden werden.