Jener Fußweg, der den Wacholderweg mit der L 3110 verbindet, musste viele Jahre lang der Bereitstellungsfläche der Altlastensanierer Platz machen. Nun ist er wieder da; so neu noch ist er, dass zwischen den Knochensteinen nichtmal unerwünschtes Grünzeug wächst. Da reiben sich in diesen Tagen die Neuschlößer die Augen: Arbeiter haben begonnen, den Weg wieder abzubauen.

Ein Schildbürgerstreich? Nur auf den ersten Blick. Das Ganze hängt zusammen mit dem anstehenden Bau der Kinderkrippe auf dem städtischen Grundstück zwischen Kindergarten und Weg. Das ist zu klein für einen eingeschossigen Bau. Das benachbarte Grundstück auf der anderen Seite des Wegs gehört der katholischen St.-Andreas-Gemeinde. Schon länger war die Stadt im Gespräch mit den Kirchenämtern, ohne Ergebnis. Der Weg wurde gebaut, die Krippe auf zwei Etagen angedacht. In letzter Minute dann die Wende: St. Andreas verkaufte 470 Quadratmeter ihrer Fläche doch an die Stadt, die Krippe wird nun tatsächlich komplett ebenerdig – nur der Weg muss halt weichen. Also eher ein Happy End und kein Streich.

Die Arbeiter kümmern sich zunächst um die Versorgungsleitungen, die zu allem Überdruss unter dem Weg liegen. Das läuft gerade. Dann sammeln sie vorsichtig die Betonsteine ein – sie sind ja noch recht neu und sollen wieder verwendet werden. Denn eine Fußgänger-Verbindung soll es auch künftig geben zwischen Wacholderweg und Landesstraße – und zwar zwischen Kindergarten und künftiger Krippe. Dort, wo zu Sanierungszeiten der Behelfsweg entlang ging.

An der L 3110, die ja in der Neuschlößer Ortsdurchfahrt auch auf den Namen Forsthausstraße hört, waren jüngst in Höhe der Fußgängerampel die Stadtgärtner aktiv. Sie entfernten am Straßenrand einen kleinen Erdwall, pflanzten Sträucher an und einen Rasenstreifen.

Doch die Freude währte nicht lange. Autos und Lastwagen fuhren über den neuen Grünstreifen, der sich unmittelbar an den Fuß- und Fahrradweg anschließt – und beschädigten ihn. Der städtische Bauhof schuf nun Abhilfe: Er karrte ein paar größere Steine an und verteilte sie so, dass für vierrädrige Fahrzeuge kein Durchkommen mehr ist. Auf dass Neuschloß auch dort ergrünt.

Im vorangegangenen Treffen hatte der Ortsbeirat die Neuschlößer noch zu ehrenamtlichem Engagement aufgerufen. Das gab’s zwischenzeitlich. Aber das ist nun auch nicht recht. Es dürfe keinen Parallel-Ortsbeirat geben, mahnte Erster Stadtrat Jens Klingler. Und auch einer kurzen Stellungnahme von Ortsvorsteherin Carola Biehal war zwischen den Zeilen zu entnehmen, dass sie sich ärgert.

Was war geschehen? Ursache für die Aufregung ist das wohl meistgehasste Vorhängeschloss von Neuschloß: Es hängt vor dem früheren Bolzplatz am Sodabuckel. Dass diese Tobefläche für Jugendliche wegen der gefährlichen Altlasten gesperrt ist und bisher kein Ersatz bereit steht, bewegt offenbar einige Jugendliche und deren Eltern. Eine Unterschriftenliste ging um in Neuschloß.

Das gefällt nicht allen. „Auch ich bin ungeduldig“, erklärte Ortsvorsteherin Carola Biehal. Und: „Erlauben Sie mir hier noch eine Bemerkung: Auch wenn man nichts hört, wir arbeiten an dem Thema und man kann mich immer direkt ansprechen, auch jedes Mitglied unseres Beirates.“

Die längst begonnene Standortsuche sei problematisch, weil viele Flächen im oder am Wald, die in Frage kommen, altlastenverdächtig sind. „Die Sicherheit muss an erster Stelle stehen“, erläuterte Biehal die spezielle Situation in Neuschloß. Sie sagte den unterschriften-sammelnden Eltern ein Treffen noch vor der nächsten Sitzung des Ortsbeirats im August zu.

Das klingt versöhnlich. Und vielleicht war es ja auch schlicht das Ziel der bürgerschaftlichen Initiative, den Ortsbeirat in seiner Fordering gegenüber der Verwaltung, einen Platz zu finden, mit einer öffentlichen Diskussion zu helfen. Reden allerdings hätte man sicher schon vorher miteinander können.

Die Hammer-Nachricht hätte Erster Stadtrat Jens Klingler fast vergessen. Nur auf Nachfrage des Ortsbeirats verkündete er: Der Beamtenbau des ehemaligen Jagdschlosses – Wahrzeichen und Namensgeber von Neuschloß – ist verkauft. Die Stadt hat das Gebäude an einen Investor gegeben, der Vertrag ist beurkundet.

Dass nun bald die Handwerker anrücken und das historische Gebäude auf den Kopf stellen – damit ist aber vorerst nicht zu rechnen. Die Planung dauert ein klein wenig länger als üblich, des Denkmalschutzes wegen: Klinger spricht von eineinhalb Jahren Vorbereitung.

Wer der Käufer ist und was er vor hat – das wurde vor Jahr und Tag mal im Ortsbeirat besprochen. Der Name des Investors stand aber in keiner Zeitung. Weil der Geldgeber darum gebeten hatte. Ein durchaus fragwürdiges Vorgehen. Denn immerhin sitzen im Ortsbeirat die gewählten politischen Vertreter der Neuschlößer, auch um Transparenz in Verwaltungsangelegenheiten zu bringen. Die nervöse Geheimhalterei des gesamten Gremiums steht diesem Anspruch entgegen.

Klar ist immerhin: Die frühere Jugendgruppe und jetzige Aktionsgruppe Meute darf im Keller des Beamtenbaus bleiben. Das habe der Investor zugesagt. Natürlich nicht öffentlich. Hoffentlich steht es dann wenigstens im Vertrag.

Wird hier bald auch das gelbe Ortsschild von Neuschloß hängen? Das ist eine der Ideen, die der Ortsbeirat diskutiert, wie der Verkehrslärm für die Anwohner des Stadtteils an der L 3110 weniger werden kann. Der Gedanke dahinter: Müssen die Fahrzeuge schon früher bremsen, sind sie spätestens im Ortskern langsamer und leiser. Der Charme dieser Lösung ist natürlich auch der, dass so eine Schilderverlegung kaum was kostet.

Die Zeit für eine Lösung, so erzählen sich die Neuschlößer, drängt. Eine Familie sei bereits entnervt weggezogen.

Nur nutzt der Vorschlag am Ende tatsächlich was? Wenn überhaupt, müsste die Radarfalle ebenfalls bis zum früheren roten Backsteinhaus – jetzt das ockerfarbige Anwesen – in Höhe des östlichen Waldfriedhof-Parkplatzes verschoben werden. Doch Beobachtungen, beispielsweise am der Radaranlage in der 30er-Strecke im Hüttenfelder Ortsdurchgang, stimmen wenig optimistisch. Da wird schön vor der Radarfalle abgebremst – und danach wieder beschleunigt. In Neuschloß wären die Autos bis zum Ortskern wieder schön schnell. Das klingt nach keiner guten Idee.

Update: Hintergrund: Weil täglich mehr als 8200 Fahrzeuge durch Neuschloß rollen, hat das Land die L 3110 in den Lärmaktionsplan aufgenommen. Praktischer Effekt: Wiesbaden beteilgt sich an den Kosten für Lärmschutzprojekte. Da ist es hilfreich, entsprechende Ansatzpunkte vorweisen zu können.

Also hatte der Lampertheimer SPD-Ortsverein die Bevölkerung aufgerufen, Vorschläge zur Lärmminderung einzubringen. Ortsvorsteherin Carola Biehal, auch in der SPD aktiv, berichtete dem Beirat von sieben Stellungnahmen, die sie an das Regierungspräsidium weitergereicht habe. Neben einer Verlegung des Ortsschilds stehen auf der Vorschlagsliste ein Überholverbot, Tempo 30, Flüsterasphalt und eine tiefere Fahrbahndecke sowie eine Umgehungsstraße, beispielsweise vom Kreisel an der L 3110 in Höhe des Hundeheims über den Schwarzen Weg.