Kanalgeruch: Stadt macht Neuschloß leise Hoffnung

Die Bürgerkammer kämpft im Ortsbeirat weiter gegen den Kanalgeruch. In einem einstimmig angenommenen Antrag fordert sie die Stadtverwaltung dazu auf, die Schwefelwasserstoff-Konzentration im Abwasserkanal so gering zu halten, dass keine Geruchsbelästigung entsteht. Dazu müsste die Stadt weiter Stoff Eisen(II)-chlorid kaufen und zugeben.

Bürgermeister Gottfried Störmer erklärte in einer ersten Reaktion in der öffentlichen Ortsbeirats-Sitzung, er werde den Neuschlößer Antrag zur Diskussion in den Magistrat einbringen. Er bestätigte grundsätzlich die Sparpläne, machte aber zugleich Hoffnung: „Einen pauschaler Ansatz der Sach- und Dienstleistungen haben wir um eine Million Euro gestrichen. Wenn es aber gelingt, im Haushaltsvollzug besser zu werden als geplant, werden wir uns dieser Thematik annehmen und uns um die Beschaffung des Eisen(II)-chlorids bemühen.“

Nach Angaben des Verwaltungschefs haben sich die Kosten für den jährlichen Bedarf zuletzt verdreifacht auf 175.000 Euro. Zudem sei der Stoff neuerdings schwierig zu bekommen.

Ortsvorsteherin Carola Biehal von der Bürgerkammer brachte ein bislang wenig gehörtes Argument in die Debatte ein: Wenn die Stadt nicht gegen den Schwefelwasserstoff, der den Gestank verursacht, vorgeht, beschädige das die unterirdischen Rohre.

Der Abwasserkanal in Neuschloß gibt seit mehr als einem Jahrzehnt übelriechende Gerüche aus. Der Gestank schränke „die Lebensqualität der Neuschlößerinnen und Neuschlößer massiv ein“, heißt es in dem Antrag der Bürgerkammer. „Da der Stoff hochgiftig ist, sind gesundheitliche Folgen nicht auszuschließen.“

Die Stadtverwaltung räumte zuletzt ein, dass eine kommunale Druckleitung aus Hüttenfeld ursächlich für den Schwefelwasserstoff-Ausstoß ist. Darin entstehe Sulfid, das sich in Neuschloß, wo das Abwasser in den normalen Kanal fließt, mit Sauerstoff verbindet. So entstehe wiederum Schwefelwasserstoff.

Als Gegenmittel hat die Stadtverwaltung nach vielen Jahren großer Anstrengungen (und großer Geduld der Neuschlößerinnen und Neuschlößer) den Stoff Eisen(II)-chlorid ermittelt. Dessen Zugabe in den vergangenen beiden Jahren bewies, dass sich der Geruch damit auf erträgliche Maße eindämmen lässt.

Die Bürgerkammer hat mit großer Sorge Pläne zur Kenntnis genommen, die Zugabe von Eisen(II)-chlorid einzuschränken oder gar zu stoppen, um finanzielle Mittel zu sparen. Für die Bürgerkammer ist klar: „Wir sehen die Stadt in der Verantwortung dafür, gegen den Geruch vorzugehen.“


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Update vom 7. März 2023

Kommt der Kanalgeruch auf Dauer zurück?

Seit vielen Jahren stinkt immer wieder der Abwasserkanal in Neuschloß. Mehr als ein Jahrzehnt suchte die Stadt nach einem Gegenmittel. Vor zwei Jahren hat es gefunden – jetzt will sie deren Einsatz einstellen, um Geld zu sparen. Die wichtigsten Fakten zum Kanalgeruch in Neuschloß

Was stinkt in Neuschloß?

Das war lange die große Frage. Der Durchbruch gelang der Stadtverwaltung im Sommer 2020. Fachbereichsleiterin Anne Wicke verkündete damals in der Bürgerkammer: Es sei eindeutig Schwefelwasserstoff, das unseren Stadtteil übel riechen lässt. Sie bestätigte damit entsprechende Vermutungen, die der seinerzeitige Erster Stadtrat Jens Klinger bereits ein Jahr zuvor geäußert hatte. Wikipedia beschreibt die chemische Verbindung aus Schwefel und Wasserstoff (H₂S) als ein „übelriechendes, farbloses, hochgiftiges Gas“.

Warum entsteht der Schwefelwasserstoff?

Als Ursache nennt die Stadtverwaltung eine Druckleitung, die Abwasser vom Stadtteil Hüttenfeld nach Neuschloß presst. „In der vollständig gefüllten Druckleitung entsteht Sulfid“, erläuterte Wicke. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. „Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff.“

Wie breitet sich der Gestank aus?

Eigeninitiative von Anwohnerinnen und Anwohnern gegen den Gestank.
Eigeninitiative von Anwohnerinnen und Anwohnern gegen den Gestank.

Der Gestank kommt vor allem aus den Kanalschacht- und Gullydeckeln. Wer die Fenster zum lüften öffnet, hat den üblen Geruch ziemlich schnell in der Wohnung – und es ist gar nicht so einfach, ihn wieder loszuwerden. Denn Lüften bewirkt ja das Gegenteil. Gelegentlich scheint sich das üble Gas auch über Abwasserrohre in die Keller auszubreiten. Abends auf der Terrasse zu sitzen oder am Wochenende zu grillen, ist kaum erträglich, wenn der Kanal stinkt.

Was lässt sich gegen den Geruch machen?

Nach erfolglosen Versuchen wechselte die Stadt ihr Beratungsunternehmen – und setzt seit 2020 auf Eisen(II)-chlorid. Es wird in Hüttenfeld am Startpunkt der Druckleitung zugegeben. „Das ist ein bisschen wie ein Try-and-Error-Verfahren“, räumte Wicke seinerzeit ein. Ein Verfahren mit glücklichem Ausgang: Das seither verwendete Mittel funktioniert prinzipiell. Das zeigen auch im Kanal erfasste Daten.

Warum riecht es dann und wann dennoch?

Seit 2020 kommt dennoch immer mal wieder der Geruch zurück. Das lag in der Regel ganz banal daran, dass das Eisen(II)-chlorid aus ging. In der Corona-Zeit war es nach Angaben der Stadtverwaltung nicht immer leicht, den Stoff rechtzeitig zu besorgen und nachzufüllen.

Wird der Geruch künftig zuverlässig neutralisiert?

Leider sieht das nicht so aus. Nachdem die Stadtverwaltung mehr als ein Jahrzehnt völlig im Dunklen tappte, mehrere Gutachten beauftragte und im Ortsbeirat präsentieren ließ, Luftfilter in die Kanaldeckel einbaute, Schwallklappen zur besseren Durchspülung als vermeintliche Lösung in den Neuschlößer Kanal installierte, den Verdacht, dass ihre Druckleitung aus Hüttenfelder die Ursache sei, weit von sich wies – und dann dank eines Personalwechsels endlich Ursache (doch die Druckleitung!) und Gegenmittel fand, will die Verwaltung nun schlicht das Geld für das Eisen(II)-chlorid einsparen. Das wurde in der Stadtverordnetenversammlung im Februar 2022 deutlich.

Welche Rolle spielt der Geruchmelder von Neuschloss.net?

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Bemerkungen

Die Daten, die Betroffene aus Neuschloß hier eingeben, werden automatisiert weitergeleitet an die zuständige Fachabteilung der Stadtverwaltung. Zugleich wird Ortsvorsteherin Carola Biehal informiert und die Redaktion von Neuschloss.net. Die Stadtverwaltung nimmt die Angaben sehr genau zur Kenntnis. Sie nutzte die Rückmeldungen beispielsweise, um Anhaltspunkte für die richtige Dosierung des Gegenmittels zu erhalten. Offizielle Präsentationen der Stadt zeigen immer wieder, wie die Daten des Geruchsmelders einfließen. Dem Ortsbeirat helfen statistische Angaben aus den Meldungen, um in der politischen Auseinandersetzung die Dringlichkeit des Gestankthemas vorbringen zu können. Übrigens war das Meldeformular im November 2012 der Anlass dafür, die Domain Neuschloss.net zu registrieren. Schon damals war das Thema alles andere als neu.

Für was sind die Schwallklappen gut?

Blick in den Kanal.
Schwallklappen – sie helfen kaum gegen den Geruch.

Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg. Die Standorte sind zu erkennen an größeren grauen Kästen auf dem Gehweg. Im Kanal installiert. Die Klappen werden hydraulisch gesenkt und gehoben. Sind sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappen nach oben gezogen werden, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke Mitspieler. Die Ursache des Geruchs lassen sich damit aber – wie sich später herausstellte – nicht grundlegend beheben.


Update vom 25. Februar 2023

Biehal fordert in der Stadtverordnetenversammlung Konsequenzen

Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) hat am 24. Februar das Thema Kanalgeruch in der Stadtverordnetenversammlung aufgerufen. Sie berichtete von hohen Konzentrationen des giftigen Schwefelwasserstoffs in Neuschloß. Die Ortsvorsteherin kritisierte den Stopp der Zugabe von Eisen-II-Chlorid, das gegen das Gas wirkt, und forderte die Verwaltung dazu auf, die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes vorzusehen. Neuschloss.net dokumentiert die Rede im Wortlaut.

Die jüngsten Ereignisse lassen mich heute an das Rednerpult als Ortsvorsteherin treten. Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 16.12.2022 wurde eine Einsparung bei Sach- und Dienstleistungen von pauschal einer Million Euro im Ergebnishaushalt beschlossen.

Jetzt wurde uns von der Verwaltung mitgeteilt, dass im Fachbereich 60 keine sinnvollen Einsparpotentiale mehr vorhanden seien – und man nur die Möglichkeit in der Einsparung bei der Kanalrenovierung und dem Kauf von Eisen-II-Chlorid für die Kläranlage sieht.

Diese Chemikalie wird in Hüttenfeld zugegeben und dient der Reduzierung der Geruchsbelästigung in Neuschloß.

Über Jahrzehnte reden wir, auch hier in diesem Gremium, über dieses Thema. Lange hat man die Ursache nicht gefunden, vielleicht auch nicht so ernst genommen, der Kanal stinkt ja auch an anderen Orten. Doch der Ortsbeirat Neuschloß und meine Person haben immer wieder auf die besonders starke Geruchsbelästigung hingewiesen und Lösungen angemahnt.

Einige Untersuchungen und Lösungsversuche wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt. Die Sauerstoffzugabe in Hüttenfeld und Schwallklappenspülungen (ab 11.2017) im Linden- und Buchenweg waren nur bedingt erfolgreich. Mit der Zugabe von Eisen-II-Chlorid konnten die Geruchsbelästigung aber merklich verbessert werden.

Zu den Hintergründen wissen wir, dass die Druckleitung leider am Ortseingang endet und das Abwasser mit mehr oder weniger Wasser im Kanal durch Neuschloß fließt. Bekannt ist aber auch, dass der Kanal einen zu großen Querschnitt hat und zusätzlich noch Senkungen vorhanden sind, was bei wenig Fließgeschwindigkeit, zu weiteren Problemen/Gerüchen führt.

Das entstehende H2S-Gas ist nicht nur hochgiftig, sondern auch korrosiv und schadet den Kanalrohren. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration beträgt 5 ppm. Im Mai 2020 wurden in Neuschloß Werte von über 43 ppm gemessen.

Die Bürger zahlen Abwassergebühren, dem eine Leistung gegenübersteht. Ich gehe davon aus, dass die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes eingeplant sind und dort gegen gerechnet werden müssen, noch dazu gibt es eine Fürsorgepflicht! Der Gestank nach faulen Eiern dringt nämlich auch massiv in die Häuser.

Die Neuschlößer Bürger fordern Sie auf, hier Ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen!

Betonen möchte ich, dass die Ursache in keiner Weise behoben wurde, nur die Folgeerscheinung, der Gestank gemildert! Vom Kreis Bergstraße wurde die Stadt Lampertheim im Jahr 2019 aufgefordert, eine Kanalsanierung, die Schadenbeseitigung im Rahmen der Unterhaltspflicht durchzuführen.

Die dafür vorgesehenen 400.000 Euro sollen jetzt eingespart werden. Diese Entscheidung wird weder der Umwelt, dem Bürger, noch der Verantwortung der Stadt Lampertheim gerecht. Ist das die neue Politik?

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Eigeninitiative von Anwohnerinnen und Anwohnern gegen den Gestank.

Kanalgeruch: Bürgerkammer macht im Ortsbeirat Druck

Die Bürgerkammer will die Stadtverwaltung dazu auffordern, die Schwefelwasserstoff-Konzentration im Abwasserkanal so gering zu halten, dass keine Geruchsbelästigung entsteht. Die Vertreterinnen und Vertreter des Stadtteils haben einen entsprechenden Antrag vorbereitet für die öffentliche Sitzung des Ortsbeirats am Donnerstag, 23. März, 19 Uhr, im Bürgersaal am Ahornplatz.

Der Abwasserkanal in Neuschloß gibt seit mehr als einem Jahrzehnt übelriechende Gerüche aus. Ursache ist Schwefelwasserstoff. Der Gestank schränke „die Lebensqualität der Neuschlößerinnen und Neuschlößer massiv ein“, heißt es in dem Antrag. „Da der Stoff hochgiftig ist, sind gesundheitliche Folgen nicht auszuschließen.“

Die Stadtverwaltung räumte zuletzt ein, dass eine kommunale Druckleitung aus Hüttenfeld ursächlich für den Schwefelwasserstoff-Ausstoß ist. Darin entstehe Sulfid, das sich in Neuschloß, wo das Abwasser in den normalen Kanal fließt, mit Sauerstoff verbindet. So entstehe wiederum Schwefelwasserstoff.

Als Gegenmittel hat die Stadtverwaltung nach vielen Jahren großer Anstrengungen (und großer Geduld der Neuschlößerinnen und Neuschlößer) den Stoff Eisen(II)-chlorid ermittelt. Dessen Zugabe in den vergangenen beiden Jahren bewies, dass sich der Geruch damit auf erträgliche Maße eindämmen lässt.

Die Bürgerkammer hat mit großer Sorge Pläne zur Kenntnis genommen, die Zugabe von Eisen(II)-chlorid einzuschränken oder gar zu stoppen, um finanzielle Mittel zu sparen. Für die Bürgerkammer ist klar: „Wir sehen die Stadt in der Verantwortung dafür, gegen den Geruch vorzugehen.“


Mehr zum Thema: Seit vielen Jahren stinkt immer wieder der Abwasserkanal in Neuschloß. Mehr als ein Jahrzehnt suchte die Stadt nach einem Gegenmittel. Vor zwei Jahren hat es gefunden – jetzt will sie deren Einsatz einstellen, um Geld zu sparen. Die wichtigsten Fakten zum Kanalgeruch in Neuschloß.


Für die Stadtverwaltung wird in diesem Jahr Bürgermeister Gottfried Störmer im Ortsbeirat vertreten sein. Im vergangenen Jahr war das Erster Stadtrat Marius Schmidt. Beide wechseln sich in der Zuständigkeit für die Stadtteile ab.

Neben dem Kanal-Antrag setzt die Bürgerkammer noch drei Anfragen auf die Tagesordnung:
– Zustand des kleinen Parkplatzes am Waldfriedhof (Nähe Akazienweg),
– Instandsetzung des Waldweges am Waldkindergarten,
– Reinigung und Unterhalt des Wartehäuschens an der Bushaltestelle im Ulmenweg.

Wie üblich gibt es auch eine Reihe von Mitteilungen – der Ortsvorsteherin, des Magistrats, des Projektbeirates Altlasten Neuschloß (PAN) und der BILA zum Sachstand der Neubaustrecke der Deutschen Bahn von Mannheim nach Frankfurt.

Druckleitung aus Hüttenfeld.

Bürgerkammer fordert Kanalneubau

Die Bürgerkammer fordert eine neue Strategie, um gegen den Kanalgeruch vorzugehen. Die Abwässer, die über eine Druckleitung aus Hüttenfeld kommen, dürften nicht mehr in die Neuschlößer Kanäle eingeleitet werden. Stattdessen soll die Verwaltung prüfen, wie vielversprechend eine direkte Leitung vom bisherigen Übergabepunkt am Forsthaus an der Landesstraße (Bild oben) bis zur Pumpstation am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz ist. Zugleich sollen Voraussetzungen und Aufwand für die etwa 700 Meter weite Verlängerung der Druckleitung aus Hüttenfeld geklärt werden.

„Wir müssen das Übel am Grund anpacken“, begründete Michael Bayer den Vorstoß. Das Bürgerkammer-Mitglied ist auch Macher von Neuschloss.net. Über ein Formular laufen dort die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger ein. „Es sind so viele Meldungen wie noch nie, und der Ton wird zunehmend rauer. Die Neuschlößer verlieren die Geduld“, berichtete Bayer.

Erster Stadtrat Jens Klinger zeigte Verständnis für die Forderung. „Eine endgültige Lösung gibt es nur, wenn man grundsätzlich an den Kanal herangeht“, sagte er. Die Verwaltung überlege, mit Entlüftungen im Wald zwischen Hüttenfeld und Neuschloß kurzfristig etwas Abhilfe zu schaffen.

Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz
Abwasserpumpstation in Neuschloß am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz

Der Kanalgeruch ärgert die Neuschlößer schon seit vielen Jahren, wie unsere Themenseite zeigt. Nach bisheriger Kenntnis entsteht der Gestank, weil sich an Unebenheiten feste Bestandteile des Abwassers festsetzen und dann riechen.

Im Herbst 2017 hatte die Stadt zwei Schwallklappen in den Neuschlößer Kanal einbauen lassen. Sie stauen das Abwasser auf und schicken es anschließend auf einen Schlag auf die Reise – die Spülung soll das festgesetzte Material mitnehmen. Im trockenen Sommer scheiterte dieses Verfahren aber offenbar daran, dass im Kanal nicht genug Wasser zum Aufstauen vorhanden war. Zudem sei die Anlage zeitweise wegen Hitzeschäden ausgefallen, berichtete Klingler.

Schwallspülung - die Klappe wird hydraulisch gehoben.

Der Kanal stinkt wie nie

Eigentlich hatte Neuschloß gehofft, das stinkende Problem sei gelöst. Doch die Hinweise der Anwohner über die Meldefunktion von Neuschloss.net sprechen eine andere Sprache. Alleine im Juli sind bisher mehr als ein Dutzend Beschwerden eingegangen über unangenehmen oder kaum erträglichen Kanalgeruch – so viele wie nie in so kurzer Zeit.

Die Beschwerden der Neuschlößer

Einige Zitate aus dem Meldungen.

„Der Kanal riecht sehr stark und unangenehm am Samstag, 7. Juli, im Akazienweg.“

„Seit unserer Rückkehr vom Urlaub am Sonntag, 15. Juli, bis heute, 19. Juli, unangenehmer bis kaum erträglicher Kanalgeruch im Ulmenweg.“

„Beim Frühstück auf der Terrasse ist der Kanalgeruch wahrnehmbar und unangenehm beim Frühstücken. Ecke Buchenweg – Lindenweg.“

„Seit Tagen sehr unangenehm, so dass man auch von Besuchern auf den Gestank angesprochen wird. Auch als es noch nicht so warm war. Im Ulmenweg.“

Die Formulierungen zeigen, wie sehr sich die Neuschlößer davon belästigt fühlen. Und sie machen klar: Das Geruchsproblem entsteht nicht nur in einer bestimmten Ecke des Stadtteil. Mit dem Linden-, Buchen-, Ulmen- und Akazienweg ist vielmehr der komplette Verlauf des Kanalhauptstrangs durch den Stadtteil betroffen.

Bis zum Sommer konnten die Neuschlößer hoffen, dass die im vergangenen Herbst zwei eingebauten automatischen Kanalspülanlagen den Geruch vertreiben. Seit sie in Betrieb sind, stank es deutlich weniger – bis Anfang Juli. Erster Stadtrat Jens Klingler hatte jüngst in einer öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer berichtet, die Verwaltung könne Parameter der Anlage wie die Häufigkeit der Spülungen verändern und setze deshalb auf Rückmeldungen der Bürger. Denkbar sei auch, eine dritte Spülanlage einzubauen, hatte Klinger gesagt.

Die Stellungnahme der Stadtverwaltung

Neuschloss.net hat die Stadtverwaltung jetzt gefragt, wie sie kurz- und mittelfristig auf die neue Entwicklung reagieren will. Die Pressestelle übermittelte uns daraufhin eine schriftliche Erklärung, in der es einleitend heißt, man nehme die Beschwerden über den Kanalgeruch in Neuschloß sehr ernst.

Wichtig für Neuschlößer ist die Information, dass wir es indirekt selbst in der Hand haben, wie oft der Kanal gespült wird, um Ablagerungen zu beseitigen. In der Stellungnahme heißt es nämlich, „bei eingehenden Geruchsmeldungen“ werde „gegebenenfalls der Kanal gespült.“ Solche Hinweise an die Verwaltung sind wie seit Jahren möglich über das Formular auf Neuschloss.net und über den allgemeinen Mängelmelder der Stadt.

Weiterer Ansatzpunkt der Verwaltung ist das Abwasser aus Hüttenfeld. Es kommt über eine Druckleitung nach Neuschloß – und wird in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben. Dann dreht das Abwasser eine große Runde durch unseren Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Im Abwasserpumpwerk in Hüttenfeld geben die Arbeiter jetzt mehr Sauerstoff zu, was den Geruch vermindern soll. Zudem wird der aus Richtung Hüttenfeld kommende Kanal derzeit wöchentlich durchgespült – „um den gewünschten Effekt der Schwallwasserspülklappen zu erzielen“, wie es erläuternd heißt.

Ferner seien am 18. Juli die Filter in den Kanälen komplett erneuert worden. Mittelfristig sei geplant, die einzelnen Hausanschlüsse zu prüfen und Geruchsmessungen durchzuführen.

Welchen Effekt all diese Dinge haben, wird sich zeigen müssen. Wichtig sind deshalb weiter die Rückmeldungen der Neuschlößer. Die Stadtverwaltung scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Sie schreibt abschließend, sie hoffe „mit diesen Maßnahmen, das Problem in den Griff zu bekommen.“ Allerdings trage „die derzeitige Wetterlage mit andauernder Hitze und kaum Regen nicht zwangsläufig zu einer Entspannung der Geruchsbelästigungen bei.“

Blick in den Kanal: Die Klappe wird hydraulisch gehoben und gesenkt, das Wasser staut sich und fließt danach kraftvoll los.

Kanalspülung startklar

So sieht die neue Technik aus, die den Neuschlößern den Kanalgestank ersparen soll: Kernstück ist eine Klappe, die hydraulisch gesenkt und gehoben wird. Ist sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappe nach oben gezogen wird, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt, so der Plan, alle eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke mit. In der vergangenen Woche liefen entsprechende Versuche; dabei sind die Bilder von Neuschloss.net entstanden.

Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg.

Die Steuerungstechnik und Hydraulik-Pumpe.
Die Steuerungstechnik und Hydraulik-Pumpe.

Zu erkennen ist die Einrichtung an den grauen Kästen, die die Steuerungselektronik und die Hydraulik-Pumpe enthalten. Per Mobilfunk ist die Technik direkt mit dem Klärwerk verbunden.

Die Technik ist via Mobilfunk mit dem Klärwerk verbunden.
Die Technik ist via Mobilfunk mit dem Klärwerk verbunden.

Nach den Testläufen soll nun der Regelbetrieb starten mit einer Spülung pro Tag. Im Lindenweg um 7 Uhr morgens, an der Ecke Buchen-/Ulmenweg um 11 Uhr.

Die Stadtverwaltung ist weiter auf Rückmeldungen der Bevölkerung angewiesen. Wenn es übel riecht, bitte die Meldefunktion von Neuschloss.net verwenden.

Der Kanalgeruch ist in Neuschloß besonders ausgeprägt, weil Abwässer aus Hüttenfeld über eine Druckleitung nach Neuschloß kommen – und in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben werden. Das Zeug dreht große Runden durch den Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Zudem sind einige Kanäle in Neuschloß für normale Verhältnisse überdimensioniert, was die Fließgeschwindigkeit des Abwassers verringert – und Ablagerungen entstehen lässt. Der Stadtteil kämpfte viele Jahre für eine Lösung.

Alle Hintergründe dazu auf unserer Themenseite zum Kanalgeruch in Neuschloß.

Bauarbeiten im Lindenweg.

Endet endlich der Kanalgestank? Treffen der Bürgerkammer

Die vergangenen Tage haben es noch einmal eindrucksvoll gezeigt: Es wird Zeit, dass der Kanalgestank in Neuschloß endlich ein Ende findet. Tatsächlich dürfte es bald soweit sein. Über den genauen Stand der Dinge wird Erster Stadtrat Jens Klingler (SPD) am Donnerstag in der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer informieren. Sie beginnt um 19 Uhr im Bürgersaal am Ahornplatz.

Den Sommer über waren Bauarbeiter im Lindenweg und an der Ecke Ulmen-/Buchenweg zugange. Sie haben vorsichtig den Kanal aufgegraben – die Erde unter manchen Straßen ist noch verschmutzt mit Altlasten. Und oben am Gehweg graue Kästen aufgestellt. Sie sollen künftig die Technik enthalten, die Spülklappen unter der Erde steuern.

Der unangehme Geruch entsteht, weil sich Fäkalien im Kanal festsetzen. Vierteljährliches Durchspülen wie bisher hilft hier wenig weiter. Nun soll an zwei Stellen das Abwasser aufgestaut – und dann auf einen Schlag auf die Reise geschickt werden. Die Idee: Der kräftige Strom verhindert, dass sich stinkende Substanzen ablagern.

Steuerungskasten an der Ecke Ulmen-/Buchenweg.
Steuerungskasten an der Ecke Ulmen-/Buchenweg.

In dem Treffen stehen weitere Themen auf der Tagesordnung. Zu erwarten ist ein Ausblick auf die große Jubiliäumsfeier im kommenden Jahr – 2018 jährt sich die erste urkundliche Erwähung von Neuschloß zum 550. Mal.

Angekündigt haben sich zudem einige Neuschlößer Mütter und Väter. Sie wollen auf Probleme mit den Schulbussen hinweisen. Auch alle andere Bewohnerinnen und Bewohner unseres Stadtteils sind willkommen.

Biofilter gegen Kanalgeruch im Ulmenweg.

SPD und FDP fordern Geld für Kanalumbau

Den stinkenden Abwasserkanal umzubauen, erscheint dringender denn je. Die Neuschlößer bemängeln inzwischen fast jede Woche mehrmals über den Geruchsmelder von Neuschloss.net Belästigungen. Die Zahl der Hinweise steigt damit immer weiter – offenbar verlieren die Anwohnerinnen und Anwohner langsam die Geduld.

Nach der Bürgerkammer reagiert jetzt auch die Stadtpolitik. Die Fraktionen der SPD und FDP in der Stadtverordnetenversammlung wollen das Geld für einen Umbau des Kanals im Haushalt für das kommende Jahr sehen. Das geht aus einem Beschlussantrag für das Parlament hervor, der Neuschloss.net vorliegt.

Wörtlich heißt es in dem Papier: „Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen: In den städtischen Haushaltsplan werden für die Durchführung einer Kanalreinigung mittels Schwallspülungen im Stadtteil Neuschloß im Budget des Fachdienstes ‚Tiefbau‘ 75.000 Euro eingestellt.“ Damit würden jährlich drei manuelle Spülungen des Kanals eingespart – und damit etwa 4.000 Euro.

Im Stadtteil stinkt es regelmäßig aus dem Kanal, weil sich in den teils recht großen Rohren Fäkalienreste festsetzen. Nach jahrelanger Ratlosigkeit der Verwaltung hatte Erster Stadtrat Jens Klingler (SPD) der Bürgerkammer im Sommer erstmals eine technische Lösung präsentiert: Das Kanalwasser soll an zwei Stellen für einige Minuten aufgestaut und dann auf einen Schlag losgelassen werden. Diese kräftigen Schwallspülungen würden, so die Idee, die riechenden Ablagerungen verhindern. Mit 75.000 Euro erschien der Umbau sogar recht günstig, das Projekt schnell umsetzbar.

So funktioniert die geplante Schwallspülung - aus der Präsentation der Verwaltung.
So funktioniert die geplante Schwallspülung – aus der Präsentation der Verwaltung.

Im Herbst allerdings machte Klingler einen Rückzieher: Das Geld sei zwar da, aber leider nicht mehr das Personal in der Verwaltung, das die Arbeiten planen und prüfen könne. Deshalb, erläuterte Klingler, habe er auch die 75.000 Euro gleich aus dem Haushalt gestrichen. Der Bürgerkammer gefiel das gar nicht. Sie forderte einstimmig, das Geld in jedem Fall vorzusehen – damit der Kanalumbau nicht wieder an den Mitteln scheitert, wenn das Bauamt vielleicht doch wieder besser personell ausgestattet ist.

Die Koalition aus SPD und FDP im Parlament schließt sich dieser Position nun an. Damit stellen sich die Sozialdemokraten an der Stelle gegen den Ersten Stadtrat, der aus ihren eigenen Reihen kommt.

So richtig zielführend ist das alles freilich nicht: Geholfen wäre Neuschloß erst, wenn die Fraktionen im Stadtparlament weitergehend fordern, die Verwaltung möge die Kanalarbeiten so hoch priorisieren, dass sie auch bei enger Besetzung im Bauamt gleich im kommenden Jahr umgesetzt werden.

Wie lange stinkt der Kanal noch?

Der Neuschlößer Kanal wird wohl später umgebaut als noch im September erhofft. Seinerzeit hatte Erster Stadtrat Jens Klingler (SPD) der Bürgerkammer ein schlüssiges Konzept vorgestellt, was getan werden kann, damit der Abwasserkanal nicht mehr stinkt. Das Charmante dabei: Mit 75.000 Euro fallen die Kosten in den Millionen, die der Lampertheimer Kanal sonst so verschlingt, kaum auf. Machbar, das war die frohe Botschaft.

Allerdings gab es schon seinerzeit den Hinweis, das Personal im Bauamt sei knapp. Genau an dieser Stelle verschärft sich die Lage: Nach dem zuständigen Sachbearbeiter wird im Frühjahr auch Amtleiter Rinder die Verwaltung verlassen. Was Klingler wie folgt zusammenfasst: „Erst hatten wir Personal und kein Geld, um den Kanal anzugehen. Jetzt haben wir das Geld, aber kein Personal.“ Und dann setzte der Stadtrat noch einen drauf: Wenn kein Personal da ist, so sein Motto, kann man auch das eingeplante Geld im Haushalt streichen.

Das allerdings gefällt der Bürgerkammer ganz und gar nicht. Sie besteht darauf, dass die Mittel weiter im Haushalt bereit gestellt werden. „Damit das Projekt nicht wieder am Geld scheitert, falls dann doch jemand da ist, der es umsetzen kann“, erläuterte die Vorsitzende Carola Biehal.

Prüfenswert erscheine auch, das Projekt extern zu vergeben. „Wenn ich etwas nicht selbst hinbekomme, muss ich es rausgeben“, sagte Kammer-Mitglied Günter Wiedenauer. „Aber auch die Ausschreibung muss jemand machen“, hielt Klingler entgegen.

In jedem Fall müsse auch kurzfristig was passieren, war sich das Gremium einig. Denn in den vergangenen Wochen erreichten den Geruchsmelder von Neuschloss.net so viele Beschwerden der Anwohnerinnen und Anwohner wie noch nie. „Wenn das Problem nicht grundsätzlich gelöst werden kann, muss der Kanal eben nicht mehr vierteljährlich, sondern monatlich gespült werden, um die Neuschlößer vor dem Gestank zu verschonen“, forderte Mitglied Michael Bayer.

Die Kammer beschloss einstimmig ihren Wunsch, dass die Investionsmittel in Höhe von 75.000 Euro im Etat festgeschrieben werden – und bis zur Umsetzung der Arbeiten die Zahl der Spülungen wie vorgetragen erhöht werden soll.

Weitere Informationen: Das Konzept der Kanalsanierung vom September – und die komplette Vorschichte.

Verwaltung legt Konzept gegen Kanalgeruch vor

Verschwindet bald der seit Jahren anhaltende üble Kanalgeruch in Neuschloß? Die Stadtverwaltung hat der Bürgerkammer ein Konzept vorgestellt, das Abhilfe schaffen könnte. Die nötigen Arbeiten wären nicht einmal sonderlich teuer. Erster Stadtrat Jens Klingler stellte daher eine Umsetzung im kommenden Jahr in Aussicht: „Der Gebührenhaushalt ist in der Lage, das darzustellen“, sagte er und fügte hinzu: „Sie bezahlen ja auch dafür, dass es nicht stinkt.“

Der Leiter des zuständigen Fachbereichs der Verwaltung, Raimund Rinder, erklärte die Eigenarten des Neuschlößer Kanals. Wichtige Erkenntnis: Der Durchmesser der Rohre ist vergleichsweise groß, bis zu 1,20 Meter im Akazienweg. Die Planer hätten beim Bau des Kanalsystems in den achtziger Jahren gewährleisten wollen, dass selbst bei starken Regenfällen das Wasser gut abfließt. Nun zeigt sich aber, dass umgekehrt bei trockenem Wetter zu wenig Wasser im Kanal ist, um die festen, riechenden Bestandteile zuverlässig zu bewegen. Dann bleiben sie liegen – und verbreiten über die Schächte Gestank.

Der Lösungsansatz, den ein Gutachter der Stadt empfiehlt: Abwasser regelmäßig im Kanal aufstauen und ruckweise freigeben. Schwallspülung nennt sich das Verfahren, das auch andere Kommunen anwenden. Die Fachleute empfehlen solche automatischen Sperren an zwei Stellen in Neuschloß: In der Mitte des Lindenwegs und an der Krezung Ulmenweg/Buchenweg. Die Wucht des auf einen Schlag ausströmenden aufgestauten Abwassers könnte alles Feste im Kanal mitnehmen zum Sammler am Parkplatz östlich des Waldfriedhofs. Das Ganze soll im Lindenweg alle 32, im Ulmenweg alle 76 Minuten passieren.

So funktioniert die geplante Schwallspülung - aus der Präsentation der Verwaltung.
So funktioniert die geplante Schwallspülung – aus der Präsentation der Verwaltung.

Die Kosten belaufen sich auf etwa 75.000 Euro – einschließlich Einbau und Begleitung durch Ingenieure. „Das wird bei den Millionen, die wir sonst für den Kanal ausgeben, kaum auffallen“, erläuterte Klinger. Allerdings ist noch offen, ob die Altlasten das Vorhaben verteuern; unter den Straßen hatten Stadt und Land seinerzeit aus Kostengründen das Erdreich nicht saniert.

Zwei weitere Sachverhalte können beim Kanalgeruch eine Rolle spielen. Eine Kamerabefahrung ergab, dass der Kanal an mehr als 750 Stellen beschädigt ist – bei einer Gesamtlänge von 4,7 Kilometer im Schnitt also alle sechs Meter. An 16 Stellen gibt es kurzfristigen Handlungsbedarf. Diese gröbsten Fehler in Robotertechnik ohne Erdarbeiten zu beseitigen, wird dann mit 125.000 Euro schon teurer; alle Schäden schlügen mit gut 600.000 Euro zu Buche.

Blick in den Kanal während einer Spülung.
Blick in den Kanal während einer Spülung.

Stutzig macen die Stadtverwaltung Fettablagerungen. Sie kommen nach Einschätzung der Experten aus der Druckleitung aus Hüttenfeld nach Neuschloß. Am Beginn dieses Kanals in Hüttenfeld findet sich allerdings kein Fett. In den Fokus geraten nun die Aussiedlerhöfe nahe der Autobahn 67, die ihre Abwässer ebenfalls direkt in die Druckleitung geben. Fett wirkt als Geruchsträger. Die Stadt hat das vorhandene Fett in Neuschloß entfernt und will die Angelegenheit im kommenden Jahr weiter untersuchen.

Erstmals liegt jetzt also ein schlüssiges Lösungskonzept vor. Dennoch gibt es ein Problem, wie Erster Stadtrat Klingler offen berichtete: In der zuständigen Abteilung der Verwaltung fehlt es an Personal, das die Umsetzung steuern müsste. Die Verwaltungsspitze habe reagiert, im neuen Haushaltsplan eine zusätzliche Stelle vorgesehen und das vorgesehene Gehalt für eine in mehrfachen Anläufen nicht zu besetzende Stelle erhöht. „Sofort nach der Genehmigung des Haushalts und der Besetzung der Stellen bekommen die neuen Mitarbeiter das Thema Neuschloß zugewiesen“, versprach Klingler.

Ausdrücklich lobte Fachbereichsleiter Rinder den Geruchsmelder von Neuschloss.net. „Diese Hinweise sind für uns sehr gut, weil wir den Turnus unserer Spülungen anpassen können“, erläuterte er. Hintergrund: Als Übergangslösung lässt die Stadt etwa alle drei Monate den Neuschlößer Kanal von einer Fachfirma mit Wasser durchpusten.

Keine Lösung sei, dauerhaft mehr Wasser zuzuführen. Dann bestehe die Gefahr, dass der Kanal bei starken Regen überlastet werde. Auch die Idee, das Hüttenfelder Abwasser nicht weiter wie bisher über mehrere Kilometer durch die Neuschlößer Straßen zu leiten, lehnte Rinder ab: „Dann haben wir wieder zu wenig Wasser im Kanal.“

Biofilter gegen Kanalgeruch im Ulmenweg.
Biofilter gegen Kanalgeruch im Ulmenweg.

Die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, wies darauf hin, dass bis zum Beginn der Arbeiten auch kurzfristige Abhilfen nötig blieben – etwa in Form weiterer Geruchsfilter an den Kanalschächten. Weitere Mitglieder der Bürgerkammer lobten ausdrücklich die vorgetragene Ursachenforschung und die vorgeschlagenen Lösungen: „Das war das Beste, was wir in vielen Jahren zu diesem Thema gehört haben“, hieß es.

Meldet den Kanal!

Seit einigen Wochen riecht in Neuschloß der Kanal wieder unangenehm. Die Stadtverwaltung will der Bürgerkammer am Donnerstag, 19 Uhr, berichten, was sie nun dagegen zu tun gedenkt.

Aber auch wir Neuschlößer müssen hier mehr machen. Wichtig ist, dass Ihr Gerüche regelmäßig meldet – das passiert noch zu selten, weil wohl viele denken, der Nachbar habe das schon erledigt. Das birgt die Gefahr, dass sich Verantwortliche rausreden.

Wenn immer es also riecht – das Meldeformular findet Ihr unter http://neuschloss.net/kanal – am besten gleich in Eure Lesezeichen speichern. Danke!

Rückschlag in der Kanalfrage

Oft genug gesprochen hat der Ortsbeirat schon über die üble Geruchsbelästigung, die uns der Abwasserkanal beschert – vor Jahren war der Wunsch nach einem Meldeformular für den Gestank übrigens die Keimzelle für Neuschloss.net. Klar, dass das Thema auch im letzten Treffen für die nächsten fünf Jahre vorkam. Leider entstand dabei nicht der Eindruck, dass es hier vorangeht. Im Gegenteil.

Wie jedesmal berichtete die Verwaltung, wann wo welche Filter eingebaut wurden, dass der Kanal vermehrt gespült werde – und man nicht verstehe, warum all das nichts nutzt. Erschreckend diesmal aber: Offenbar hat in der Stadtverwaltung die Zuständigkeit für das Thema gewechselt. Der neue Mann machte im Ortsbeirat leider nicht den Eindruck, dass ihm bisher viel über die bekannten Fakten berichtet wurde. Ein Unding – das sicher nicht passiert wäre, wenn dem zuständigen Amt und dem Ersten Stadtrat Jens Klingler (SPD), der die Verwaltung im Ortsbeirat vertritt, die Brisanz des Kanalgestanks für Neuschloß klar wäre.

Kein Wunder, dass manche Ortsbeiräte da die Geduld verlieren. Paul Schneider (FDP-Liste) sieht wie Volker Harres (SPD) die Ursache des Geruchs in der Anbindung des Kanals aus Hüttenfeld. Auch diese These ist nicht neu. Schneider setzt nun auf eine, wie er formuliert, Radikallösung: eine stillgelegte Kläranlage in Hüttenfeld solle wieder ertüchtigt werden.

Die SPD-Fraktion runzelte die Stirn: Der Trend sei eher gegenläufig, nämlich dass man Kläranlagen über Kommunen hinweg zusammenfasse. Auch zwischen Lampertheim, Bürstadt und Groß-Rohrheim liefen im Mittelzentrum Ried solche Gespräche, ergänzte Klingler. Alternativ könnte das Hüttenfelder Abwasser auch nach Lorsch gepumpt werden, legte Schneider nach. Das, antwortete Klingler, sei immerhin denkbar, wenn man auch die Stadt Lorsch in die interkommunalen Kläranlagen-Gespräche mit einbeziehen könne.

Nicht zur Sprache kam eine in doppelter Hinsicht mögliche naheliegende Lösung. Das Hüttenfelder Abwasser wird über eine Druckleitung nach Neuschloß gepumpt, mündet am Forsthaus in den normalen Kanal, dreht eine Runde durch weite Teile unseres Stadtteils und wird dann vom Sammelbecken am östlichen Waldfriedhof-Parkplatz aus zusammen mit dem Neuschloßer Abwasser über eine weitere Druckleitung bis zur Lampertheimer Kläranlage befördert. Liefe die Hüttenfelder Druckleitung in Neuschloß direkt weiter bis zum Sammelbecken, könnte dieses Abwasser in Neuschloß keine üblen Gerüche verströmen.

Preisgünstig wäre eine Verlängerung der Druckleitung wohl nicht – aber womöglich weniger aufwendig als der Betrieb einer eigenen Kläranlage in Hüttenfeld oder eine Anbindung nach Lorsch. Aber auch diese Idee ist nicht neu, für aufmerksame Beobachter zumindest.

Zum Nachlesen: die bisherigen Bemühungen, das Kanalproblem in den Griff zu bekommen.

Kanalgestank gibt Verwaltung Rätsel auf

Eineinhalb Jahre lang schien jenes Problem gelöst, das den Neuschlößern mit Sicherheit am meisten stink: der teils kaum erträgliche Güllegestank aus dem Abwasserkanal. Damals wurden in die Schächte Geruchsfilter eingebaut. Dann und wann war zwar noch was zu riechen; im Großen und Ganzen trug die Lösung aber. Bis zum Sommer.

„Das hier ist keine normale Geruchsbelästigung“, machte Ortsvorsteherin Carola Biehal im jüngsten Treffen des Ortsbeirats deutlich. Erster Stadtrat Jens Klingler gab weitere Informationen. Demnach sei eine große Geruchswelle unmittelbar nach einer Kamera-Inspektion samt Kanalreinigung entstanden. Das sei ungewöhnlich. Üblicherweise riecht es genau umgekehrt eher dann, wenn inbesondere in trockenen Sommerzeiten der Kanal lange nicht gespült wird und sich Fäkalien ablagern. Die Geruchsfilter seien geprüft und als in Ordnung befunden.

Zwar würden die Fachleute der Verwaltung noch die Bilder der unterirdischen Kamerafahrt auswerten. Dennoch legte sich Klinger bereits fest: „Da muss mal ein Fachgutachter ran, weil wir mit unserem Latein am Ende sind.“

Gutachter – die waren durchaus schon mit der Neuschlößer Kanalsache beschäfigt, wie sich einige Mitglieder des Ortsbeirats erinnerten. Die jüngste Ergebnispräsentation, einige Jahre her, gab leider keinerlei Anhaltspunkte, was den Geruch verursacht und wie er in Griff zubekommen ist. Stattdessen sammelten die Fachleute vor allem Argumente dafür, dass nicht jenes Abwasser stinkt, das aus Hüttenfeld per Druckleitung nach Neuschloß geführt wird und dann eine Rundreise durch unseren Stadtteil macht. Zugespitzt formuliert versuchte damals eine Abteilung der Stadtverwaltung der anderen gutachtergestützt die Schuld zuzuweisen – statt mit gemeinsamer Kraft nach einer Lösung zu suchen. 

Dass Hüttenfeld mit all dem nichts zu tun hat – daran gab es auch im jüngsten Treffen des Ortsbeirats Zweifel. „Das ist kein Problem, das in Neuschloß entsteht“, sagte Volker Harres (SPD). „Es riecht schon am Forsthaus.“ Dort am Ortseingang wird das Abwasser aus der Druckleitung von Hüttenfeld in die Neuschlößer Kanalisation übergeben. Paul Schneider (FDP) erinnerte an die Idee, die Hüttenfelder Abwässer besser in der Lorscher Kläranlage reinigen zu lassen.

Biehal betonte, es sei wichtig, dass sie und die Verwaltung stets auf dem aktuellen Stand sei. Sie forderte deshalb explizit die Neuschlößer Bürgerinnen und Bürger auf, jede Geruchsbelästigung zu melden über das Formular auf Neuschloss.net.

Kanal wird wieder gespült

Am Mittwoch hatte eine Anwohnerin über das Meldeformular von Neuschloss.net die Stadtverwaltung auf Kanalgeruch hingewiesen. Keine zwei Stunden später hatte Raimund Rinder, Leiter des Fachbereich „Bauen und Umwelt“ der Stadtverwaltung, die Sache geklärt. Er informierte Anwohnerin und Neuschloss.net darüber, „dass die turnusgemäße Reinigung des Kanalsystems in Neuschloß im Zeitraum vom 01.04.2015 bis ca. 08.04.2015 durchgeführt wird“.

Danke für die schnelle Information – und die Abhilfe natürlich. Wobei übrigens die Neuschlößerin einräumt, dass die aktuelle Geruchsbelästigung „nicht so stark wie sonst“ war.

Das ist auch unser Eindruck: Es ist ingesamt deutlich besser geworden. Die eingebauten Filter scheinen also gut zu arbeiten.

Jens Klinglers Pläne für Neuschloß

Jens Klingler spricht im Café am Ahornplatz über Neuschlößer Themen.
Jens Klingler spricht im Café am Ahornplatz über Neuschlößer Themen.

Wie sehr darf sich eine Stadt wirtschaftlich engagieren, wenn das, was Unternehmen anbieten, für die Bürger nicht ausreicht? Diese Frage wirft SPD-Bürgermeisterkandidat Jens Klinger in einer Wahlkampfveranstaltung im Café am Ahornplatz auf.

Sein Anlass: Die Hausbesuche in Neuschloß, bei denen viele Anwohner über eine schlechte Breitbandversorgung geklagt hätten. „Nicht nur Privatleute, auch viele Freiberufler, die auf schnelles Internet angewiesen sind.“ Weil die zuständige Vermittlungsstelle der Deutschen Telekom in Lampertheim an der Bürstädter Straße steht, ist der Weg zu lang, um kabelgebundenes DSL anzubieten. Eine technische Lösung wäre eine Glasfaserleitung nach Neuschloß zu legen und dort einen eigenen Verteilkasten aufzustellen. Das würde den Neuschlößern gefallen. Der Deutschen Telekom ist das aber zu teuer.

Soll also nun die Gemeinde einspringen? „Im Odenwald gibt’s das“, berichtet Klingler. Die Gemeinden verlegen dort Leitungen auf eigene Rechnung. „Sollen wir als Kommune Breitband ausbauen?“, fragt er. „Oder sollen wir einen Ausbau mit einem Partner anstreben?“ Klingler lässt die Fragen im Raum stehen, verweist auf eine Studie zum Thema Breitband, die Lampertheim gemeinsam mit Nachbarkommunen erstellt habe – und kommt zu dem Schluss: „Ich bin da guter Dinge, dass wir kostengünstig die Möglichkeit haben, in Lampertheim schnelles Internet anzubieten.“

Nun ist es ja so, dass in Neuschloß schnelles Internet durchaus erhältlich ist – über den Kabelanbieter Unitymedia, der auf Wunsch die Glasfaser bis ans Haus legt. Schneller geht’s derzeit kaum. Also so richtig brauchen wir die öffentliche Hilfe beim Thema Breitband im Stadtteil gar nicht – auch wenn manche Unity aus eigener Erfahrung nicht über den Weg trauen.

Geldautomat als öffentliche Aufgabe?

Anders könnte das aussehen beim Thema Bargeldversorgung. Hier versagt die freie Wirtschaft tatsächlich im Stadtteil, seit die Sparkasse den letzen Automaten vor Ort abgebaut hat. Der Betrieb sei zu teuer, heißt es auch hier. Das ärgert viele Neuschlößer.

Wäre denn denkbar, so eine Frage an Klingler, dass die Stadt auf einen Teil der jährlichen Zuweisung aus den Gewinnen der öffentlich-rechtlichen Sparkasse verzichtet und dafür das Kreditinstitut beauftragt, in Neuschloß einen Geldautomaten zu betreiben? Klingler winkt ab: Ein öffentlicher Geldautomat? „Es gibt einen bestimmten Grad, da sollte sich eine Kommune aus der Wirtschaft raushalten.“

Und außerdem: „Sie schaffen so eine Erwartungshaltung in ganz Lampertheim. Als nächstes kommt dann der Europaring und fordert einen Geldautomaten.“ Was sich vermeiden ließe, wenn es klare Kriterien gäbe, bei welchen Gegebenheiten die öffentliche Hand einspringt. Dennoch: klare Absage.

Klingers Fünf-Punkte-Katalog für Neuschloß

Zu Beginn der Veranstaltung stellt Klinger sein Neuschloß-Programm vor. Damit ist der SPD-Mann der erste Kandidat, der seinen allgemein gültigen Standard-Vortrag zur Seite legt und sich gänzlich auf den Stadtteil konzentriert. Das ist beachtlich – und kann nur, wer weiß, was Neuschloß bewegt.

Fünf Punkte umfassen die Ausführungen im Wesentlichen: die Altlasten-Sanierung, der Schutz vor Lärm an der Landesstraße 3110, der stinkende Abwasserkanal, die erwähnte Breitband-Thematik und der von Anwohnern geforderte Bolzplatz.

Die Sanierung des Sodabuckels bezeichnet Klinger als größtes Projekt in der nächsten Zeit. „Wir fangen dieses Jahr an, das Geld ist freigegeben“, fügt er hinzu. Wert legt er darauf, dass der Projektbeirat Altlasten Neuschloß (PAN) aktiv bleibt. Das Fachwissen der Anwohnervertretung sei sehr hilfreich.

Einen Lärmschutz an der Forsthausstraße – also der L 3110 im Ortsgebiet – sieht Klingler „ähnlich bedeutend“ wie die Lage an der Wormser Straße in der Kernstadt. Flüsterasphalt, Lärmschutz, andere Glasscheiben – „da muss ein Bürgermeister beim Regierungspräsidium vorstellig werden“, schreibt sich Klingler in sein Pflichtenheft.

Am Thema Kanal habe die Verwaltung bereits gearbeitet: „Da sind Biofilter reingekommen, und es gibt jetzt öfter Spülungen.“ In der Tat ist seither die Geruchsbelästigung zurückgegangen, was auch an einer gesunkenen Zahl von Anwohner-Hinweisen im Meldeformular von Neuschloss.net zu erkennen ist. Dennoch riecht es manchmal noch. „Wenn die Biofilter nicht die gewünschte Entlastung bringen, müssen wir uns darum kümmern“, sagt Klingler. Geplant sei eine hydrauliche Erfassung der Kanäle, nicht nur in Neuschloß übrigens. Ein Projekt für die kommenden fünf Jahre.

In der Bolzplatzfrage kündigt Klingler ein kleineres Kleinplatzfeld auf den Gelände des bestehenden Spielplatzes am Alten Lorscher Weg an – Neuschloss.net hat darüber bereits berichtet. In ersten Reaktionen auf unserer Facebook-Seite zeigen sich Jugendliche und junge Erwachsene wenig angetan von der Idee.

Busline von Neuschloß zum Aldi?

Klingler betont, wie wichtig die Entscheidung für Neuschloß als Kinderkrippen-Standort ist: „Als Stadt erkennen wir, dass es langsam eng wird in Neuschloß“, sagt er mit Blick auf die Infrastruktur. Die Krippe steigere die Lebensqualität in Neuschloß für junge Familien. „Und das steigert auch Wert der Immobilien“.

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Die Diskussion führt von fehlenden Einkaufsmöglichkeiten zu der Frage, ob es nicht eine Buslinie von Hüttenfeld über Neuschloß weiter zum Fachmarktzentrum mit Rewe und Aldi in Lampertheim geben könnte. „Vielleicht kann man das mit dem Bus verbinden, der ohnehin durch den Guldenweg fährt“, schlägt Ortsvorsteherin Carola Biehal (SPD) vor. Klingler zeigt sich offen für den Vorschlag: Derzeit müsse ohnehin eine neue Ausschreibung für den Busverkehr erstellt werden, ein Fachbüro sei damit beauftragt, 40.000 Euro stünden dafür bereit.

Fünf Satzanfänge für Klingler

Fünf Satzanfänge, der die Kandidat verlängert, hat Neuschloss.net auch für Jens Klingler – genau wie jüngst für Frank Schall. Wir dokumentieren auch hier den Dialog.

1. In zehn Jahren wir Neuschloß – „altlastenfrei sein.“

2. Am liebsten in Neuschloß bin ich – „auf dem Schlossfest. Das fand ich toll. Der Gottesdienst war sensationell.“

3. Wichtiger als ein Bolzplatz ist für Neuschloß – „der Lärmschutz an der L 3110. Fußball spielen kann ich immer irgendwo. Den Lärm bekomme ich nicht weg.“

4. Als Bürgermeister sage ich über die Grundwassersanierung – „dass das Land Hessen in der Pflicht ist, die Grundwassersanierung durchzuführen. Zumal wenn vorher etwa 100 Millionen in die Bodensanierung investiert wurden.“ Ortsvorsteherin Carola Biehal ergänzt hier: „Die Grundwassersanierung steht auf der Kippe, das wissen wir.“

5. Der Beamtenbau, also das Schloss, sollte – „zum Schuckstück von Neuschloß werden. Wir sind stolz darauf, dass die Stadtentwicklung Lampertheim den Verkauf geschafft hat.“

Zusammengefasst

Klingler ruft Themen auf, die Neuschloß beschäftigen – und er lässt sich ausführlich auf diese Fragen ein. Dazu waren andere Kandidaten bisher nicht in der Lage. Die Frage des öffentlichen Wirtschaftens wirft Klingler auf, bleibt zunächst aber vage – und lehnt sie schließlich ab. Dass der SPD-Mann die Kanalfrage nachhaltig angehen will, ist löblich – die Sache wurde in früheren Jahren auch im Ortsbeirat verschleppt. Bei den Hintergründen zur Grundwassersanierung hat Klingler noch Informationsbedarf; das kann ein wichtiges Thema werden. Aber da haben er und Neuschloß ja eine Ortsvorsteherin an der Seite, die ihres mit Sicherheit dazu beitragen wird.

So berichten andere: Tip-Verlag

Stinkt der Kanal noch?

Erfreuliche Geräusche aus dem Neuschlößer Untergrund: Die Stadt lässt den Kanal durchspülen. Aufgenommen haben wir das Video im Dezember. Damals gab’s allen Grund für das Extra-Nass: Im vergangenen Jahr mussten viele Neuschlößer ihre Fenster oft geschlossen lassen, denn aus dem Abwasserkanal drang heftiger Gestank. Der Ortsbeirat diskutierte das Thema, die Stadtverwaltung zeigte sich ratlos – und setzte auf Hinweise auf der Bevölkerung.

Neuschloss.net richtete ein Meldeformular ein, dessen Einträge inzwischen direkt an die Ortsvorsteherin und die Leitung des städtischen Bauamts gehen. Wir haben hier einige Rückmeldungen erhalten – bis Ende Dezember. Seither gibt es keine Signale mehr aus der Bevölkerung. Das deckt sich mit unseren Eindrücken: Es riecht nur noch selten.

Nun muss das wenig überraschen – Sonderspülungen erscheinen angesichts von Regen und Schnee in den vergangenen Wochen kaum notwendig. Warten wir also auf den Frühling. Und hoffen, dass auch dann alles in Ordnung bleibt. Falls nicht: bitte melden.

Kanalgeruch: Stadt baut Filter ein

Vielen Neuschlößern stinkt es. Und das liegt am Kanalsystem – übler Geruch zieht regelmäßig durch den Stadtteil. Die gute Nachricht ist: Die Stadtverwaltung will jetzt mit Filtern den Gestank eindämmen. Die schlechte: Die Fachleute haben keine Ahnung, warum es riecht: „Alles, was wir bisher zusammen getragen haben, ergibt kein schlüssiges Bild“, sagte der Baufachbereichsleiter der Stadt, Raimund Rinder, im Ortsbeirat.

Bisher nicht bestätigt oder widerlegt ist der Verdacht, es könnte einen Zusammenhang mit dem Schmutzwasser aus Hüttenfeld geben, das durch den Neuschlößer Kanal läuft.

Dabei kommt in der Ursachensuche moderne Technik zum Einsatz. Eine Spezialkamera lichtete jüngst den Kanal von innen ab – doch auch der Film half nicht weiter. „Es sind zwar kleinere Senken vorhanden. Doch die sollten nicht eine solche Geruchsbelästigung wie in Neuschloß auslösen“, sagte Rinder. Und: Senken und hohe Belästigung liegen räumlich auseinander. Besonders betroffen sind nach ersten Erkenntnissen die Forsthausstraße am Ortseingang aus Hüttenfeld kommend und am Schloss, der Lindenweg und der Ulmenweg.

Um dem Grund des Geruch-Übels noch auf die Spur zu kommen, sind Hinweise aus der Bevölkerung mit konkreten Angaben wichtig. Hier auf Neuschloss.net gibt’s das Eingabeformular dafür. Einfach klicken, eintragen und abschicken.

So will die Stadt dem Gestank erstmal beikommen: Zwei Sinkkästen – das sind die gusseisernen Wasserableiter direkt am Gehweg – sollen mit Gasaustrittsperren versehen werden. Und zehn Kanalschächte will die Verwaltung mit Biofiltern ausstatten. Die gab’s früher schonmal in Neuschloß, wurden dann aber im Rahmen der Sanierung ausgebaut. Gut, dass der städtische Bauhof sie aufgehoben hat.

Der Filter besteht zum einen auf einem Plastikeinsatz, so groß wie der runde Kanaldeckel. Zum anderen wird eine Patrone eingefügt mit einem biologischen Mittel, das etwa fünf Jahre lang hält. Vielleicht gelingt es ja mit Hilfe der Angaben der Anwohner, in dieser Zeit das Problem grundsätzlich zu lösen.