In Neuschloß wohnen nicht wenige Fernpendler, die zunächst zehn Minuten mit einem Regionalzug nach Mannheim fahren – und dort in einen der vielen ICE umsteigen. Frankfurt, Stuttgart, Köln sind häufige Ziele. Und natürlich müssen viele Bewohner unseres Stadtteils auch nach Mannheim zur Arbeit. Sie alle sind betroffen von den Bauarbeiten der Bahn, die mit den Sommerferien begonnen haben. Deren Ziel ist, die Stationen in Lampertheim und den anderen Ried-Gemeinden S-Bahn-tauglich zu machen.
Das ist eine gute Sache. Denn bislang müssen Reisende in Lampertheim Kinderwagen genauso die Stufen zum Bahnsteig hochschleppen wie schwere Koffer. Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat meist schlicht Pech. Die Bahnsteige sind zudem zu niedrig, um ebenerdig in die Züge zu kommen. Und wenn’s regnet, trügt die Hoffnung, das Dach schütze vor der Nässe von oben.
All das will die Bahn ändern. Fahrstühle, höhere Bahnsteige und sicher auch dichte Dächer sind das Ziel. In diesem Sommerferien sind Gleis vier und fünf dran, wo die Züge in Richtung Biblis und Frankfurt abfahren. In einem Jahr dann Gleis zwei und drei mit Fahrtrichtung Mannheim.
Die Bahn hat in Lampertheim eine größere Baustelle eingerichtet. Der Aufgang zum hinteren Bahnsteig ist mit Holz zugenagelt. Die Gleise vier und fünf sind für den üblichen Zugverkehr gesperrt; stattdessen saußen dort Kräne und weitere Baufahrzeuge auf den Schienen hin- und her. In Richtung Industriestraße haben die Planer eine recht große Arbeitsfläche eingerichtet, auf der Materialien und Fahrzeuge abgestellt sind.
Die Sperre der Gleise wirkt sich auf die Pendler aus. Wobei die Lampertheimer deutlich weniger betroffen sind als Reisende aus Bürstadt, Bobstadt, Biblis und Groß-Rohrheim, wo ebenfalls für die S-Bahn gebaut wird. In Lampertheim verschieben sich hier und da die Abfahrtzeiten um einige Minuten; manche Fernzüge in Mannheim starten etwas früher, weil sie die Baustellen im Ried langsamer als üblich passieren oder eine Umleitung über Darmstadt oder Worms nehmen. Das war’s dann aber im Wesentlichen mit den Auswirkungen.
In einzelnen Fällen sind die geänderten Fahrtzeiten für Neuschlößer sogar eine Verbesserung. So startet am Morgen jetzt ein Regionalexpress gut zehn Minuten später als sonst um 6.09 Uhr nach Mannheim. Damit erreichen plötzlich Reisende, die in Neuschloß Ort um 5.51 Uhr in den Bus der Linie 644 steigen, den Zug. Dass das sonst nicht funktioniert, ist einer unserer Hauptkritikpunkte im Faktencheck der im vergangenen Herbst umgestellten Busfahrpläne.
Härter treffen die Bauarbeiten die Nachbargemeiden, weil die Regionalbahnen von Mannheim nach Biblis in Lampertheim enden; der Regionalexpress zwischen Mannheim und Frankfurt verkehrt dagegen weiter.