Bei der beginnenden Sanierung des Sodabuckels setzt die Stadt auf Transparenz und direkte Wege für die Anwohner. Das wurde mit der Präsentation der Sanierungspläne deutlich, zu der Bürgermeister Gottfried Störmer in den Bürgersaal am Ahornplatz geladen hatte. Gut 30 Anwohner waren dabei.

Stephan Frech von der Stabsstelle Recht und Bodenschutz der Stadtverwaltung kündigte eine ungewöhnliche Neuerung für die sanierungs-erfahrenen Neuschlößer an: Die Bewohner können direkt zu den wöchentlichen Besprechungen der Bauleute dazustoßen. Treffpunkt ist dienstags um 16.30 Uhr; der Ort wird noch bekannt gegeben.

Den Anwohner bekommen zudem eine Liste mit Telefonnummern an die Hand. Darauf stehen unter anderem die zuständigen leitenden Ansprechpartner der ausführenden Baufirma und des Ingenieurbüros, das die Sanierung geplant hat und die Arbeiten überwacht.

Für dringende Angelegenheiten wird schließlich ein Notfall-Telefon geschaltet, das fortwährend erreichbar ist. Die Rufnummer ist 0160/95983343.

Ulrich Langer vom Ingenieurbüro IPC aus Karlsruhe erklärte das Prinzip der Sanierung. Der Sodabuckel wird so umgebaut, dass eine unterirdische Trennschicht entsteht, die Niederschlagswasser ableitet. Das soll verhindern, dass Regenwasser Schadstoffe ins Grundwasser schwemmt – das gleiche Prinzip wie bei der Sanierung der bewohnten Grundstücke im Stadtteil.

An den flachen Rändern wird eine Folie vergraben; auf dem Buckel selbst entsteht eine dichtende mineralische Schicht, auf die 2,50 Meter hoch Erde aufgetragen wird. Das verhindert Staubverwehungen der Schadstoffe. Damit wächst der Sodabuckel von 8 auf 10,50 Meter. Der bestehende Bewuchs wird entfernt, die Bäume gefällt. Am Ende pflanzen Gärtner am Rand Sträucher und in der Mitte Bäume, die flach über der Sperrschicht wurzeln.

Die Arbeiter richten jetzt die Baustelle ein, wie Roland Seeger von Michel Bau berichtete. Es handelt sich um ein mittelständiges Unternehmen aus dem fränkischen Klingenberg mit Erfahrung im Deponiebau. Es wirkte nach eigenen Angaben unter anderem mit an der Abdichtung von Deponien in Speyer, Bruchsal, Wicker und Büttelborn. In Lampertheim halfen Michel-Bauleute, den Rheindamm zu verlegen.

In der ersten Februar-Woche rücken Arbeiter an der nordwestlichen Ecke mit Motorsägen an, um die Bäume zu fällen. Die Rodung dürfte jener Teil der Sanierung sein, die wegen des damit verbundenen Maschinenlärms den Anwohnern Geduld abverlangt. Ende Februar ist damit aber auf jeden Fall erst einmal Feierabend – aus naturschutzrechtlichen Gründen.

Einstellen müssen sich Spaziergänger, Jogger und Freunde der Grillhütte auf länger abgesperrte Waldwege – wir haben sie hier auf einer Karte eingezeichnet. Die Verlängerung des Ulmenwegs ist während der gesamten Arbeiten geschlossen, der verlängerte Alte Lorscher Weg am Spielplatz nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar. Auch der befestigte Weg hinter dem Sodabuckel vorbei ist zu – die Grillhütte ist also nur über Lampertheim zu erreichen.

Schwerverkehr müssen die Neuschlößer nicht im Stadtteil fürchten – er wird durch den Wald am Roten Hof vorbei zur Landesstraße geleitet. An den Baufahrzeugen werden, um die Ohren und Nerven der Anwohner zu schonen, die Rückwärtspiepser ausgeschaltet.

Wichtig ist, dass während der Arbeiten die Anwohner kein gefährlicher Staub vom Sodabuckel erreicht. Deshalb wird der Boden stets feucht gehalten – unter anderem mit einer Nebelkanone. Dazu kommen Planen und Einfriedungen. Etwa 500 Quadratmeter sollen täglich bearbeitet – und abends abgedeckt werden.

Die Neuschlößer stellten am Schluss auch einige Fragen. Was sind die üblichen Arbeitszeiten? (Antwort: 7 bis 17 Uhr.) Lassen vergrabene Wurzelstöcke Faulgase entstehen? (Nein, die Zersetzung dauert Jahrzehnte oder Jahrhunderte.) Was ist ein Schwarzbereich? (Dort, wo direkt im belasteten Gebiet gearbeitet wird.) Bremst Frost die Arbeiten? (Je nach dem.)

Kritik grundsätzlicher oder detaillierter Art gab es nicht. Kein Wunder: Im Vergleich mit der Sanierung der mehr als hundert Grundstücke im Stadtteil ist die Betroffenheit der Anwohner eher gering. Falls es doch Unmut gibt: Altlastenverein und Projektbeirat Altlasten Neuschloß bieten vermittelnde Hilfe an.

Alle Kontakte auf einen Blick

  • Stadt Lampertheim, Stephan Frech: 06206/935-303
  • Baufirma Michel Bau, Heiko Friedel: 09372/9976-28, Roland Seeger 9976-23
  • Bauüberwachung Ingenieurbüro ICP, Ulrich Langer: 0721/94477-21
  • Altlastenverein und Projektbeirat, Carola Biehal: 06206/2241
  • Notfallnummer: 0160/95983343

So berichten andere: Lampertheimer Zeitung, Südhessen Morgen.

Wer heute durch den alten Teil von Neuschloß läuft, sieht schöne neue Straßen und blühende Gärten – das Ergebnis der aufwendigen Bodensanierung. Doch tief unter der Erde, im Grundwasserleiter, gibt es weiter Hinterlassenschaften der früheren chemischen Fabrik. Im Blickpunkt steht dabei vor allem Arsen.

An der Landesstraße, in der Nähe von Abwasserpumpstation und kleinem Friedhof-Parkplatz, rauscht das Grundwasser durch die Sanierungsanlage. Tag und Nacht ziehen bisher die Pumpen dort Wasser aus verschiedenen Brunnen an, reinigen es und geben das gesäuberte Nass über andere Brunnen zurück ins Grundwasser. Jedes Jahr holt die Anlage 60 Kilogramm Arsen aus dem Grundwasser. Das ist eine ordentliche Menge; etwas deutlicher formuliert: Daran können ziemlich viele Menschen sterben.

Die Grundwassersanierung könnte also ein Erfolg sein – wäre die Gesamtbelastung nicht kaum vorstellbar hoch. Die Experten gehen von sieben bis zehn Tonnen Arsen im Neuschlößer Grundwasserleiter aus. So richtig was ändern würde sich im Grundwasser, geht alles so weiter wie bisher, also frühestens in 150 Jahren.

Andererseits: Die Schadstofffahne, ein Kilometer lang, bewegt sich mit 15 Zentimeter pro Jahr in Richtung Wasserwerk im Bürstädter Wald. Heute liegen noch 2,5 Kilometer zwischen Arsen und Werk. Demnach erreichen die Schadstoffe das Wasserwerk in 300 bis 400 Jahren.

Für das Grundwasser sind das nicht wirklich lange Zeiträume. Aber uns Menschen kommt das alles ziemlich lange vor. Vor allem dem Land Hessen, das die laufende Grundwassersanierung bezahlen muss, kommt das alles ewig lange vor. Auch mit Blick darauf, dass man mit dem eingesetzten Geld bei anderen Projekten an anderen Orten schneller zu vorzeigbaren Erfolgen kommen kann.

Deshalb soll es so wie bisher nicht weitergehen in Neuschloß. „Die Effektivität ist gleich null, weil die Ist-Konzentration weiter gleich der Ausgangs-Konzentration ist – und das bei Kosten von bisher insgesamt gut acht Millionen Euro“, erläuterten die Behörden dem Projektbeirat Altlasten Neuschloß. Mit der derzeitigen Technik sei Neuschloß nicht sanierbar.

Nun also gehen die aktuellen Bestrebungen dahin, den Schaden unter der Erde nicht zu beseitigen, sondern zu sichern. Sprich mit einem auszuklügelnden System von Wasserentnahmen und -zufügungen über verschiedene Brunnen dafür zu sorgen, dass sich die Schadstofffahne nicht weiter bewegt. Dreck und Gifte bleiben im Grundwasserleiter unter Neuschloß. Zugleich schraubt das Land die eigentliche Grundwassersanierung zurück, um Geld zu sparen.

Eine Chance hat Neuschloß aber, doch noch einen sauberen Grundwasserleiter zu bekommen. Die Universität Heidelberg entwickelt derzeit ein chemisches Verfahren, das helfen könnte. Die Behörden haben vor einigen Tagen einen zweijährigen Feldversuch angestoßen, der darauf basiert. Start soll im kommenden Jahr sein. Das Prinzip: Ins Grundwasser wird ein Stoff gegeben, der dafür sorgt, dass sich mehr Arsen im Grundwasserleiter löst. Entsprechend größere Mengen könnte die Grundwassersanierungsanlage dann in gegebener Zeit aufnehmen.

Wenn das Heidelberger Verfahren funktioniert, erscheint eine Sanierung innerhalb von zehn, 15 Jahren denkbar. Auch für das Land könnte das ein politisch vermittelbarer Zeitraum sein – es könnte sogar einen bisher einzigartigen Erfolg verkünden. Klappt die Technik nicht, muss Neuschloß nach der Vorstellung der Behörden mit der festgezurrten Schadstofffahne leben.

Die Anwohnervertretung der Neuschlößer – Projektbeirat Altlasten und Altlastenverein – hält eine Sicherung statt einer Sanierung für inakzeptabel. „Wir kämpfen für eine Sanierung, wir wollen keine Sicherung!“, sagte Vorsitzende Carola Biehal in der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins. Und: „Unsere große Hoffnung der Feldversuch.“

Update November 2016: Der Modellversuch, den Regierungspräsidium Darmstadt und Universität Heidelberg gemeinsam betreiben, verläuft vielversprechend. Inzwischen liegt der Abschlussbericht vor; bis Februar 2017 entstehen die Detailpläne, wie ins Grundwasser zugeführte Phosphate das an Gesteinen festsitzende Arsen am besten lösen. Entscheidend bei der Grundwassersanierung ist am Ende die Finanzierung, die auf das Land hinaus laufen könnte.

Update Sommer 2017: Es liegt eine Machbarkeitsstudie zur großtechnischen Umsetzung der Arsenmobilisierung vor. Das Hessische Umweltministerium finanziert das Projekt.

So berichten andere: Uwe Rauschelbach kommentiert im Südhessen Morgen. Er schreibt unter anderem: „In der Tat wäre ein Zukunftsszenario von der Art, dass in Neuschlosser Grundwassertiefe eine Zeitbombe namens Arsen ticken könnte, nicht zu akzeptieren. Warum sollten 80 Millionen Euro in einen Stadtteil gesteckt worden sein, nur um dieses unwägbare Risiko auf die Schultern nachfolgender Generationen zu schieben? Den Sodabuckel werden die Bewohner dulden müssen. Er wird aber in einen Zustand versetzt, der sein Risikopotenzial herabsetzt. Davon kann bei der Grundwassersanierung noch keine Rede sein. Die Bewohner des Stadtteils werden noch einmal tief Luft holen und sich zu Wachsamkeit ermahnen müssen.“

Der zugehörige Bericht zeigt in einem Bild die Grundwassersanierungsanlage von innen.

Die Lampertheimer Zeitung berichtet ebenfalls.

Der alte Vorstand des Altlastenvereins ist auch der neue: Die Mitglieder bestätigten die Vereinsspitze komplett. Erste Vorsitzende bleibt also Carola Biehal, zweiter Vorsitzender Günter Weidenauer, dritter Vorsitzender Michael Bayer. Den Vorstand komplettieren Schriftführerin Gabriele Klos, Kassenwart Günter Kirchenschläger sowie Beisitzerin Helga Irrgang und Beisitzer Horst Irrgang. Das Mandat läuft über weitere zwei Jahre.

Zu Beginn des Treffens im Café am Ahornplatz gedachten die Anwesenden dem Gründungsmitglied Ralf Peter mit einer Schweigeminute. Er war im August überraschend gestorben.

Die Sanierung der Grundstücke im Wohngebiet haben die meisten von uns hinter sich gebracht. Doch die Altlasten beschäftigen unseren Stadtteil weiter. Zu tun gibt es noch unter der Erde, beim Grundwasser, und hinter den Buchenweg-Grundstücken, beim Sodabuckel. Beide Themen sind wichtig, damit auch unsere Kinder und Enkel endgültig nichts mehr mit den Schadstoffen zu tun haben.

Zu beiden Themen gibt es Neuigkeiten, über die der Verein Altlasten Neuschloß in einer ordentlichen Mitgliederversammlung informieren möchte am Donnerstag, 28. November 2013, 19.30 Uhr, im Café am Ahornplatz, Lampertheim-Neuschloß, Ahornweg 1.

Die Stadt Lampertheim wird schon bald die Sanierung des Sodabuckels starten. Hier berichtet der Verein von Fragen der Anwohner: Fahren wieder viele Lastwagen durch unseren Stadtteil? Wie werden die direkten Anwohner vor giftigem Staub geschützt? Wie soll das Gelände später aussehen? Antworten darauf gibt in dem Treffen Stephan Frech von der Stadtverwaltung.

Die Grundwassersanierung läuft seit Jahren – und holt große Mengen an Giften aus dem Wasser. Das ist die eine Seite. Die andere Seite: Die Konzentration der Schadstoffe im Grundwasser nimmt kaum ab – sie ist schlicht zu massiv. Für die Behörden tatsächlich ein Grund, den Sinn der Sanierung in Frage zu stellen. Die Sanierer der HIM erklären den Stand der Dinge.

Auf der Tagesordnung stehen auch turnusmäßige Wahlen des Vorstands. Die bisherige Vereinsspitze, bestehend aus Carola Biehal, Dr. Günter Weidenauer und Michael Bayer, weist darauf hin: Sollte die Versammlung nicht beschlussfähig sein, wird satzungsgemäß eine zweite Versammlung mit derselben Tagesordnung einberufen, die sofort und anschließend stattfindet. Sie ist dann ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienen Mitglieder beschlussfähig. „Dennoch fänden wir es ein schönes Zeichen, viele Mitglieder zu sehen“, heißt es in der Einladung.

Die Tagesordnung auf einen Blick:

  1. Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit
  2. Rückblick (Erste Vorsitzende Carola Biehal)
  3. Grundwassersanierung (HIM-Altlasten-Sanierungsgesellschaft ASG)
  4. Sanierung Sodabuckel: Verkehrsführung /Staubschutz/Wiederherstellung (Stadtverwaltung Lampertheim)
  5. Kassenbericht (Kassenwart Günter Kirchenschläger)
  6. Entlastung des Vorstands
  7. Neuwahlen
  8. Verschiedenes