In Neuschlößer Familien gehört zum Aufstehen neuerdings die bange Frage der Grundschulkinder: „Kommt der Schulbus heute pünktlich?“ Eltern können hier natürlich keine Antwort geben. „Es gibt Kinder, die haben deshalb Bauchweh und Stress“, berichtete Diana Wunderlich in der jüngsten öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer. Sie ist eine jener Mütter und Väter, die morgens um halb acht regelmäßig mit an der Bushaltestelle im Ulmenweg stehen, wo die Linie 605 startet.

Das Thema Schulbus beschäftigt schon seit Wochen Eltern und Leitung der Pestalozzischule. Es gab ein Treffen mit Verantwortlichen der städtischen Gesellschaft Verkehr Touristik Lampertheim (VTL), die den Busverkehr betreibt, und des ausführenden Busunternehmens.

Daher ist inzwischen auch die Ursache der Verspätungen bekannt: Der Bus ist, bevor er nach Neuschloß kommt, zwischen Rosengarten und Lampertheim unterwegs – und dort geht es derzeit oft langsam voran, weil die Strecke als Ausweichroute für Baustellen-Autobahn 6 überlastet ist. Die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, stellte unter dem Nicken der anderen Mitglieder fest: „Dann muss das Busunternehmen eben seine Touren ändern, um die pünktliche Abfahrt in Neuschloß zu gewährleisten.“

Dazu kommt, dass der Fahrplan der 605 offenbar zu knappe Zeiten vorsieht. Die Route über Waldfriedhof, Anne-Frank-Straße, Bertha-Benz-Weg, Amselstraße zur Pestalozzischule soll genau acht Minuten lang dauern. „Ich schaffe das so schnell nicht mal mit dem Auto – und ich fahre direkt über die Verbindungsspange zur Schule, nicht durch den Rosenstock“, erklärte ein Vater.

Die fahrplanmäßige Zeitnot ist am Ende nicht nur ein Problem der Pünktlichkeit. Der Bus, erläuterten die Eltern, fahre oft schon ab, bevor alle Mädchen und Jungen sitzen. Und Anwohner aus dem Ahornweg berichteten, die Fahrzeuge seien in der Tempo-30-Zone zügig unterwegs und führen in den scharfen Kurven nicht selten über den Gehweg – was nicht ungefährlich sei. Erster Stadtrat Jens Klinger regte daher an, dass die VTL die Wegezeit überprüfen solle.

Schule bespricht das Busthema im Unterricht

Klar wurde aber auch, dass sich manche Kinder offenbar nicht so im Bus verhalten, wie es angemessen wäre. In Absprache mit den Beteiligten wurden deshalb Videoaufnahmen während der Fahrt angefertigt und in der Pestalozzischule ausgewertet. Ein Kind dürfe nun nicht mehr mit dem Bus fahren, mit anderen seien Gespräche geführt worden, hieß es. Zudem hätten Lehrerinnen und Lehrer das Benehmen im Bus im Unterricht thematisiert, berichteten die Eltern.

Klebeband als Einstieghilfe.
Klebeband als Einstieghilfe.

Auch an der Haltestelle im Ulmenweg geht es mitunter wohl etwas zu turbulent zu. „Seit Schulbeginn ist es täglich ein Graus zu sehen, wie die Kinder an der Bushaltestelle herumturnen und teilweise auf die Straße geschubst werden“, heißt es in einem Schreiben der Eltern an Stadtrat Klingler, das Neuschloss.net vorliegt.

Eltern vor Ort griffen ein und bildeten eine Kette zur Straße hin. Zuletzt klebten die Väter Mathias Pawlenka und Thomas Mauser eine provisorische Abstandsmarkierung auf den Boden, an die sich die Kinder tatsächlich halten. Diese Linie wird jetzt professionell von Straßenbauern gezogen, gab Biehal bekannt. Der Auftrag sei bereits erteilt.

Thomas Mauser, Diana Wunderlich, Mathias Pawlenka.
Thomas Mauser, Diana Wunderlich, Mathias Pawlenka.

Eine ganze Reihe weiterer Probleme im Öffentlichen Personennahverkehr kamen bei dieser Gelegenheit in der Bürgerkammer zur Sprache: Ein Bus, der aus Hüttenfeld zum Schulzentrum West unterwegs ist, soll laut Fahrplan neben Neuschloß Ort auch die Haltestelle Ulmenweg anfahren – macht er aber nicht. „Wir können uns nicht auf den Fahrplan verlassen“, fasste Wunderlich zusammen.

Mehrmals sei zudem vorgekommen, dass die Fahrer die vorgesehene Wegstrecke nicht kannten – und sich bei den Grundschülern im Bus informierten, wie sie fahren müssen. An einem Tag, an dem man spät dran war, ließ der Fahrer kurzerhand die Haltestellen im Rosenstock aus und fuhr über die Verbindungsspange direkt zur Schule. Und das Ruftaxi, das Neuschloß in den Abendstunden anbindet, fährt offenbar manchmal auch dann nicht, wenn es explizit bestellt wurde.

Erster Stadtrat Jens Klinger, der als Vater ähnliche Erfahrungen mit dem Schulbusverkehr andeutete, zeigte sich entsetzt über das Gesamtbild. Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Stadt hier nicht juristisch Druck machen könne, antwortete er: „Was hier vorgetragen wurde, reicht für fünf Abmahnungen.“ Die Stadt gebe sechsstellige Summen aus für den Busverkehr. „Wir machen das natürlich, weil wir etwas Gutes tun wollen. Und dann gibt es nur Ärger.“

Die politischen Gremien der Stadt initiieren derzeit einen Fahrgastbeirat. Die Bürgerkammer nominierte Diana Wunderlich als Mitglied für Neuschloß.

Im März hat Neuschloss.net untersucht, wie Neuschlößer mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Mannheim oder Frankfurt pendeln können. Die zusammenfassende Überschrift: Das Bus-Fiasko. Im April diskutierte der Ortsbeirat das Thema; Ortsvorsteherin Carola Biehal stieg in eine stadtweite ÖPNV-Arbeitsgruppe ein. Nach dem Fahrplanwechsel der lokalen Linien 601 bis 605 im Herbst gelten seit dieser Woche nun auch neue Zeiten für die Überlandlinie 644, die die Neuschlößer von der Forsthausstraße aus nach Lampertheim und zurück bringt. Zeit also für einen Faktencheck: Waren die Debatten fruchtbar? Was bringen uns die neuen Fahrpläne?

Neuschloß – Lampertheim

Wer den Öffentlichen Personennahverkehr schlicht braucht, um in Lampertheim mal was einzukaufen oder vielleicht bis spät abends Freunde zu besuchen, wird deutliche Verbesserungen spüren. Seit die Busse der Linie 602, die montags bis freitags fahren, eine Schleife über die Otto-Hahn-Straße drehen, können wir direkt am Einkaufzentrum mit Aldi und Rewe aus- und einsteigen. Es hilft schon sehr, wenn Neuschlößer ohne Auto unter der Woche so die wichtigsten frischen Lebensmittel besorgen können.

Samstags ist nichts mit Einkaufen per Bus – aber dann ist ja in Ein-Auto-Familien meist das eigene Fahrzeug für den Großeinkauf verfügbar.

Die zweite entscheidende Neuerung bringt die Linie 644 – und zwar in den Abendstunden. Hier waren die Verbindungen nach 19 Uhr bisher recht,  sagen wir mal, übersichtlich. Jetzt geht der Stundentakt für Busse von Lampertheim nach Neuschloß unter der Woche bis 22 Uhr (beispielsweise ab Bahnhof: 21.56 Uhr), an Samstagen sogar bis Mitternacht (Bahnhof: 23.56 Uhr). Nachtschwärmer können darüber hinaus an allen Tagen bis 0.25 Uhr (Bahnhof) ein Anrufsammeltaxi nach Neuschloß bestellen.

Schön auch: Der Fahrplan der 644 ist an Samstagen und Sonntagen nur am frühen morgen leicht ausgedünnt. Ebenfalls eine deutliche Verbesserung.

Die späte Abfahrtstafel der Linie 644 am Lampertheimer Bahnhof. Zusätzlich fahren noch Sammeltaxen.
Die späte Abfahrtstafel der Linie 644 am Lampertheimer Bahnhof. Zusätzlich fahren noch Sammeltaxen.

In die Gegenrichtung nach Lampertheim startet der letzte Bus an der Haltestelle Neuschloß Ort sonntags bis freitags um 22.51 Uhr, das letzte Ruftaxi um 23.46 Uhr. Samstags fährt der letzte Bus um 0.51 Uhr, das letzte Ruftaxi 0.56 Uhr.

Die Reisenden müssen Ruftaxen spätestens eine Stunde vor der Abfahrt bestellen (Telefon 06206/3332) – was spontane Abendplanungen etwas erschwert. Cool dagegen vor allem für Jugendliche: Wer eine Zeitkarte des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar hat, fährt kostenlos im Ruftaxi – und neben den VRN-Jahres-, Halbjahres-, Monats- und Wochenkarten sowie dem Entdecker-Ticket gilt laut VRN-Webseite auch das Maxx-Ticket, das die Neuschlößer Jugend in der Schule kostenlos bekommt. Alle anderen zahlen für die Einzelfahrt im Ruftaxi zwischen Lampertheim und Neuschloß zwei Euro. Die Wagen sind Bestandteil der städtischen Linie 602 und fahren bei Bedarf auch durch das Lampertheimer Wohngebiet Rosenstock.

Unterm Strich gilt für den Spätverkehr: So gut war Neuschloß in den Abendstunden noch nie mit der Kernstadt verbunden. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, der den Öffentlichen Personennahverkehr auch für jüngere Leute attraktiv machen kann.

Neuschloß – Mannheim

Verbindung Neuschloß - Mannheim.
Neuschloß – Mannheim.

Für viele Pendler ist die Anbindung nach Mannheim entscheidend – weil sie dort arbeiten oder, und das tun mehr Neuschlößer als man vielleicht denkt, weil sie in die ICE-Fernzüge nach Frankfurt, Stuttgart oder Köln umsteigen. Hier gibt es seit dem Sommer eine wichtige Verbesserung: Der Regionalexpress um 7.05 Uhr nach Mannheim wird unter der Woche mit einem 602er Bus, Abfahrt 6.46 Uhr in Neuschloß Ort, erreicht; nun kommt noch ein 644er um 6.51 Uhr dazu. (Unverständlich allerdings, dass keiner dieser beiden für Pendler wichtigen Busse im Ulmenweg hält – im Gegensatz zu fast allen anderen Fahrten der 602.) Von 9.51 bis 22.51 Uhr klappt der Sprung zum Zug nach Mannheim mit dem 644er stündlich – prima.

Leider allerdings hat die Sache einen Haken. Genau genommen sogar zwei. Nicht alle Berufstätigen werden erst gegen 8 Uhr an ihrer Arbeitsstelle in Mannheim oder um 10 Uhr in Stuttgart sein müssen. Doch der Bus eine Stunde früher um 5.51 Uhr hilft dann nicht; denn ausnahmsweise fährt der Regionalexpress um 6 Uhr herum nicht wie sonst am Tag einige Minuten nach, sondern einige Minuten vor der vollen Stunde ab. Die Neuschlößer können den Zugbegleiter beim Pfeifen aus dem anrollenden Bus heraus zusehen. Nicht besser um 8 Uhr. Hier verlässt plötzlich der 644er Bus die Taktung – und erreicht damit nicht mehr den Regionalexpress um 8.08 Uhr.

Das bringt zusammengefasst die kuriose Situation, dass vom Vormittag bis zum späten Abend eine wunderbare Anbindung nach Mannheim besteht. Nur leider dann nicht, wenn’s für die Pendler drauf ankommt – von der Sieben-Uhr-Verbindung mal abgesehen. Das Ergebnis einer Verbindungsabfrage Neuschloß Ort nach Mannheim mit der VRN-App veranschaulicht das Problem sehr schön; die teuren Verbindungen sind übrigens jene über Viernheim (Bus, OEG).

Die Gegenrichtung – aus Mannheim mit dem Zug nach Lampertheim und weiter mit den Bus nach Neuschloß – sieht dagegen recht gut aus. Zwischen 4.56 Uhr 21.56 Uhr startet der 644er stündlich am Bahnhof. Der Zug soll meist zur Minute 50 ankommen. Oft ist er fünf Minuten später; der Bus allerdings auch – das funktioniert. Im Übrigen werden nach Angaben der Betreiber die Busfahrer per Funk über Zugverspätungen informiert. Eine solide Lösung insgesamt.

Neuschloß – Biblis

Der 644 kommt stets zur vollen Sunde aus Neuschloß am Bahnhof an – in der Regel fahren zehn bis 16 Minuten später Regionalbahnen nach Biblis ab. Auch anderum klappt das im Wesentlichen, zumindest vom Vormittag an: Die Regionalbahnen kommen etwa Viertel vor der vollen Stunde an; die Wartezeit zum 644er nach Neuschloß sind etwa zehn Minuten. Auch die Wochenenden sind in Ordnung. Neuschloß, Bürstadt, Biblis – das passt in beide Richtungen.

Neuschloß – Frankfurt

Wer unter der Woche nach Frankfurt will, kann um 7.23 Uhr, 9.26 und 10.26 Uhr mit einem 602er zum Bahnhof fahren und hat dort gut zehn Minuten zum Umsteigen. Die drei Verbindungen sehen eher nach Zufall aus als nach System.

Mehr ist nicht, so sehr sich auch die Verbindungsauskunft der Bahn bemüht und beispielsweise vorschlägt, zunächst mit dem Bus nach Viernheim zu fahren, dort mit der OEG nach Weinheim – und dann mit der Regionalbahn die Bergstraße entlang nach Frankfurt. Reisedauer: zwei Stunden, zwölf Minuten. Zum Vergleich: Der Regionalexpress von Lampertheim ist in 55 Minuten in Frankfurt.

Neuschloß - Frankfurt.
Neuschloß – Frankfurt.

Frankfurt-Pendler mit entsprechenden Fahrkarten können (leider außer morgens um sechs und acht) erst andersrum nach Mannheim und dann mit dem ICE zurück bis Frankfurt rauschen. Die Umsteigezeit in Mannheim liegt in der Regel bei angenehmen zehn Minuten.

Wer montags bis freitags mit dem Regionalexpress aus Frankfurt in Lampertheim eintrifft, hat wieder dann und wann Glück mit der 602: Die Züge kommen meist einige Minuten nach der vollen Stunde an, passende Busabfahrten sind um 13.19 Uhr sowie 14.17, 15.17, 16.17 und 17.17 Uhr. Von 18.15 bis 21.15 Uhr stündlich sowie um 23.15 Uhr kann ein Anrufsammeltaxi bestellt werden.

Richtig spaßig wird’s übrigens an Wochenenden. Die Bahnauskunft gibt alles: Mit der Bahn nach Bürstadt, von dort nach Bensheim und hier schließlich umsteigen nach Frankfurt; die OEG-Variante über Viernheim; mit dem Bus nach Worms, von dort mit dem Zug nach Mainz und schließlich über Rüsselsheim nach Frankfurt. Sinnvoll ist nichts davon; Ausflügler wären zwei bis drei Stunden – wohlgemerkt in nur einer Richtung – unterwegs. Von den Umwegkosten mal ganz abgesehen.

Die Gesamtbilanz

Die Anbindung von Neuschloß ist seit dem Fahrbahnwechsel so gut wie nie – vor allem in den Abendstunden. Auch der Übergang nach Mannheim könnte top sein – wenn es nicht die beiden bösen Ausrutscher am morgen um sechs und acht gäbe. Die sollten kurzfristig noch vor dem nächsten Fahrplanwechsel ausgebessert werden. Der Weg von Neuschloß nach Bürstadt/Biblis ist in Ordnung.

Dass Frankfurt-Pendler leer ausgehen, ist bedauerlich. Andererseits ist natürlich stets abzuwägen, für wie viele Reisenden welcher Aufwand zu treiben ist. Irgend einen Tod werden auch Fahrplan-Entwickler sterben müssen. Schön und wenig aufwendig wären vielleicht eins, zwei Anrufsammeltaxen am Wochenende zur Mittagszeit für Ausflügler zum Main. Überhaupt sind die Ruftaxen eine schöne Sache, insbesondere für die Jugend. Sie dürften gerne etwas bekannter gemacht werden.

Dass manchmal schlicht eine gute Idee viel erreichen kann, zeigt die Schleife der 602 über das Einkaufszentrum. Ortsvorsteherin Biehal hatte den Vorschlag erstmals in einem Treffen des Ortsbeirats vorgestellt. Kleiner Aufwand, große Wirkung für Neuschloß.

Die Bilanz in Schulnoten: zwei minus. Über das Minus können wir reden, wenn das Sechser- und Achterproblem gelöst ist 😉

Kleine Anregungen

Am Lampertheimer Bahnhof fahren inzwischen ziemlich viele Busse rum. Und man sieht oft Reisende ratsuchend an den Fahrplan-Aushängen stehen. Viele sind verwirrt, weil sie beispielsweise auf dem Weg nach Neuschloß die Aushänge für mehrere Linien an verschiedenen Stellen nacheinander prüfen müssen, um den nächsten Bus zu ermitteln. Hier wäre eine gemeinsame Liste etwa der Linien 644 und 602 hilfreich.

Ein richtig guter Service freilich wäre eine dynamische, elektronische Anzeige, wie wir sie von den Straßenbahn-Stationen in Mannheim kennen. Am besten gleich mit den Zugabfahrten. Dann wäre sofort klar, welche Busse oder Züge als nächstes kommen. Und dann würden wir in jedem Fall zur Schulnote noch ein Extra-Sternchen vergeben.

Na also, geht doch. Nachdem Fahrer von Schulbussen der Firma Müller in die öffentliche Kritik geraten sind, zeigte heute morgen in Neuschloß eine Fahrerin fast auffällig deutlich, wie es auch geht: Sie kam einige Minuten früher mit ihrem Fahrzeug an die Haltestelle im Ulmenweg, ließ die Kinder einsteigen und setzen – und lief danach von vorne nach hinten und zurück durch den kompletten Bus, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist.

Leider ist das nicht immer so. Eltern erleben auch das komplette Gegenteil: Der Bus kommt zu spät – und fährt deshalb schon ab, bevor alle Kinder richtig sitzen. In der Pestalozzischule sind entsprechende Beschwerden bekannt, auch im jüngsten Treffen des Schulelternbeirats waren sie Thema. Eine Mutter wandte sich damit jetzt an den Südhessen Morgen. Sie nennt einen Anhaltspunkt dafür, dass das Zuspätkommen des immer gleichen Fahrers nicht unbedingt verkehrsbedingt sein muss: Im Bus rieche es nach Zigarettenrauch.

Anlass der Stellungnahme war die Berichterstattung des Blatts über einen folgenschweren Vorfall in Hofheim. Dort bremste jüngst ein Müller-Schulbus so plötzlich und scharf, dass sich einige Kinder verletzten. Den Angaben zufolge kümmerte sich der Fahrer nicht um die Kinder. Es liegt eine Strafanzeige vor; die Polizei ermittelt.

Als Grund für die Vollbremsung führe der Fahrer einen Hund auf der Fahrbahn an, was Eltern bezweifeln. Der Buslenker sei schon vorher den Kindern aggressiv gegenüber aufgetreten, weil es ihm zu laut gewesen sei.

Verantwortlich für den Schulbusverkehr ist als Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Verkehr und Tourismus Bernd Isenhardt. Im Gespräch mit dem Südhessen Morgen räumt er ein, man verzeichne in jüngster Zeit „häufiger Unregelmäßigkeiten“. Er zeigt sich ziemlich ratlos darüber und fragt wörtlich: „Was können wir tun?“ Gute Frage, Herr Isenhardt! Wir sind gespannt auf Ihre Antworten.

Die Fahrt mit der Bahn von Lampertheim nach Mannheim dauert zwölf bis 18 Minuten, werktags zweimal oder öfter pro Stunde möglich. Die Fahrt von Lampertheim nach Frankfurt dauert in der Regel 55 Minuten mit dem Regionalexpress auf direktem Weg oder einige Minuten länger, wenn man in Mannheim in einen ICE umsteigt.

Der Bus von Neuschloß zum Bahnhof fährt zwischen sieben und zehn Minuten. Wie lange also dauert eine Fahrt von Neuschloß nach Mannheim oder Frankfurt mit öffentichen Verkehrsmitteln? Minuten zusammenzählen genügt hier leider nicht, um die Antworten zu finden. Man braucht auch die Fahrpläne – die von Bus und Bahn. Und das ist das Problem. Denn hier die passen ganz und gar nicht zusammen.

Neuschloss.net zeigt die überaus erstaunlichen Verbindungen, die Reisende aus Neuschloß vorgeschlagen bekommen – und verrät, wie nun der Ortsbeirat aktiv werden will.

Von Neuschloß nach Mannheim

Fahren wir also am Morgen nach Mannheim, was ja nicht wenige Pendler täglich machen. Die erste Verbindung, die die Bahnauskunft findet, startet in Neuschloß um 5.02 Uhr. Allerdings soll der 644er Bus nicht in Richtung Lampertheim, sondern Viernheim genommen werden. Denn am dortigen OEG-Bahnhof können die Neuschlößer in die Straßenbahn RNV5 umsteigen, die den Mannheimer Hauptbahnhof um 5.57 Uhr erreicht. Fahrtdauer: 55 Minuten.

Nächster Versuch um 5.51 Uhr. Diesmal die 644 nach Lampertheim. Wir kommen um 5.58 Uhr an. Bis vor etwa einem Jahr war das kein Problem, weil der Regionalexpress nach Mannheim einige Minuten nach 6 Uhr startete – so wie sonst nach jeder vollen Stunde die Züge nach Mannheim um einige Minuten nach voll losfahren. Dann aber legte die Bahn, warum auch immer, den RE 4551 um einige Minuten zurück. Er startet jetzt um 5.57 Uhr – die Neuschlößer im 644er sehen ihm vom Bus aus abfahren. Bleibt nur, auf den nächsten Zug in die Quadatestadt zu warten. Die Regionalbahn 38813 fährt um 6.31 Uhr in Lampertheim los und kommt um 6.45 Uhr an. Fahrtdauer einschließlich der gut halbstündigen Wartezeit in Lampertheim: 54 Minuten.

Kommen wir also zur dritten Verbindung. 6.02 mit dem 644er in Richtung Viernheim – das kennen wir schon. Umsteigen in die OEG, Fahrtdauer 55 Minuten.

Die erste akzeptable Verbindung nach Mannheim ist der Bus um 7.11 Uhr mit fünf Minuten Umsteigezeit zur Regionalbahn 38819, die um 7.41 Uhr in Mannheim endet. Fahrtdauer: 30 Minuten. Der Bus allerdings sollte keinerlei Verspätung haben. Eine weitere gute Verbindung wenig später mit dem 602er Bus um 7.22 Uhr, Ankunft Mannheim 8.01 Uhr. Fahrzeit: 39 Minuten.

Weiter im Steno-Stil:

  • Start um 8.17 Uhr über Lampertheim, Dauer 48 Minuten.
  • Start um 8.22 Uhr über Viernheim, Dauer 55 Minuten.
  • Start im 9.02 Uhr über Viernheim, Dauer 55 Minuten.
  • Start um 9.13 per vorbestelltem Anrufsammeltaxi über Lampertheim, Dauer 52 Minuten.
  • Start um 9.51 Uhr mit dem 644er Bus über Lampertheim, Dauer 28 Minuten.

Wir brechen das jetzt ab, weil die Pendler-relevante Zeit durch ist.

Und der Rückweg? Theoretisch passt das. Beispielsweise kommt der Regionalexpress aus Frankfurt, Start in Mannheim 17.39 Uhr, am Lampertheimer Bahnhof um 17.50 Uhr an. Der 644er in Richtung Neuschloß fährt dort um 17.54 Uhr ab. Das ist mit Blick auf Weg und Treppen zwischen Bahn und Bus sportlich, aber machbar. Allerdings unter einer Bedingung: dass der Zug aus Mannheim pünktlich ist. Leider ist er das selten, und der 644er wartet nicht. Nächste Busfahrt nach Neuschloß: eine Stunde später.

Zusammenfassung: Bis 10 Uhr kann man von Neuschloß aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur zwischen 7 und 8 Uhr sowie gegen 10 Uhr in angemessener Zeit nach Mannheim kommen. Die Rückfahrt klappt in der Regel nur theoretisch.

Von Neuschloß nach Frankfurt

Und wie sieht’s aus für Frankfurt-Pendler? Auch hier gibt’s originelle Wege. Der erste startet um 5.02 Uhr mit dem 644er Bus nach Viernheim, wo wir in die OEG umsteigen – diesmal aber Richtung Weinheim. Dort geht’s in eine Regionalbahn über Darmstadt nach Frankfurt. Ankunft: 6.48 Uhr, Fahrdauer: 1 Stunde, 46 Minuten.

Nächste Verbindung: 644er Bus um 5.51 Uhr nach Lampertheim, dort 50 Minuten warten, Ankunft in Frankfurt 7.47 Uhr. Fahrdauer: 1 Stunde, 56 Minuten. (Würde wie früher der Regionalexpress 4551 nach Mannheim erreicht, könnten Neuschlößer dort in den ICE 874 nach Frankfurt umsteigen, Ankunft 7.08 Uhr, was eine Fahrzeit von akzeptablen 1 Stunde, 17 Minuten ergäbe.)

Die nächsten Versuche: 6.02 und 7.02 Uhr über Viernheim, Weinheim und Darmstadt mit 1 Stunde, 46 Minuten bzw. 1 Stunde und 38 Minuten.

Die erste akzeptable Verbindung ist der 602er Bus um 7.22 Uhr zum Lampertheimer Bahnhof, wo um 7.50 Uhr der Regionalexpress nach Frankfurt startet. Ankunft: 8.45 Uhr, Fahrdauer: 1 Stunde, 23 Minuten.

Originell nochmal die Route, die um 7.58 Uhr mit dem 644er Bus nach Lampertheim startet. Wir fahren mit der Regionalbahn nach (Achtung!) Bürstadt, steigen dort in die Bahn über Lorsch nach Bensheim, wo wir in die Regionalbahn über Darmstadt nach Frankfurt steigen. Nach dreimal Umsteigen Ankunft um 9.24 Uhr nach einer Stunde, 26 Minuten.

Um 8.17 Uhr die zweite akzeptable Verbindung mit dem 602er Bus. Ankunft des RE 4558 in Frankfurt: 9.47 Uhr, was eine Fahrzeit von eineinhalb Stunden bedeutet.

Spaßeshalber noch die Fahrt, die um 8.22 Uhr beginnt: Der 644er Bus bringt und nach Viernheim, dort steigen wir in die OEG nach Mannheim, von wo uns ein ICE nach Frankfurt bringt. Ankunft 10.08 nach einer Stunde, 46 Minuten.

Kurz ein Blick auf die Rückfahrt: Auch hier wenige sinnvolle Verbindungen. Die meisten mit dem ICE zwischen Frankfurt und Mannheim und dem Regionalexpress von Mannheim nach Lampertheim – einschließlich der bereits oben beschriebenen Sollbruchstelle der faktisch zu geringen Umstiegszeit zum Bus.

Zusammenfassung hier: Die erste brauchbare Verbindung morgens nach Frankfurt bringt uns gegen 8.45 Uhr an den Main, eine weitere Fahrt etwa eine Stunde danach. Beide Fahren dürften für Pendler aber zu spät sein. Die Rückfahrt funktioniert praktisch nicht.

Ortsbeirat wird aktiv

Die Bestandaufnahme zeigt: Dass der Bus zur Bahn passt, ist offenbar niemals geplant worden – und bisher allenfalls zufällig. Das soll sich nun ändern. Ortsvorsteherin Carola Biehal kündigte im Ortsbeirat an, sie werde sich um das Thema Busverkehr kümmern. Der Zeitpunkt erscheint günstig, denn die Stadt muss ja die Linien neu ausschreiben. Grundlage dafür ist eine Leistungsbeschreibung, die etwa Linienführungen und Zeiten festlegt. Biehal hat sich hier eingeklingt.

Neben einer besseren Verknüpfung von Bus- und Bahn-Fahrplan schweben ihr auch Dinge vor wie eine Linie von Hüttenfeld und Neuschloß über das Einkaufszentrum in der Otto-Hahn-Straße in die Innenstadt mit Stadtverwaltung, Geschäften und Ärzten bis zum Schwimmbad und Altenpflege-Einrichtungen. Gute Ideen sind hier sicher willkommen.