Am 30. Oktober kamen die ersten Flüchtlinge in Neuschloß an, seither erreichen täglich weitere unseren Stadtteil. Beim Kreis und der Stadt, so hört man, sind zusammen nicht mal eine Handvoll Leute dafür zuständig, dass sich die Menschen zurecht finden.

Dabei ist das nicht einfach. Klar, die wichtigsten Dinge werden qua Amt gestellt: Bett, Tisch, Stuhl, Kühlschrank, Waschmaschine. Und es gibt etwas Geld, damit sich die Flüchtlinge mit den grundlegenden Dingen selbst versorgen können.

Manche der Kinder, Frauen und Männer aus Eritrea, Syrien und dem Balkan erscheinen traumatisiert. Kaum welche sprechen deutsch, wenige englisch. Es gibt eine Mutter mit vier Kindern, das jüngste wenige Monate alt, die anderen bis zu fünf Jahre. Sie darf von offizieller Seite zusätzlich einen Kinderwagen haben.

Man will sich nicht vorstellen, wie diese Frau, bekäme sie keine weitere Hilfe, alleine, ohne Sprache, mit vier Kindern per Bus oder zu Fuß in die Kernstadt einkaufen geht. Und es gibt weitere Dinge. Die Wohnungen im Beamtenbau standen zuletzt leer. Das bringt unliebsame Überraschungen: Plötzlich wird klar, dass die Heizung gar nicht funktioniert. Oder dass die Altlasten-Sanierer wohl versehentlich das Abflussrohr einer Dusche zubetoniert haben.

Gäbe es hier nicht engagierte Menschen – die Lage wäre aussichtslos. Carola Biehal, die Ortsvorsteherin von Neuschloß, schaut jeden Abend im ehemaligen Beamtenbau nach dem Rechten. Sie spricht mit den Flüchtlingen, prüft was fehlt, zieht andere Anwohner als Übersetzer hinzu, sucht Patinnen und Paten, spricht sich im Lampertheimer Koordinationsausschuss mit Helfern aus der Kernstadt und anderen Stadtteilen ab. Abends und am Wochenende – nach ihrem eigentlichen Job. Denn Ihr Engagement für die Flüchtlinge ist ehrenamtlich.

Dabei ist das, was Carola Biehal und andere Lampertheimern leisten für jene Frauen, Kinder und Männer, die zu uns fliehen, so viel, dass es eigentlich nicht mehr als ehrenamtliche Arbeit durchgehen darf. Es drängt sich der Eindruck auf, als würde das Verantwortungsbewusstsein der Helfer von offizieller Seite bewusst mit eingeplant. Um Geld zu sparen.

Carola Biehal hat im Ortsbeirat sachlich, aber durchaus anschaulich berichtet, was sie und andere für die Flüchtlinge tun. Notfahrten zum Arzt außerhalb der üblichen Sprechstunden eingeschlossen. Die Reaktion des Gremiums wirkte auf Zuschauer äußerst befremdlich. Nicht ein einziger Vertreter, auch nicht ihrer eigenen Fraktion der SPD, sah sich zu einem Wort des Dankes aufgerufen.

Es war mit Ulrich Guldner von der Bila-Initiative gegen die ICE-Trasse ein externer Redner, der zu einem späteren Zeitpunkt seine Anerkennung aussprach. Stattdessen begann der Ortsbeirat, getrieben von CDU und FDP, über die Kosten pro Person und Tag zu diskutieren, die für die Unterbringung der Flüchtlinge anfallen. Und für wen. Das war, liebe Vertreterinnen und Vertreter aller Fraktionen, ein Armutszeugnis.

Siehe auch: So helfen wir den Flüchtlingen

So berichten andere: Südhessen Morgen

Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es fälschlicherweise, der Beirat habe über die Kosten pro Quadratmeter diskutiert. Ortsbeirat Paul R. Schneider weist freundlicherweise darauf hin, dass stattdessen nach den Kosten pro Person und Tag gefragt wurde.

Unter der Rubrik „Was wir besonders gut können“ schreibt Michel Bau über sich selbst: „Seit mehr als 25 Jahren haben wir unser Kompetenzfeld Bauen für den Umweltschutz kontinuierlich gestärkt. Heute sind wir in diesem Bereich bundesweit eines der erfolgreichsten und renommiertesten Unternehmen.“ Die Webseite stellt auch einige entsprechende Bauprojekte vor. Den Neuschlößer Sodabuckel suchen Leser dort aber vergebens. Und das hat seinen Grund: Michel Bau ist raus. Die Stadt Lampertheim hat den Vertrag gekündigt, nachdem die Arbeiten zur Sanierung des altlasten-belasteten Waldstücks monatelang nicht richtig vorankamen. Mehr dazu auf altlast-neuschloss.de.

Eine kleine Welle der Hilfsbereitschaft hat der Bericht von Neuschloss.net über die Ankunft von Flüchtlingen ausgelöst. Zur sichtbaren Freude der Frauen und Männer – die meisten aus Eritrea – haben Spender zwei Fahrräder zur Verfügung gestellt; sie werden reihum benutzt. Für die Kinder, zwei drei- und vierjährige Mädchen aus Mazedonien, gab es reichlich Kuscheltiere.

Inzwischen sind 15 Flüchtlinge in die Wohnungen an der Forsthausstraße eingezogen; genauso viele werden noch erwartet, so dass es am Ende etwa 30 Bewohner sein werden, vorwiegend aus Afrika. Für die wesentlichen Dinge ist schon von Amts wegen gesorgt: Bett, Tisch und Stuhl oder Kühlschrank beispielsweise. Das bürgerschaftliche Engagement betrifft Dinge, die darüber hinausgehen.

Die Unterstützung kommt aus allen Teilen Lampertheims. Neben der Kernstadt sind auch einige Hüttenfelder dabei. Grund dafür dürfte sein, dass Aktive des dortigen Nabu den Aufruf aus Neuschloss.net weitergeleitet haben.

Manche Hilfswillige schickten der kleinen Initiative um Ortsvorsteherin Carola Biehl detaillierte Listen mit Angaben über Geschirr, Kleidung und Schuhen, die sie übrig haben. „Das ist der ideale Weg“, sagt Biehl. „Denn wir wissen, was in Neuschloß gebraucht wird – und was nicht.“ Das vermeidet auch unnötigen Aufwand: Um Kindermöbel etwa, das ohne Absprache zu den Wohnungen gebracht wird, dann aber nicht zum Alter des Nachwuchses passt, muss sich am Ende wieder jemand kümmern.

„Mit Sachspenden sind wir derzeit gut versorgt – zumindest bis die nächsten Flüchtlinge eintreffen“, skizziert Biehal die aktuelle Lage. „Toll wäre es, wenn sich jetzt Leute bei uns melden würden, die vielleicht mal mit den jungen Männern Fußball spielen.“ Es geht also zunehmend um soziale Kontakte. Und willkommen sind natürlich auch alle, die die Initiative um Biehal selbst unterstützen wollen. Neuschloss.net sagt herzlich: Danke schön!

Siehe auch: So helfen wir den Flüchtlingen

Letzte Handgriffe der Männer des Technischen Hilfswerks – inzwischen sind in den früheren Sozialwohnungen an der Forsthausstraße Frauen und Männer eingezogen, die aus Eritrea geflohen sind. Das nordostafrikanische Land zählt zu jenen Staaten, in denen Christen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit weltweit am stärksten unterdrückt werden (Wikipedia). Auch aus Mazedonien kommen manche der Flüchtlinge, die nun seit einigen Tagen in Neuschloß wohnen.

Ortsvorsteherin Carola Biehal steht im Kontakt mit den Frauen, Männern und Kindern. „Sie sind dabei, Deutsch zu lernen. Wir gehen jeden Tag eine Wortliste durch“, berichtet sie.

Die Wohnungen seien mit jenen Dingen ausgestattet, die vorgeschrieben sind – etwa ein Stuhl, Tisch und Bett. „Andere Sachen, die hilfreich wären, fehlen aber.“ Als Beispiel nennt Biehal alte, auch reparaturbedürftige Fahrräder. Oder Dinge, die den Kindern eine Freude bereiten könnten.

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Bild: THW

Café des Grauens, Horror-Schule, Wahrsager-Garage und Gruselhaus – das sind die vier festen Stationen, auf die sich die Neuschlößer Kinder am Halloween-Abend freuen können. Der Aufruf auf Neuschloss.net für die Idee von Stefan Spiesberger hat also gefruchtet.

Jene Gruselfans, die es nicht erwarten können, bis es dunkel wird, können sich schon am Nachmittag in Stimmung bringen: Dann ist Kürbisse aushöhlen angesagt auf dem Ahornplatz.

Die Location steht auch später am Abend im Mittelpunkt. Zwei der Stationen sind dort, die Schule für Tasteninstrumente und das Café. „Dj Aaron+“ und „Mc Dj Beni“ versprechen zudem musikalische Unterhaltung. Spiesberger bereitet auch „Drinks und Catering für die Gäste“ vor.

Weitere Stationen organisieren die Familien Deiwert im Akazienweg 42 und Berger-Ofenloch im Ulmenweg 36.