Vielen Neuschlößern stinkt es. Und das liegt am Kanalsystem – übler Geruch zieht regelmäßig durch den Stadtteil. Die gute Nachricht ist: Die Stadtverwaltung will jetzt mit Filtern den Gestank eindämmen. Die schlechte: Die Fachleute haben keine Ahnung, warum es riecht: „Alles, was wir bisher zusammen getragen haben, ergibt kein schlüssiges Bild“, sagte der Baufachbereichsleiter der Stadt, Raimund Rinder, im Ortsbeirat.

Bisher nicht bestätigt oder widerlegt ist der Verdacht, es könnte einen Zusammenhang mit dem Schmutzwasser aus Hüttenfeld geben, das durch den Neuschlößer Kanal läuft.

Dabei kommt in der Ursachensuche moderne Technik zum Einsatz. Eine Spezialkamera lichtete jüngst den Kanal von innen ab – doch auch der Film half nicht weiter. „Es sind zwar kleinere Senken vorhanden. Doch die sollten nicht eine solche Geruchsbelästigung wie in Neuschloß auslösen“, sagte Rinder. Und: Senken und hohe Belästigung liegen räumlich auseinander. Besonders betroffen sind nach ersten Erkenntnissen die Forsthausstraße am Ortseingang aus Hüttenfeld kommend und am Schloss, der Lindenweg und der Ulmenweg.

Um dem Grund des Geruch-Übels noch auf die Spur zu kommen, sind Hinweise aus der Bevölkerung mit konkreten Angaben wichtig. Hier auf Neuschloss.net gibt’s das Eingabeformular dafür. Einfach klicken, eintragen und abschicken.

So will die Stadt dem Gestank erstmal beikommen: Zwei Sinkkästen – das sind die gusseisernen Wasserableiter direkt am Gehweg – sollen mit Gasaustrittsperren versehen werden. Und zehn Kanalschächte will die Verwaltung mit Biofiltern ausstatten. Die gab’s früher schonmal in Neuschloß, wurden dann aber im Rahmen der Sanierung ausgebaut. Gut, dass der städtische Bauhof sie aufgehoben hat.

Der Filter besteht zum einen auf einem Plastikeinsatz, so groß wie der runde Kanaldeckel. Zum anderen wird eine Patrone eingefügt mit einem biologischen Mittel, das etwa fünf Jahre lang hält. Vielleicht gelingt es ja mit Hilfe der Angaben der Anwohner, in dieser Zeit das Problem grundsätzlich zu lösen.

Manchmal sind es kleine Dinge, die von Großem künden: In dem Schaukasten am Ahornplatz informiert jetzt der Verein SC Kurpfalz Neuschloß über sein Angebot. Zuvor hielt die HIM-ASG dort die Bürger über den Stand der Altlastensanierung auf dem Laufenden. Doch die neigt sich dem Ende zu – es gibt offenbar nicht mehr allzu viel zu berichten.

Auch für den Schaukasten an der Bushaltstelle Forsthausstraße ist neuer Inhalt gefunden, berichtete Ortsvorsteherin Carola Biehal im Ortsbeirat. Darin hängen bald wieder ein Stadtplan und Informationen über das Schloss.

Und so zeigen die Schaukästen symbolisch: In Neuschloß kehrt langsam, aber sicher wieder der Alltag ein – jenseits der Sanierung. Wie schön.

So wie auf diesem Bild ist es normalerweise: Die Neuschlößer Kinder steigen in ihren Schulbus normaler Größe. Am Montag, 19. November, war alles anders. Weil ein Gelenkbus der Firma Müller nicht anspringen wollte, schickte das Bibliser Busunternehmen nur ein Fahrzeug in normaler Größe nach Neuschloß, um die Jugendlichen zum Schulzentrum West zu bringen. Das war jenes Fahrzeug, das eigentlich auf einer anderen Linie die Grundschüler des Stadtteils in die Pestalozzischule bringen sollte. Für die Kleinen kam dann ein Minibus, wie er vom Lampertheimer Stadtverkehr bekannt ist.

Die Sitzplätze dort reichten natürlich bei Weiten nicht für alle Sechs- bis Zehnjährigen. Einige Eltern wollten nicht ihre Kinder mit den schweren Ranzen im Bus stehen sehen – und organisierten nach einigen Debatten am Bus kurzerhand Elterntaxen zur Schule.

Update 23. November: Schulleitung und Schulelternbeirat informieren die Neuschlößer in einem Elternbrief – hier ein Auszug:

Uns ist es genauso wichtig wie Ihnen, dass Ihre Kinder zuverlässig und sicher aus Neuschloß zur Pestalozzischule kommen. Insbesondere ist uns daran gelegen, dass Sie Ihren Nachwuchs ruhigen Gewissens auch ohne elterliche Begleitung zur Haltestelle schicken können.

Wir haben deshalb vereinbart, dass das Busunternehmen die Schule von sofort an bei jeglichen Ausnahmesituationen so früh wie möglich in Kenntnis setzt. Das ermöglicht uns, Eltern zu informieren, von denen wir wissen, dass sie ohnehin mit zur Haltestelle kommen. Damit wollen wir erreichen, dass Eltern, Kinder und Busfahrer gleichermaßen wissen, wie wir bei einer konkreten Panne vorgehen – und nicht am Bus darüber streiten müssen.

Hier geht bald das Licht aus, und die ohnehin bescheidene Infrastruktur in Neuschloß wird noch schlechter: Die Sparkasse kündigt an, sie werde die Geld- und Serviceautomaten an der Ecke Ahorn-/Ulmenweg abbauen. Am Mittwoch, 5. Dezember, beginnt die bargeldlose Zeit im Stadtteil. Die Geräte hätten auf den neusten Stand gebracht werden müssen, heißt es. Das Geld sparte sich die Sparkasse wohl lieber.

Damit steht Neuschloß jetzt schlechter da als vor 30 Jahren. Bevor der Stadtteil mit dem Baugebiet deutlich gewachsen war, hatte an bestimmten Tagen ein Bus der Sparkasse Worms mit einer mobilen Zweigstelle die Kunden versorgt. Die Volksbank betrieb eine Filiale im Lindenweg unweit der Forsthausstraße – übrigens neben der Post-Filiale, die es damals auch noch gab.

Später zogen die Genossen in die neu errichtete Filiale am Ahornplatz – dort, wo jetzt die Evangelische Johannesgemeinde zu Hause ist. Die Sparkasse öffnete am Ahornweg ihre Zweigstelle. Zu den besten Zeiten hatte Neuschloß also eine Post- und zwei Bankfilialen.

Von all dem geblieben ist ein Briefkasten der Deutschen Post an der Bushaltestelle Ulmenweg.

Update 22. November: Der Ortsbeirat verabschiedet eine Resolution: Der Magistrat möge sich für den Erhalt der Zweigstelle einsetzen.