Lange hat sich nichts mehr getan in der Frage, ob in einigen Jahren Fernschnellzüge an Neuschloß vorbeirauschen. Jetzt ruft die Bürgerinitiative „Lebensraum vor ICE-Trasse“ (Bila) wieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. Ulrich Guldner aus dem Bila-Vorstand berichtete im Ortsbeirat von der Neufassung des Einheitlichen Regionalplans der Metropolregion Rhein-Neckar. „Die wirft uns sehr zurück.“ Denn darin sei wieder der breite Korridor von Lorsch bis Mannheim ausgewiesen mit unmittelbarer Nähe zu Neuschloß.

Die vom Regionalforum ICE, ein Gremium innerhalb der Metropolregion, gefundene Konsenstrasse wird ignoriert. Forderungen der Stadt Lampertheim und der Bila, den Untersuchungskorridor auf Varianten ohne Neuschloß-Nähe zu beschränken, wurden abgewiesen.

Die Bahn wollte sich eine Gütertrasse an Mannheim vorbei offen halten. Der neue Regionalplan blockiert auch das – was bedeutet, dass in den Nachtstunden aus der jetzt diskutierten ICE-Trasse auch langfristig ein Güter-Highway werden würde.

Der Einheitliche Regionalplan für die Metropolregion Rhein-Neckar steht über den jeweiligen Landesplanungen.

Wichtig sei nun, die Planungen der Bahn zu verfolgen und, wenn nötig, sofort wieder an die Öffentlichkeit zu gehen.

Aber möglicherweise bewegt sich ja in der kommenden Zeit weiter wenig: „Die ganze Planung hängt natürlich am Geld, deshalb wird sich so schnell nichts tun“, ist die Bila optimistisch. Es sieht fast so aus, als habe das umstrittene, teure Projekt Sturtgart 21 doch eine kleine, nette Nebenwirkung.

Die Deutsche Bahn informiert ausführlich über die geplante Neubaustrecke mit beeindruckenden Zahlen, die Anwohner durchaus als Bedrohung auffassen dürfen.

An der L 3110, die ja in der Neuschlößer Ortsdurchfahrt auch auf den Namen Forsthausstraße hört, waren jüngst in Höhe der Fußgängerampel die Stadtgärtner aktiv. Sie entfernten am Straßenrand einen kleinen Erdwall, pflanzten Sträucher an und einen Rasenstreifen.

Doch die Freude währte nicht lange. Autos und Lastwagen fuhren über den neuen Grünstreifen, der sich unmittelbar an den Fuß- und Fahrradweg anschließt – und beschädigten ihn. Der städtische Bauhof schuf nun Abhilfe: Er karrte ein paar größere Steine an und verteilte sie so, dass für vierrädrige Fahrzeuge kein Durchkommen mehr ist. Auf dass Neuschloß auch dort ergrünt.

Wird hier bald auch das gelbe Ortsschild von Neuschloß hängen? Das ist eine der Ideen, die der Ortsbeirat diskutiert, wie der Verkehrslärm für die Anwohner des Stadtteils an der L 3110 weniger werden kann. Der Gedanke dahinter: Müssen die Fahrzeuge schon früher bremsen, sind sie spätestens im Ortskern langsamer und leiser. Der Charme dieser Lösung ist natürlich auch der, dass so eine Schilderverlegung kaum was kostet.

Die Zeit für eine Lösung, so erzählen sich die Neuschlößer, drängt. Eine Familie sei bereits entnervt weggezogen.

Nur nutzt der Vorschlag am Ende tatsächlich was? Wenn überhaupt, müsste die Radarfalle ebenfalls bis zum früheren roten Backsteinhaus – jetzt das ockerfarbige Anwesen – in Höhe des östlichen Waldfriedhof-Parkplatzes verschoben werden. Doch Beobachtungen, beispielsweise am der Radaranlage in der 30er-Strecke im Hüttenfelder Ortsdurchgang, stimmen wenig optimistisch. Da wird schön vor der Radarfalle abgebremst – und danach wieder beschleunigt. In Neuschloß wären die Autos bis zum Ortskern wieder schön schnell. Das klingt nach keiner guten Idee.

Update: Hintergrund: Weil täglich mehr als 8200 Fahrzeuge durch Neuschloß rollen, hat das Land die L 3110 in den Lärmaktionsplan aufgenommen. Praktischer Effekt: Wiesbaden beteilgt sich an den Kosten für Lärmschutzprojekte. Da ist es hilfreich, entsprechende Ansatzpunkte vorweisen zu können.

Also hatte der Lampertheimer SPD-Ortsverein die Bevölkerung aufgerufen, Vorschläge zur Lärmminderung einzubringen. Ortsvorsteherin Carola Biehal, auch in der SPD aktiv, berichtete dem Beirat von sieben Stellungnahmen, die sie an das Regierungspräsidium weitergereicht habe. Neben einer Verlegung des Ortsschilds stehen auf der Vorschlagsliste ein Überholverbot, Tempo 30, Flüsterasphalt und eine tiefere Fahrbahndecke sowie eine Umgehungsstraße, beispielsweise vom Kreisel an der L 3110 in Höhe des Hundeheims über den Schwarzen Weg.

Gesehen haben wir sie schon länger – die Lastwagen, die an verschiedenen Stellen in Neuschloß über Nacht stehen. Mal im Wacholderweg in der Nähe des Kindergartens, ziemlich regelmäßig sogar am Nebenweg der Landesstraße 3110 vor dem Schloss.

Was davon zu halten ist, da waren wir uns bisher nicht ganz so sicher. Klar, Lastwagen haben in Wohngebieten nicht nachts zu parken, das ist die gesetzliche Vorgabe. Aber stört uns das wirklich? Vielleicht wohnt der Fahrer irgendwo im Stadtteil – und spart sich nach einem anstregenden Arbeitstag auf der Straße den Weg beispielsweise zum offiziellen LKW-Parkplatz in der Lampertheimer Gaußstraße, einschließlich der zu organisierenden Abholung. Wir haben also drüber hinweggesehen – bisher.

Doch nun bot sich ein anderes Bild. Diesmal stand vor dem Schloss nicht eine Zugmaschine oder ein herkömmlicher Transporter. Nun war es ein Fahrzeug, dessen Schilder auf Gefahrengut als Inhalt hindeuteten. Nicht auszumachen die Folgen, wenn hier mal was schief läuft über Nacht. Das macht klar, dass hier wohl doch Handlungsbedarf besteht.

Update 10.3.: Das städtische Ordnungsamt hat nach Informationen von Neuschloss.net mehrfach Strafzettel geschrieben. Offenbar schreckt das nicht sonderlich ab.

Das war eine ruhige Nacht für die Polizei: Eineinhalb Stunden checkten Beamte heute zwischen Neuschloß und Hüttenfeld die Autofahrer. Fast alle waren angemessen schnell unterwegs. Nur eine 49-Jährige war mit 42 km/h zu viel schnell. Ihr Auto bekommt bald eine einmonatige Ruhepause – die Fahrerin Punkte und Bußgeld.

Die Landstraße 3110 durch den Wald ist unfallträchtig. Immer wieder verunglücken Verkehrsteilnehmer tödlich. Nicht selten kommen junge Erwachsene ums Leben. Ein Schwerpunkt ist die langgezogene Kurve gleich hinter Neuschloß. Sie sieht auf den ersten Blick harmlos aus – und wird so trotz Warnschilder in ihrer Gefährlichkeit oft unterschätzt.

Auch der Abschnitt kurz vor der Brücke über die A 67 hat es in sich. Wer dort nachts unterwegs ist, sollte besonders die Augen offen halten. Der Wald, man glaubt es kaum, ist voller Wild: Rehe, Wildschweine, Hasen. Insbesondere die Autobahn wird hier zum Problem. Sie zerschneidet den Wald, teilweise ist sie sogar mit Zäunen abgegrenzt. Das Wild läuft auf die A67 zu, biegt dann ab – und erreicht direkt vor der Brücke die L3110. Dort können nachts sogar die erlaubten 80 km/h zu viel sein.

Ähnlich gefährlich ist der Wildwechsel auf der Landesstraße 3111 in Richtung Viernheim oder Lorsch.

Die Kontrolle der Polizei im Wald – eine sinnvolle Aktion. Und mit einem insgesamt erstaunlichen und zugleich beruhigenden Ergebnis.