Ob beim gemeinsamen Schneekehren vorm Haus oder beim zufälligen Treffen während des Einkaufens in der Stadt – für die Neuschlößer gibt es weiterhin nur ein Thema: die öffentliche Aussage des CDU-Stadtverordneten Werner Hofmann, er wolle seine möglichen Enkelkinder nicht im altlastensanierten Neuschloß spielen sehen. Die Empörung darüber bleibt groß in unserem Stadtteil.
Auf der Facebook-Seite von Neuschloss.net wird die Anwohner-Forderung laut, die CDU im Ortsbeirat möge Stellung nehmen zu der bisher in der Partei unwidersprochenen Aussage Hofmanns.
Neuschloss.net hat via Facebook bei der CDU Lampertheim nachgefragt, ob sie hinter Hofmanns Aussage steht – wir sind gespannt auf Antwort.
Update, 11. Dezember
Die CDU Lampertheim antwortet auf Facebook:
„Hallo nach Neuschloß! Neben der Stellungnahme von Herrn Hofmann in der Presse können Sie in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Freitag mit einer weiteren Stellungnahme rechnen. Freundliche Grüße Ihre CDU Lampertheim“
Paul Schneider, über die FDP-Liste in den Ortsbeirat eingezogen, übt Kritik in Form eines Leserbriefs, den auch der Südhessen Morgen am Samstag abdruckte. Er fragt: „Ist sich Herr Hofmann bewusst, wie desavouierend solche Äußerungen auf Eltern von Kleinkindern, die jetzt schon dort den Kindergarten besuchen?“
Ähnlich wie Projektbeirat und Neuschloss.net fordert Schneider indirekt den Rücktritt Hofmanns, wenn er formuliert: „Das ist nicht nur arrogant, sondern disqualifiziert den Politiker auch in seiner Kompetenz als Vertreter einer großen Volkspartei.“
Hofmann kann nach Angaben des Südhessen Morgen die ganze Aufregung nicht verstehen. Vor allem die Reaktion von Bürgermeister Erich Maier habe ihn „maßlos gewundert“. Der Verwaltungschef hatte Hofmanns Aussage als „unglaublich“ und „geradezu katastrophal“ bezeichnet und gesagt, damit setze die CDU einen ganzen Stadtteil in Misskredit, der für die Summe von 80 Millionen Euro saniert worden sei.
Hofmann erläuterte dem Südhessen Morgen, es sei eine prinzipielle Entscheidung seiner Fraktion, dass in Lampertheim nicht mehr auf altlastensanierten Flächen gebaut wird – und nicht in seinem Sinne gewesen, den Lebenswert des Stadtteils grundsätzlich infrage zu stellen. Inwieweit seine Äußerungen im Ausschuss missverständlich gewesen seien, wolle er vor der nächsten Parlamentssitzung prüfen.
Nach Informationen von Neuschloss.net kommt die CDU-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung am Montag zusammen. Öffentlich verhandelt wird das Thema Krippenstandort und damit auch Hofmanns Äußerung in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Freitag, 19 Uhr, im Stadthaus, Zuschauen ist kostenlos.
Neuschloss.net dokumentiert Schneiders Brief hier in voller Länge.
Man kann sicherlich darüber streiten, ob der Bau der Kita im Stadtteil Neuschloß anstatt auf dem Lutherplatz in der Innenstadt die beste Lösung ist, auch wenn dies für die Stadt die kostengünstigste Variante ist, aber andererseits auch einen regen Pendelverkehr zwischen der Stadt bzw. Hüttenfeld und Neuschloss bedeuten wird.
In der jüngsten Ausschusssitzung wurde nun noch ein weiteres „kritisches“ Argument vorgetragen: CDU-Fraktionsmitglieds Hofmann meinte (wie zu lesen war), „er selbst möchte sich nicht vorstellen, dereinst eigene Enkel in einer solchen Krippe beaufsichtigt zu wissen“. Er hält eine Herberge für Kleinkinder ausgerechnet auf einem sanierten Altlastengelände zu errichten für bedenklich.
Ist sich Herr Hofmann bewusst, wie desavouierend solche Äußerungen auf Eltern von Kleinkindern, die jetzt schon dort den Kindergarten besuchen, bzw. auf die (wahrscheinlich demnächst ehemaligen) CDU-Wähler aus diesem Stadtteil wirken, die gerade die Strapazen einer langjährigen Sanierung hinter sich haben?
Bürgermeister Maier hat allen Grund, empört zu reagieren. Das ist nicht nur arrogant, sondern disqualifiziert den Politiker auch in seiner Kompetenz als Vertreter einer großen Volkspartei. Man kann nur hoffen, dass dies die Meinung eines Einzelnen ist und bleibt.
Den eigenen Enkeln des Herrn Hofmann möchte man wünschen, dereinst nicht die geistig- moralische Gesinnung ihres Großvaters zu erben, es könnte sich als eine unbewältigte Altlast erweisen.