Eineinhalb Jahre lang schien jenes Problem gelöst, das den Neuschlößern mit Sicherheit am meisten stink: der teils kaum erträgliche Güllegestank aus dem Abwasserkanal. Damals wurden in die Schächte Geruchsfilter eingebaut. Dann und wann war zwar noch was zu riechen; im Großen und Ganzen trug die Lösung aber. Bis zum Sommer.
„Das hier ist keine normale Geruchsbelästigung“, machte Ortsvorsteherin Carola Biehal im jüngsten Treffen des Ortsbeirats deutlich. Erster Stadtrat Jens Klingler gab weitere Informationen. Demnach sei eine große Geruchswelle unmittelbar nach einer Kamera-Inspektion samt Kanalreinigung entstanden. Das sei ungewöhnlich. Üblicherweise riecht es genau umgekehrt eher dann, wenn inbesondere in trockenen Sommerzeiten der Kanal lange nicht gespült wird und sich Fäkalien ablagern. Die Geruchsfilter seien geprüft und als in Ordnung befunden.
Zwar würden die Fachleute der Verwaltung noch die Bilder der unterirdischen Kamerafahrt auswerten. Dennoch legte sich Klinger bereits fest: „Da muss mal ein Fachgutachter ran, weil wir mit unserem Latein am Ende sind.“
Gutachter – die waren durchaus schon mit der Neuschlößer Kanalsache beschäfigt, wie sich einige Mitglieder des Ortsbeirats erinnerten. Die jüngste Ergebnispräsentation, einige Jahre her, gab leider keinerlei Anhaltspunkte, was den Geruch verursacht und wie er in Griff zubekommen ist. Stattdessen sammelten die Fachleute vor allem Argumente dafür, dass nicht jenes Abwasser stinkt, das aus Hüttenfeld per Druckleitung nach Neuschloß geführt wird und dann eine Rundreise durch unseren Stadtteil macht. Zugespitzt formuliert versuchte damals eine Abteilung der Stadtverwaltung der anderen gutachtergestützt die Schuld zuzuweisen – statt mit gemeinsamer Kraft nach einer Lösung zu suchen.
Dass Hüttenfeld mit all dem nichts zu tun hat – daran gab es auch im jüngsten Treffen des Ortsbeirats Zweifel. „Das ist kein Problem, das in Neuschloß entsteht“, sagte Volker Harres (SPD). „Es riecht schon am Forsthaus.“ Dort am Ortseingang wird das Abwasser aus der Druckleitung von Hüttenfeld in die Neuschlößer Kanalisation übergeben. Paul Schneider (FDP) erinnerte an die Idee, die Hüttenfelder Abwässer besser in der Lorscher Kläranlage reinigen zu lassen.
Biehal betonte, es sei wichtig, dass sie und die Verwaltung stets auf dem aktuellen Stand sei. Sie forderte deshalb explizit die Neuschlößer Bürgerinnen und Bürger auf, jede Geruchsbelästigung zu melden über das Formular auf Neuschloss.net.