Wer gerne im Lampertheimer Wald radelt oder joggt, mag gar nicht glauben, dass dort in der freien Natur auch gar nicht so kleine Tiere zu Hause sind. Wildschweine etwa oder Rehe. Zu sehen bekommen wir das Wild meist nur nachts als Autofahrer – wenn es zwischen Hüttenfeld und Neuschloß neben der Landesstraße steht. Das wiederum gar nicht so selten. Gut, wenn wir dann nicht zu schnell unterwegs sind.

Jetzt hat es wieder ein Wildschwein erwischt. Das Interessante: Der Unfall ereignete sich nur wenige Meter hinter Neuschloß. Die Wildschweine nähern sich offenbar unserem Stadtteil. Das tote Tier lag eine Zeit lang im Straßengraben, wohl sorgfältig zur Seite gelegt. Später wurde es mit einem Anhänger abgeholt. Auf der Straße sind Kreidespuren zu sehen, die von dem Unfall zeugen.

Beeindruckend sieht das Tier in jedem Fall aus. Möglicherweise radelt man nachts, wenn das Wild aus seinen Verstecken kommt, besser anderswo als im Wald.

Update: Auf der Facebook-Seite von Neuschloss.net berichtet Anwohnerin Bianca Schweiß von Wildschweinen hinter den Stichstraßen zum Wald: „Ich sehe bzw. höre oft spätabends, wenn ich mit meinen Hunden die letzte Gassitour in den Wald mache, Wildschweine. Und ich laufe lediglich den Hauptweg direkt hinter den Wegen; Espen, Ahorn, Platanen, Ginster, auch hier tummeln sich die Schweine.“ Nachbarn mit den Gärten direkt zum Wald hätten ihre Zäune verstärkt, um Wildschweine daran zu hindern, regelmäßig den Rasen umzugraben.

Angriffslustig seien die Tiere nicht: „Die sind zum Glück immer am flüchten“, schreibt Bianca Schweiß. Ob das an ihren eher großen Hunden liege oder an ihre Beleuchtung, wise sie nicht. „Aber sie bewegen sich zum Glück immer weg.“

Und am Schluss saußte der Mann mit dem roten Mantel quer über den Ahornplatz direkt auf die Bühne – zumindest für die Kinder der Höhepunkt eines stimmungsvollen Nachmittags mit viel Musik, leckerem Essen und schönen, kleinen Geschenkideen. Der Weihnachtsmarkt auf dem Ahornplatz ist – neben dem noch jungen Schlossfest – das große Ereignis für unseren Stadtteil.

Über mangelnde Resonanz müssen sich die Organisatoren nicht beschweren – weder was die Marktbestücker betrifft, noch den Besuch. „Mehr Stände gehen hier nicht“, rief Stefan Spiesberger erfreut den Gästen zu. Und viel mehr Besucherinnen und Besucher müssen es auch nicht zwingend werden, wenn es so gemütlich bleiben soll wie bisher.

Die Stände zeigten viele geschmackvolle Geschenkideen – vom Modeschmuck über weihnachtliche Holzarbeiten bis hin zur Tuchkunst. So mancher größerer Markt bietet da weniger. Vom angebotenen Essen war vieles handgemacht – etwa die lecken Pizzen von Familie Castellani oder der Flammkuchen des Lampertheimer Männerkochclubs „Spargelrunde“. Auch hier zählt Qualität statt Quantität.

Der kommunale Kindergarten war mit einem eigenen Stand vertreten, der Sportclub Kurpfalz, die Ghana-Inititiave und viele mehr. Die evangelische Johannesgemeinde öffnete ihre Räume genauso wie das Café am Ahornplatz für Kaffee und Kuchen, was besonders gerne ältere Gäste annahmen.

Zentral die Musik. Der evangelische Posaunenchor stimmte die Besucher mit weihnachtlichen Weisen auf den Advent ein. Später traten gemeinsam der Chor der Pestalozzischule, an der auch der Neuschlößer Nachwuchs lernt, und Mädchen und Jungen des Kindergartens im Wacholderweg auf.

All das lockt natürlich viele auch Lampertheimer Eltern auf den Ahornplatz. Die Leiterin der Pestalozzischule, Michaela Ohse, applaudierte dem Chor genauso zu wie deren kommissarische Amtsvorgängerin Simona Herrmann. Schüler von Spiesbergers KidsOnKeys-Musikschule begleiteten den Chor am Keyboard.

Der Ortsbeirat hatte die Bedingungen hinter den Kulissen verbessert: Es stand erstmals ein professioneller Stromverteilerkasten zur Verfügung. Hier musste in den vergangenen Jahren immer wieder improvisiert werden.

Ein für Jung und Alt gelunges Fest – von dem wir gerne nachfolgend ein paar Impressionen zeigen.

So berichten andere: Tip, Lampertheimer Zeitung, Südhessen Morgen.

Wer heute durch den alten Teil von Neuschloß läuft, sieht schöne neue Straßen und blühende Gärten – das Ergebnis der aufwendigen Bodensanierung. Doch tief unter der Erde, im Grundwasserleiter, gibt es weiter Hinterlassenschaften der früheren chemischen Fabrik. Im Blickpunkt steht dabei vor allem Arsen.

An der Landesstraße, in der Nähe von Abwasserpumpstation und kleinem Friedhof-Parkplatz, rauscht das Grundwasser durch die Sanierungsanlage. Tag und Nacht ziehen bisher die Pumpen dort Wasser aus verschiedenen Brunnen an, reinigen es und geben das gesäuberte Nass über andere Brunnen zurück ins Grundwasser. Jedes Jahr holt die Anlage 60 Kilogramm Arsen aus dem Grundwasser. Das ist eine ordentliche Menge; etwas deutlicher formuliert: Daran können ziemlich viele Menschen sterben.

Die Grundwassersanierung könnte also ein Erfolg sein – wäre die Gesamtbelastung nicht kaum vorstellbar hoch. Die Experten gehen von sieben bis zehn Tonnen Arsen im Neuschlößer Grundwasserleiter aus. So richtig was ändern würde sich im Grundwasser, geht alles so weiter wie bisher, also frühestens in 150 Jahren.

Andererseits: Die Schadstofffahne, ein Kilometer lang, bewegt sich mit 15 Zentimeter pro Jahr in Richtung Wasserwerk im Bürstädter Wald. Heute liegen noch 2,5 Kilometer zwischen Arsen und Werk. Demnach erreichen die Schadstoffe das Wasserwerk in 300 bis 400 Jahren.

Für das Grundwasser sind das nicht wirklich lange Zeiträume. Aber uns Menschen kommt das alles ziemlich lange vor. Vor allem dem Land Hessen, das die laufende Grundwassersanierung bezahlen muss, kommt das alles ewig lange vor. Auch mit Blick darauf, dass man mit dem eingesetzten Geld bei anderen Projekten an anderen Orten schneller zu vorzeigbaren Erfolgen kommen kann.

Deshalb soll es so wie bisher nicht weitergehen in Neuschloß. „Die Effektivität ist gleich null, weil die Ist-Konzentration weiter gleich der Ausgangs-Konzentration ist – und das bei Kosten von bisher insgesamt gut acht Millionen Euro“, erläuterten die Behörden dem Projektbeirat Altlasten Neuschloß. Mit der derzeitigen Technik sei Neuschloß nicht sanierbar.

Nun also gehen die aktuellen Bestrebungen dahin, den Schaden unter der Erde nicht zu beseitigen, sondern zu sichern. Sprich mit einem auszuklügelnden System von Wasserentnahmen und -zufügungen über verschiedene Brunnen dafür zu sorgen, dass sich die Schadstofffahne nicht weiter bewegt. Dreck und Gifte bleiben im Grundwasserleiter unter Neuschloß. Zugleich schraubt das Land die eigentliche Grundwassersanierung zurück, um Geld zu sparen.

Eine Chance hat Neuschloß aber, doch noch einen sauberen Grundwasserleiter zu bekommen. Die Universität Heidelberg entwickelt derzeit ein chemisches Verfahren, das helfen könnte. Die Behörden haben vor einigen Tagen einen zweijährigen Feldversuch angestoßen, der darauf basiert. Start soll im kommenden Jahr sein. Das Prinzip: Ins Grundwasser wird ein Stoff gegeben, der dafür sorgt, dass sich mehr Arsen im Grundwasserleiter löst. Entsprechend größere Mengen könnte die Grundwassersanierungsanlage dann in gegebener Zeit aufnehmen.

Wenn das Heidelberger Verfahren funktioniert, erscheint eine Sanierung innerhalb von zehn, 15 Jahren denkbar. Auch für das Land könnte das ein politisch vermittelbarer Zeitraum sein – es könnte sogar einen bisher einzigartigen Erfolg verkünden. Klappt die Technik nicht, muss Neuschloß nach der Vorstellung der Behörden mit der festgezurrten Schadstofffahne leben.

Die Anwohnervertretung der Neuschlößer – Projektbeirat Altlasten und Altlastenverein – hält eine Sicherung statt einer Sanierung für inakzeptabel. „Wir kämpfen für eine Sanierung, wir wollen keine Sicherung!“, sagte Vorsitzende Carola Biehal in der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins. Und: „Unsere große Hoffnung der Feldversuch.“

Update November 2016: Der Modellversuch, den Regierungspräsidium Darmstadt und Universität Heidelberg gemeinsam betreiben, verläuft vielversprechend. Inzwischen liegt der Abschlussbericht vor; bis Februar 2017 entstehen die Detailpläne, wie ins Grundwasser zugeführte Phosphate das an Gesteinen festsitzende Arsen am besten lösen. Entscheidend bei der Grundwassersanierung ist am Ende die Finanzierung, die auf das Land hinaus laufen könnte.

Update Sommer 2017: Es liegt eine Machbarkeitsstudie zur großtechnischen Umsetzung der Arsenmobilisierung vor. Das Hessische Umweltministerium finanziert das Projekt.

So berichten andere: Uwe Rauschelbach kommentiert im Südhessen Morgen. Er schreibt unter anderem: „In der Tat wäre ein Zukunftsszenario von der Art, dass in Neuschlosser Grundwassertiefe eine Zeitbombe namens Arsen ticken könnte, nicht zu akzeptieren. Warum sollten 80 Millionen Euro in einen Stadtteil gesteckt worden sein, nur um dieses unwägbare Risiko auf die Schultern nachfolgender Generationen zu schieben? Den Sodabuckel werden die Bewohner dulden müssen. Er wird aber in einen Zustand versetzt, der sein Risikopotenzial herabsetzt. Davon kann bei der Grundwassersanierung noch keine Rede sein. Die Bewohner des Stadtteils werden noch einmal tief Luft holen und sich zu Wachsamkeit ermahnen müssen.“

Der zugehörige Bericht zeigt in einem Bild die Grundwassersanierungsanlage von innen.

Die Lampertheimer Zeitung berichtet ebenfalls.

Der alte Vorstand des Altlastenvereins ist auch der neue: Die Mitglieder bestätigten die Vereinsspitze komplett. Erste Vorsitzende bleibt also Carola Biehal, zweiter Vorsitzender Günter Weidenauer, dritter Vorsitzender Michael Bayer. Den Vorstand komplettieren Schriftführerin Gabriele Klos, Kassenwart Günter Kirchenschläger sowie Beisitzerin Helga Irrgang und Beisitzer Horst Irrgang. Das Mandat läuft über weitere zwei Jahre.

Zu Beginn des Treffens im Café am Ahornplatz gedachten die Anwesenden dem Gründungsmitglied Ralf Peter mit einer Schweigeminute. Er war im August überraschend gestorben.

Der neue Einheitliche Regionalplan der Metropolregion lässt, nach all den Diskussionen mit den Kurpfälzern, die ICE-Trasse wieder in der Nähe von Neuschloß zu. Das zeigt: Die Lampertheimer mit ihrem Wald sind den Mannheimern heute genauso schnuppe wie gestern. Hauptsache, die ICE halten mitten in ihrer Stadt, zur Freude des Einzelhandels. Der Kuschelkurs, den Lampertheim mit der Metropolregion fährt, führt offenbar nicht zum Ziel.

Lampertheim hätte von Anhang an auf Konflikt und einen Regionalbahnhof zwischen Mannheim und Heidelberg setzen sollen. Das hätte der Bahn gefallen, weil eine solche Verbindung die schnellste ist. Auch in vielen anderen Metropolen fährt man in zehn S-Bahn-Minuten zum Fernbahnhof außerhalb. Und natürlich müssten die Züge dann nicht an Neuschloß vorbei. Den Mannheimer Bürgern hätte man leicht erklären können, warum ICE und vor allem Güterzüge in der Nacht nicht durch die nördlichen Vororte rauschen sollten.

In jedem Fall hätte man gegenüber der Metropolregion ein Druckmittel gehabt: Wir stimmen einem Halt am Mannheimer Hauptbahnhof vielleicht doch noch zu – wenn die Linienführung unseren Vorstellungen entspricht. Vorbei. Im neuen Regionalplan kassiert die Region sicherheitshalber die Umfahrung Mannheims gleich mit. Der Lampertheimer Kuschelkurs ist grandios gescheitert. Da nutzen auch all die schönen Unterschriften nichts.