Schautafel: Fabrikreste und alte Kanäle
Schautafel: Fabrikreste und alte Kanäle

Rund hundert Bilder aus zehn Jahren – die Ausstellung „Neuschlößer Ansichten der Sanierung“ war in der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins zum ersten Mal zu sehen. Anwohner und Sanierer hatten zahlreiche Motive zur Verfügung gestellt. Projektbeirat und Verein suchten aus und sortierten das Material. So sind insgesamt 14 Schautafeln entstanden, professionell aufbereitet.

„Ach ja, das gab’s ja auch“, viele Neuschlößer nutzten die kleine Schau, um die Sanierung Revue passieren zu lassen. Vor allem die freigelegten unterirdischen Kanäle beeindruckten; nur wenige Anwohner hatten während der Arbeiten einen Einblick darauf. Auch die Gärten, zusammen- und drei Meter tiefer gelegt, gehörten zu den viel beachteten Motiven.

Es zeichnet sich ab, dass die Ausstellung von Projektbeirat und Altlastenverein auf Tour gehen wird. Aktuell laufen Gespräche mit der Stadtverwaltung. Auch die Sanierer der HIM-ASG haben ihr Interesse bekundet.

Schautafel: Staubschutz
Schautafel: Staubschutz

Nachdem die bewohnten Grundstücke bald saniert sind, gerät in Neuschloß zunehmend das Grundwasser in den Mittelpunkt des Interesses. „Wir halten es für wichtig, dass die Überprüfung der Grundwassersanierung ergebnisoffen angegangen wird“, sagte Stephan Frech von der Stabstelle Bodenschutz der Stadtverwaltung in einer Diskussion während der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins.

Hintergrund: Das Land Hessen erstellt derzeit eine Anaylse, die Kosten und Nutzen der seit Jahren laufenden Grundwassersanierung gegenüberstellt.

Der Projektleiter der Sanierungsfirma HIM-ASG, Ulrich Urban, sagte, die Ergebnisse der Studie würden im Frühjahr veröffentlicht. Zuvor hatte er dargestellt, dass die Wasserreinigungsanlage in Neuschloß große Mengen an Schadstoffen ausfiltert – vor allem das hochgiftige Arsen.

Dieses Arsen im Wasser war ein mit ausschlaggebender Grund, warum vor zehn Jahren die Sanierung auch der Böden überhaupt angegangen wurde, erinnerte die Vorsitzende des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN) und Ortsvorsteherin Carola Biehal. „Es wäre unschlüssig, jetzt die Reinigung des Grundwassers nicht weiter zu verfolgen“, fügte sie hinzu.

Der Altlastenverein überlegte in der von Vorstandsmitglied Michael Bayer moderierten Runde, wenn das Ergebnis der Studien sei, dass die Grundwassersanierung gut läuft, spreche nichts gegen eine Fortsetzung. Sinke dagegen der Schadstoffanteil im Grundwasser nicht signifikant, obwohl zugleich große Giftmengen ausgefiltert würden, müssten sogar die Reinigungsarbeiten deutlich intensiviert werden. HIM-ASG-Projektleiter Urban wollte nicht ausschließen, das Letzteres ein Ergebnis der Studie sein könnte.

Zufrieden blickten Sanierer, Stadtverwaltung und Anwohner gemeinsam auf die Sanierung der Grundstücke im Wohngebiet zurück. Der Stadtteil blühe auf – auch weil nach dem Bodenaustausch viele Neuschlößer zusätzlich kräftig aus eigener Tasche in Häuser und Gärten investiert hätten. „Aber“, erinnerte Carola Biehal, „es war nicht immer leicht.“ Das gelte auch für die Arbeit der Anwohnervertretung, etwa in Gesprächen mit Behörden und der Stadt.

Optimistisch stimmen Altlastenverein und Projektbeirat die von Stephan Frech präsentierten Pläne für die Sanierung des Sodabuckels. Es handelt sich dabei um eine Abraumhalde der ehemaligen chemischen Fabrik unmittelbar neben dem Wohngelände. Im seitlich ansteigenden Bereich soll eine folienbasierte Sickerwassersperrschicht verhindern, dass Regen tiefliegende Schadstoffe ins Grundwasser schwemmt. Hier werden Sträucher angepflanzt.

Oben entsteht eine Sperre aus mineralischem Material mit dem gleichen Effekt. Hier wird soviel Boden aufgetragen, dass flachwurzelnde Bäume wie Kiefern wachsen können. „Damit bleibt das Erscheiningsbild des Sodabuckels insgesamt in etwa erhalten“, erläuterte Frech.

Projektbeirat und Altlastenverein sehen in der Planung zwei wichtige Forderungen erfüllt: dass es unterirdische Sperrschichten gibt und wieder Wald wächst. Die Arbeiten sollen im Jahr 2014 beginnen.

Weitere Informationen: Presseschau zur Mitgliederversammlung auf der Webseite von Altlastenverein und Projektbeirat.

Vielen Neuschlößern stinkt es. Und das liegt am Kanalsystem – übler Geruch zieht regelmäßig durch den Stadtteil. Die gute Nachricht ist: Die Stadtverwaltung will jetzt mit Filtern den Gestank eindämmen. Die schlechte: Die Fachleute haben keine Ahnung, warum es riecht: „Alles, was wir bisher zusammen getragen haben, ergibt kein schlüssiges Bild“, sagte der Baufachbereichsleiter der Stadt, Raimund Rinder, im Ortsbeirat.

Bisher nicht bestätigt oder widerlegt ist der Verdacht, es könnte einen Zusammenhang mit dem Schmutzwasser aus Hüttenfeld geben, das durch den Neuschlößer Kanal läuft.

Dabei kommt in der Ursachensuche moderne Technik zum Einsatz. Eine Spezialkamera lichtete jüngst den Kanal von innen ab – doch auch der Film half nicht weiter. „Es sind zwar kleinere Senken vorhanden. Doch die sollten nicht eine solche Geruchsbelästigung wie in Neuschloß auslösen“, sagte Rinder. Und: Senken und hohe Belästigung liegen räumlich auseinander. Besonders betroffen sind nach ersten Erkenntnissen die Forsthausstraße am Ortseingang aus Hüttenfeld kommend und am Schloss, der Lindenweg und der Ulmenweg.

Um dem Grund des Geruch-Übels noch auf die Spur zu kommen, sind Hinweise aus der Bevölkerung mit konkreten Angaben wichtig. Hier auf Neuschloss.net gibt’s das Eingabeformular dafür. Einfach klicken, eintragen und abschicken.

So will die Stadt dem Gestank erstmal beikommen: Zwei Sinkkästen – das sind die gusseisernen Wasserableiter direkt am Gehweg – sollen mit Gasaustrittsperren versehen werden. Und zehn Kanalschächte will die Verwaltung mit Biofiltern ausstatten. Die gab’s früher schonmal in Neuschloß, wurden dann aber im Rahmen der Sanierung ausgebaut. Gut, dass der städtische Bauhof sie aufgehoben hat.

Der Filter besteht zum einen auf einem Plastikeinsatz, so groß wie der runde Kanaldeckel. Zum anderen wird eine Patrone eingefügt mit einem biologischen Mittel, das etwa fünf Jahre lang hält. Vielleicht gelingt es ja mit Hilfe der Angaben der Anwohner, in dieser Zeit das Problem grundsätzlich zu lösen.

Manchmal sind es kleine Dinge, die von Großem künden: In dem Schaukasten am Ahornplatz informiert jetzt der Verein SC Kurpfalz Neuschloß über sein Angebot. Zuvor hielt die HIM-ASG dort die Bürger über den Stand der Altlastensanierung auf dem Laufenden. Doch die neigt sich dem Ende zu – es gibt offenbar nicht mehr allzu viel zu berichten.

Auch für den Schaukasten an der Bushaltstelle Forsthausstraße ist neuer Inhalt gefunden, berichtete Ortsvorsteherin Carola Biehal im Ortsbeirat. Darin hängen bald wieder ein Stadtplan und Informationen über das Schloss.

Und so zeigen die Schaukästen symbolisch: In Neuschloß kehrt langsam, aber sicher wieder der Alltag ein – jenseits der Sanierung. Wie schön.

So wie auf diesem Bild ist es normalerweise: Die Neuschlößer Kinder steigen in ihren Schulbus normaler Größe. Am Montag, 19. November, war alles anders. Weil ein Gelenkbus der Firma Müller nicht anspringen wollte, schickte das Bibliser Busunternehmen nur ein Fahrzeug in normaler Größe nach Neuschloß, um die Jugendlichen zum Schulzentrum West zu bringen. Das war jenes Fahrzeug, das eigentlich auf einer anderen Linie die Grundschüler des Stadtteils in die Pestalozzischule bringen sollte. Für die Kleinen kam dann ein Minibus, wie er vom Lampertheimer Stadtverkehr bekannt ist.

Die Sitzplätze dort reichten natürlich bei Weiten nicht für alle Sechs- bis Zehnjährigen. Einige Eltern wollten nicht ihre Kinder mit den schweren Ranzen im Bus stehen sehen – und organisierten nach einigen Debatten am Bus kurzerhand Elterntaxen zur Schule.

Update 23. November: Schulleitung und Schulelternbeirat informieren die Neuschlößer in einem Elternbrief – hier ein Auszug:

Uns ist es genauso wichtig wie Ihnen, dass Ihre Kinder zuverlässig und sicher aus Neuschloß zur Pestalozzischule kommen. Insbesondere ist uns daran gelegen, dass Sie Ihren Nachwuchs ruhigen Gewissens auch ohne elterliche Begleitung zur Haltestelle schicken können.

Wir haben deshalb vereinbart, dass das Busunternehmen die Schule von sofort an bei jeglichen Ausnahmesituationen so früh wie möglich in Kenntnis setzt. Das ermöglicht uns, Eltern zu informieren, von denen wir wissen, dass sie ohnehin mit zur Haltestelle kommen. Damit wollen wir erreichen, dass Eltern, Kinder und Busfahrer gleichermaßen wissen, wie wir bei einer konkreten Panne vorgehen – und nicht am Bus darüber streiten müssen.