Wenn während der hessischen Sommerferien vom 6. Juli bis 16. August die Landesstraße 3110 zwischen Neuschloß und Lampertheim gesperrt ist, müssen natürlich auch die Linienbusse ausweichen. Der VRN hat jetzt seine Pläne für die Linie 644 veröffentlicht, die VTL für die 602. So viel ist klar: Es wird nicht einfach. Und deutlich mehr Zeit einplanen solltet ihr auch. Schauen wir mal genau hin.

Baustellen-Fahrplan der Linie 644 bei Lampertheim-Neuschloß

Die Linie 644 verkehrt üblicherweise zwischen Viernheim, Neuschloß, Lampertheim und Worms. Während der Bauarbeiten an der L3110 wird sie zwischen Hüttenfeld und Lampertheim umgeleitet. Von Hüttenfeld aus fahren die Busse weiter über Lorsch nach Bürstadt und halten zusätzlich am Bahnhof in Bürstadt. Anschließend rollen sie nach Lampertheim; dort stoppen sie erstmals an der Goetheschule, dann am Nibelungenplatz und Amtsgericht sowie in der Ernst-Ludwig-Straße. Die Busse enden am Bahnhof in Lampertheim – und zwar immer zur Minute 23, und damit 23 Minuten später als üblich.

In der Gegenrichtung dann starten die Busse der Linie 644 am Lampertheimer Bahnhof immer um halb, sind zur Minute 44 am Bürstädter Bahnhof und zur Minute acht in Hüttenfeld.

Baustellen-Fahrplan der Linie 602 bei Lampertheim-Neuschloß

Wenn die 644 nun einen großen Bogen um Neuschloß macht – wie kommen wir weiter? Die Bürgerkammer hat sich hinter den Kulissen intensiv für eine Notlösung eingesetzt. Nun liegt sie vor – in Form eines Pendelverkehrs der Linie 602 zwischen Neuschloß und Hüttenfeld, der an den Fahrplan der Linie 644 angepasst ist.

Zwischen 6.35 Uhr und 17.35 Uhr startet dieser Bus stündlich an der Haltestelle Neuschloß Ort, in Hüttenfeld erreicht er die Haltestelle Blumenstraße nach fünf Minuten. Nach fünf weiteren Minuten startet dort wie beschrieben die 644 über Lorsch und Bürstadt nach Lampertheim. Gesamtfahrzeit von Neuschloß zum Bahnhof Lampertheim: 48 Minuten (statt sonst neun Minuten). Hier geht‘s zum Fahrplan Neuschloß – Hüttenfeld.

Eine zusätzliche Verbindung startet um 6.55 Uhr, schafft in Hüttenfeld einen Bus der 644 mit Abfahrt um 7.05, der um 7.43 Uhr am Lampertheimer Bahnhof einfährt.

In der Gegenrichtung erreichen die 644er, die am Lampertheimer Bahnhof um halb starten, die 602er, die sich zur Minute 13 an der Hüttenfelder Blumenstraße nach Neuschloß aufmachen. Sie kommen zur Minute 18 an. Diese Verbindung sind stündlich möglich zwischen 6.30 und 17.30 Uhr. Hier geht’s zum Fahrplan Fahrplan Hüttenfeld – Neuschloß.

Verbindungen zwischen Lampertheim-Neuschloß und Mannheim

Und wie kommen wir noch weiter? Wer nach Mannheim will, kann in Hüttenfeld den Bus der Linie 644 in Richtung Viernheim nehmen – und dort am Bahnhof in die OEG-Straßenbahn nach Mannheim umsteigen. Ein Unterfangen, das freilich nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Stündlich geht das so: Abfahrt Neuschloß 7.35 Uhr, Hüttenfeld 8.08 Uhr, Viernheim 8.30 Uhr, Ankunft Mannheim Hauptbahnhof 8.57 Uhr. Dauer: eine Stunde, 22 Minuten.

Etwas schneller geht es nur mit der Verbindung, Anfahrt 6.55 Uhr in Neuschloß, Hüttenfeld 7.08 Uhr, Viernheim 7.30 Uhr, Ankunft Mannheim Hauptbahnhof 7.57 Uhr. Dauer: ein Stunde, zwei Minuten.

In der Gegenrichtung geht es los am Mannheimer Hauptbahnhof erstmals um 6.56 Uhr, in Viernheim um 7.32 Uhr und in Hüttenfeld um 8.13 Uhr. Ankunft in Neuschloß: 8.18 Uhr. Diese Verbindung gibt es stündlich bis 16.56 Uhr.

Verbindungen zwischen Lampertheim-Neuschloß und Worms

Wer von Neuschloß nach Worms will, fährt am besten über Hüttenfeld nach Bürstadt. Dort starten gut 20 Minuten nach der Ankunft des 644 die Züge der Linie RB63, die nach elf Minuten dann in Worms ankommen. Das geht schneller, als mit der 644 bis nach Lampertheim zu fahren und dort in den Bus nach Worms umzusteigen. Im Detail hängt es natürlich davon ab, wo in Worms man hin muss.

Verbindungen zwischen Lampertheim-Neuschloß und Frankfurt

Neuschloss.net hat alle denkbaren Varianten nach Frankfurt getestet: über Viernheim zu den Zügen nach Mannheim, über Hüttenfeld zum Zug nach Bürstadt, über Viernheim zum Zug nach Weinheim – unterm Strich funktioniert das alles nicht, wenn die Umstiegs- und Gesamtfahrzeiten akzeptabel sein sollen.

Der Notfahrplan – die Gesamtbewertung

Der Baustellenfahrplan ist im wahrsten Sinne ein Notfahrplan. Wer ganz dringend auf den Bus angewiesen ist, wird froh sein, mit Geduld wenigstens über Hüttenfeld nach Bürstadt oder Lampertheim zu kommen.

Wer es gesundheitlich hinbekommt, wird vielleicht als Alternative einfach das Fahrrad benutzen; es bleibt ja immer ein Radweg offen während der Bauarbeiten. Und wenn es ums Einkaufen geht, erscheint es sinnvoll, in eingeübter Corona-Solidarität Leuten ohne eigenes Auto oder ohne Führerschein in der Nachbarschaft dann und wann das Nötigste mitzubringen. Autos von Neuschlößerinnen und Neuschlößer dürfen ja den Ausweichweg über die Felder der Heide nehmen.

Die Bürgerkammer Neuschloß kommt am Donnerstag, 28. Mai, 19 Uhr, zu einer öffentlichen Sitzung zusammen – diesmal in der Lampertheimer Zehntscheune, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Dabei will sich die Stadtteilvertretung für ihre dritte Legislaturperiode konstituieren. Anschließend wählt die Runde ihre Spitze mit Vorsitz, Stellvertretung, Schriftführung und Pressearbeit.

Hauptpunkt der Tagesordnung ist die bevorstehende Sanierung der Landesstraße 3110 zwischen Neuschloß und der Kernstadt und die damit verbundene, geplante Sperrung der Verbindung. Über den Stand des seit Jahren versprochenen Umbaus der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ wird Erster Stadtrat Jens Klingler informieren.

Das Treffen war zunächst im Bürgersaal am Ahornplatz geplant. Es wurde kurzfristig verlegt, weil die Stadtverwaltung mehr Vertreter schickt als zunächst vorgesehen.

Die Aktiven der Bürgerkammer erwägen, sich auch dann weiter für Neuschloß zu engagieren, wenn es wieder einen Ortsbeirat gibt. Das ist das Ergebnis einer ersten internen Abstimmung. Konkret bedeutet die Idee, dass die Bürgerkammer eine eigene Liste für die im kommenden Jahr anstehenden Wahlen des Ortsbeirats aufstellen könnte.

Alle derzeitigen Mitglieder der Kammer sprachen sich für eine solche Konstellation aus – und bekundeten ihre grundsätzliche Bereitschaft, sich für eine Ortsbeiratsliste aufstellen zu lassen.

Bis vor vier Jahren waren im Ortsbeirat ausschließlich politische Parteien vertreten – konkret führend die SPD, die FDP und die CDU. Allerdings waren auf den Listen von Frei- und Sozialdemokraten zuletzt zunehmend auch parteilose Neuschlößer vertreten. Im Frühjahr 2016 kam dann wegen Formfehlern von Parteien kein Ortsbeirat zustande. Seither engagieren sich bis zu 20 Frauen und Männer ehrenamtlich und ohne Parteibindung in der Bürgerkammer für die Belange des Stadtteils.

Die Neuschlößer entwickelten die Bürgerkammer – gemeinsam mit Vertretern Rosengartens, wo die Lage ähnlich war – mit dem Politikwissenschaftler Karl Rudolf-Korte. Motto: Besser eine selbstgestrickte Vertretung des Stadtteils als keine. Die Kammer als Einrichtung wurde nach anfänglichen Bedenken im kommunalpolitischen Betrieb akzeptiert. Es zeigte sich, dass viele sich in der Kammer engagierten, die aus verschiedenen Gründen nicht auf einer Parteienliste stehen wollen. Ihre Handlungsfähigkeit bewies die Kammer schließlich insbesondere mit der Organisation der Feier zum Stadtteil-Jubiläum samt Veröffentlichung einer Festschrift.

Dass die Aktiven von 2021 an wieder auf einen Ortsbeirat setzen, erscheint vor allem deshalb sinnvoll, weil ein solches Gremium weniger auf das Wohlwollen der Verwaltung und Stadtspitze angewiesen ist. Denn die Hessische Gemeindeordnung regelt die Mitsprache der Beiräte. Unterm Strich wird sich am Einfluss von Neuschloß wenig ändern: Formal können auch Ortsbeiräte nur Empfehlungen geben. Entscheidend bleibt, wie engagiert und durchdacht die Aktiven arbeiten.

Interessant wird die Frage, wie sich die Parteien verhalten. In der Bürgerkammer können natürlich Neuschlößer mit Parteibuch als Privatpersonen mitarbeiten. Bei FPD und SPD ist das der Fall; an der Spitze der Bürgerkammer steht die SPD-Stadtverordnete Carola Biehal.

Der Südhessen Morgen fasst die Lage so zusammen: „Vor diesem Hintergrund werden die Parteien zu entscheiden haben, ob sie ebenfalls mit eigenen Listen ins Rennen gehen werden – oder ob die unterschiedlichen politischen Orientierungen in Neuschloß künftig in einer einzigen, bürgerschaftlich geprägten Gruppierung aufgehen.“ Die Zeitung hat dazu auch eine Meinung: Eine Bürgerkammerliste „würde den Schwung der bürgerschaftlichen Arbeit in den Stadtteilen aufnehmen und frischen Wind in die Ortsbeiräte wehen.“ Hilfreich sei, „wenn sich auf einer solchen Bürgerliste auch der eine oder andere Fraktionsangehörige fände“.

In einem ersten Schritt bereitet die Bürgerkammer derzeit ihre dritte Sitzungsperiode vor, die im April beginnt – und ruft wieder Neuschlößer zur Mitarbeit auf. Wer in der Runde dabei sein möchte, muss den ersten Wohnsitz in Neuschloß haben und älter als 16 Jahre sein.

Weitere Informationen zur Bürgerkammer unter www.buergerkammer-neuschloss.de.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Mitglied der Bürgerkammer.