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Fünfeinhalb Jahrhunderte Neuschloß haben es in sich. Immer wieder schafft der Ort Außergewöhnliches, auf völlig unterschiedlichen Gebieten. Was genau, erläutert eine spannende und liebevoll gemachte Festschrift der Bürgerkammer zum 550-jährigen Bestehen, die jetzt erhältlich ist.

Verfasst hat die Festschrift der Journalist Michael Bayer, der in Neuschloß aufgewachsen ist, auch heute dort mit seiner Familie lebt – und Neuschloss.net betreibt. Schwerpunkt ist die geschichtliche Entwicklung, gegliedert in sechs Phasen: Die Zeit der Fürsten und des Jagdschlosses, die der Chemischen Fabrik, die erste Siedlungsphase Ende der Fünfzigerjahre, die große Erweiterung in den Achtzigerjahren und die Epoche der Altlastensanierung. Die Zeit nach der Jahrtausendwende bezeichnet der Autor als jene des bürgerschaftlichen Engagements – mit Blick auf die Betreuung von Flüchtlingen, der Bürgerkammer als Stadtteilvertretung und vielen weiteren ehrenamtlichen Aktionen.

„Wir versuchen, die Ereignisse bis in die Gegenwart lebendig darzustellen“, erklärt Bayer. Anders als in den bisher erschienenen Schriften, in denen vor allem die Fürsten- und Fabrikzeit im Fokus stehe. „Ein Anliegen ist es uns dabei stets zu zeigen, wie sich die Geschichte auf das Leben der Bürgerinnen und Bürger auswirkt. Deshalb lassen wir auch Neuschlößer selbst zu Wort kommen.“

Mehr als tausend Menschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute nach Neuschloß gezogen. Sieben von ihnen erzählen in der Festschrift, was sie in den Stadtteil verschlagen hat, was sie an ihm schätzen, auch was schwierig ist. Die Frauen und Männer sind in verschiedenen Jahrzehnten in unterschiedliche Teile von Neuschloß gekommen – stehen also stellvertretend für ihre Generation, die verschiedenen Wachstumsphasen und Wohngebiete.

Titel_neu

Das auf Hochglanzpapier gedruckte Heft umfasst 56 Seiten. Es ist komplett farbig gehalten – was vor allem den Illustrationen zugute kommt, die Marlies Walkowiak eigens für das Stadtteil-Jubiläum entworfen hat. „Unser Titelmotiv vereint fünfeinhalb Jahrzehnte auf einem Bild. Die Linien deuten die früheren Fernwege an – und damit die seinerzeitige zentrale Lage von Neuschloß“, erklärt die Künstlerin. Eine Skizze im Inneren verdeutlicht die Routen. Auch weitere Kapitel illustrierte Walkowiak, die lange Zeit Kurse an der Lampertheimer Volkshochschule leitete und bis zu einem Umzug 2009 ein kleines Atelier betrieb.

Die Festschrift enthält neben der ausführlichen geschichtlichen Darstellung auch eine eindrucksvolle historische Karte, die zeigt, wie Flüsse und Wege in unserer Gegend im Laufe der Jahrhunderte verliefen. Dazu kommen selten gesehene Eindrücke Bilder aus dem Inneren des Beamtenbaus, ein Interview mit dem Neuschlößer Jäger-Ehepaar Holz über die Jagd zu Fürstens Zeiten und heute sowie einen Blick darauf, wie unser Stadtteil politisch tickt. Auch die drohende ICE-Trasse ist Thema. Das Neuschloß-ABC der Festschrift liefert schließlich einen Überblick über alles, was wichtig ist in dem Stadtteil.

Zum Gelingen der Festschrift beigetragen hat auch der Neuschlößer Ernst Kraus, der wertvolle Luftbilder zur Verfügung stellte. Digitaldruck Graze in Mannheim, geführt von einer Neuschlößer Familie, brachte sämtliche Fotos in einen druckreifen Zustand. Die Lampertheimer Druckerei Cocoons übernahm einen Teil der Herstellungskosten.

Die Festschrift ist erhältlich für 5,50 Euro im Neuschlößer Kiosk am Ahornplatz und im Bürgerservice der Stadt im Haus am Römer. Wer in Neuschloß wohnt, kann das Heft zudem per E-Mail bestellen – und bekommt es dann nach Hause gebracht.

Der Sodabuckel ist gesichert, die Grundstücke sind saniert. Nun rückt das Grundwasser in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Betroffen ist hier vor allem das Gebiet westlich des Ulmenwegs, also der Eichenweg mit seinen Seitenstraßen. Aber auch für die bodensanierten Bereiche wird es noch einmal interessant. In der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins am Mittwoch, 7. Dezember, 19 Uhr, im Restaurant Quattro Mori werden Fachleute den Stand der Dinge berichten und einschätzen. Ausdrücklich eingeladen sind auch Nicht-Mitglieder.

Die Sanierungsanlage an der Landesstraße holt zwar seit 2003 jährlich 60 Kilogramm Arsen aus dem Grundwasser – eine unglaubliche Menge. Weil aber so viel mehr Arsen unter der Erde liegt, werden die Wasserwerte nicht besser. Die bisherige Technik ist also nicht effektiv genug. Ein neuer Ansatz, entwickelt mit der Universität Heidelberg, könnte die Lösung sein. Doch auch sie kostet Geld, das überall knapp ist.

Auf der Tagesordnung stehen ferner die turnusmäßige Wahl des Vorstands und ein Rückblick auf die erfolgreiche Sicherung des Sodabuckes.

Die Tagesordnung

  1. Begrüßung, Beschlussfähigkeit
  2. Rückblick (Erste Vorsitzende Carola Biehal)
  3. Schwerpunkt: Informa onen zur Grundwassersanierung (HIM- Altlasten-Sanierungsgesellschaft)
  4. Rückblick auf die Sicherung des Sodabuckels (Stadt Lampertheim)
  5. Kassenbericht
  6. Entlastung des Vorstands
  7. Wahl des Vorstands
  8. Verschiedenes

Eigentlich ein guter Grund zum Feiern für die Stadt und unseren Stadtteil. Aber mehr als ein mittelgroßer Pressetermin ist nicht daraus geworden: Am Freitag hat Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer den letzten Baum auf dem Sodabuckel angepflanzt. Das 30.000-Quadratmeter-Areal mit den Produktionsresten der früheren chemischen Fabrik ist nun neu geformt; die giftigen Altlasten darin sind gesichert, sollten also nicht mehr ins Grundwasser oder an die Erdoberfläche gelangen. Mehr darüber auf altlast-neuschloss.de

Klar: Ein Sodabuckel, dem das Soda weggenommen wurde, ist kein Sodabuckel mehr. Aber was dann? Schlicht ein Buckel? Klingt nicht sonderlich reizvoll. Der Ortsbeirat will sich, angeregt von Paul Schneider, auf Namenssuche machen. Der FDP-Mann setzt auf „Schlossberg“, was vielleicht etwas zu viel verspricht. „Schlosshügel“ fiel noch – und tatsächlich auch „Schlossbuckel“.

So richtig überzeugt war das Gremium von keinem Vorschlag. Macht nichts: Eine solche Entscheidung will ja gründlicher überlegt sein als es nach einer spontanen Wortmeldung im Ortsbeirat möglich ist. Und deshalb schlug auch Ortsvorsteherin Carola Biehal vor, die Namensfindung lieber in Ruhe anzugehen. Vielleicht wäre es ja auch eine schöne Idee, die Neuschlößer hier mitreden zu lassen.

Die Sanierung selbst nähert sich übrigens ihrem Ende. Die Erdarbeiten werden wohl noch in diesem Jahr abgeschlossen. Der Süd- und Westhang färbt sich schon grün; der ausgesäte Rasen verhindert, dass Regen die Erde wegschwemmt. Der neue Zaun hält vor allem Wildschweine und Rehe fern. Im Frühjahr werden Gärtner noch Bäume und Sträucher anpflanzen – dann ist alles geschafft.

Für die Sanierung der mehr als hundert Grundstücke im Stadtteil liegen jetzt die letzten Abrechnungen für die Anwohner vor. Damit ist dieses Großprojekt formal abgeschlossen. Die letzte Gewährleistungsfrist läuft bis zum Oktober 2019 – solange müsse daher auch der Altlastenverein als Vertragspartner bestehen bleiben, erklärte Carola Biehal in ihrer Funktion als Sprecherrin des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN).

Bleibt noch das Sanierung des Grundwassers. Das Pilotprojekt dazu ist vielversprechend angelaufen. Weitere Informationen bekommt der Projektbeirat in Kürze in einem Gespräch mit den Sanierern der HIM und den überwachenden Ingenieuren.

  
Unser Sodabuckel ist in diesem Sommer bei den Lampertheimer Kommunalpolitikern so beliebt wie nie zuvor – zumindest als Ausflugsziel. In beim Thema Altlasten ungewohnter Einigkeit steuern SPD und CDU im Rahmen ihrer Sommertouren die Großbaustelle am Rand unseres Stadtteils an. Vor zwei Wochen die Genossen, nun die Union.

Ein Ausflug, der offenbar inspirierend wirkt. Der Südhessen Morgen zitiert Robert Lenhardt, stellvertretender Ortsvorsteher von der SPD, er könne sich vorstellen, „dass in den nächsten zehn Jahren anstelle der Wüstenei ein Erholungspark entstehen wird.“ 

Es wäre so etwas wie der zweite Anlauf: In den neunziger Jahren hatte die Stadt einen Abenteuerspielplatz auf dem Gelände gebaut, der sich auch über die Grenzen Lampertheims hinaus großer Beliebtheit erfreute. Erst als mehrere Gutachten die enorme Schadstoffbelastung schwarz auf weiß klar machten, zog die Verwaltungsspitze Konsequenzen und schloss die Anlage.

Klar ist immerhin die nähere Zukunft: Im nächsten Frühjahr sollen die Erdarbeiten fertig sein – dann könnte ein Kiefern-Buchen-Mischwald wachsen. An den Rändern sind Büsche geplant. Das neue Grün wäre, nach der Sanierung der mehr als hundert Grundstücke, der zweite große Meilenstein in Sachen Altlasten für Neuschloß.

Einen weiteren Bericht über die SPD-Tour fand sich in der Lampertheimer Zeitung. Artikel über die CDU-Tour haben der Südhessen Morgen und die Lampertheimer Zeitung; die LZ referiert den Vortrag Frechs für die CDU mit einer Formulierung, die sich als Seitenhieb lesen lässt: „Für all diejenigen, die sich mit dem Thema noch nicht ganz so intensiv befasst hatten, erklärte er zunächst die Hintergründe.“