Das gab’s noch nie in Neuschloß: Der Stadtteil feiert sich selbst. Zwei Tage lang – mit allen Vereinen, Gruppen und Gewerbetreibenden, die Neuschloß zu bieten hat. Mit viel Musik und zahlreichen Aktionen für Kinder, einschließlich Reiten. Die Bühne steht schon.

Veranstalter sind der Ortsbeirat und die Aktionsgruppe Meute. Hier das kompette Programm.

Im vorangegangenen Treffen hatte der Ortsbeirat die Neuschlößer noch zu ehrenamtlichem Engagement aufgerufen. Das gab’s zwischenzeitlich. Aber das ist nun auch nicht recht. Es dürfe keinen Parallel-Ortsbeirat geben, mahnte Erster Stadtrat Jens Klingler. Und auch einer kurzen Stellungnahme von Ortsvorsteherin Carola Biehal war zwischen den Zeilen zu entnehmen, dass sie sich ärgert.

Was war geschehen? Ursache für die Aufregung ist das wohl meistgehasste Vorhängeschloss von Neuschloß: Es hängt vor dem früheren Bolzplatz am Sodabuckel. Dass diese Tobefläche für Jugendliche wegen der gefährlichen Altlasten gesperrt ist und bisher kein Ersatz bereit steht, bewegt offenbar einige Jugendliche und deren Eltern. Eine Unterschriftenliste ging um in Neuschloß.

Das gefällt nicht allen. „Auch ich bin ungeduldig“, erklärte Ortsvorsteherin Carola Biehal. Und: „Erlauben Sie mir hier noch eine Bemerkung: Auch wenn man nichts hört, wir arbeiten an dem Thema und man kann mich immer direkt ansprechen, auch jedes Mitglied unseres Beirates.“

Die längst begonnene Standortsuche sei problematisch, weil viele Flächen im oder am Wald, die in Frage kommen, altlastenverdächtig sind. „Die Sicherheit muss an erster Stelle stehen“, erläuterte Biehal die spezielle Situation in Neuschloß. Sie sagte den unterschriften-sammelnden Eltern ein Treffen noch vor der nächsten Sitzung des Ortsbeirats im August zu.

Das klingt versöhnlich. Und vielleicht war es ja auch schlicht das Ziel der bürgerschaftlichen Initiative, den Ortsbeirat in seiner Fordering gegenüber der Verwaltung, einen Platz zu finden, mit einer öffentlichen Diskussion zu helfen. Reden allerdings hätte man sicher schon vorher miteinander können.

Als der städtische Kindergarten im Wacholderweg, geplant vom Neuschlößer Architekten Robert Geiger, eröffnete, waren viele begeistert von der kreativen, individuellen Architektur. Auf der Freifläche daneben soll nun eine kommunale Kinderkrippe entstehen – möglichst schnell und möglichst preisgünstig. Aber auch die beschlossene modulare Fertigbauweise hat ihren Preis: Das Gebäude mit seinen 840 Quadratmetern wirkt alles andere als kreativ. Und selbst wenn der Hersteller verspricht, beim Außenanstrich mit unterschiedlichen Farbtönen Akzente zu setzen, ist man nach der Präsentation der Pläne im Ortsbeirat fast geneigt zu sagen: Das Ding wird ein hässlicher, breiter Klotz.

Fünf Gruppenräume zu je 50 Quadratmetern sind vorgesehen, jeweils mit einem Bad (zehn Quadratmeter) und Schlafpätzen (20 Quadratmeter). Drei dieser Gruppenkomplexe liegen parallel zur Landesstraße nebeneinander, so dass im Inneren ein länglicher Gang entsteht. An deren beiden Enden rechts und links sind dann die beiden weiteren Gruppenkomplexe angefügt. Auf der anderen Seite des Innengangs zum Wacholderweg hin liegen ein Mehrzweck-/Turnraum, Küche und Büros. Im Prinzip eine ähnliche Aufteilung wie im Kindergarten Guldenweg.

Zwischen L 3110 und Gebäude liegt ein 20 Meter breiter Gartenstreifen mit Spielgeräten. Jalousien sollen im Sommer die Wärme an den Südfenstern der Gruppenräume abhalten. Im Winter beheizt eine Luftwärmepumpe das Gebäude mit 766 Quadratmetern Nutzfläche. Der Bau besteht aus Holzrahmenwänden und wird gut eine Million Euro kosten. Dazu kommt der Aufwand für die Entwässerung, Bodenplatte und Grünanlage.

Schwierigkeiten könnte das Verkehrsaufkommen bereiten, das die Krippe mit ihren 50 Betreuungsplätzen mitbringt. Schon jetzt ist es in der engen, langgezogenen Kurve des Wacholderwegs wenig übersichtlich, wenn Eltern den Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten bringen.

Die Lage dürfte sich deutlich verschärfen, weil zum Einzugsgebiet der Krippe nicht nur Neuschloß gehören wird – da ist die Anfahrt per Auto oft gesetzt. Es sind allerdings nur drei Parkplätze vorgesehen – und die sind laut Stellplatzverordnung der Stadt nicht einmal für Eltern, sondern für die Erzieherinnen geplant.

Auf Nachfrage des Ortsbeirats berichtete die Verwaltung, bisher habe man nicht an ein Verkehrskonzept gedacht. Die Fahrzeuge könnten ja, auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist, halb auf dem Gehweg parken. Bürgermeister Erich Maier wies darauf hin, es gebe auch an anderen Kindergärten keine Anlieferungsparkplätze – und keinerlei Probleme dort. Das mag sein. Zumindest eine Einbahnstraßenregelung erscheint aber angesichts der unübersichtlichen, engen Kurve in Neuschloß sinnvoll.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Neuschloß wollte die Krippe, und Neuschloß freut sich auf sie. Natürlich spart die Stadt auch deshalb beim Krippenbau, weil der Boden, auf dem sie stehen wird, nun altlastenfrei ist. Möglicherweise stehen die künftig nebeneinander liegenden, sehr unterscheidlichen Gebäude für zwei unterschiedliche Epochen der Kommune und deren Möglichkeiten. Und schließlich: Auch wenn das Gebäude wenig kreativ sein wird – die Arbeit der Erzieherinnen mit den Kinden kann es ja trotzdem sein.

Weihnachtsfest der Meute im Schlosshof.
Weihnachtsfest der Meute im Schlosshof.

Das wärmende Feuer kam gut am bei den Gästen der Meute : Im Schlosshof ließen es sich insgesamt etwa 50 Neuschlößer trotz des nassen Wetters gut gehen. Besonders die Kinder waren mit Einbruch der Dunkelheit von den Flammen begeistert. Hungern musste niemand – es gab Gegrilltes und weihnachtliche Leckereien.

Explizit eingelanden waren übrigens die Neuschlößer Ortsbeiräte. Sie nutzen denn auch die Gelegenheit, sich das nach der Sanierung neu errichtete Nebengebäude anzuschauen. In ihrem jüngsten Treffen war das Bauwerk kurz Thema: Ortsvorsteherin Carola Biehal hatte den schleppenden Fortschritt der Arbeiten im Sommer kritisiert. Nun also konnten sich die Stadtteil-Politiker davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist.

Das neu errichtete Nebengebäude am Schloss.
Das neu errichtete Nebengebäude am Schloss.

Ungewöhnlicher Auftritt: Unter dem Punkt „Mitteilungen der Ortsvorsteher“ ergreift Carola Biehal zur Überraschung der Abgeordneten in der Stadtverordnetenversammlung das Wort. Es kommt nicht oft vor, dass an dieser Stelle der Tagesordnung etwas gesagt wird. Doch diesmal war aus Neuschlößer Sicht ein Anlass gegeben. Neuschloss.net dokumentiert Biehals Rede.

Herr Bürgermeister, Herr Erster Stadtrat, Frau Stadtverordnetenvorsteherin, verehrte Stadtverordnete, werte Gäste,

heute nehme ich die Möglichkeit wahr, als Ortsvorsteherin das Wort an Sie zu richten. Diskussionen und Stellungnahmen in der Presse habe ich bewusst zurück gestellt. Ich wollte der CDU-Fraktion persönlich gegenüber treten!

In der jüngsten SEBA-Sitzung wurde über den künftigen Standort einer Kinderkrippe diskutiert und Aussagen von der CDU-Fraktion in den Raum gestellt, die, so muss ich jetzt unseren Bürgermeister zitieren, „katastrophal“, ja in meinen Augen unverantwortlich sind.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten leben wir in Neuschloß unter der Belastung der Altlasten. Zuerst die Ängste um die Gesundheit, um das Eigentum, um die finanzielle Auswirkung und um die Sanierungsverantwortlichkeit der Erben. Diese Hürde haben wir in zähen Verhandlungen genommen.

Dann die Sanierung selbst. Einige Eigentümer haben bis zu zwei Jahren die Sanierungsarbeiten in unmittelbarer Nähe ertragen müssen und zuletzt die Wiederherstellung mit all ihren Problemen.

Und nun, da all dies hinter uns liegt, müssen wir lesen, dass die CDU-Fraktion Bedenken hat, auf dem sanierten Gelände, neben dem Kindergarten in Neuschloß, eine Kinderkrippe zu bauen!

Haben Sie sich je mit dem Sanierungsplan auseinander gesetzt? Kennen Sie die Anforderungen, damit ein Grundstück als saniert gilt? Leider habe ich bei der Lampertheimer CDU-Fraktion nie ein großes Interesse für dieses wichtige Thema erkennen können. Im Gegenteil, Sie waren sogar gegen die Trassensanierung der Straßen!

An eine Aussage erinnere ich mich noch sehr gut: „Das Geld wird hier umsonst vergraben!“ Sollte das bedeuten, von den Altlasten geht keine Gefahr aus? Warum dann dieser Sinneswandel? Oder wurde nur das Floriansprinzip angewandt – uns persönlich betrifft es nicht?

Denn jetzt, nachdem der Boden ausgetauscht und fachgerecht saniert ist, sogar umfangreicher als das jetzige Bundesbodenschutzgesetz es vorsieht, soll das Bauen und Leben dort bedenklich, ja gefährlich sein? In der Zeitung stand, dass die CDU-Fraktion auf keinen altlastensanierten Flächen mehr bauen will. Bis zu 80 Millionen wird die Sanierung in Neuschloß kosten. Nach Ihrer Meinung umsonst?

Sollte es nicht eher altlastenbelasteten Flächen heißen? Denn davon gibt es in Lampertheim einige – und Sie wachen sehr spät auf!

Es besteht ein Gerichtsurteil, nach dem man in den 80er Jahren von einer Kontamination im Boden wissen musste – und Sie haben trotzdem für den Bebauungsplan in Neuschloß gestimmt!

Mir fehlt für Ihre Aussagen und Entscheidungen die klare Linie!

Was den Bau der Kinderkrippe angeht, so kann der Eindruck entstehen, Sie favorisieren einen anderen Standort und suchen nach Argumenten. Hier ist aber nicht jedes Mittel recht!

Sie sind gewählte Vertreter für ganz Lampertheim und Sie tragen die Verantwortung für ganz Lampertheim!

Sachlich falsch und dann noch mit unterschwelliger Angst zu argumentieren, um ein politisches Ziel zu erreichen, ist eines verantwortungsvollen Politiker nicht würdig!

Sie sollten sich schämen!

Carola Biehal