So wie auf diesem Bild ist es normalerweise: Die Neuschlößer Kinder steigen in ihren Schulbus normaler Größe. Am Montag, 19. November, war alles anders. Weil ein Gelenkbus der Firma Müller nicht anspringen wollte, schickte das Bibliser Busunternehmen nur ein Fahrzeug in normaler Größe nach Neuschloß, um die Jugendlichen zum Schulzentrum West zu bringen. Das war jenes Fahrzeug, das eigentlich auf einer anderen Linie die Grundschüler des Stadtteils in die Pestalozzischule bringen sollte. Für die Kleinen kam dann ein Minibus, wie er vom Lampertheimer Stadtverkehr bekannt ist.

Die Sitzplätze dort reichten natürlich bei Weiten nicht für alle Sechs- bis Zehnjährigen. Einige Eltern wollten nicht ihre Kinder mit den schweren Ranzen im Bus stehen sehen – und organisierten nach einigen Debatten am Bus kurzerhand Elterntaxen zur Schule.

Update 23. November: Schulleitung und Schulelternbeirat informieren die Neuschlößer in einem Elternbrief – hier ein Auszug:

Uns ist es genauso wichtig wie Ihnen, dass Ihre Kinder zuverlässig und sicher aus Neuschloß zur Pestalozzischule kommen. Insbesondere ist uns daran gelegen, dass Sie Ihren Nachwuchs ruhigen Gewissens auch ohne elterliche Begleitung zur Haltestelle schicken können.

Wir haben deshalb vereinbart, dass das Busunternehmen die Schule von sofort an bei jeglichen Ausnahmesituationen so früh wie möglich in Kenntnis setzt. Das ermöglicht uns, Eltern zu informieren, von denen wir wissen, dass sie ohnehin mit zur Haltestelle kommen. Damit wollen wir erreichen, dass Eltern, Kinder und Busfahrer gleichermaßen wissen, wie wir bei einer konkreten Panne vorgehen – und nicht am Bus darüber streiten müssen.

Hier geht bald das Licht aus, und die ohnehin bescheidene Infrastruktur in Neuschloß wird noch schlechter: Die Sparkasse kündigt an, sie werde die Geld- und Serviceautomaten an der Ecke Ahorn-/Ulmenweg abbauen. Am Mittwoch, 5. Dezember, beginnt die bargeldlose Zeit im Stadtteil. Die Geräte hätten auf den neusten Stand gebracht werden müssen, heißt es. Das Geld sparte sich die Sparkasse wohl lieber.

Damit steht Neuschloß jetzt schlechter da als vor 30 Jahren. Bevor der Stadtteil mit dem Baugebiet deutlich gewachsen war, hatte an bestimmten Tagen ein Bus der Sparkasse Worms mit einer mobilen Zweigstelle die Kunden versorgt. Die Volksbank betrieb eine Filiale im Lindenweg unweit der Forsthausstraße – übrigens neben der Post-Filiale, die es damals auch noch gab.

Später zogen die Genossen in die neu errichtete Filiale am Ahornplatz – dort, wo jetzt die Evangelische Johannesgemeinde zu Hause ist. Die Sparkasse öffnete am Ahornweg ihre Zweigstelle. Zu den besten Zeiten hatte Neuschloß also eine Post- und zwei Bankfilialen.

Von all dem geblieben ist ein Briefkasten der Deutschen Post an der Bushaltestelle Ulmenweg.

Update 22. November: Der Ortsbeirat verabschiedet eine Resolution: Der Magistrat möge sich für den Erhalt der Zweigstelle einsetzen.