Neuschloß trauert im Gertrude („Traudel“) Neudecker. Eine Krankheit hat sie nur 67 Jahre alt werden lassen. In den Achtzigerjahren war sie mit ihrer Familie in den Wacholderweg gezogen – und engagierte sich bald über mehrere Wahlperioden hinweg im Ortsbeirat. Sie gehörte von 1997 bis 2016 zur FDP-Fraktion, die der seinerzeitige Ortsvorsteher Gottlieb Ohl führte.

In den Treffen des Stadtteilgremius gehörte Traudel Neudecker nicht zu jenen, die zu jedem Thema lange Reden halten. Lieber griff sie mit kurzen, klaren Stellungnahmen ein, wenn es in einer Debatte galt, zu einer Lösung zu kommen.

Zuhilfe kam ihr bei ihrer Arbeit, dass sie viel im Stadtteil unterwegs und dabei mit den Neuschlößern im Gespräch war. Daraus resultierende Anregungen brachte sie in den Ortsbeirat ein – etwa, dass der Fuß- und Radweg zwischen Landesstraße und Wacholderweg eine Beleuchtung braucht. Und so muss es auch nicht verwundern, dass Traudel Neudecker es war, die nach einiger allgemeiner Ratlosigkeit auf die Idee kam, wo man den lange erwünschten Bolzplatz bauen könnte – am Spielplatz im Alten Lorscher Weg nämlich.

Die Bürgerkammer erinnerte in ihrer jüngsten öffentlichen Sitzung an die Verstorbene mit einer Gedenkminute. Auch der Südhessen Morgen würdigte die engagierte Neuschlößerin.

Ergänzung vom 20. Juni 2018: In den Tageszeitungen erscheinen heute Traueranzeigen. Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Stass und Bürgermeister Gottfried Störmer schreiben, der Tod von Traudel Neudecker habe große Betroffenheit ausgelöst. Beide erinnern daran, dass sich die Kommunalpolitikerin auch in der Stadtverordnetenversammlung und in einigen Kommissionen für die Belange ihrer Mitbürger aktiv und ehrenamtlich zur Verfügung gestellt habe.

Das Team der Kinderarztpraxis Peter Bärwinkel trauert um eine „ehemalige Mitarbeiterin, Kollegin, Freundin und gute Ratgeberin“. Es beschreibt Traudel Neudecker als „große Persönlichkeit, die stets liebevoll, hilfsbereit und dabei immer geduldig mit ihren Mitmenschen und den vielen kleinen Patienten“ umgegangen sei.

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung ist am Dienstag, 26. Juni, 10 Uhr, auf dem Waldfriedhof. Anstelle von Blumen bitten die Hinterbliebenen um eine Spende an die Kinderhospiz „Sterntaler“ (IBAN DE19 4306 0967 6026 3478 00, Stichwort „Traudel Neudecker“).

Traurige Nachricht aus dem Ulmenweg: Annemie Lustinger ist gestorben – wenige Monate nach ihrem Mann Karl. Das geht aus Angaben der Stadtverwaltung hervor. Sie wurde, was man gar nicht glauben mag, 84 Jahre alt.

Viele Neuschlößer werden die Lustingers als jenes humorvolle ältere Ehepaar in Erinnerung behalten, das über Jahrzehnte einen großen Teil seines Rentnerlebens auf dem zur Straße gewandten Balkon verbrachte. Allen, die vorbei kamen, galten ihre aufmunternden Worte.

Auch die Arbeiter, die in Neuschloß die Altlasten sanierten, werden Annemie und Karl nicht vergessen. Kannenweise versorgten die Lustingers die Männer mit Kaffee und backten ihnen den Kuchen dazu. Noch heute erzählen sich die Neuschlößer die Geschichte, als dann einmal Annemie Lustinger dringend aus dem Haus musste, aber gerade vor der Tür ein tiefes Loch klaffte. Die Arbeiter baten die Anwohnerin kurzerhand auf die Baggerschaufel – und hoben sie damit auf die Straße.

Im Oktober 2012 hatte das bekannte Neuschlößer Paar noch seine Diamantene Hochzeit gefeiert; der seinerzeitige Bürgermeister Erich Maier überbrachte die offiziellen Urkunden von Stadt, Kreis und Land. Der Südhessen Morgen nahm das zum Anlass, ein wenig aus dem Leben der Lustingers zu berichten.

Annemie Lustinger stammte aus dem Erzgebirge, war gebürtige Sudetendeutsche und kam mit 16 Jahren nach Lampertheim. Dort lernte sie ihren „Karle“ aus der Bismarckstraße kennen. Zur Trauergemeinde gehören zwei Kinder, drei Enkel und zwei Urenkel.

Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung ist laut Stadtverwaltung geplant für Mittwoch, 14. September, 11 Uhr.

Eine kleine Welle der Hilfsbereitschaft hat der Bericht von Neuschloss.net über die Ankunft von Flüchtlingen ausgelöst. Zur sichtbaren Freude der Frauen und Männer – die meisten aus Eritrea – haben Spender zwei Fahrräder zur Verfügung gestellt; sie werden reihum benutzt. Für die Kinder, zwei drei- und vierjährige Mädchen aus Mazedonien, gab es reichlich Kuscheltiere.

Inzwischen sind 15 Flüchtlinge in die Wohnungen an der Forsthausstraße eingezogen; genauso viele werden noch erwartet, so dass es am Ende etwa 30 Bewohner sein werden, vorwiegend aus Afrika. Für die wesentlichen Dinge ist schon von Amts wegen gesorgt: Bett, Tisch und Stuhl oder Kühlschrank beispielsweise. Das bürgerschaftliche Engagement betrifft Dinge, die darüber hinausgehen.

Die Unterstützung kommt aus allen Teilen Lampertheims. Neben der Kernstadt sind auch einige Hüttenfelder dabei. Grund dafür dürfte sein, dass Aktive des dortigen Nabu den Aufruf aus Neuschloss.net weitergeleitet haben.

Manche Hilfswillige schickten der kleinen Initiative um Ortsvorsteherin Carola Biehl detaillierte Listen mit Angaben über Geschirr, Kleidung und Schuhen, die sie übrig haben. „Das ist der ideale Weg“, sagt Biehl. „Denn wir wissen, was in Neuschloß gebraucht wird – und was nicht.“ Das vermeidet auch unnötigen Aufwand: Um Kindermöbel etwa, das ohne Absprache zu den Wohnungen gebracht wird, dann aber nicht zum Alter des Nachwuchses passt, muss sich am Ende wieder jemand kümmern.

„Mit Sachspenden sind wir derzeit gut versorgt – zumindest bis die nächsten Flüchtlinge eintreffen“, skizziert Biehal die aktuelle Lage. „Toll wäre es, wenn sich jetzt Leute bei uns melden würden, die vielleicht mal mit den jungen Männern Fußball spielen.“ Es geht also zunehmend um soziale Kontakte. Und willkommen sind natürlich auch alle, die die Initiative um Biehal selbst unterstützen wollen. Neuschloss.net sagt herzlich: Danke schön!

Siehe auch: So helfen wir den Flüchtlingen

Letzte Handgriffe der Männer des Technischen Hilfswerks – inzwischen sind in den früheren Sozialwohnungen an der Forsthausstraße Frauen und Männer eingezogen, die aus Eritrea geflohen sind. Das nordostafrikanische Land zählt zu jenen Staaten, in denen Christen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit weltweit am stärksten unterdrückt werden (Wikipedia). Auch aus Mazedonien kommen manche der Flüchtlinge, die nun seit einigen Tagen in Neuschloß wohnen.

Ortsvorsteherin Carola Biehal steht im Kontakt mit den Frauen, Männern und Kindern. „Sie sind dabei, Deutsch zu lernen. Wir gehen jeden Tag eine Wortliste durch“, berichtet sie.

Die Wohnungen seien mit jenen Dingen ausgestattet, die vorgeschrieben sind – etwa ein Stuhl, Tisch und Bett. „Andere Sachen, die hilfreich wären, fehlen aber.“ Als Beispiel nennt Biehal alte, auch reparaturbedürftige Fahrräder. Oder Dinge, die den Kindern eine Freude bereiten könnten.

Siehe auch: So helfen wir den Flüchtlingen

Bild: THW

„Ein Stück Heimat in sieben Akten“ – so beschreibt die Menükarte den stil- und vor allem geschmackvollen Abend, den die Anwohner des Kastanienwegs gemeinsam verbracht haben. Im Mittelpunkt des Straßenfests stand eine mehrgängige „Neuschlößer Küche“.

Das, was in einem regensicheren Pavillion serviert wurde, hatte Bernd Müller zusammengestellt. Der Neuschlößer steht auch sonst gerne am Herd; er ist aktiv im Lampertheimer Männerkochclub Spargelrunde. Geschnippelt und gebruzzelt wurde für den Abend aber in vielen Küchen des Kastanienwegs. Es gab ja auch genügend Gänge, die es zuzubereiten galt.

Auf der Menükarte standen unter anderem als Vorspeise Steinpilzessenz mit Blätterteighaube und Lachsforelle mit Wacholder auf Blattspinat. Später ging es wilder zu mit einem bunten Sommersalat mit Wildvariationen (Wachtel, Wildterrine und Rehrücken) sowie einem Lampertheimer Rehragout mit Pfifferlingen, Spätzle und Knödel.

Die Tafel.
Die Tafel.

Als Nachspeise war Lavendelparfait auf Johannesbeerspiegel vorbereitet. Die gläzenden Gläser füllten sich mit Bergsträßer Wein – Grauem Burgunder und Lemberger.

Seit 17 Jahren feiert der Kastanienweg sein Fest.

Anwohnerpartys hatte es in Neuschloß einige Jahre auch im Ulmenweg gegeben. So konnten sich die Bewohner der Siedlungshäuser aus dem Ende der 50er Jahre mit den Neu-Neuschlößern auf der anderen Straßenseite im lockeren Rahmem anfreunden, deren Häuser während der größen Stadtteil-Erweiterung in den 80er Jahren entstanden waren. Das Essen kam hier vom Grill, abends gab’s Bauchtanz. Der Wacholderweg setzte dagegen auf spontane Mülltonnenpartys. Der gerade auf die Straße gerollte Behälter diente kurzerhand als Stellfläche für Schnapsflaschen und -gläser.