Wo können sich Jugendliche in Neuschloß austoben? Dieses Thema beschäftigt junge Leute und deren Eltern. Nach zwischenzeitlichen Irritationen sind die Bürger jetzt auch im Gespräch mit den Anwohnervertretern des Ortsbeirats. Ein möglicher Standort wurde besprochen, jetzt werden noch Details geklärt. Am Mittwoch, 2. Oktober, sollen die Pläne nun offiziell im Stadtteilgremium vorgestellt werden.

Die Sitzung ist der Ersatztermin für das ursprünglich für den 21. August geplante Treffen des Beirats. Als Grund für die Verschiebung wird ein Wahlkampf-Auftritt der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Lampertheim genannt.

Jener Fußweg, der den Wacholderweg mit der L 3110 verbindet, musste viele Jahre lang der Bereitstellungsfläche der Altlastensanierer Platz machen. Nun ist er wieder da; so neu noch ist er, dass zwischen den Knochensteinen nichtmal unerwünschtes Grünzeug wächst. Da reiben sich in diesen Tagen die Neuschlößer die Augen: Arbeiter haben begonnen, den Weg wieder abzubauen.

Ein Schildbürgerstreich? Nur auf den ersten Blick. Das Ganze hängt zusammen mit dem anstehenden Bau der Kinderkrippe auf dem städtischen Grundstück zwischen Kindergarten und Weg. Das ist zu klein für einen eingeschossigen Bau. Das benachbarte Grundstück auf der anderen Seite des Wegs gehört der katholischen St.-Andreas-Gemeinde. Schon länger war die Stadt im Gespräch mit den Kirchenämtern, ohne Ergebnis. Der Weg wurde gebaut, die Krippe auf zwei Etagen angedacht. In letzter Minute dann die Wende: St. Andreas verkaufte 470 Quadratmeter ihrer Fläche doch an die Stadt, die Krippe wird nun tatsächlich komplett ebenerdig – nur der Weg muss halt weichen. Also eher ein Happy End und kein Streich.

Die Arbeiter kümmern sich zunächst um die Versorgungsleitungen, die zu allem Überdruss unter dem Weg liegen. Das läuft gerade. Dann sammeln sie vorsichtig die Betonsteine ein – sie sind ja noch recht neu und sollen wieder verwendet werden. Denn eine Fußgänger-Verbindung soll es auch künftig geben zwischen Wacholderweg und Landesstraße – und zwar zwischen Kindergarten und künftiger Krippe. Dort, wo zu Sanierungszeiten der Behelfsweg entlang ging.

Im vorangegangenen Treffen hatte der Ortsbeirat die Neuschlößer noch zu ehrenamtlichem Engagement aufgerufen. Das gab’s zwischenzeitlich. Aber das ist nun auch nicht recht. Es dürfe keinen Parallel-Ortsbeirat geben, mahnte Erster Stadtrat Jens Klingler. Und auch einer kurzen Stellungnahme von Ortsvorsteherin Carola Biehal war zwischen den Zeilen zu entnehmen, dass sie sich ärgert.

Was war geschehen? Ursache für die Aufregung ist das wohl meistgehasste Vorhängeschloss von Neuschloß: Es hängt vor dem früheren Bolzplatz am Sodabuckel. Dass diese Tobefläche für Jugendliche wegen der gefährlichen Altlasten gesperrt ist und bisher kein Ersatz bereit steht, bewegt offenbar einige Jugendliche und deren Eltern. Eine Unterschriftenliste ging um in Neuschloß.

Das gefällt nicht allen. „Auch ich bin ungeduldig“, erklärte Ortsvorsteherin Carola Biehal. Und: „Erlauben Sie mir hier noch eine Bemerkung: Auch wenn man nichts hört, wir arbeiten an dem Thema und man kann mich immer direkt ansprechen, auch jedes Mitglied unseres Beirates.“

Die längst begonnene Standortsuche sei problematisch, weil viele Flächen im oder am Wald, die in Frage kommen, altlastenverdächtig sind. „Die Sicherheit muss an erster Stelle stehen“, erläuterte Biehal die spezielle Situation in Neuschloß. Sie sagte den unterschriften-sammelnden Eltern ein Treffen noch vor der nächsten Sitzung des Ortsbeirats im August zu.

Das klingt versöhnlich. Und vielleicht war es ja auch schlicht das Ziel der bürgerschaftlichen Initiative, den Ortsbeirat in seiner Fordering gegenüber der Verwaltung, einen Platz zu finden, mit einer öffentlichen Diskussion zu helfen. Reden allerdings hätte man sicher schon vorher miteinander können.

Die Hammer-Nachricht hätte Erster Stadtrat Jens Klingler fast vergessen. Nur auf Nachfrage des Ortsbeirats verkündete er: Der Beamtenbau des ehemaligen Jagdschlosses – Wahrzeichen und Namensgeber von Neuschloß – ist verkauft. Die Stadt hat das Gebäude an einen Investor gegeben, der Vertrag ist beurkundet.

Dass nun bald die Handwerker anrücken und das historische Gebäude auf den Kopf stellen – damit ist aber vorerst nicht zu rechnen. Die Planung dauert ein klein wenig länger als üblich, des Denkmalschutzes wegen: Klinger spricht von eineinhalb Jahren Vorbereitung.

Wer der Käufer ist und was er vor hat – das wurde vor Jahr und Tag mal im Ortsbeirat besprochen. Der Name des Investors stand aber in keiner Zeitung. Weil der Geldgeber darum gebeten hatte. Ein durchaus fragwürdiges Vorgehen. Denn immerhin sitzen im Ortsbeirat die gewählten politischen Vertreter der Neuschlößer, auch um Transparenz in Verwaltungsangelegenheiten zu bringen. Die nervöse Geheimhalterei des gesamten Gremiums steht diesem Anspruch entgegen.

Klar ist immerhin: Die frühere Jugendgruppe und jetzige Aktionsgruppe Meute darf im Keller des Beamtenbaus bleiben. Das habe der Investor zugesagt. Natürlich nicht öffentlich. Hoffentlich steht es dann wenigstens im Vertrag.

Als der städtische Kindergarten im Wacholderweg, geplant vom Neuschlößer Architekten Robert Geiger, eröffnete, waren viele begeistert von der kreativen, individuellen Architektur. Auf der Freifläche daneben soll nun eine kommunale Kinderkrippe entstehen – möglichst schnell und möglichst preisgünstig. Aber auch die beschlossene modulare Fertigbauweise hat ihren Preis: Das Gebäude mit seinen 840 Quadratmetern wirkt alles andere als kreativ. Und selbst wenn der Hersteller verspricht, beim Außenanstrich mit unterschiedlichen Farbtönen Akzente zu setzen, ist man nach der Präsentation der Pläne im Ortsbeirat fast geneigt zu sagen: Das Ding wird ein hässlicher, breiter Klotz.

Fünf Gruppenräume zu je 50 Quadratmetern sind vorgesehen, jeweils mit einem Bad (zehn Quadratmeter) und Schlafpätzen (20 Quadratmeter). Drei dieser Gruppenkomplexe liegen parallel zur Landesstraße nebeneinander, so dass im Inneren ein länglicher Gang entsteht. An deren beiden Enden rechts und links sind dann die beiden weiteren Gruppenkomplexe angefügt. Auf der anderen Seite des Innengangs zum Wacholderweg hin liegen ein Mehrzweck-/Turnraum, Küche und Büros. Im Prinzip eine ähnliche Aufteilung wie im Kindergarten Guldenweg.

Zwischen L 3110 und Gebäude liegt ein 20 Meter breiter Gartenstreifen mit Spielgeräten. Jalousien sollen im Sommer die Wärme an den Südfenstern der Gruppenräume abhalten. Im Winter beheizt eine Luftwärmepumpe das Gebäude mit 766 Quadratmetern Nutzfläche. Der Bau besteht aus Holzrahmenwänden und wird gut eine Million Euro kosten. Dazu kommt der Aufwand für die Entwässerung, Bodenplatte und Grünanlage.

Schwierigkeiten könnte das Verkehrsaufkommen bereiten, das die Krippe mit ihren 50 Betreuungsplätzen mitbringt. Schon jetzt ist es in der engen, langgezogenen Kurve des Wacholderwegs wenig übersichtlich, wenn Eltern den Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten bringen.

Die Lage dürfte sich deutlich verschärfen, weil zum Einzugsgebiet der Krippe nicht nur Neuschloß gehören wird – da ist die Anfahrt per Auto oft gesetzt. Es sind allerdings nur drei Parkplätze vorgesehen – und die sind laut Stellplatzverordnung der Stadt nicht einmal für Eltern, sondern für die Erzieherinnen geplant.

Auf Nachfrage des Ortsbeirats berichtete die Verwaltung, bisher habe man nicht an ein Verkehrskonzept gedacht. Die Fahrzeuge könnten ja, auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist, halb auf dem Gehweg parken. Bürgermeister Erich Maier wies darauf hin, es gebe auch an anderen Kindergärten keine Anlieferungsparkplätze – und keinerlei Probleme dort. Das mag sein. Zumindest eine Einbahnstraßenregelung erscheint aber angesichts der unübersichtlichen, engen Kurve in Neuschloß sinnvoll.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Neuschloß wollte die Krippe, und Neuschloß freut sich auf sie. Natürlich spart die Stadt auch deshalb beim Krippenbau, weil der Boden, auf dem sie stehen wird, nun altlastenfrei ist. Möglicherweise stehen die künftig nebeneinander liegenden, sehr unterscheidlichen Gebäude für zwei unterschiedliche Epochen der Kommune und deren Möglichkeiten. Und schließlich: Auch wenn das Gebäude wenig kreativ sein wird – die Arbeit der Erzieherinnen mit den Kinden kann es ja trotzdem sein.