Einen gewissen Überraschungseffekt hat die Nachricht schon: Die Buslinie 602 solle abgeschafft werden! Kein Wunder: In den weißen Fahrzeugen sitzen vor allem Jugendliche aus den Lampertheimer Stadtteilen Neuschloß und Hüttenfeld, die am Schulzentrum West unter anderem im Lessing-Gymnasium oder an der Alfred-Delp-Schule lernen. Und auch das Litauische Gymnasium im Hüttenfeld wird mit der 602 angebunden.
Muss unser Nachwuchs also künftig laufen? Wohl kaum. Denn in der ersten Aufregung ging die eigentliche Idee unter, die offenbar im Zusammenhang mit der anstehenden neuerlichen Konzessionsvergabe der Kreislinien entstanden ist. Nach einem Bericht des Südhessen Morgen geht es darum, die bisherigen Fahrten der Linie 602 zusammenzulegen mit jenen der Linie 644, damit dort einen Halbstundentakt zu schaffen und auch Heppenheim anzusteuern.
Schauen wir uns den Busverkehr zwischen Lampertheim, Neuschloß und Hüttenfeld im Detail an.
Bisher fahren die blauen Busse der Linie 644 vom Bahnhof in der Kernstadt aus stündlich, halten in Neuschloß Ort, in Hüttenfeld und rollen dann weiter nach Viernheim. Die Busse halten in beide Richtungen etwa zur vollen Stunde am Bahnhof in Lampertheim an und sind damit gut verknüpft mit den Zügen der RE70 in Richtung Mannheim und Frankfurt (falls alles pünktlich läuft).
Die weißen Busse der Linie 602 sind unterwegs zwischen Schulzentrum West, Bahnhof, Fachmarktzentrum in der Otto-Hahn-Straße, Neuschloß Ulmenweg, Neuschloß Ort und Hüttenfeld. An Schultagen gibt es 13 Fahren pro Richtung, nach 18 Uhr rollen nur noch Ruftaxen. Allenfalls in der Mittagszeit gibt es regelmäßige Fahrten.
Die Idee: ein attraktiver Halb-Stunden-Takt für Neuschloß
Die neue Idee ist nun: Die Busse der Linie 644 fahren künftig jede halbe Stunde zwischen Lampertheim und Neuschloß. Einer der Busse fährt wie bisher weiter durch Hüttenfeld und nach Viernheim. Der andere biegt bei Hüttenfeld ab und macht sich auf nach Heppenheim zum Kreiskrankenhaus und weiter zum Bahnhof dort.
Damit bekäme Neuschloß also einen Halbstundentakt in die Kernstadt, einen Stundentakt nach Viernheim und – um 30 Minuten versetzt – einen Stundentakt nach Heppenheim. So entstünde auch eine Ausweichroute für jene, die nach Frankfurt pendeln. Bisher fahren nur zwei Busse der 602 zum Kreiskrankenhaus, bei vorheriger Anmeldung. Das vorgeschlagene Konzept wäre also eine deutliche Verbesserung.
Aber: gut nur unter bestimmten Bedingungen
Allerdings nur unter der Bedingung, dass jene drei für Neuschloß wichtigen Haltestellen weiter bedient werden, die die 602 anfährt: der Ulmenweg in Neuschloß, die Otto-Hahn-Straße und das Schulzentrum West in Lampertheim. Denn nur so kommen Leute aus unserem Stadtteil ohne Auto gut zum Einkaufen ins Industriegebiet, und nur so erreichen unsere Kinder und Jugendliche das Schulzentrum am Biedensand.
Das muss nicht für jeden Bus einer erweiterten 644 gelten. Wenn nur jede zweite Verbindung diese Extrarunden fährt, wäre das keine Verschlechterung vergleichen mit der jetzigen Lage.
Die morgendlichen Extra-Busse der 602 für den Schulverkehr könnten schlicht erhalten bleiben – unter welcher Liniennummer auch immer. Zur Not als 606, analog zur 605 in Richtung Pestalozzischule.
Der Vorschlag: Alles im allem
Unterm Strich wäre vor allem der attraktive 30-Minuten-Takt in die Kernstadt eine deutliche Attraktivistätssteigerung des Nahverkehrs. Deshalb könnte die sicher gut gemeinte, schnelle Stellungnahme aus dem Fahrgastbeirat, er kämpfe unbedingt für die Erhaltung der 602, etwas zu kurz greifen. Die Chance für eine Neugestaltung sollte nicht verspielt werden.
Zu prüfen wäre noch, wie dafür Sorge getragen werden kann, dass der Schulverkehr nach Hüttenfeld weiter gut funktioniert.