Am Ende sah es fast aus wie ein Public Viewing mit Straßenfest. Aber eigentlich war’s genau andersrum: Dass der Lindenweg ein Straßenfest feiern will, war schon länger klar. Schließlich gingen vier, fünf Familien die Sache an, an der Spitze Rolf Wegerle und Silke Heyber. Und wo man dann schon so schön plante, kam die Idee, die Premiere mit dem Spielplan der Fußball-Europameisterschaft zu verknüpfen.

Dabei hatte der Lindenweg gleich doppelt Glück: zum einen, weil die deutsche Fußball-Mannschaft bis dahin nicht ausgeschieden war – und zum anderen, weil der tagelage Regen, noch am Vormittag beim Aufbau des Festzelts allgegegenwärtig, sich pünktlich zum Beginn des Fests verzog.

So stimmten die Voraussetzungen für eine gelungene Premiere. Zu quatschen gibt es in Neuschloß ja immer viel, wenn Nachbarn zusammensitzen. Den Gesichern der jungen und junggebliebenen Gäste war zu entnehmen, dass jemand gekonnt und auffällig schminkte. Gesorgt war auch für Essen und Trinken. Steaks und Getränke gab’s zum Selbstkostenpreis; Kuchen und Salate brachten die Anwohner selbst mit und bestückten so ein kostenloses Büffet. Und selbstverständlich gehörten auch Beamer und Leinwand zur Fest-Ausstattung.

Straßenfeste gibt es hier und da in Neuschloß. Zuletzt zeigte sich der Kastanienweg festlich. Auch im Ulmenweg hatte es zuvor einige Jahre lang solche Feiern gegeben – mit Gegrilltem und Bauchtanz. Eine schöne Neuschlößer Gewohnheit also, die nun im Lindenweg weiterlebt.

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Ein sonniger Vormittag mit guter Livemusik und frisch Gegrilltem – eine Kombi, die den Neuschlößern offenbar gut gefällt. Es war einiges los im und um das Zelt der Meute im Nebenweg der Landesstraße vor dem Schloss. Und ein bisschen Sport war auch dabei, passiv zumindest – was der Blick auf die vorbeirauschenden Radfahrer des Triathlons zeigte.

Karl Thomas und Bernd „Schepper“ Schäfer alias duo autark brachten mit ihrem deutsch-englischen Pop-Rock-Mix im Unplugged-Sound die passende musikalische Stimmung mit. Sie passte deutlich besser zu einem solchen gemütlichen Sommer-Vormittag als die teils laute und recht kraftvolle Musik in den vergangenen Jahren.

Am Ende wurde es ein richtig schönes Familienevent: Mädchen und Jungen vergnügten sich auf der Wiese, an Stehtischen und Bierganituren plauderten Neuschlößer fröhlich miteinander, während ihnen ein lauer Wind um die Nase wehte. In der Hand ein kühles Getränk und Steak oder Bratwurst vom Grill. So lässt es sich gut gehen – und deshalb musste es auch nicht verwundern, dass die Runde im Nebenweg auch dann nicht enden wollte, als die Autofahrer auf der Landesstraße die Sportler schon länger wieder verdrängt hatten.

Der Autoverkehr auf der Landesstraße war wegen der Sportveranstaltung gesperrt. Die Umleitung in die Kernstadt führte durch den Wald.

Die erste inhaltliche Sitzung der Bürgerkammer – da schaute die lokale Presse natürlich besonders interessiert zu. Denn statt neun Vertreterinnen und Vertreter der etablierten Parteien im Ortsbeirat sitzen nun 20, also mehr als doppelt so viele Frauen und Männer zusammen; viele davon ohne kommunalpolitische Erfahrung. Wie wird diskutiert – endlos oder ergebnisorientiert? Wie viele der Kammerleute kommen überhaupt? Wie klappt die versprochene Beteiligung des Publikums – eine wichtige Neuerung gegenüber dem Ortsbeirat, wo das aufgrund der Vorgaben der Hessischen Gemeindeordnung nicht möglich war.

Der Südhessen Morgen stellt fest, eine Bürgerkammer obliege anderen Gesetzmäßigkeiten als der Ortsbeirat – eben weil viele Frauen und Männer zuvor nicht aktiv politische Erfahrungen gesammelt hätten. Nebenbei bemerkt: Nicht wenige der Bürgerkammerleute engagieren sich in anderen Zusammenhängen wie Altlasten-Projektbeirat, Vereinen oder Kirchengemeinde – Debatten, Entscheidungsprozesse und öffentliche Veranstaltungen kennen von daher auch sie. Aber kommunalpolitische Themen, da ist Rauschelbach zuzustimmen, sind für die meisten neu.

Und wie lief die Diskussion in der fast vollständig besetzten Kammer? Es war „vor allem Vorsitzende Carola Biehal, die als einstige Ortsvorsteherin für einen straffen Ablauf sorgte“. Das verlange ein gehöriges Fingerspitzengefühl, „sollen Unerfahrenheit der Beteiligten und der entpolitisierte Rahmen solcher Debatten weder zu Frustrations-Erlebnissen führen, noch die Gespräche ins Endlose ausufern lassen.“ Aber, die erfreuliche Nachricht: „Nichts davon in der jüngsten Sitzung der Neuschlosser Bürgerkammer. Diese förderte gar konkrete Beschlüsse zutage.“

Gut vorbereitet.
Gut vorbereitet.

In der Lampertheimer Zeitung blickt mit André Heuwinkel ein Journalist auf die Startphase, der der Bürgerkammer eher kritisch gegenübersteht. Er stellt fest: „In re­la­tiv kur­zer Zeit ist es dem jun­gen Gre­mi­um rund um Ca­ro­la Bie­hal ge­lun­gen, die Bürg­er­in­nen und Bür­ger mit­zu­neh­men. Nicht mit ei­nem steif-of­fi­ziel­len Ha­bi­tus, son­dern als lo­cke­re Be­tei­li­gungs­platt­form, die in Sa­chen Mit­wir­kung ein or­dent­li­ches Tem­po an den Tag legt: Das ha­ben die Hel­fer rund um den Spar­gel­lauf be­wie­sen.“ Deshalb sei es auch richtig, dass die Bürgerkammer sich am Frei­wil­li­gen­tag der Me­trop­ol­re­gi­on beteiligen wolle: „Nä­he ent­steht durch Ta­ten.“

Zu bedenken gibt Heuwinkel allerdings, wenn es um Sach­fra­gen gehe, müs­sten al­le we­sent­li­chen Ak­teu­re an­we­send sein. Hintergrund: Urlaubsbedingt waren zu dem Treffen keine Vertreter der Bila-Initiative gegen die ICE-Trasse erschienen wie bisher im Ortsbeirat. „Das soll­te sich nicht wie­der­ho­len, um ernst ge­nom­men zu wer­den.“

Das Publikum kam übrigens auch zu Wort. Eine Neuschlößerin regte an, die neue Sickergrube am Ende des in den Wald verlängerten Ulmenwegs einzuzäunen, damit spielende Kinder nicht gefährdet seien. Erster Stadtrat Jens Klingler nahm die Anregung mit ins Rathaus.

Die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, berichtet über die Betreuung der Flüchtlinge.
Die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, berichtet über die Betreuung der Flüchtlinge.

Weitere Berichte aus der Kammer:

Und – kommt jemand von rechts? Autofahrer wissen es nicht so genau, wenn sie im Ulmenweg unterwegs sind. Die Büsche am Ahornplatz nehmen hier die Sicht, wie Gerhard Pflästerer im jüngsten Treffen der Bürgerkammer festgestellt hat. Nicht mehr lange, hielt Erster Stadtrat Jens Klingler entgegen: Nach den Restarbeiten, die das Spargelfest mit sich bringt, nehmen sich seinen Angaben zufolge städtische Gärtner Neuschloß vor – und dann auch die verkehrbehinderten Büsche am Ahornplatz.

Smilies für Tempo 30

In Neuschloß gilt Tempo 30 - eigentlich.
In Neuschloß gilt Tempo 30 – eigentlich.

Tempo 30 kann ganz schön lahm sein oder ziemlich flott – je nach dem, ob wir das im Auto oder als Fußgänger erleben. Klar ist jedenfalls, dass das Tempolimit nicht alle im Stadttteil einhalten – auch Anwohner nicht. Die sich freilich zugleich gerne über Raser beschweren. Vor drei Jahren hatte die Stadt im Eichenweg ein Fahrzeug mit 70 km/h gemessen. In der Bürgerkammer wurden auch Linienbusse beschrieben, die deutlich zu schnell durch den Ahornweg hetzen.

Radarkontrollen fordert die Bürgerkammer nun nicht. Stattdessen wünschte sich Eric Lunkenbein eine elektrische Smilie-Anzeige – fröhlich oder böse blickend, je nach dem, ob ein Wagen korrekt oder zu schnell fährt. In Hüttenfeld steht bereits eine ähnliche Anlage. Zudem bittet die Bürgerkammer die Stadtverwaltung zu prüfen, ob eine solche Anlage auch statische Daten sammeln kann.

Parkende Lastwagen im Wohngebiet

Abendliche Veranstaltung: parkende Lastwagen in der Forsthausstraße.
Abendliche Veranstaltung: parkende Lastwagen in der Forsthausstraße.

Auch über Nacht abgestellte Lastwagen sind kein neues Phänomen – Neuschloss.net berichtete bereits 2013 darüber. Neuerdings sind vermehrt Fahrzeuge eines Paketdienstes an der Ecke Lindenweg/Forsthausstraße zu finden.

Das brachte die Bürgerkammer auf eine Idee: Wenn die Bushaltestelle weg von der Hauptstraße und in den Seitenweg verlegt wird, ließe sich dort ein Halteverbot rechtfertigen, schlug Günter Weidenauer vor. Und besser aufgehoben wäre die Bushaltestelle weiter weg vom Durchgangsverkehr sowieso. Vor der Altlastensanierung war sie übrigens auch schon dort.

Erster Stadtrat Jens Klingler will bis zum nächsten Treffen der Bürgerkammer prüfen lassen, ob der Umbau über ein Landesförderprogramm für Bushaltestellen mitfinanziert werden kann.

Parkplätze für die Kinderkrippe

Wenig Parkplätze vor Kindergarten und -krippe.
Wenig Parkplätze vor Kindergarten und -krippe.

Mehr als hundert Eltern bringen jeden Tag ihren Nachwuchs zum Kindergarten und zur Krippe – es gibt aber nur wenige offizielle Parkplätze. Das nicht ungefährliche Gewusel in der langgezogenen Kurve des Wacholderwegs lässt sich täglich bewundern.

Im vergangenen Herbst verkündete Klingler, es gebe eine Absprache mit der katholischen St.-Andreas-Gemeinde, der das Nachbargrundstück gehört. Demnach sollten südlich neben der Krippe zehn Parkplätze entstehen. Mit dem Wechsel des Pfarrers von St. Andreas entstand nach Klinglers Angaben neuerlicher Gesprächsbedarf, was die Umsetzung verzögere. Zudem gebe es noch rechtliche Schwierigkeiten. Dennoch sagte der Erste Stadtrat, er gehe davon aus, dass die Parkplätze nach den Sommerferien bereit stünden – falls es dort nicht größere Wohn-Projekte geben soll.

Geschlossene Schranke

Schranke hinter dem Sodabuckel.
Schranke hinter dem Sodabuckel.

Während der Sanierung des Sodabuckels musste der Weg von Neuschloß zur Grillhütte und Trimm-Dich-Strecke aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Sanierung ist rum – die Schranke aber weiter geschlossen, erinnerte Michael Bayer. Das Thema dürfte sich spätestens bis zum Triathlon Ende Juni erledigt haben; dann führt nämlich die Umleitungsstrecke für die gesperrte Landesstraße auf diesem Weg durch den Wald.

Fußweg im Wacholderweg

Fußgängerstreifen im Wacholderweg.
Fußgängerstreifen im Wacholderweg.

Maler waren im Wacholderweg zugange – und haben an der Einmündung zum Lindenweg einen Streifen für Fußgänger markiert. Dort fehlt für eininige Meter ein Gehweg. Für die Kinder und Eltern sicher eine gute Sache.

Es war im Herbst 2014, als unerwartet Aktive des Technischen Hilfswerks die leeren Räume im Beamtenbau herrichteten – und mit Frauen und Männern vor allem aus Eritrea und Syrien die Auswirkungen der internationalen Politik in Neuschloß ankamen. Die eigene Heimat zu verlieren – dieses Schicksal kannten viele Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils. Die Hilfsbereitschaft der Neuschlößer war überwältigend. Sie brachten Sachspenden, erledigten Fahrdienste, spielten Fußball mit den Fremden, halfen als Übersetzer, gaben Sprachunterricht.

Seit Pfingsten sind die 32 Frauen und Männer nicht mehr in Neuschloß. Der Mietvertrag mit jenem Besitzer, an den die Stadt den Beamtenbau im Sommer 2013 verkauft hatte, ist ausgelaufen. Ohnehin wollte der Investor nur die Zeit überbrücken, bis er alle Genehmigungen für einen geplanten Umbau zusammen hat.

Im jüngsten Treffen berichtete die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, über den Stand der Dinge. Einige der Flüchtlinge lebten in der Kernstadt, andere seien weiter weggezogen. „Unsere bisherigen Helferinnen und Helfer haben den Kontakt zu den Flüchtlingen beibehalten“, sagte sie. Auch wenn es aufwendiger als bisher sei, die Frauen und Männer an unterschiedlichen Orten zu besuchen hinter verschlossenen Hoftoren und Klingeln, die zunächst nicht eindeutig zuzuordnen waren. Das ehrenamtliche Engagement der Neuschlößer geht also weiter.

Angekommen ist in Neuschloß dagegen eine syrische Familie, deren Asyl-Status nun festgestellt ist. Das Paar, das Nachwuchs erwartet, hatte auf diesen offiziellen Bescheid im Stadtteil Hofheim gewartet.

Umbaupläne fürs Schloss

Auch wenn das Gebäude nun leer steht – der geplante Umbau kommt erst einmal nicht voran. Genehmigungen stünden weiter aus, sagte Biehal. Der Architekt rechne mit einer Umbauzeit am Äußeren des Gebäudes von vier bis fünf Monaten. Was genau der neue Schlossherr vorhat, soll demnächst Thema werden. Auf Wunsch der Bürgerkammer soll es eine öffentliche Präsentation der Pläne geben.

Der Beamtenbau.
Der Beamtenbau.