Auf immer mehr Dächern in unserem Stadtteil sehen wir Module von Photovoltaik-Anlagen. Der Neuschlößer Christoph Rumler – vielen bekannt als Bürgersolarberater – hat genau hingeschaut – und nachgerechnet. Seine Ergebnisse sind beachtlich.
Von Michael Bayer
Gründe dafür, Strom selbst herzustellen, gibt es viele. Zunächst ganz handfeste: Man spart mittelfristig viel Geld. Zum einen sinken sofort mit der Inbetriebnahme die Kosten für den „Saft“ erheblich. Und: Die Investitionen sind meist nach gut einem Jahrzehnt durch die Einsparungen im laufenden Betrieb wieder drin. Wer also etwas Geld auf der hohen Kante hat und das in eine eigene Solaranlage investiert, kommt auf eine hohe Rendite – und drückt auf Dauer die laufenden Kosten für den Haushaltsstrom.
Zum anderen steht eine Solaranlage im Zentrum aller Überlegungen, wenn wir mit unserem eigenen Verhalten helfen wollen, den Klimawandel zu bremsen. Dazu müssen wir unseren Verbrauch von fossilen Energien verringern – weil mit deren Verbrennung das Kohlendioxyd entsteht, das die Erde erwärmt.
Konkret sollten wir damit aufhören, Gas oder Öl zu verfeuern, um Zimmer und Wasser warm zu bekommen. Und kein Benzin oder Diesel verbrennen, um unsere Autos anzutreiben. Die Alternativen laufen in beiden Fällen mit Strom: Wir reden von Wärmepumpen und Elektroautos.
Kommen wir nochmal zum Geld. Als Ausgangsbasis können Interessierte die Jahresbeträge für Gas oder Öl, den Haushaltsstrom und für Benzin oder Diesel zusammenrechnen. Die Summe ergibt das Sparpotenzial. Dem stehen dann die Stromkosten für Wärmepumpe und Auto gegenüber. Wer eine leistungsfähige Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, dürfte mindestens ein halbes Jahr lang selbst mit zwei E-Autos noch Strom übrig haben, also über die Einspeisevergütung sogar einen Gewinn erzielen.
Der lässt sich dann in den kalten Wintermonaten einsetzen, wenn die Wärmepumpe mehr Strom zieht – aber auch dann noch unterstützt von der Solaranlage. Damit in der dunklen Jahreszeit möglichst viel Strom übrig bleibt, sollten so viele Dachflächen wie vorhanden mit Modulen belegt werden. Da die Preise für die Module stark sinken, fällt deren Anzahl bei einer Anlage immer weniger ins Gewicht.
Bei all dem ist natürlich klar: Am Anfang stehen die Investionen. Sie können insbesondere bei älteren Häusern, wo vielleicht ein neues Dach oder eine Dämmung nötig wird, beachtlich sein. Wer hier, insbesondere mit Blick auf Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpe, Hilfe sucht, kann sich gerne an die Bürgersolarberatung unter lampertheim@buergersolarberatung.de wenden.
Nun aber die Analyse zum wachsenden Bestand der Photovoltaik-Anlagen in Neuschloß von Christoph Rumler.
Die Dächer von Neuschloß – Photovoltaik-Anlagen mit nachhaltigem Kapitalertrag
Von Christoph Rumler
Geht man durch Neuschloß, fällt ein reger Photovoltaik-Ausbau ins Auge. Warum ist das so interessant? Dazu ein paar Zahlen und Hintergründe.
Wertet man die jüngste Luftaufnahme von Neuschloß in Google Earth vom April 2021 aus, kann man 35 Photovoltaik-Anlagen auf unseren Dächern zählen. Im Sommer 2024 sind es schon 90 Anlagen, wie ein Rundflug mit einer Drohne zeigt. Ein Plus von 55 Anlagen in nur drei Jahren.
In Neuschloß stehen 365 Gebäude (mit Hausnummern). Im Jahr 2021 hatten damit knapp zehn Prozent davon eine Photovoltaik-Anlage; Mitte 2024 sind es schon 25 Prozent. Das ist eine bemerkenswerte Steigerung. Nach Angaben der Landes-Energie-Agentur Hessen und des Solarkatasters Hessen nutzte Gesamt-Lampertheim im Jahr 2021 seine Photovoltaik-Dachflächen zu 14 Prozent. Da war Neuschloß noch unterdurchschnittlich. Mit 25 Prozent hat Neuschloß nun einen Spitzenplatz!
Betrachten wir nur die Zubau Menge von 55 Photovoltaik-Anlagen in den vergangenen drei Jahren. Die Bürgersolarberatung hat davon etwa 20 Anlagen beratend begleitet. Aus diesen Informationen können anlegbare Kennzahlen auch für die anderen Anlagen abgeleitet werden.
Mit diesen 55 Anlagen ist eine theoretische Gesamtleistung von rund 600 Kilowatt (Peak) entstanden. Durchschnittswerte angesetzt, fielen dafür Kosten von 1,2 Millionen Euro an. Die Paneele erzeugen jedes Jahr ungefähr 570.000 Kilowattstunden Strom. Im Durchschnitt wird eine Eigenversorgung (Autarkie) von 70 Prozent erreicht. Das bedeutet, die Haushalte müssen 70 Prozent ihres Stroms nicht mehr einkaufen. Etwa 370.000 verbleibende Kilowattstunden aus Photovoltaik speisen die Neuschlößer Dächer ins Netz ein.
Die Investitionskosten werden in zehn bis 15, durchschnittlich in zwölf Jahren von den Anlagen verdient und bezahlt. Danach entsteht in der Regel noch ein Gewinn von etwa 90 Prozent der Investitionskosten (nominal, nicht abgezinst) bis zum Ende der im Erneuerbaren-Energiegesetz geregelten Vergütungen nach 20 Jahren.
Dieser Gewinn beträgt für die 55 Haushalte mehr als eine Million Euro. Dieses Kapital wird künftig die Anschaffung von Wärmepumpen, Klimaanlagen oder Elektroautos mit unterstützen. Die Photovoltaik-Anlage ist eine Primärinvestition, die sich auf andere künftige Investitionen kostensenkend auswirkt. Damit stellen sich diese Haushalte und Neuschloß sehr gut auf.
Man kann eine Photovoltaik-Anlage auch als Versicherung gegen steigende Strompreise ansehen. Mit der Technik sind die Ausgaben für den selbst erzeugten Anteil auf 20 Jahre fix. Nur noch die kleinere, fremd bezogene Strommenge unterliegt womöglich einer Kostensteigerung.
Allein die 55 Solar-Familien verkleinern den CO2-Fußabdruck („Carbon Footprint“) von Neuschloß über 20 Jahre um 12.500 Tonnen. Das reduziert Klimaschäden. Es lässt die Kostenbelastung unserer Nachkommen schrumpfen – und schützt deren Lebensqualität.
Die Investitionen in Photovoltaik-Anlagen schaffen Arbeitsplätze, Steuern und Beiträge in die Sozialversicherung. Sie sind eine lokale Wertschöpfung, die bei Erdgas-, Kohle- und Ölimporten nicht entsteht.
Wenn Sie diese Informationen als hilfreich ansehen und selbst den Bau einer Photovoltaik-Anlage prüfen möchten, können Sie sich gerne an die Bürgersolarberatung wenden unter der Mailadresse lampertheim@buergersolarberatung.de
Solardächer stärken unsere Einkommen, schützen Klima und Nachkommen. Es wäre schön, wenn noch weitere Photovoltaik-Anlagen dazu kommen.
Ihr Christoph Rumler, Bürgersolarberater in Neuschloß
Strombilanz eines kühlen, sonnigen Herbsttages
Was bringt eine Photovoltaik-Anlage? Hier Zahlen aus einer Anlage in Neuschloß mit einer theoretischen Höchstleistung von 17 kWp.
Von Michael Bayer
Folgende Darstellung zeigt die aktuelle Lage am Nachmittag.
Die Wärmepumpe hat Zimmer und Wasser bereits aufgewärmt. Der Akku im Keller ist gefüllt für den Stromverbrauch nach Sonnenuntergang, die überschüssige Sonnenenergie geht ins E-Auto.
Und so sieht die Gesamtbilanz des Tages aus:
Die Anlage hat etwa 45 kWh an Strom erzeugt. Davon wurden 26,5 kWh im Haus verbraucht (davon wiederum 13,5 kW von der Wärmepumpe-getriebenen Heizung). 12 kWh gingen in den Akku. Und das E-Auto bekam noch 22,7 kWh ab.
Die verbleibenden Stromkosten an diesem Tag für Heizung, Warmwasser und eine Fahrstrecke im Elektroauto von 130 Kilometern betragen 2,12 Euro.
Natürlich gibt es im Sommer noch deutlich bessere Tage und im Herbst und Winter schlechtere Tage.
Kurze Überschlagsrechnung zum E-Auto
Ein Verbrenner kommt auf an die 14 Euro pro hundert Kilometer (Beispiel: acht Liter pro hundert Kilometer zu 1,70 Euro).
Ein E-Auto braucht im Schnitt etwa 17 Kilowattstunden pro hundert Kilometer. Mit einem üblichen Hausstromtarif kosten die etwa sechs Euro. Wer ausschließlich an öffentlichen Stationen lädt, kalkuliert mit zehn Euro. Mit einer Photovoltaik-Anlage lässt sich über viele Monate einfach Sonnenstrom laden. Die Wertschöpfung des eigenen Stroms ist damit um ein Vielfaches höher im Vergleich zur Einspeisevergütung.