Im Neuschlößer Jahrzehnte-Thema Kanalgeruch könnte es eine entscheidende Wende geben. Der Ortsbeirat in Hüttenfeld schlägt auf Grundlage eines Antrags der dortigen CDU vor, das Abwasser aus dem östlichen Stadtteil künftig über ein neues Rohr in die moderne Verbandskläranlage Weinheim zu pumpen.
Bisher wird das Hüttenfelder Abwasser über eine Druckleitung nach Neuschloß geschickt. Dabei entsteht eigentlich stinkender Schwefelwasserstoff. Um das zu verhindern, gibt die Stadt seit dem Jahr 2020 am Startpunkt der Leitung Eisen(II)-chlorid zu. Die Preise für die Chemikalie sind zuletzt stark gestiegen auf jährlich 250.000 Euro.
Zu den Vorteilen einer Umleitung des Abwassers nach Weinheim zählt der Ortsbeirat Hüttenfeld, dass die Stadt das Geld für das Eisen(II)-chlorid künftig sparen könnte. Auch die Kosten für die Wartung der alten und mittlerweile stark wartungsbedürftigen Druckleitung nach Neuschloss entfielen.
Die CDU hat sogar eine Firma ausgemacht, die nach einem Musterfall für die Anwendung von Spezialzementen in der Abwassertechnik suche. Das Unternehmen würde demnach die Baumaterialien für den Anschluss nach Weinheim kostenfrei und mit Garantie zur Verfügung stellen. Dies verringere die Baukosten deutlich.
Nach Rücksprache mit der Verbandskläranlage Weinheim stünden dort tatsächlich auch die notwendigen Kapazitäten bereit, um das Hüttenfelder Abwasser aufzunehmen, heißt es in dem beschlossenen Antrag.
Erster Stadtrat Marius Schmidt (SPD) lobte die Initiative als interessant. Die Verwaltung könne sich eine nähere Prüfung durchaus vorstellen. Denkbar sei eine Machbarkeitsstudie. Neuschloß drückt alle Daumen.
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Update vom 20. Juli 2023
Stadt bestellt Mittel gegen Kanalgeruch
Aus dem Neuschloß-Newsletter vom 19. Juli 2023:
Seit Monaten nervt der üble Kanalgeruch die Neuschlößerinnen und Neuschlößer. Jetzt endlich kann die Bürgerkammer verkünden: Die Stadtverwaltung hat mit dem Eisen-II-Chlorid das nötige Gegenmittel bestellt. Es soll in diesen Tagen geliefert werden.
Im Februar war die Chemikalie ausgegangen, was sich sofort bemerkbar machte. Das Eisen-II-Chlorid ist nötig, weil die Stadt Abwässer aus Hüttenfeld in einer Druckleitung nach Neuschloß presst. In dem vollständig gefüllten Rohr entsteht Sulfid. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff – und der stinkt. Wird am Startpunkt der Druckleitung in Hüttenfeld Eisen(II)-Chlorid zugegeben, bleibt der Effekt aus.
Die Verwaltung hatte den Kauf der Chemikalie aus Kostengründen gestoppt. Die Bürgerkammer drängte in mehreren öffentlichen Sitzungen des Ortsbeirats auf Abhilfe, für die Bürgermeister Gottfried Störmer aber einen Kassensturz Ende Mai abwarten wollte. Die jetzt bestellte Menge reicht für drei Monate.
Neuschloss.net meint: Es ist kaum zu fassen. Da braucht die Verwaltung Jahrzehnte, um eine Abhilfe für das massive Kanalproblem zu finden. Und dann stoppt sie den Kauf des Gegenmittels – um Haushaltslöcher zu stopfen. Die fünf stinkenden Monate waren eine Zumutung für Neuschloß – und zeugen nicht von Verständnis für die Belange der Menschen unseres Stadtteils. Hoffentlich geht das Theater nach drei Monaten nicht von vorne los!
Update vom 2. Juni 2023
Kanalgeruch: Neuschloß verzweifelt zunehmend
Beim Kanalgeruchmelder von Neuschloss.net werden die Hinweise aus der Bevölkerung zunehmend verzweifelt. „Es ist schlichtweg ekelhaft und eine absolute Zumutung. Der Gestank wird immer penetranter! Wie soll das noch weitergehen?“, heißt es beispielsweise aus dem Lindenweg.
Eine andere Neuschlößerin aus dem Ahornweg schreibt: „Leider riecht es seit Tagen (Wochen) wieder sehr unangenehm. Nicht nur vor unserem Grundstück. Auf dem Fußweg Richtung Ahornplatz ist der Geruch konstant. Auch auf dem Ahornplatz im Außenbereich des Cafés ist es sehr unangenehm, was bestimmt nicht förderlich für den Betreiber ist.“
Im Ortsbeirat zeigte sich der Grund der Misere: Der Stadt ist das Mittel gegen den Geruch – Eisen(II)-chlorid – ausgegangen. „Seit Februar ist nichts mehr da“, musste Bürgermeister Gottfried Störmer in der jüngsten Sitzung auf Nachfrage der Bürgerkammer einräumen.
In der Frage, ob und wann die städtischen Betriebsdienste Nachschub kaufen, blieb Störmer vage. Die Kosten für das Mittel seinen von 50.000 auf 175.000 Euro pro Jahr gestiegen. Wie schon im März verwies er darauf, es sei erst ein Kassensturz nötig, um zu sehen, ob dafür Geld vorhanden ist. Stichtag dafür war der 31. Mai – wir dürfen also gespannt sein auf das Ergebnis.
Als Antwort auf entsprechende frühere Nachfragen des Ortsbeirat informierte der Bürgermeister übrigens, dass die Stadt die Kosten am Ende eins Fünf-Jahres-Zyklus auf die Kanalgebühren umlege. Bis dahin müsse das Geld aber aus dem kommunalen Haushalt vorgelegt werden.
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Update vom 26. März 2023
Kanalgeruch: Stadt macht Neuschloß leise Hoffnung
Die Bürgerkammer kämpft im Ortsbeirat weiter gegen den Kanalgeruch. In einem einstimmig angenommenen Antrag fordert sie die Stadtverwaltung dazu auf, die Schwefelwasserstoff-Konzentration im Abwasserkanal so gering zu halten, dass keine Geruchsbelästigung entsteht. Dazu müsste die Stadt weiter Stoff Eisen(II)-chlorid kaufen und zugeben.
Bürgermeister Gottfried Störmer erklärte in einer ersten Reaktion in der öffentlichen Ortsbeirats-Sitzung, er werde den Neuschlößer Antrag zur Diskussion in den Magistrat einbringen. Er bestätigte grundsätzlich die Sparpläne, machte aber zugleich Hoffnung: „Einen pauschaler Ansatz der Sach- und Dienstleistungen haben wir um eine Million Euro gestrichen. Wenn es aber gelingt, im Haushaltsvollzug besser zu werden als geplant, werden wir uns dieser Thematik annehmen und uns um die Beschaffung des Eisen(II)-chlorids bemühen.“
Nach Angaben des Verwaltungschefs haben sich die Kosten für den jährlichen Bedarf zuletzt verdreifacht auf 175.000 Euro. Zudem sei der Stoff neuerdings schwierig zu bekommen.
Ortsvorsteherin Carola Biehal von der Bürgerkammer brachte ein bislang wenig gehörtes Argument in die Debatte ein: Wenn die Stadt nicht gegen den Schwefelwasserstoff, der den Gestank verursacht, vorgeht, beschädige das die unterirdischen Rohre.
Der Abwasserkanal in Neuschloß gibt seit mehr als einem Jahrzehnt übelriechende Gerüche aus. Der Gestank schränke „die Lebensqualität der Neuschlößerinnen und Neuschlößer massiv ein“, heißt es in dem Antrag der Bürgerkammer. „Da der Stoff hochgiftig ist, sind gesundheitliche Folgen nicht auszuschließen.“
Die Stadtverwaltung räumte zuletzt ein, dass eine kommunale Druckleitung aus Hüttenfeld ursächlich für den Schwefelwasserstoff-Ausstoß ist. Darin entstehe Sulfid, das sich in Neuschloß, wo das Abwasser in den normalen Kanal fließt, mit Sauerstoff verbindet. So entstehe wiederum Schwefelwasserstoff.
Als Gegenmittel hat die Stadtverwaltung nach vielen Jahren großer Anstrengungen (und großer Geduld der Neuschlößerinnen und Neuschlößer) den Stoff Eisen(II)-chlorid ermittelt. Dessen Zugabe in den vergangenen beiden Jahren bewies, dass sich der Geruch damit auf erträgliche Maße eindämmen lässt.
Die Bürgerkammer hat mit großer Sorge Pläne zur Kenntnis genommen, die Zugabe von Eisen(II)-chlorid einzuschränken oder gar zu stoppen, um finanzielle Mittel zu sparen. Für die Bürgerkammer ist klar: „Wir sehen die Stadt in der Verantwortung dafür, gegen den Geruch vorzugehen.“
Update vom 7. März 2023
Kommt der Kanalgeruch auf Dauer zurück?
Seit vielen Jahren stinkt immer wieder der Abwasserkanal in Neuschloß. Mehr als ein Jahrzehnt suchte die Stadt nach einem Gegenmittel. Vor zwei Jahren hat es gefunden – jetzt will sie deren Einsatz einstellen, um Geld zu sparen. Die wichtigsten Fakten zum Kanalgeruch in Neuschloß
Was stinkt in Neuschloß?
Das war lange die große Frage. Der Durchbruch gelang der Stadtverwaltung im Sommer 2020. Fachbereichsleiterin Anne Wicke verkündete damals in der Bürgerkammer: Es sei eindeutig Schwefelwasserstoff, das unseren Stadtteil übel riechen lässt. Sie bestätigte damit entsprechende Vermutungen, die der seinerzeitige Erster Stadtrat Jens Klinger bereits ein Jahr zuvor geäußert hatte. Wikipedia beschreibt die chemische Verbindung aus Schwefel und Wasserstoff (H₂S) als ein „übelriechendes, farbloses, hochgiftiges Gas“.
Warum entsteht der Schwefelwasserstoff?
Als Ursache nennt die Stadtverwaltung eine Druckleitung, die Abwasser vom Stadtteil Hüttenfeld nach Neuschloß presst. „In der vollständig gefüllten Druckleitung entsteht Sulfid“, erläuterte Wicke. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. „Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff.“
Wie breitet sich der Gestank aus?
Der Gestank kommt vor allem aus den Kanalschacht- und Gullydeckeln. Wer die Fenster zum lüften öffnet, hat den üblen Geruch ziemlich schnell in der Wohnung – und es ist gar nicht so einfach, ihn wieder loszuwerden. Denn Lüften bewirkt ja das Gegenteil. Gelegentlich scheint sich das üble Gas auch über Abwasserrohre in die Keller auszubreiten. Abends auf der Terrasse zu sitzen oder am Wochenende zu grillen, ist kaum erträglich, wenn der Kanal stinkt.
Was lässt sich gegen den Geruch machen?
Nach erfolglosen Versuchen wechselte die Stadt ihr Beratungsunternehmen – und setzt seit 2020 auf Eisen(II)-chlorid. Es wird in Hüttenfeld am Startpunkt der Druckleitung zugegeben. „Das ist ein bisschen wie ein Try-and-Error-Verfahren“, räumte Wicke seinerzeit ein. Ein Verfahren mit glücklichem Ausgang: Das seither verwendete Mittel funktioniert prinzipiell. Das zeigen auch im Kanal erfasste Daten.
Warum riecht es dann und wann dennoch?
Seit 2020 kommt dennoch immer mal wieder der Geruch zurück. Das lag in der Regel ganz banal daran, dass das Eisen(II)-chlorid aus ging. In der Corona-Zeit war es nach Angaben der Stadtverwaltung nicht immer leicht, den Stoff rechtzeitig zu besorgen und nachzufüllen.
Wird der Geruch künftig zuverlässig neutralisiert?
Leider sieht das nicht so aus. Nachdem die Stadtverwaltung mehr als ein Jahrzehnt völlig im Dunklen tappte, mehrere Gutachten beauftragte und im Ortsbeirat präsentieren ließ, Luftfilter in die Kanaldeckel einbaute, Schwallklappen zur besseren Durchspülung als vermeintliche Lösung in den Neuschlößer Kanal installierte, den Verdacht, dass ihre Druckleitung aus Hüttenfelder die Ursache sei, weit von sich wies – und dann dank eines Personalwechsels endlich Ursache (doch die Druckleitung!) und Gegenmittel fand, will die Verwaltung nun schlicht das Geld für das Eisen(II)-chlorid einsparen. Das wurde in der Stadtverordnetenversammlung im Februar 2022 deutlich.
Welche Rolle spielt der Geruchsmelder von Neuschloss.net?
Die Daten, die Betroffene im Kanalgeruchmelder von Neuschloss.net eingeben, werden automatisiert weitergeleitet an die zuständige Fachabteilung der Stadtverwaltung. Zugleich wird Ortsvorsteherin Carola Biehal informiert und die Redaktion von Neuschloss.net. Die Stadtverwaltung nimmt die Angaben sehr genau zur Kenntnis. Sie nutzte die Rückmeldungen beispielsweise, um Anhaltspunkte für die richtige Dosierung des Gegenmittels zu erhalten. Offizielle Präsentationen der Stadt zeigen immer wieder, wie die Daten des Geruchsmelders einfließen. Dem Ortsbeirat helfen statistische Angaben aus den Meldungen, um in der politischen Auseinandersetzung die Dringlichkeit des Gestankthemas vorbringen zu können. Übrigens war das Meldeformular im November 2012 der Anlass dafür, die Domain Neuschloss.net zu registrieren. Schon damals war das Thema alles andere als neu.
Für was sind die Schwallklappen gut?
Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg. Die Standorte sind zu erkennen an größeren grauen Kästen auf dem Gehweg. Im Kanal installiert. Die Klappen werden hydraulisch gesenkt und gehoben. Sind sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappen nach oben gezogen werden, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke Mitspieler. Die Ursache des Geruchs lassen sich damit aber – wie sich später herausstellte – nicht grundlegend beheben.
Update vom 25. Februar 2023
Biehal fordert in der Stadtverordnetenversammlung Konsequenzen
Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) hat am 24. Februar das Thema Kanalgeruch in der Stadtverordnetenversammlung aufgerufen. Sie berichtete von hohen Konzentrationen des giftigen Schwefelwasserstoffs in Neuschloß. Die Ortsvorsteherin kritisierte den Stopp der Zugabe von Eisen-II-Chlorid, das gegen das Gas wirkt, und forderte die Verwaltung dazu auf, die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes vorzusehen. Neuschloss.net dokumentiert die Rede im Wortlaut.
Die jüngsten Ereignisse lassen mich heute an das Rednerpult als Ortsvorsteherin treten. Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 16.12.2022 wurde eine Einsparung bei Sach- und Dienstleistungen von pauschal einer Million Euro im Ergebnishaushalt beschlossen.
Jetzt wurde uns von der Verwaltung mitgeteilt, dass im Fachbereich 60 keine sinnvollen Einsparpotentiale mehr vorhanden seien – und man nur die Möglichkeit in der Einsparung bei der Kanalrenovierung und dem Kauf von Eisen-II-Chlorid für die Kläranlage sieht.
Diese Chemikalie wird in Hüttenfeld zugegeben und dient der Reduzierung der Geruchsbelästigung in Neuschloß.
Über Jahrzehnte reden wir, auch hier in diesem Gremium, über dieses Thema. Lange hat man die Ursache nicht gefunden, vielleicht auch nicht so ernst genommen, der Kanal stinkt ja auch an anderen Orten. Doch der Ortsbeirat Neuschloß und meine Person haben immer wieder auf die besonders starke Geruchsbelästigung hingewiesen und Lösungen angemahnt.
Einige Untersuchungen und Lösungsversuche wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt. Die Sauerstoffzugabe in Hüttenfeld und Schwallklappenspülungen (ab 11.2017) im Linden- und Buchenweg waren nur bedingt erfolgreich. Mit der Zugabe von Eisen-II-Chlorid konnten die Geruchsbelästigung aber merklich verbessert werden.
Zu den Hintergründen wissen wir, dass die Druckleitung leider am Ortseingang endet und das Abwasser mit mehr oder weniger Wasser im Kanal durch Neuschloß fließt. Bekannt ist aber auch, dass der Kanal einen zu großen Querschnitt hat und zusätzlich noch Senkungen vorhanden sind, was bei wenig Fließgeschwindigkeit, zu weiteren Problemen/Gerüchen führt.
Das entstehende H2S-Gas ist nicht nur hochgiftig, sondern auch korrosiv und schadet den Kanalrohren. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration beträgt 5 ppm. Im Mai 2020 wurden in Neuschloß Werte von über 43 ppm gemessen.
Die Bürger zahlen Abwassergebühren, dem eine Leistung gegenübersteht. Ich gehe davon aus, dass die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes eingeplant sind und dort gegen gerechnet werden müssen, noch dazu gibt es eine Fürsorgepflicht! Der Gestank nach faulen Eiern dringt nämlich auch massiv in die Häuser.
Die Neuschlößer Bürger fordern Sie auf, hier Ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen!
Betonen möchte ich, dass die Ursache in keiner Weise behoben wurde, nur die Folgeerscheinung, der Gestank gemildert! Vom Kreis Bergstraße wurde die Stadt Lampertheim im Jahr 2019 aufgefordert, eine Kanalsanierung, die Schadenbeseitigung im Rahmen der Unterhaltspflicht durchzuführen.
Die dafür vorgesehenen 400.000 Euro sollen jetzt eingespart werden. Diese Entscheidung wird weder der Umwelt, dem Bürger, noch der Verantwortung der Stadt Lampertheim gerecht. Ist das die neue Politik?
Update vom 28. August 2020
Kanalgeruch in Neuschloß: Das richtige Gegenmittel
Gute Nachricht für Neuschloß: Das städtische Bauamt scheint den üblen Kanalgeruchin den Griff zu bekommen. Fachbereichsleiterin Anne Wicke sagte in der Bürgerkammer: „Wir sind dem Ganzen auf der Spur“. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Neuschlößerinnen und Neuschlößer, die kaum mehr Beschwerden über den Geruchsmelder von Neuschloss.net an die Stadtverwaltung einreichen. Damit scheint eine jahrzehntelange Leidensgeschichte zu Ende zu gehen.
Klar ist jetzt: Ursache des Geruchs ist eine Druckleitung, die das Abwasser von Hüttenfeld nach Neuschloß presst. „In der vollständig gefüllten Druckleitung entsteht Sulfid“, erläuterte Wicke. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. „Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff.“ Und der stinkt.
Schon vor einem Jahr hatte die Stadtverwaltung in diese Richtung gedacht. Bereits im Mai 2019 sprach Erster Stadtrat Jens Klingler von Schwefelwasserstoff. Und auch die Grundidee kam schon auf: einen Stoff hinzugeben, der den Geruch neutralisiert. Man versuchte es mit Eisen(III)-nitrat. Doch das brachte nicht den gewünschten Erfolg, wie zahlreiche Meldungen aus Neuschloß zeigten.
Die Stadt wechselte das Beratungsunternehmen – und setzt seit 2020 auf Eisen(II)-chlorid. „Das ist ein bisschen wie ein Try-and-Error-Verfahren“, räumte Wicke ein. Ein Verfahren mit glücklichem Ausgang: Das nun verwendete Mittel scheint seit Anfang Mai zu funktionieren. Das zeigen auch im Kanal erfasste Daten.
Aktuell wird der Stoff in Hüttenfeld am Startpunkt der Druckleitung zugegeben. Der angelegte Vorrat reicht bis zum Jahresende. Die Technik steht in einem angemieteten Container. Die Stadtverwaltung wird nun ein Konzept für einen Dauerbetrieb erarbeiten und es als Beschlussvorlage an die Politik geben. Konkrete Rückmeldungen dazu soll es in der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer im November geben.
Das Thema beschäftigt den Stadtteil seit Jahrzehnten. Lange blieb die Ursache des Geruchs offen. Die Stadt baute in Gullys und die Deckel von Kanalschächten Filter mit biologischer Wirkung ein.
Zuletzt ließ sie auch zwei Klappen für Schwallspülungen installieren. Die Idee dabei: Wassersperren, die hydraulisch gesenkt und gehoben werden. Sind sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappen nach oben gezogen werden, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt, so der Plan, alle eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke mit.
Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg. Zuletzt waren sie abgeschalten, weil die „hochaggressive Luft“ (Wicke) die Elektronik der Steuerung angegriffen hatte.
Update vom 17. Mai 2019
Kanalgeruch: Jetzt sind die Neuschlößer gefragt
Schwefelwasserstoff also heißt das Zeugs, das die Neuschlößer seit Jahren nervt. Erster Stadtrat Jens Klingler berichtete der Bürgerkammer über den Sachstand der Recherche der Stadtverwaltung zu den Ursachen des üblen Kanalgeruchs. Schuld ist jenes H2S. Es scheint in der Druckleitung zu entstehen, die das Abwasser aus Hüttenfeld nach Neuschloß leitet – und das bei uns in offenen Kanälen quer durch unseren Stadtteil fließt.
Die Stadt versucht, den Geruch mit Zugegebenen Eisen(III)-nitrat loszuwerden. Sie setzt es seit einiger Zeit hochkonzentriert ein. Doch sie wird nach und nach die Dosis verringern, um jene Menge zu ermitteln, die möglichst gering ist, aber zugleich den gewünschten Effekt hat: den Gestank in Neuschloß aufzufressen.
Und genau hier kommen die Anwohner ins Spiel: Damit klar wird, in welcher Menge die Dosis zu gering ist, um den Geruch zu stoppen, sollten die Neuschlößer in der kommenden Zeit konsequent die Meldefunktion von Neuschloss.net verwenden, sagte Klinger in der Bürgerkammer.
In den ersten Monaten dieses Jahres gingen vergleichsweise wenige Meldungen ein. Jene die kamen, zeugten aber von dem massiven Ärger der Anwohner. Michael Bayer, Mitglied der Bürgerkammer und Neuschloss.net-Macher, interpretierte das so: „Viele Neuschlößer haben resigniert und informieren nicht mehr über den Gestank.“ Wichtig ist jetzt, dass der Stadtteil erkennt, dass die Meldungen entscheidend sind, um den Geruch dauerhaft loszuwerden.
Der Geruchsmelder informiert auf einen Schlag die Stadtverwaltung, Stadtrat Jens Klingler, die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, und natürlich Neuschloss.net.
Update vom 9. September 2018
Bürgerkammer fordert Kanalneubau
Die Bürgerkammer fordert eine neue Strategie, um gegen den Kanalgeruch vorzugehen. Die Abwässer, die über eine Druckleitung aus Hüttenfeld kommen, dürften nicht mehr in die Neuschlößer Kanäle eingeleitet werden. Stattdessen soll die Verwaltung prüfen, wie vielversprechend eine direkte Leitung vom bisherigen Übergabepunkt am Forsthaus an der Landesstraße (Bild oben) bis zur Pumpstation am kleinen Waldfriedhof-Parkplatz ist. Zugleich sollen Voraussetzungen und Aufwand für die etwa 700 Meter weite Verlängerung der Druckleitung aus Hüttenfeld geklärt werden.
„Wir müssen das Übel am Grund anpacken“, begründete Michael Bayer den Vorstoß. Das Bürgerkammer-Mitglied ist auch Macher von Neuschloss.net. Über ein Formular laufen dort die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger ein. „Es sind so viele Meldungen wie noch nie, und der Ton wird zunehmend rauer. Die Neuschlößer verlieren die Geduld“, berichtete Bayer.
Erster Stadtrat Jens Klinger zeigte Verständnis für die Forderung. „Eine endgültige Lösung gibt es nur, wenn man grundsätzlich an den Kanal herangeht“, sagte er. Die Verwaltung überlege, mit Entlüftungen im Wald zwischen Hüttenfeld und Neuschloß kurzfristig etwas Abhilfe zu schaffen.
Der Kanalgeruch ärgert die Neuschlößer schon seit vielen Jahren. Nach bisheriger Kenntnis entsteht der Gestank, weil sich an Unebenheiten feste Bestandteile des Abwassers festsetzen und dann riechen.
Im Herbst 2017 hatte die Stadt zwei Schwallklappen in den Neuschlößer Kanal einbauen lassen. Sie stauen das Abwasser auf und schicken es anschließend auf einen Schlag auf die Reise – die Spülung soll das festgesetzte Material mitnehmen. Im trockenen Sommer scheiterte dieses Verfahren aber offenbar daran, dass im Kanal nicht genug Wasser zum Aufstauen vorhanden war. Zudem sei die Anlage zeitweise wegen Hitzeschäden ausgefallen, berichtete Klingler.
Updaten vom 27.7.2018
Der Kanal stinkt wie nie
Eigentlich hatte Neuschloß gehofft, das stinkende Problem sei gelöst. Doch die Hinweise der Anwohner über die Meldefunktion von Neuschloss.net sprechen eine andere Sprache. Alleine im Juli sind bisher mehr als ein Dutzend Beschwerden eingegangen über unangenehmen oder kaum erträglichen Kanalgeruch – so viele wie nie in so kurzer Zeit.
Die Beschwerden der Neuschlößer
Einige Zitate aus dem Meldungen.
„Der Kanal riecht sehr stark und unangenehm am Samstag, 7. Juli, im Akazienweg.“
„Seit unserer Rückkehr vom Urlaub am Sonntag, 15. Juli, bis heute, 19. Juli, unangenehmer bis kaum erträglicher Kanalgeruch im Ulmenweg.“
„Beim Frühstück auf der Terrasse ist der Kanalgeruch wahrnehmbar und unangenehm beim Frühstücken. Ecke Buchenweg – Lindenweg.“
„Seit Tagen sehr unangenehm, so dass man auch von Besuchern auf den Gestank angesprochen wird. Auch als es noch nicht so warm war. Im Ulmenweg.“
Die Formulierungen zeigen, wie sehr sich die Neuschlößer davon belästigt fühlen. Und sie machen klar: Das Geruchsproblem entsteht nicht nur in einer bestimmten Ecke des Stadtteil. Mit dem Linden-, Buchen-, Ulmen- und Akazienweg ist vielmehr der komplette Verlauf des Kanalhauptstrangs durch den Stadtteil betroffen.
Bis zum Sommer konnten die Neuschlößer hoffen, dass die im vergangenen Herbst zwei eingebauten automatischen Kanalspülanlagen den Geruch vertreiben. Seit sie in Betrieb sind, stank es deutlich weniger – bis Anfang Juli. Erster Stadtrat Jens Klingler hatte jüngst in einer öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer berichtet, die Verwaltung könne Parameter der Anlage wie die Häufigkeit der Spülungen verändern und setze deshalb auf Rückmeldungen der Bürger. Denkbar sei auch, eine dritte Spülanlage einzubauen, hatte Klinger gesagt.
Die Stellungnahme der Stadtverwaltung
Neuschloss.net hat die Stadtverwaltung jetzt gefragt, wie sie kurz- und mittelfristig auf die neue Entwicklung reagieren will. Die Pressestelle übermittelte uns daraufhin eine schriftliche Erklärung, in der es einleitend heißt, man nehme die Beschwerden über den Kanalgeruch in Neuschloß sehr ernst.
Wichtig für Neuschlößer ist die Information, dass wir es indirekt selbst in der Hand haben, wie oft der Kanal gespült wird, um Ablagerungen zu beseitigen. In der Stellungnahme heißt es nämlich, „bei eingehenden Geruchsmeldungen“ werde „gegebenenfalls der Kanal gespült.“ Solche Hinweise an die Verwaltung sind wie seit Jahren möglich über das Formular auf Neuschloss.net und über den allgemeinen Mängelmelder der Stadt.
Weiterer Ansatzpunkt der Verwaltung ist das Abwasser aus Hüttenfeld. Es kommt über eine Druckleitung nach Neuschloß – und wird in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben. Dann dreht das Abwasser eine große Runde durch unseren Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Im Abwasserpumpwerk in Hüttenfeld geben die Arbeiter jetzt mehr Sauerstoff zu, was den Geruch vermindern soll. Zudem wird der aus Richtung Hüttenfeld kommende Kanal derzeit wöchentlich durchgespült – „um den gewünschten Effekt der Schwallwasserspülklappen zu erzielen“, wie es erläuternd heißt.
Ferner seien am 18. Juli die Filter in den Kanälen komplett erneuert worden. Mittelfristig sei geplant, die einzelnen Hausanschlüsse zu prüfen und Geruchsmessungen durchzuführen.
Welchen Effekt all diese Dinge haben, wird sich zeigen müssen. Wichtig sind deshalb weiter die Rückmeldungen der Neuschlößer. Die Stadtverwaltung scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Sie schreibt abschließend, sie hoffe „mit diesen Maßnahmen, das Problem in den Griff zu bekommen.“ Allerdings trage „die derzeitige Wetterlage mit andauernder Hitze und kaum Regen nicht zwangsläufig zu einer Entspannung der Geruchsbelästigungen bei.“
Update vom 24. November 2017
Kanalspülung startklar
So sieht die neue Technik aus, die den Neuschlößern den Kanalgestank ersparen soll: Kernstück ist eine Klappe, die hydraulisch gesenkt und gehoben wird. Ist sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappe nach oben gezogen wird, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt, so der Plan, alle eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke mit. In der vergangenen Woche liefen entsprechende Versuche; dabei sind die Bilder von Neuschloss.net entstanden.
Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg.
Zu erkennen ist die Einrichtung an den grauen Kästen, die die Steuerungselektronik und die Hydraulik-Pumpe enthalten. Per Mobilfunk ist die Technik direkt mit dem Klärwerk verbunden.
Nach den Testläufen soll nun der Regelbetrieb starten mit einer Spülung pro Tag. Im Lindenweg um 7 Uhr morgens, an der Ecke Buchen-/Ulmenweg um 11 Uhr.
Die Stadtverwaltung ist weiter auf Rückmeldungen der Bevölkerung angewiesen. Wenn es übel riecht, bitte die Meldefunktion von Neuschloss.net verwenden.
Der Kanalgeruch ist in Neuschloß besonders ausgeprägt, weil Abwässer aus Hüttenfeld über eine Druckleitung nach Neuschloß kommen – und in der Höhe des Forsthauses an der L3110 in das normale Kanalsystem übergeben werden. Das Zeug dreht große Runden durch den Stadtteil, bevor es im Sammelbecken am hinteren Waldfriedhof-Parkplatz wieder in einer Druckleitung zur Kläranlage verschwindet. Zudem sind einige Kanäle in Neuschloß für normale Verhältnisse überdimensioniert, was die Fließgeschwindigkeit des Abwassers verringert – und Ablagerungen entstehen lässt. Der Stadtteil kämpfte viele Jahre für eine Lösung.