Carola Biehal (im Bild rechts) vertritt auch in den kommenden fünf Jahren unseren Stadtteil in der Kommunalpolitik. Der Ortsbeirat hat die 65-Jährige einstimmig zur Ortsvorsteherin gewählt. Biehal steht bereits seit zehn Jahren an der Spitze des Ortsbeirats beziehungsweise der Bürgerkammer.
Zudem gilt sie als eine der treibenden Kräfte unserer bundesweit Aufsehen erregenden Altlastensanierung, für die sie sich seit 1988 engagiert – unter anderem im Altlastenverein und Projektbeirat Altlasten Neuschloß (PAN). Seit 2011 ist Biehal auch Stadtverordnete in der SPD-Fraktion.
Stellvertretender Ortsvorsteher ist Michael Bayer (Zweiter von rechts). Der 53-jährige Journalist ist in Neuschloß aufgewachsen. Er ist ebenfalls im Projektbeirat Altlasten aktiv und betreibt ehrenamtlich die Plattform Neuschloss.net in Web und Facebook. Zum Stadtteil-Jubiläum hatte Bayer die Geschichte unseres Stadtteils in einer Festschrift aufbereitet.
Bei der Kommunalwahl hatte Liste der Bürgerkammer 96,3 Prozent der Stimmen erhalten. Damit fielen sämtliche neun Sitze den aktiven Neuschlößerinnen und Neuschlößer zu, die den Stadtteil in der Ortsbeirats-losen Zeit vertreten hatten.
Bürgermeister Gottfried Störmer, der vor fünf Jahren der Bürgerkammer zunächst skeptisch gegenüber gestanden war, lobte die ehrenamtliche Runde. Sie habe Kräfte freigesetzt, die vorher ungenutzt schlummerten und Menschen zur Mitarbeit aktiviert. „Insoweit ist die Bürgerkammer im Nachgang eine erfolgreiche Organisation“, räumte Störmer ein. Allerdings ohne rechtlichen Hintergrund und ohne Anspruch auf Gehör – auch wenn die Verwaltungsspitze faktisch mit der Kammer zusammengearbeitet habe.
Neuschloß geht bei der Kommunalwahl eigene Wege – sowohl was die direkte Vertretung des Stadtteils im Ortsbeirat betrifft, als auch beim Stimmverhalten für die Stadtverordnetenversammlung. Neuschloss.net präsentiert die Ergebnisse in interaktiven Tabellen und Grafiken.
Bürgerkammer holt Ortsbeirat komplett
Die Bürgerkammer, entstanden aus einer Notlage heraus vor fünf Jahren, hat sich offenbar in Neuschloß voll etabliert. Die Liste der Aktiven, die unseren Stadtteil seit 2016 ehrenamtlich vertreten, vereinte alle neun Sitze des Ortsbeirats auf sich. Als einzige Partei war die FDP neben der Bürgerkammer angetreten. Und obwohl die Liberalen in Neuschloß traditionell und bei den weiteren Wahlen auch aktuell stark sind, reichte es nicht für den Ortsbeirat.
Mit 54,26 Prozent kommt Neuschloß auf die höchste Wahlbeteiligung von allen Lampertheimer Ortsbeiräten. Die Neuschlößerinnen und Neuschlößer scheinen ihre Vertretung zu schätzen.
Die Bürgerkammer reagierte angetan. „Wir sind wahnsinnig beeindruckt“, heißt es in einer kurzen Stellungnahme auf ihrer Webseite und auf Facebook. Und: „Wir verstehen eure Stimmen als Anerkennung unserer Arbeit.“
So verteilen sich die Stimmen auf die Kandidatinnen und Kandidaten:
Name
Stimmen
Carola Biehal
892
Brigitte Weidenauer
559
Michael Bayer
507
Rolf Wegerle
475
Helmut Kemnitzer
405
Heinz Rupprecht
361
Gisela Bürkel
357
Heidrun Kemnitzer
319
Sonja Hilbert
283
Stadtverordnetenversammlung: Neuschloß steht auf die SPD
Die Neuschlößer Ergebnisse der Wahlen für Stadtverordnetenversammlung und Kreistag lassen sich nur näherungsweise auswerten. Grund sind die vielen Briefwahlstimmen. Ihr Umfang lässt sich abschätzen in der Differenz der Wahlbeteiligung für den Ortsbeirat (54,26 Prozent) und der Beteiligung an der Wahl der Stadtverordneten im Wahllokal am Ahornplatz (16,55 Prozent). Folglich dürften etwa 38 Prozent der Wahlberechtigten zu Hause ihre Kreuzchen gesetzt haben.
Das Problem ist nun: Die Neuschlößer Briefwahlstimmen sind mit jenen von zwei anderen Lampertheimer Wahlkreisen vermischt im Bezirk 90022 (Briefwahl II Hans-Pfeiffer-Halle). In der folgenden Auswertung können wir also nur von den Stimmen ausgehen, die am Wahltag im Bürgersaal abgegeben wurde, was natürlich Ungenauigkeiten bringt.
Die ganz großen Tendenzen dürften aber dennoch gelten. Und das heißt vor allem: Neuschloß bleibt eine Hochburg der SPD. In keinem Ortsbezirk schneidet sie bei der Wahl der Stadtverordneten besser ab als in Neuschloß – mit 44,59 Prozent. Umgekehrt gilt: Die schwache CDU hat nirgendwo weniger Fans als bei uns – mit nur 25,02 Prozent. Zwischen Erst- und Zweitplatzierten liegen Welten.
Die interaktiven Tabellen lassen sich mit Klicks in den Kopf der Spalten sortieren.
SPD
CDU
Grüne
FDP
Durchschnitt
35,00
33,70
16,95
14,36
Hofheim
23,36
51,65
12,22
11,85
Hüttenfeld
34,71
37,11
16,33
12,78
Neuschloß
44,59
25,02
12,37
18,02
Rosengarten
36,25
28,73
16,11
18,91
Auch verglichen mit den zurückliegenden Wahlen stehen die Sozialdemokraten gut da. Die Stimmen aus Neuschloß für die Stadtverordneten sind das zweitbestes Ergebnis seit der Jahrtausendwende, wie eine exklusive Aufstellung von Neuschloss.net zeigt. Der SPD könnte von der Arbeit von Carola Biehal profitieren, Ortsvorsteherin von 2011 bis 2016 und Bürgerkammer-Vorsitzende seit 2016, zudem SPD-Stadtverordnete.
2001
2006
2011
2016
2021
SPD
39,8
38,3
40,10
45,90
44,59
CDU
20,4
29,4
20,10
23,50
25,02
Grüne
9,1
9,3
21,80
10,6
12,37
FDP
18,4
23,0
18,00
20,00
18,02
FW
12,3
Die Grünen, die bei den jüngsten Wahlen in vielen Kommunen zugewinnen, bleiben in Neuschloß nur viertstärkste Kraft nach der FDP. Auch das ist im Stadtteil nicht ungewöhnlich – nur vor zehn Jahren war das bei der Ausnahmewahl anders, die geprägt war von den Folgen des Erdbebens, Tsunamis und dem anschließenden Reaktorunglück in Japan.
Die Kreistagswahlen mit der AfD in Neuschloß
Die Wahl zum Kreistag hat einen entscheidenden Unterschied, verglichen mit dem Wettbewerb um die Sitze der Stadtverordneten: Hier tritt auch die AFD an. Seit dem Jahr 2016 ist das so, und zeitgleich mit dem Auftreten der rechtsextremen Partei verlor die SPD bei der Kreiswahl in Neuschloß an Zustimmung. Diesmal konnte die SPD im Stadtteil hier wieder deutlich aufholen. Die AfD verliert in Neuschloß vier Prozent und kommt auf etwa 15 Prozent.
2006
2011
2016
2021
SPD
36,3
32,8
21,0
29,12
CDU
31,7
22,9
23,1
27,68
Grüne
8,2
21,0
7,8
14,4
FDP
17.0
15,0
12,1
11,62
AfD
19,0
14,93
Linke
4,3
0,5
0,74
FWG
2,2
1,8
2,9
1,49
Hier allerdings könnte sich der oben beschriebene Briefwahl-Effekt auswirken. Das zeigt ein Vergleich der Ortsbezirke. Sämtliche Stadtteile liegen sämtlich deutlich über dem Durchschnittswert der AfD von 9,45 Prozent.
SPD
CDU
Grüne
FDP
AfD
Durchschnitt
37,32
33,50
15,40
8,16
9,45
Hofheim
19,66
43,34
10,02
4,64
16,36
Hüttenfeld
25,84
33,50
14,31
5,54
12,90
Neuschloß
29,12
27,68
14,40
11,62
14,93
Rosengarten
25,25
29,34
11,95
7,71
17,39
Die Werte in der Kernstadt können wohl kaum so tief sein, um das auszugleichen. Es könnte sein, dass AfD-Fans seltener als Anhängerinnen und Anhänger anderer Parteien zu Hause wählen. In der Folge könnten die 15 Prozent aus dem Wahllokal eine verzerrte Wahrnehmung sein.
Die Vermischung mehrerer Ortsbezirke in den Briefwahlen erweist sich als äußerst problematisch, weil es genaue Auswertungen verunmöglicht. Das sollte für die kommenden Wahlen im Blick behalten werden.
Direktwahl des Landrats
Bei der Wahl des Landrats übrigens hört die Verbundenheit von Neuschloß mit der SPD auf. Ihr Kandidat Karsten Krug kommt nur auf 35,98 Prozent. Das ist zwar immer noch mehr als überall sonst in Lampertheim. Aber Amtsinhalber Christian Engelhardt von der CDU kommt auch in unserem Stadtteil auf eine absolute Mehrheit von 53,66 Prozent. Die Kandidatin der Grünen, Evelyn Berg, erreicht in Neuschloß 10,37 Prozent.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Mitglied der Bürgerkammer-Liste.
Einen gewissen Überraschungseffekt hat die Nachricht schon: Die Buslinie 602 solle abgeschafft werden! Kein Wunder: In den weißen Fahrzeugen sitzen vor allem Jugendliche aus den Lampertheimer Stadtteilen Neuschloß und Hüttenfeld, die am Schulzentrum West unter anderem im Lessing-Gymnasium oder an der Alfred-Delp-Schule lernen. Und auch das Litauische Gymnasium im Hüttenfeld wird mit der 602 angebunden.
Muss unser Nachwuchs also künftig laufen? Wohl kaum. Denn in der ersten Aufregung ging die eigentliche Idee unter, die offenbar im Zusammenhang mit der anstehenden neuerlichen Konzessionsvergabe der Kreislinien entstanden ist. Nach einem Bericht des Südhessen Morgen geht es darum, die bisherigen Fahrten der Linie 602 zusammenzulegen mit jenen der Linie 644, damit dort einen Halbstundentakt zu schaffen und auch Heppenheim anzusteuern.
Schauen wir uns den Busverkehr zwischen Lampertheim, Neuschloß und Hüttenfeld im Detail an.
Bisher fahren die blauen Busse der Linie 644 vom Bahnhof in der Kernstadt aus stündlich, halten in Neuschloß Ort, in Hüttenfeld und rollen dann weiter nach Viernheim. Die Busse halten in beide Richtungen etwa zur vollen Stunde am Bahnhof in Lampertheim an und sind damit gut verknüpft mit den Zügen der RE70 in Richtung Mannheim und Frankfurt (falls alles pünktlich läuft).
Die weißen Busse der Linie 602 sind unterwegs zwischen Schulzentrum West, Bahnhof, Fachmarktzentrum in der Otto-Hahn-Straße, Neuschloß Ulmenweg, Neuschloß Ort und Hüttenfeld. An Schultagen gibt es 13 Fahren pro Richtung, nach 18 Uhr rollen nur noch Ruftaxen. Allenfalls in der Mittagszeit gibt es regelmäßige Fahrten.
Die Idee: ein attraktiver Halb-Stunden-Takt für Neuschloß
Die neue Idee ist nun: Die Busse der Linie 644 fahren künftig jede halbe Stunde zwischen Lampertheim und Neuschloß. Einer der Busse fährt wie bisher weiter durch Hüttenfeld und nach Viernheim. Der andere biegt bei Hüttenfeld ab und macht sich auf nach Heppenheim zum Kreiskrankenhaus und weiter zum Bahnhof dort.
Damit bekäme Neuschloß also einen Halbstundentakt in die Kernstadt, einen Stundentakt nach Viernheim und – um 30 Minuten versetzt – einen Stundentakt nach Heppenheim. So entstünde auch eine Ausweichroute für jene, die nach Frankfurt pendeln. Bisher fahren nur zwei Busse der 602 zum Kreiskrankenhaus, bei vorheriger Anmeldung. Das vorgeschlagene Konzept wäre also eine deutliche Verbesserung.
Aber: gut nur unter bestimmten Bedingungen
Allerdings nur unter der Bedingung, dass jene drei für Neuschloß wichtigen Haltestellen weiter bedient werden, die die 602 anfährt: der Ulmenweg in Neuschloß, die Otto-Hahn-Straße und das Schulzentrum West in Lampertheim. Denn nur so kommen Leute aus unserem Stadtteil ohne Auto gut zum Einkaufen ins Industriegebiet, und nur so erreichen unsere Kinder und Jugendliche das Schulzentrum am Biedensand.
Das muss nicht für jeden Bus einer erweiterten 644 gelten. Wenn nur jede zweite Verbindung diese Extrarunden fährt, wäre das keine Verschlechterung vergleichen mit der jetzigen Lage.
Die morgendlichen Extra-Busse der 602 für den Schulverkehr könnten schlicht erhalten bleiben – unter welcher Liniennummer auch immer. Zur Not als 606, analog zur 605 in Richtung Pestalozzischule.
Der Vorschlag: Alles im allem
Unterm Strich wäre vor allem der attraktive 30-Minuten-Takt in die Kernstadt eine deutliche Attraktivistätssteigerung des Nahverkehrs. Deshalb könnte die sicher gut gemeinte, schnelle Stellungnahme aus dem Fahrgastbeirat, er kämpfe unbedingt für die Erhaltung der 602, etwas zu kurz greifen. Die Chance für eine Neugestaltung sollte nicht verspielt werden.
Zu prüfen wäre noch, wie dafür Sorge getragen werden kann, dass der Schulverkehr nach Hüttenfeld weiter gut funktioniert.