Der Busverkehr bringt die Neuschlößer weiter auf die Palme. Nachdem im vergangenen Treffen der Bürgerkammer Verspätungen der Linie 605 zur Pestalozzischule im Mittelpunkt standen, geht es jetzt um die Linie 602. Anwohner im Ahornweg beschweren sich, die Busse führen zu schnell und in den Kurven über die Gehwege. In der Diskussion ist nun, die Haltestelle Neuschloß Ort an der Landesstraße sicherer zu machen und die 602 nicht mehr im Ulmenweg halten zu lassen. Die Neuschlößer sind nach ihrer Meinung dazu gefragt.
Es ging emotional und heiß her bei einem Ortstermin am Freitag im Ahornweg. Mit dabei: Uwe Becher vom kommunalen Ordnungsamt, Vertreter des Busbetreibers Müllers, Aktive der Bürgerkammer – und ein Linienbus. Es dauerte nicht lange, bis auch Anwohnerinnen und Anwohner dazukamen – und Gunst der Stunde nutzten, sich Gehör zu verschaffen. Die Fahrzeuge kämen häufig beim Abbiegen auf die Bürgersteige berichteten sie. Sie seien laut und schnell.
Allerdings: Zickzack-Linien vor den Kurven, die das Parken verbieten, damit die Busse ohne Probleme fahren können, gefielen manchen Neuschlößern dann auch nicht; aufgeregt drohten manche sogar mit rechtlichen Schritten.
Carola Biehal von der Bürgerkammer lud die Anwohner zu einer Testfahrt in den Linienbus ein – „damit Sie das mal aus der anderen Perspektive sehen“. Tatsächlich legte sich damit die Aufregung. In den Mittelpunkt rückte zugleich ein Lösungsansatz, der allerdings wohl überlegt sein will.
Die Pläne für „Neuschloß Ort“
Zentral ist dabei, dass im kommenden Jahr ohnehin – wie schon länger von der Bürgerkammer gefordert – die Haltestelle an der L3110 vor dem Schloss komplett umgebaut werden soll. Derzeit steigen die Reisenden von und nach Lampertheim direkt an der viel befahrenen Landesstraße aus und ein.
Wie schon vor der Altlastensanierung könnten die Busse künftig im sicheren Seitenweg vor der Grünanlage abfahren – und zwar, und das ist das Neue an der Idee, in beiden Richtungen. Busreisende wissen, dass das in der Lampertheimer Hagenstraße vor der Goetheschule schon ähnlich funktioniert. Die Fußgängerampel an der L3110 würde den Weg in den südlichen Teil von Neuschloß mit Tannen- und Birkenweg ebnen.
Nach dem Umbau – und jetzt kommen wir wieder zum Ärger im Ahornweg – könnten sich die Busse der Linie 602 dann die Runde zum Ulmenweg sparen. Für die Busse der Überlandlinie 644 zwischen Viernheim und Worms gilt das schon bisher. Die Kinder der Pestalozzischule, die die 605 nehmen, sollen aber auf jeden Fall weiter am Ahornplatz einsteigen dürfen.
Die Bürgerinnen und Bürger sollten gut über den Vorschlag nachdenken. Einerseits gibt es das Interesse der Ahornweg-Bewohner, den Busverkehr in ihrer Straße zu verringern. Andererseits setzen sich Anwohnerinnen und Anwohner oft eher dafür ein, dass es mehr und nähere Haltepunkte gibt – und nicht weniger.
Denn klar ist: Viele Jugendliche aus dem weiträumigen Akazien-, Ahorn- und Eichenweg samt deren Seitenstraßen, die täglich das Schulzentrum West ansteuern, müssten deutlich länger zur einzigen verbleibenden Haltestelle laufen. Gleiches würde für jene Neuschlößer von dort gelten, die für ihre Einkäufe mit der 602 in die Otto-Hahn-Straße fahren.
Die Bürgerkammer ruft die Neuschlößer dazu auf, die Sache zu diskutieren – und erwägt einen Diskussionsabend zum Thema. Update: Der Infoabend ist jetzt geplant für Donnerstag, 25. Januar.
Bus zur Pestalozzischule pünktlich
Entspannt hat sich übrigens nach der deutlichen Kritik von Eltern in der jüngsten Sitzung der Bürgerkammer die Lage bei den Fahrten der Linie 605 zur Pestalozzischule. Der morgentliche Bus gegen Viertel vor acht fährt nun vorher früher durch das stau-gefährdete Rosengarten. Seither gibt es kaum noch Verspätungen.
Auch die von der Stadtverwaltung zugesagte Abstandslinie ist inzwischen professionell gezogen – und ersetzt so das Klebeband-Provisorium einer Elterninitiative.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hatten wir geschrieben, der Bus zur Pestalozzischule fahre vorher nicht mehr durch den Rosengarten. Das ist nach einem Hinweis von Iris Henkelmann in der Facebook-Gruppe „Lampertheim tretet ein“ korrigiert: Der Bus fährt jetzt früher im Rosengarten ab.
In Neuschlößer Familien gehört zum Aufstehen neuerdings die bange Frage der Grundschulkinder: „Kommt der Schulbus heute pünktlich?“ Eltern können hier natürlich keine Antwort geben. „Es gibt Kinder, die haben deshalb Bauchweh und Stress“, berichtete Diana Wunderlich in der jüngsten öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer. Sie ist eine jener Mütter und Väter, die morgens um halb acht regelmäßig mit an der Bushaltestelle im Ulmenweg stehen, wo die Linie 605 startet.
Das Thema Schulbus beschäftigt schon seit Wochen Eltern und Leitung der Pestalozzischule. Es gab ein Treffen mit Verantwortlichen der städtischen Gesellschaft Verkehr Touristik Lampertheim (VTL), die den Busverkehr betreibt, und des ausführenden Busunternehmens.
Daher ist inzwischen auch die Ursache der Verspätungen bekannt: Der Bus ist, bevor er nach Neuschloß kommt, zwischen Rosengarten und Lampertheim unterwegs – und dort geht es derzeit oft langsam voran, weil die Strecke als Ausweichroute für Baustellen-Autobahn 6 überlastet ist. Die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, stellte unter dem Nicken der anderen Mitglieder fest: „Dann muss das Busunternehmen eben seine Touren ändern, um die pünktliche Abfahrt in Neuschloß zu gewährleisten.“
Dazu kommt, dass der Fahrplan der 605 offenbar zu knappe Zeiten vorsieht. Die Route über Waldfriedhof, Anne-Frank-Straße, Bertha-Benz-Weg, Amselstraße zur Pestalozzischule soll genau acht Minuten lang dauern. „Ich schaffe das so schnell nicht mal mit dem Auto – und ich fahre direkt über die Verbindungsspange zur Schule, nicht durch den Rosenstock“, erklärte ein Vater.
Die fahrplanmäßige Zeitnot ist am Ende nicht nur ein Problem der Pünktlichkeit. Der Bus, erläuterten die Eltern, fahre oft schon ab, bevor alle Mädchen und Jungen sitzen. Und Anwohner aus dem Ahornweg berichteten, die Fahrzeuge seien in der Tempo-30-Zone zügig unterwegs und führen in den scharfen Kurven nicht selten über den Gehweg – was nicht ungefährlich sei. Erster Stadtrat Jens Klinger regte daher an, dass die VTL die Wegezeit überprüfen solle.
Schule bespricht das Busthema im Unterricht
Klar wurde aber auch, dass sich manche Kinder offenbar nicht so im Bus verhalten, wie es angemessen wäre. In Absprache mit den Beteiligten wurden deshalb Videoaufnahmen während der Fahrt angefertigt und in der Pestalozzischule ausgewertet. Ein Kind dürfe nun nicht mehr mit dem Bus fahren, mit anderen seien Gespräche geführt worden, hieß es. Zudem hätten Lehrerinnen und Lehrer das Benehmen im Bus im Unterricht thematisiert, berichteten die Eltern.
Auch an der Haltestelle im Ulmenweg geht es mitunter wohl etwas zu turbulent zu. „Seit Schulbeginn ist es täglich ein Graus zu sehen, wie die Kinder an der Bushaltestelle herumturnen und teilweise auf die Straße geschubst werden“, heißt es in einem Schreiben der Eltern an Stadtrat Klingler, das Neuschloss.net vorliegt.
Eltern vor Ort griffen ein und bildeten eine Kette zur Straße hin. Zuletzt klebten die Väter Mathias Pawlenka und Thomas Mauser eine provisorische Abstandsmarkierung auf den Boden, an die sich die Kinder tatsächlich halten. Diese Linie wird jetzt professionell von Straßenbauern gezogen, gab Biehal bekannt. Der Auftrag sei bereits erteilt.
Eine ganze Reihe weiterer Probleme im Öffentlichen Personennahverkehr kamen bei dieser Gelegenheit in der Bürgerkammer zur Sprache: Ein Bus, der aus Hüttenfeld zum Schulzentrum West unterwegs ist, soll laut Fahrplan neben Neuschloß Ort auch die Haltestelle Ulmenweg anfahren – macht er aber nicht. „Wir können uns nicht auf den Fahrplan verlassen“, fasste Wunderlich zusammen.
Mehrmals sei zudem vorgekommen, dass die Fahrer die vorgesehene Wegstrecke nicht kannten – und sich bei den Grundschülern im Bus informierten, wie sie fahren müssen. An einem Tag, an dem man spät dran war, ließ der Fahrer kurzerhand die Haltestellen im Rosenstock aus und fuhr über die Verbindungsspange direkt zur Schule. Und das Ruftaxi, das Neuschloß in den Abendstunden anbindet, fährt offenbar manchmal auch dann nicht, wenn es explizit bestellt wurde.
Erster Stadtrat Jens Klinger, der als Vater ähnliche Erfahrungen mit dem Schulbusverkehr andeutete, zeigte sich entsetzt über das Gesamtbild. Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Stadt hier nicht juristisch Druck machen könne, antwortete er: „Was hier vorgetragen wurde, reicht für fünf Abmahnungen.“ Die Stadt gebe sechsstellige Summen aus für den Busverkehr. „Wir machen das natürlich, weil wir etwas Gutes tun wollen. Und dann gibt es nur Ärger.“
Die politischen Gremien der Stadt initiieren derzeit einen Fahrgastbeirat. Die Bürgerkammer nominierte Diana Wunderlich als Mitglied für Neuschloß.
Im März hat Neuschloss.net untersucht, wie Neuschlößer mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Mannheim oder Frankfurt pendeln können. Die zusammenfassende Überschrift: Das Bus-Fiasko. Im April diskutierte der Ortsbeirat das Thema; Ortsvorsteherin Carola Biehal stieg in eine stadtweite ÖPNV-Arbeitsgruppe ein. Nach dem Fahrplanwechsel der lokalen Linien 601 bis 605 im Herbst gelten seit dieser Woche nun auch neue Zeiten für die Überlandlinie 644, die die Neuschlößer von der Forsthausstraße aus nach Lampertheim und zurück bringt. Zeit also für einen Faktencheck: Waren die Debatten fruchtbar? Was bringen uns die neuen Fahrpläne?
Neuschloß – Lampertheim
Wer den Öffentlichen Personennahverkehr schlicht braucht, um in Lampertheim mal was einzukaufen oder vielleicht bis spät abends Freunde zu besuchen, wird deutliche Verbesserungen spüren. Seit die Busse der Linie 602, die montags bis freitags fahren, eine Schleife über die Otto-Hahn-Straße drehen, können wir direkt am Einkaufzentrum mit Aldi und Rewe aus- und einsteigen. Es hilft schon sehr, wenn Neuschlößer ohne Auto unter der Woche so die wichtigsten frischen Lebensmittel besorgen können.
Samstags ist nichts mit Einkaufen per Bus – aber dann ist ja in Ein-Auto-Familien meist das eigene Fahrzeug für den Großeinkauf verfügbar.
Die zweite entscheidende Neuerung bringt die Linie 644 – und zwar in den Abendstunden. Hier waren die Verbindungen nach 19 Uhr bisher recht, sagen wir mal, übersichtlich. Jetzt geht der Stundentakt für Busse von Lampertheim nach Neuschloß unter der Woche bis 22 Uhr (beispielsweise ab Bahnhof: 21.56 Uhr), an Samstagen sogar bis Mitternacht (Bahnhof: 23.56 Uhr). Nachtschwärmer können darüber hinaus an allen Tagen bis 0.25 Uhr (Bahnhof) ein Anrufsammeltaxi nach Neuschloß bestellen.
Schön auch: Der Fahrplan der 644 ist an Samstagen und Sonntagen nur am frühen morgen leicht ausgedünnt. Ebenfalls eine deutliche Verbesserung.
In die Gegenrichtung nach Lampertheim startet der letzte Bus an der Haltestelle Neuschloß Ort sonntags bis freitags um 22.51 Uhr, das letzte Ruftaxi um 23.46 Uhr. Samstags fährt der letzte Bus um 0.51 Uhr, das letzte Ruftaxi 0.56 Uhr.
Die Reisenden müssen Ruftaxen spätestens eine Stunde vor der Abfahrt bestellen (Telefon 06206/3332) – was spontane Abendplanungen etwas erschwert. Cool dagegen vor allem für Jugendliche: Wer eine Zeitkarte des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar hat, fährt kostenlos im Ruftaxi – und neben den VRN-Jahres-, Halbjahres-, Monats- und Wochenkarten sowie dem Entdecker-Ticket gilt laut VRN-Webseite auch das Maxx-Ticket, das die Neuschlößer Jugend in der Schule kostenlos bekommt. Alle anderen zahlen für die Einzelfahrt im Ruftaxi zwischen Lampertheim und Neuschloß zwei Euro. Die Wagen sind Bestandteil der städtischen Linie 602 und fahren bei Bedarf auch durch das Lampertheimer Wohngebiet Rosenstock.
Unterm Strich gilt für den Spätverkehr: So gut war Neuschloß in den Abendstunden noch nie mit der Kernstadt verbunden. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, der den Öffentlichen Personennahverkehr auch für jüngere Leute attraktiv machen kann.
Neuschloß – Mannheim
Für viele Pendler ist die Anbindung nach Mannheim entscheidend – weil sie dort arbeiten oder, und das tun mehr Neuschlößer als man vielleicht denkt, weil sie in die ICE-Fernzüge nach Frankfurt, Stuttgart oder Köln umsteigen. Hier gibt es seit dem Sommer eine wichtige Verbesserung: Der Regionalexpress um 7.05 Uhr nach Mannheim wird unter der Woche mit einem 602er Bus, Abfahrt 6.46 Uhr in Neuschloß Ort, erreicht; nun kommt noch ein 644er um 6.51 Uhr dazu. (Unverständlich allerdings, dass keiner dieser beiden für Pendler wichtigen Busse im Ulmenweg hält – im Gegensatz zu fast allen anderen Fahrten der 602.) Von 9.51 bis 22.51 Uhr klappt der Sprung zum Zug nach Mannheim mit dem 644er stündlich – prima.
Leider allerdings hat die Sache einen Haken. Genau genommen sogar zwei. Nicht alle Berufstätigen werden erst gegen 8 Uhr an ihrer Arbeitsstelle in Mannheim oder um 10 Uhr in Stuttgart sein müssen. Doch der Bus eine Stunde früher um 5.51 Uhr hilft dann nicht; denn ausnahmsweise fährt der Regionalexpress um 6 Uhr herum nicht wie sonst am Tag einige Minuten nach, sondern einige Minuten vor der vollen Stunde ab. Die Neuschlößer können den Zugbegleiter beim Pfeifen aus dem anrollenden Bus heraus zusehen. Nicht besser um 8 Uhr. Hier verlässt plötzlich der 644er Bus die Taktung – und erreicht damit nicht mehr den Regionalexpress um 8.08 Uhr.
Das bringt zusammengefasst die kuriose Situation, dass vom Vormittag bis zum späten Abend eine wunderbare Anbindung nach Mannheim besteht. Nur leider dann nicht, wenn’s für die Pendler drauf ankommt – von der Sieben-Uhr-Verbindung mal abgesehen. Das Ergebnis einer Verbindungsabfrage Neuschloß Ort nach Mannheim mit der VRN-App veranschaulicht das Problem sehr schön; die teuren Verbindungen sind übrigens jene über Viernheim (Bus, OEG).
Die Gegenrichtung – aus Mannheim mit dem Zug nach Lampertheim und weiter mit den Bus nach Neuschloß – sieht dagegen recht gut aus. Zwischen 4.56 Uhr 21.56 Uhr startet der 644er stündlich am Bahnhof. Der Zug soll meist zur Minute 50 ankommen. Oft ist er fünf Minuten später; der Bus allerdings auch – das funktioniert. Im Übrigen werden nach Angaben der Betreiber die Busfahrer per Funk über Zugverspätungen informiert. Eine solide Lösung insgesamt.
Neuschloß – Biblis
Der 644 kommt stets zur vollen Sunde aus Neuschloß am Bahnhof an – in der Regel fahren zehn bis 16 Minuten später Regionalbahnen nach Biblis ab. Auch anderum klappt das im Wesentlichen, zumindest vom Vormittag an: Die Regionalbahnen kommen etwa Viertel vor der vollen Stunde an; die Wartezeit zum 644er nach Neuschloß sind etwa zehn Minuten. Auch die Wochenenden sind in Ordnung. Neuschloß, Bürstadt, Biblis – das passt in beide Richtungen.
Neuschloß – Frankfurt
Wer unter der Woche nach Frankfurt will, kann um 7.23 Uhr, 9.26 und 10.26 Uhr mit einem 602er zum Bahnhof fahren und hat dort gut zehn Minuten zum Umsteigen. Die drei Verbindungen sehen eher nach Zufall aus als nach System.
Mehr ist nicht, so sehr sich auch die Verbindungsauskunft der Bahn bemüht und beispielsweise vorschlägt, zunächst mit dem Bus nach Viernheim zu fahren, dort mit der OEG nach Weinheim – und dann mit der Regionalbahn die Bergstraße entlang nach Frankfurt. Reisedauer: zwei Stunden, zwölf Minuten. Zum Vergleich: Der Regionalexpress von Lampertheim ist in 55 Minuten in Frankfurt.
Frankfurt-Pendler mit entsprechenden Fahrkarten können (leider außer morgens um sechs und acht) erst andersrum nach Mannheim und dann mit dem ICE zurück bis Frankfurt rauschen. Die Umsteigezeit in Mannheim liegt in der Regel bei angenehmen zehn Minuten.
Wer montags bis freitags mit dem Regionalexpress aus Frankfurt in Lampertheim eintrifft, hat wieder dann und wann Glück mit der 602: Die Züge kommen meist einige Minuten nach der vollen Stunde an, passende Busabfahrten sind um 13.19 Uhr sowie 14.17, 15.17, 16.17 und 17.17 Uhr. Von 18.15 bis 21.15 Uhr stündlich sowie um 23.15 Uhr kann ein Anrufsammeltaxi bestellt werden.
Richtig spaßig wird’s übrigens an Wochenenden. Die Bahnauskunft gibt alles: Mit der Bahn nach Bürstadt, von dort nach Bensheim und hier schließlich umsteigen nach Frankfurt; die OEG-Variante über Viernheim; mit dem Bus nach Worms, von dort mit dem Zug nach Mainz und schließlich über Rüsselsheim nach Frankfurt. Sinnvoll ist nichts davon; Ausflügler wären zwei bis drei Stunden – wohlgemerkt in nur einer Richtung – unterwegs. Von den Umwegkosten mal ganz abgesehen.
Die Gesamtbilanz
Die Anbindung von Neuschloß ist seit dem Fahrbahnwechsel so gut wie nie – vor allem in den Abendstunden. Auch der Übergang nach Mannheim könnte top sein – wenn es nicht die beiden bösen Ausrutscher am morgen um sechs und acht gäbe. Die sollten kurzfristig noch vor dem nächsten Fahrplanwechsel ausgebessert werden. Der Weg von Neuschloß nach Bürstadt/Biblis ist in Ordnung.
Dass Frankfurt-Pendler leer ausgehen, ist bedauerlich. Andererseits ist natürlich stets abzuwägen, für wie viele Reisenden welcher Aufwand zu treiben ist. Irgend einen Tod werden auch Fahrplan-Entwickler sterben müssen. Schön und wenig aufwendig wären vielleicht eins, zwei Anrufsammeltaxen am Wochenende zur Mittagszeit für Ausflügler zum Main. Überhaupt sind die Ruftaxen eine schöne Sache, insbesondere für die Jugend. Sie dürften gerne etwas bekannter gemacht werden.
Dass manchmal schlicht eine gute Idee viel erreichen kann, zeigt die Schleife der 602 über das Einkaufszentrum. Ortsvorsteherin Biehal hatte den Vorschlag erstmals in einem Treffen des Ortsbeirats vorgestellt. Kleiner Aufwand, große Wirkung für Neuschloß.
Die Bilanz in Schulnoten: zwei minus. Über das Minus können wir reden, wenn das Sechser- und Achterproblem gelöst ist 😉
Kleine Anregungen
Am Lampertheimer Bahnhof fahren inzwischen ziemlich viele Busse rum. Und man sieht oft Reisende ratsuchend an den Fahrplan-Aushängen stehen. Viele sind verwirrt, weil sie beispielsweise auf dem Weg nach Neuschloß die Aushänge für mehrere Linien an verschiedenen Stellen nacheinander prüfen müssen, um den nächsten Bus zu ermitteln. Hier wäre eine gemeinsame Liste etwa der Linien 644 und 602 hilfreich.
Ein richtig guter Service freilich wäre eine dynamische, elektronische Anzeige, wie wir sie von den Straßenbahn-Stationen in Mannheim kennen. Am besten gleich mit den Zugabfahrten. Dann wäre sofort klar, welche Busse oder Züge als nächstes kommen. Und dann würden wir in jedem Fall zur Schulnote noch ein Extra-Sternchen vergeben.
Fahren die Busse nach Lampertheim bald so, dass Bahnreisende nach Mannheim oder Frankfurt guten Anschluss finden? Dieser Frage geht der Ortsbeirat in seinem Treffen am Donnerstag, 19 Uhr, im Bürgersaal am Ahornplatz nach. Hoffen wir das Beste – bisher fahren Busse und Züge souverän aneinander vorbei.
Von den Feiertagen haben wir uns erholt, die Kinder gehen wieder in die Schule – das neue Jahr geht sozusagen in den Regelbetrieb über. Und Neuschloss.net schaut mal, was uns 2015 erwarten wird in unserem Stadtteil.
Die Flüchtlinge werden noch einige Monate in den früheren Sozialwohnungen an der Forsthausstraße verbingen. Der Mietvertrag der Stadt mit dem neuen Besitzer des Beamtenbaus war von Anfang an befristet; die Kommune wird andere Unterkünfte bereitstellen müssen. Möglicherweise außerhalb von Neuschloß.
Ein Team um Ortsvorsteherin Carola Biehalunterstützt die Frauen und Männer aus Eritrea, Syrien und dem Balkan ehrenamtlich in allen nur denkbaren Angelegenheiten. Viele Neuschlößer bringen Sachspenden, erledigen Fahrdienste, spielen Fußball mit den Fremden, helfen als Übersetzer. Junge Frauen geben in den Räumen der evangelischen Johannesgemeinde Sprachunterricht. Ein wundervolles Engagement von vielen Menschen – zugleich auch ein politisches Statement, das zeigt, wer das Volk wirklich istund wie wir in Neuschloß und anderswo mehrheitlich über Menschen denken, die bei uns Hilfe suchen.
Wo wir gerade den Beamtenbau streifen: Es ist längst überfällig, dass die Neuschlößer erfahren, an wen die Stadt eigentlich das Gebäude verkauft hat und welche Umbau- und Nutzungspläne dem neuen Besitzer vorschweben. Im Ortsbeirat gab es hierzu bisher stets nur spärliche Informationen – mit dem Hinweis darauf, dass der Investor ein wenig öffentlichkeitsscheu sei und man den Deal nicht gefährden wolle. Mit der Zurückhaltung sollte nun Schluss sein. Der Beamtenbau ist ein historisches, den Stadtteil prägendes Denkmal. Die Öffentlichkeit hat ein verständliches Interesse daran zu wissen, wie es damit weiter gehen soll.
Freiwillige Hilfe – die erlebten wir im vergangenen Jahr nicht nur im Zusammenhang mit den Flüchtlingen, sondern auch beim Tag des Ehrenamts der Metropolregion. Mehr Menschen als gedacht halfen, den Ahornplatz zu verschönern. Und Neuschloß kann noch hübscher werden. Wenn Anwohner zusagen, dass sie regelmäßig auf die Straßenbepflanzung vor ihrem Haus einen Blick werfen, rückt der städtische Bauhof mit neuen Stauden an – gelb- oder blaugeprägt, je nach Wunsch. Bei der Gelegenheit prüfen die Gärtner auch, ob die Bäume noch stabil oder besser gleich auszutauschen sind. Neuschloß könnte also wahrlich aufblühen in diesem Jahr – und zum Vorbild für die Kernstadt werden.
Für junge Familien kann 2015 schwierig werden. Nicht unbedingt, weil der Rasen auf dem erst im vergangenen Frühjahr eröffneten Fußballfeldauf dem Spielplatz am Alten Lorscher Weg einen ziemlich erholungsbedürftigen Eindruck macht. Vor allem berufstätige Eltern von Kindern im Grundschulalter könnten vor ernsthaften Problemen stehen, wenn sie auf eine Betreuung am Nachmittag angewiesen sind.
Denn zum kommenden Schuljahr werden an der Pestalozzischulevoraussichtlich neun der 50 Plätze frei; auf der Warteliste stehen bisher aber schon 52 Mädchen und Jungen. Da muss man von einem Betreuungsnotstand sprechen. Abhilfe ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Der Rosenstock in Lampertheim, ebenfalls im Einzugsgebiet, wächst weiter. Immerhin scheint die Lage in Kindergarten und Krippe eigermaßen entspannt.
Die Sanierung des Sodabuckels kann weiter gehen – die Stadtverordneten haben Anfang Dezember den Auftrag neu vergeben, nachden die zunächst beauftrage Firma Michel Bau aus dem fränkischen Klingenberg versagte. Der Beschluss war angesichts siebenstelliger Mehrkosten nicht selbstverständlich; Ortsvorsteherin Carola Biehal legte sich mit einem Appell an das Gremium ordentlich ins Zeug. Dennoch stimmten die CDU geschlossen und prominente Vertreter der Grünen gegen die schnelle Fortführung der Altlastensanierung im Wald.
Bei der geplanten Säuberung des Grundwassers wird sich dieses Jahr zeigen, ob die neuartige Technik tatsächlich leistet, was sie verspricht. Falls nicht, müsste Neuschloß wohl bis auf Weiteres mit dem erheblich belasteten Grundwasser leben.
Der Sportclub Kurpfalz wird zeigen müssen, wie realistisch die ambitionierten Ziele des neuen Vorsitzenden Wolfgang Osteroth sind, der Stefanie Schrod ablöste. Die Zahl der Mitglieder in zwei Jahren auf 200 zu verdoppeln und zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte sind angestrebt. Der Verein startete in das Jahr motiviert mit einem Schnupper-Turnkurs für Kinder. Das angekündigte Gesundheitsprogramm des Vorsitzenden befindet sich laut Aushang am Ahornplatz noch in der Konzeption.
Der Veranstaltungskalender für 2015 enthält schöne Höhepunkte, aber auch Wehrmutstropfen. Rot markieren im Kalender dürfen alle Neuschlößer schon Samstag, 18., und Sonntag, 19. Juli. Für dieses Wochenende lädt der Ortsbeirat und die Meute den Stadtteil wieder zum Schlossfest ein.Beim letzen Mal vor zwei Jahren war diese Freiluft-Veranstaltung ein großer Erfolg mit vielen Beteiligten und Gästen.
Werfen wir noch einen Blick auf das Thema Infrastuktur. Die ist ja immerhin für Pizzafreunde aus Neuschloß dramtisch besser geworden – vor allem an jenen Wochentagen, an denen Hungrige die meisten Varianten im Quattro Mori für pauschal fünf Euro abholen können. Die Geruchsbelästigung, ausgehend vom Abwasserkanal, hat zuletzt nachgelassen; die Abhilfe greift offenbar.
Nichts getan hat sich hingegen beim Busfiasko. Der Fahrpläne sind noch immer nicht auf den Bahnverkehr zwischen Frankfurt und Mannheim abgestimmt – ein Unding. Unser Wald um Neuschloß leidet noch immer unter den den Folgen des dramtischen Sturms im vergangenen August; viele Bäume sind nach Angaben von Förster Volker Harres noch derart geschwächt, dass selbst durchschnittliche Sommergewitter böse enden könnten.
Im Blick behalten müssen werden wir verstärkt die geplante Neuubaustrecke der Bahn, die ja im umgünstigen Fall Neuschloß streift; in das Thema scheint in jüngster Zeit wieder etwas Bewegung zu kommen.
Wie sind also die Aussichten für Neuschloß kurzgefasst? Auf uns wartet als Höhepunkt das Schlossfest; die Flüchtlinge, um die wir uns engagiert kümmern, verlassen unseren Stadtteil; wir haben wieder eine Gaststätte, genügend Plätze in Kinderkrippe und Kindergarten; die Sanierung des Sodabuckels geht weiter. Abwarten müssen wir, was aus unserem Beamtenbau wird, wie gut die Säuberung des Grundwassers gelingt, wie sich der Sportclub Kurpfalz entwickelt und in welche Richtung sich die ICE-Neubaustrecke bewegt. Die größten Herausforderungen liegen in den Themen Schülerbetreuung und öffentlicher Nahverkehr. Und natürlich sind wir sehr gespannt, mit was uns das Jahr 2015 noch überrascht.