Es war im Herbst 2014, als unerwartet Aktive des Technischen Hilfswerks die leeren Räume im Beamtenbau herrichteten – und mit Frauen und Männern vor allem aus Eritrea und Syrien die Auswirkungen der internationalen Politik in Neuschloß ankamen. Die eigene Heimat zu verlieren – dieses Schicksal kannten viele Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils. Die Hilfsbereitschaft der Neuschlößer war überwältigend. Sie brachten Sachspenden, erledigten Fahrdienste, spielten Fußball mit den Fremden, halfen als Übersetzer, gaben Sprachunterricht.

Seit Pfingsten sind die 32 Frauen und Männer nicht mehr in Neuschloß. Der Mietvertrag mit jenem Besitzer, an den die Stadt den Beamtenbau im Sommer 2013 verkauft hatte, ist ausgelaufen. Ohnehin wollte der Investor nur die Zeit überbrücken, bis er alle Genehmigungen für einen geplanten Umbau zusammen hat.

Im jüngsten Treffen berichtete die Vorsitzende der Bürgerkammer, Carola Biehal, über den Stand der Dinge. Einige der Flüchtlinge lebten in der Kernstadt, andere seien weiter weggezogen. „Unsere bisherigen Helferinnen und Helfer haben den Kontakt zu den Flüchtlingen beibehalten“, sagte sie. Auch wenn es aufwendiger als bisher sei, die Frauen und Männer an unterschiedlichen Orten zu besuchen hinter verschlossenen Hoftoren und Klingeln, die zunächst nicht eindeutig zuzuordnen waren. Das ehrenamtliche Engagement der Neuschlößer geht also weiter.

Angekommen ist in Neuschloß dagegen eine syrische Familie, deren Asyl-Status nun festgestellt ist. Das Paar, das Nachwuchs erwartet, hatte auf diesen offiziellen Bescheid im Stadtteil Hofheim gewartet.

Umbaupläne fürs Schloss

Auch wenn das Gebäude nun leer steht – der geplante Umbau kommt erst einmal nicht voran. Genehmigungen stünden weiter aus, sagte Biehal. Der Architekt rechne mit einer Umbauzeit am Äußeren des Gebäudes von vier bis fünf Monaten. Was genau der neue Schlossherr vorhat, soll demnächst Thema werden. Auf Wunsch der Bürgerkammer soll es eine öffentliche Präsentation der Pläne geben.

Der Beamtenbau.
Der Beamtenbau.

Neuschloss.net-Leser werden kaum überrascht sein: Unser Stadtteil wurde vor bald 550 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das gilt es zu feiern – nur wie? Antworten sucht die Bürgerkammer in ihrem Treffen am Mittwoch, 15. Juni, 19 Uhr, im Bürgersaal am Ahornplatz. Weitere Themen sind Sachstandsberichte der Stadtverwaltung zu den Dauerbrennern Kanalgeruch und Parkplatz-Situation im Wacholderweg vor Kindergarten und -krippe. Zu Wort kommen auch der Projektbeirat Altlasten und die ICE-Initiative Bila. Die Öffentlichkeit ist herzlich willkommen.

Den längsten Weg haben die Halbmarathon-Läufer schon hinter sich, als sie in Neuschloß verbeikommen. Aber nach dem Abstecher über Bürstadt sind es immerhin noch acht Kilometer bis zum Start- und Zielpunkt, dem Sportzentrum Ost. Da kann etwas Motivation nur gut tun – und Wasser sowieso. Die Bürgerkammer hatte Einwohner aus unserem Stadtteil zum Ahornplatz eingeladen, um die Sportler anzufeuern und mit nasser Erfrischung zu versorgen.

Das taten etwa 50 Frauen und Männer dann auch – und die Stimmung war super vom ersten bis zum letzten Läufer. Das war auch Verdienst von Familie Senftner, die – ausgestattet mit Fernrohr und Läuferlisten – über eine Lautsprecheranlage sämtliche Sportler persönlich begrüßte, begleitet vom Jubel der Neuschlößer.

Update: Halbmarathon-Gewinner Sascha Brenner erklärt auf der Facebook-Seite von Neuschloss.net, wie wichtig diese Motivation ist: „Das ist immer wie eine Erlösung, wenn man aus dem Wald endlich in Neuschloß einläuft.“ Und auf seiner eigenen Facebook-Seite Rhein-Neckar Runner verbreitet er unser Video und lobt die „Super-Stimmung in Neuschloß, wenn man kilometerlang alleine durch den Wald gelaufen ist.“

Damit das Publikum nicht schwächelte, versorgten die Aktiven der Bürgerkammer es in einem großen Zelt mit frischen Crepes, Brezeln, Kaffee und Kuchen. Eine gelungene Aktion neuen Stadtteilvertretung – für Sportler und Anwohner gleichermaßen.

Auch im verlängerten Ulmenweg waren – wie seit vielen Jahren – Anwohnerinnen und Anwohner rund um Familie Bärwald zur Stelle. Hier versorgen sich die Gäste selbst – mit einem kleinen, feinen Gemeinschaftsbüfett und leckerem Kuchen.

Die bisherige Ortsvorsteherin Carola Biehal steht auch an der Spitze der Bürgerkammer, die den Stadtteil in den kommenden fünf Jahren vertreten will. Die 20 Mitglieder der Kammer wählten die 50-Jährige in einer öffentlichen Sitzung einstimmig zur Vorsitzenden.

Zum Vorsitz gehören fünf weitere Frauen und Männern, die bisher sämtlich nicht kommunalpolitisch aktiv waren.

  • Jason Bog ist stellvertretender Vorsitzender.
  • Sonja Hilbert ist Schriftführerin, Gitte Weidenauer ihre Stellvertreterin.
  • Helmut Kleinsteuber fungiert als Pressesprecher.
  • Heinz Rupprecht engiert sich als Beisitzer im Vorsitz.

Die weiteren Mitglieder der Bürgerkammer sind Michael Bayer, Gisela Bürkel, Desiree Freeburn, Horst Irrgang, Helmut Kemnitzer, Günther Kirchenschläger, Robert Lenhardt, Eric Lunkenbein, Gerhard Pflästerer, Peter Scherb, Elfriede Svoboda, Maria Walter, Rolf Wegerle und Günther Weidenauer.

Folgende Karte veranschaulicht, in welchen Straßen die Mitglieder wohnen – auf die roten Punkte klicken.

Ein Blick auf die vertretenen Straßen zeigt, dass sich insbesondere Frauen und Männer engagieren, die Anfang der achtziger Jahre mit der zweiten Bebauungsphase nach Neuschloß gekommen waren. Manche Mitglieder der Bürgerkammer sind noch später zugezogen – meist weil sie die ruhige, waldnahe Lage schätzen – aber genauso, dass sie in wenigen Minuten in Mannheim und damit dem Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar sind.

Einige Mitglieder der Bürgerkammer sagten, sie engagierten sich in dieser Form, weil sie sich nicht an eine politische Partei binden müssten. Umgekehrt sind aber auch einige parteipolitisch Aktive dabei.

In diesem Kreis sind wichtige Einrichtungen des Stadtteils vertreten – die evangelische Johannesgemeinde genauso wie der SC Kurpfalz, die Meute wie der Altlastenverein und Projektbeirat.

In einem Treffen Ende April im Raum der Johannesgemeinde hatten zuvor 20 Frauen und Männer schriftlich ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt. Weil das genau der vorgesehenen Größe der Bürgerkammer entspricht, war eine Wahl der Mitglieder durch die Bevölkerung nicht notwendig. Im Rosengarten wie in Neuschloß gibt es seit der Kommunalwahl keine Ortsbeiräte mehr als Folge von Pannen einiger Parteien bei der Abgabe der Kandidatenlisten.

Die Liste der Mitglieder auf einen Blick:
* Bayer, Michael, Ulmenweg 35;
* Biehal, Carola, Ahornweg 4;
* Bog, Jason, Akazienweg 13;
* Bürkel, Gisela, Ahornweg 14a;
* Freeburn, Desiree, Buchenweg 9;
* Hilbert, Sonja, Eichenweg 7;
* Irrgang, Horst, Wacholderweg 10;
* Kemnitzer, Helmut, Akazienweg 7;
* Kirchenschläger, Günter, Buchenweg 23;
* Kleinsteuber, Helmut, Ahornweg 21a;
* Lenhardt, Robert, Tannenweg 1;
* Lunkenbein, Eric, Akazienweg 5;
* Pflästerer, Gerhard, Eichenweg 12;
* Rupprecht, Heinz, Ahornweg 6;
* Scherb, Peter, Akazienweg 94;
* Svoboda, Elfriede, Akazienweg 92;
* Walter, Maria, Ahornweg 22a;
* Wegerle, Rolf, Lindenweg 3;
* Weidenauer, Gitte, Buchenweg 5;
* Weidenauer, Günter, Buchenweg 5.

Die Bürgerkammer nimmt Gestalt an – und stößt weiter auf großes Interesse der Neuschlößer. Etwa 50 Frauen und Männer waren zu einem neuerlichen Informationsabend gekommen, zu dem der scheidende Ortsbeirat in den Bürgersaal am Ahornplatz eingeladen hatte.

Nach dem bereits in einem ersten Treffen im Febuar viele Neuschlößer ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet hatte, trugen sich jetzt erneut viele in eine Liste ein. Damit dürfte es mehr als 20 Mitstreiter geben – so groß soll die Bürgerkammer sein. Also ist eine Auswahl nötig. Erneut sprachen sich die Neuschlößer einstimmig dafür aus, eine stadtteilweite Wahl auszurufen. Interessierte können sich noch bis Freitag, 15. April, bewerben – per E-Mail an die Adresse buergerkammer(at)neuschloss.net.

Damit geht Neuschloß anders vor als der Stadtteil Rosengarten, wo ein Ältestenrat entscheiden soll, wer in der Bürgerkammer vertreten ist. „Neuschloß unterscheidet sich von Rosengarten. Wegen der beiden großen Bebauungsphasen kennen bei uns jene Leute, die hier seit langem leben, nicht unbedingt alle Zugezogenen“, erläuterte Ortsvorsteherin Carola Biehal. Und natürlich bringt eine Wahl auch eine bessere Legitimation der Kammer als Stadtteil-Vertretung.

Vorgesehen ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger je 20 Stimmen vergeben können – entsprechend der Anzahl der Sitze. Das Mandat gilt für zwei Jahre. Die Gewählten wiederum werden nach der Konstitutierung der Kammer eine Art Vorstand bestimmen. Biehal strich die Vorteile der Bürgerkammer gegenüber einem Ortsbeirat heraus: „Man muss auf keiner Liste einer Partei stehen, um hier mitzumachen“, sagte sie. Auch Jugendliche von 16 Jahren an oder städtische Bedienstete könnten dabei sein. Die Kammer könne künftig auch neben dem Ortsbeirat weiter bestehen.

Die scheidende Ortsvorsteherin Carola Biehal und ihr Stellvertreter Robert Lenhardt leiteten das Treffen.
Die scheidende Ortsvorsteherin Carola Biehal und ihr Stellvertreter Robert Lenhardt leiteten das Treffen.

Der stellvertretende Ortsvorsteher Robert Lenhardt sagte, die Kammer könne sich drei- bis viermal pro Jahr treffen – an jenen Abenden, an denen eigentlich die Ortsbeiräte hätten zusammentreffen sollen. Das erscheint sinnvoll, weil sich diese Termine gut in die Treffen der kommunalpolitischen Organe der Stadt einfügen.

Die Neuschlößer Bürgerrunde interessierte auch Vertreter der Lampertheimer Kommunalpolitik. Vor allem die SPD war unter den Gästen stark vertreten mit Erstem Stadtrat Jens Klinger, Stadtrat Hans Schlatter und dem Fraktionsvorsitzenden Marius Schmidt. Die FDP vertrat Vorsitzender Thomas Bittner. Für die CDU-Fraktion war Björn Hedderich dabei, der erkennbar mit dem Bürgerkammer-Projekt sympatisierte. Am Rande der Veranstaltung kündigte er gegenüber Neuschloss.net an, die Union wolle ich künftig verstärkt in Neuschloß engagieren.