Gerüst vor dem städtischen Kindergarten im Wacholderweg.
Gerüst vor dem städtischen Kindergarten im Wacholderweg.

Ein Gerüst rund um das Gebäude kündet davon: Die Stadt renoviert ihren Kindergarten im Wacholderweg. Das ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Fragen kann man aber durchaus, ob es geschickt ist, ausgerechnet im Dezember die Fenster auszutauschen.

Erster Stadtrat Jens Klingler erläuterte im Ortsbeirat, das für die Planung zuständige kommunale Bauamt habe im Lauf des Jahres viele andere Projekte schaukeln müssen – und sei schlicht nicht früher fertig geworden mit der Vorbereitung der Arbeiten am Kindergarten. Ins nächste Jahr wolle man die Renovierung aber nicht verschieben, weil dann bereits zugesicherte Mittel verfielen.

Klingler räumte unumwunden ein: „Das ist nicht gut gelaufen.“ Er verstehe die Verwunderung. „Und ich verspreche Ihnen, sowas wird auch künftig nicht mehr vorkommen.“ Die Verwaltung werde daraus lernen.

Am Ende also wird doch noch eine vorbildliche Sache aus dem Fenstertausch im Dezember: In der Verwaltung funktioniert etwas nicht so gut, wie Bürger es erwarten können; die Chefs geben ihren Kritikern ohne Diskussion recht – und tragen gemeinsam mit der Fachabteilung dafür Sorge, dass es beim nächsten Mal besser klappt. Das überzeugt.

Ob beim gemeinsamen Schneekehren vorm Haus oder beim zufälligen Treffen während des Einkaufens in der Stadt – für die Neuschlößer gibt es weiterhin nur ein Thema: die öffentliche Aussage des CDU-Stadtverordneten Werner Hofmann, er wolle seine möglichen Enkelkinder nicht im altlastensanierten Neuschloß spielen sehen. Die Empörung darüber bleibt groß in unserem Stadtteil.

Auf der Facebook-Seite von Neuschloss.net wird die Anwohner-Forderung laut, die CDU im Ortsbeirat möge Stellung nehmen zu der bisher in der Partei unwidersprochenen Aussage Hofmanns.

Neuschloss.net hat via Facebook bei der CDU Lampertheim nachgefragt, ob sie hinter Hofmanns Aussage steht – wir sind gespannt auf Antwort.

Facebook-Anfage an CDU-Lampertheim
Facebook-Anfage an CDU-Lampertheim

Update, 11. Dezember
Die CDU Lampertheim antwortet auf Facebook:
„Hallo nach Neuschloß! Neben der Stellungnahme von Herrn Hofmann in der Presse können Sie in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Freitag mit einer weiteren Stellungnahme rechnen. Freundliche Grüße Ihre CDU Lampertheim“

Paul Schneider, über die FDP-Liste in den Ortsbeirat eingezogen, übt Kritik in Form eines Leserbriefs, den auch der Südhessen Morgen am Samstag abdruckte. Er fragt: „Ist sich Herr Hofmann bewusst, wie desavouierend solche Äußerungen auf Eltern von Kleinkindern, die jetzt schon dort den Kindergarten besuchen?“

Ähnlich wie Projektbeirat und Neuschloss.net fordert Schneider indirekt den Rücktritt Hofmanns, wenn er formuliert: „Das ist nicht nur arrogant, sondern disqualifiziert den Politiker auch in seiner Kompetenz als Vertreter einer großen Volkspartei.“

Hofmann kann nach Angaben des Südhessen Morgen die ganze Aufregung nicht verstehen. Vor allem die Reaktion von Bürgermeister Erich Maier habe ihn „maßlos gewundert“. Der Verwaltungschef hatte Hofmanns Aussage als „unglaublich“ und „geradezu katastrophal“ bezeichnet und gesagt, damit setze die CDU einen ganzen Stadtteil in Misskredit, der für die Summe von 80 Millionen Euro saniert worden sei.

Hofmann erläuterte dem Südhessen Morgen, es sei eine prinzipielle Entscheidung seiner Fraktion, dass in Lampertheim nicht mehr auf altlastensanierten Flächen gebaut wird – und nicht in seinem Sinne gewesen, den Lebenswert des Stadtteils grundsätzlich infrage zu stellen. Inwieweit seine Äußerungen im Ausschuss missverständlich gewesen seien, wolle er vor der nächsten Parlamentssitzung prüfen.

Nach Informationen von Neuschloss.net kommt die CDU-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung am Montag zusammen. Öffentlich verhandelt wird das Thema Krippenstandort und damit auch Hofmanns Äußerung in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Freitag, 19 Uhr, im Stadthaus, Zuschauen ist kostenlos.

Neuschloss.net dokumentiert Schneiders Brief hier in voller Länge.

Man kann sicherlich darüber streiten, ob der Bau der Kita im Stadtteil Neuschloß anstatt auf dem Lutherplatz in der Innenstadt die beste Lösung ist, auch wenn dies für die Stadt die kostengünstigste Variante ist, aber andererseits auch einen regen Pendelverkehr zwischen der Stadt bzw. Hüttenfeld und Neuschloss bedeuten wird.

In der jüngsten Ausschusssitzung wurde nun noch ein weiteres „kritisches“ Argument vorgetragen: CDU-Fraktionsmitglieds Hofmann meinte (wie zu lesen war), „er selbst möchte sich nicht vorstellen, dereinst eigene Enkel in einer solchen Krippe beaufsichtigt zu wissen“. Er hält eine Herberge für Kleinkinder ausgerechnet auf einem sanierten Altlastengelände zu errichten für bedenklich.

Ist sich Herr Hofmann bewusst, wie desavouierend solche Äußerungen auf Eltern von Kleinkindern, die jetzt schon dort den Kindergarten besuchen, bzw. auf die (wahrscheinlich demnächst ehemaligen) CDU-Wähler aus diesem Stadtteil wirken, die gerade die Strapazen einer langjährigen Sanierung hinter sich haben?

Bürgermeister Maier hat allen Grund, empört zu reagieren. Das ist nicht nur arrogant, sondern disqualifiziert den Politiker auch in seiner Kompetenz als Vertreter einer großen Volkspartei. Man kann nur hoffen, dass dies die Meinung eines Einzelnen ist und bleibt.

Den eigenen Enkeln des Herrn Hofmann möchte man wünschen, dereinst nicht die geistig- moralische Gesinnung ihres Großvaters zu erben, es könnte sich als eine unbewältigte Altlast erweisen.

Im Kurznachrichtendienst Twitter gibt es einen Account, der sich CDU_Lampertheim nennt. Als Follower erhielt Neuschloss.Net gerade eine Kurznachricht von diesem Absender. Inhalt: ein Link zu einer Pornoseite im Internet.

Dass die CDU Lampertheim auch im ganz realen Leben reichlich Müll von sich gibt, beweist sie in der Diskussion über einen Standort für die geplante weitere Kinderkrippe in Lampertheim – wenn ihr Stadtverordneter Werner Hofmann im städtischen Ausschuss für Familie, Jugend und Senioren sagt, eine altlastenbefreite Erde in Neuschloß könne er seinen möglichen Enkeln nicht zumuten.

Die Fläche neben dem Kindergarten, die als Baugrund zur Debatte steht, ist nach der gleichen Technik bearbeitet wie die meisten anderen Grundstücke in Neuschloß. Das heißt, die CDU Lampertheim geht davon aus, dass die Sanierung der mehr als hundert Grundstücke auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Chemischen Fabrik nicht sorgfältig genug ausgefallen ist. Jedenfalls nicht so gründlich, dass dort Kinder spielen könnten.

Der Verdacht, das Leben in Neuschloß sei trotz der Sanierung mit all ihren Lasten für Anwohner und öffentliche Haushalte weiter gefährlich, ist schwerwiegend. Als Neuschlößer Bürger erwarte ich von der CDU, dass sie mich und die anderen Bewohner des Stadtteils umgehend über die Hintergründe dieser Einschätzung informiert. Schließlich habe ich schon jetzt Kinder, die im Garten spielen – und nicht vielleicht erst irgendwann Enkelkinder wie Herr Hofmann.

Freilich könnte sich auch herausstellen, dass es keine Fakten gibt, die Hofmanns Worte belegen. Sie wären dann gedankenloses Geschwätz – und zwar auf Kosten der Neuschlößer, die sich schon seit vielen Jahren um ihre Gesundheit und den Wert ihrer Immobilien sorgen müssen. Wer mit solchen existenziellen Ängsten der Einwohner eines ganzen Stadtteils spielt, nur um Punkte in einer politischen Debatte über einen Krippenstandort zu sammeln, verfehlt seine Aufgabe als Volksvertreter ganz und gar. Hofmann versteht offenbar nicht einmal, was er den Menschen antut, die er eigentlich vertreten sollte.

Deshalb, Werner Hofmann: Belegen Sie die Gefährdung der Neuschlößer trotz der Sanierung – oder treten Sie von Ihren politischen Ämtern zurück!

Und wenn sich die CDU als Partei und Fraktion nicht dem gleichen Verdacht ausgesetzt sehen will, täte sie gut daran, sich von Hofmanns Äußerungen zu distanzieren. Einmal schon hat sie diese Chance verpasst: in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses zum gleichen Thema. Ich bin gespannt auf die Stadtverordentenversammlung am Freitag, 14. Dezember, um 19 Uhr. Und viele weitere Neuschlößer sicher auch.

Presseschau dazu:

Update 10. Dezember: Eine Version ohne Porno-Einstieg ist heute als Leserbrief in der Lampertheimer Zeitung erschienen. Der Twitter-Account der CDULampertheim verschickt aber weiter Porno-Nachrichten an Follower, jetzt schon drei.

Das Bürgerbüro in der Forsthausstraße 13.
Das Bürgerbüro in der Forsthausstraße 13.

Gute Nachricht für Neuschlößer, die mit der Altlastensanierung noch nicht abgeschlossen haben: Das Bürgerbüro als direkter Ansprechpartner der Anwohner und die Projektleitung der Sanierungsfirma HIM-ASG bleiben ein Jahr länger als geplant in Neuschloß. Das berichtet der Projektbeirat.

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, es gebe nur noch wenig zu tun – es ist durchaus sinnvoll, dass das Büro bleibt. Denn noch sind nicht alle Gärten und Nebengebäude wieder aufgebaut. Hier und da müssen die Handwerker auch nachbessern. Sowas lässt sich nur schwer am Telefon klären.

Zudem müssen die Sanierer in vielen Fällen noch ausrechnen, wie teuer die Arbeiten für die Grundstücksbesitzer jeweils werden. Die Aufstellung ist in der Regel lang und erklärungsbedürftig. Auch hier helfen Gespräche von Angesicht zu Angesicht.

Neuer Standort des Bürgerbüros: Erlenweg 4.
Neuer Standort des Bürgerbüros: Erlenweg 4.

Die Umzugskisten werden dennoch gepackt: Das Büro verlässt seinen langjährigen Standort an der Forsthausstraße und zieht in den Erlenweg 4. Eingesessene Neuschlößer mit gutem Gedächtnis wissen: Das ist jenes Mietshaus beim Schloß ums Eck, in dem vor einigen Jahrzehnten die Bäckerei Herweck eine Filiale betrieb.

Vor Ort bleibt Bürgerberater Jochen Blecher. Sein Kollege Jürgen Froch verlässt Lampertheim zum Jahresende. Der Dritte im langjährigen Bunde, Oliver Hamann, hat schon länger andere Aufgaben übernommen. Für die HIM-ASG bleibt Projektleiter Ulrich Urban in Neuschloß.

Die Sprecherin des Projektbeirats und Ortsvorsteherin Carola Biehal sagt, sie habe in den vergangenen Wochen das Bürgerbüro in Gesprächen auch mit dem Land zum Thema gemacht. „Wir freuen uns sehr, dass wir 2013 vor Ort noch Ansprechpartner haben.“

Neuer Standort des Bürgerbüros: Erlenweg 4.
Neuer Standort des Bürgerbüros: Erlenweg 4.