„Eine der zentralen Funktionen eines kommunalen Busverkehrs ist die Anbindung der Stadtteile an die Kernstadt“, stellt die Bürgerkammer in einem Antrag im Ortsbeirat fest. Grund des Statements: Lampertheim bereitet mit der Neuausschreibung die Zukunft seines Busverkehrs vor – ohne dass die Stadtteilgremien beteiligt sind. Das wurmt die Kammer.

„Die Hessische Gemeindeordnung verlangt in § 82, Absatz 3, dass Ortsbeiräte zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk betreffen, zu hören sind“, erinnerte der Stellvertretende Ortsvorsteher und Neuschloss.net-Macher Michael Bayer. Der Busverkehr sei zweifelsohne eine wichtige Angelegenheit für den Stadtteil. „Deshalb steht für uns eine Vertretung der Ortsbeiräte im Einklang mit dem Geist der Hessischen Gemeindeordnung.“

Die Stadtverwaltung bereitet gemeinsam mit politischen Vertreterinnen und Vertreten die Neuauschreibung des ÖPNV vor. Konkret lädt die „Verkehr und Tourismus Lampertheim Verwaltungsgesellschaft“ zu einem Lenkungskreis ein. Darin vertreten sind

  • die Vorsitzenden der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung,
  • der Vorsitzende des Umwelt-, Mobilität- und Energieausschuss,
  • der Vorsitzende des Behindertenbeirats,
  • die Vorsitzende des Seniorenbeirats,
  • die Vorsitzende des Fahrgastbeirats,
  • der Vorsitzende des Jugendbeirats,
  • die Mitglieder des Aufsichtsrats der VTL.

Der Ortsbeirat fordert einstimmig die Stadtverwaltung auf, sich bei der „Verkehr und Tourismus Lampertheim Verwaltungsgesellschaft“ dafür einzusetzen, dass auch die Ortsbeiräte Vertreterinnen und Vertreter in den Lenkungskreis zur Neuausschreibung des ÖPNV Linienbündel Lampertheim entsenden können.

Der Ortsbeirat kämpfte lange für den großen Umbau der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“.
Der Ortsbeirat kämpfte lange für den großen Umbau der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“.

Für Bürgerkammer und Ortsbeirat ist der Busverkehr schon lange ein zentrales Thema. „Es geht uns darum, mit einem attraktiven öffentlichen Angebot den Individualverkehr auf das wirklich nötige Maß zu reduzieren“, erläutert der beschlossene Antrag. Der Ortsbeirat regte schon zahlreiche Einzelschritte an, um den Busverkehr attraktiver zu machen:

Der Ortsbeirat stellt nicht zuletzt mit Blick auf all diese Erfahrungen fest: „Wir gehen davon aus, dass wir als unmittelbar Betroffene in den Stadtteilen mindestens genauso gute inhaltliche Anregungen geben können wie die derzeit im Lenkungskreis vertretene Runde.“

Ein „buntes Treiben“ – vielleicht wie auf unserem Archivbild – wünscht sich die evangelische Johannesgemeinde am Mittwoch, 9. November, 16 Uhr, auf dem Ahornplatz. Denn dann soll ein tolles Foto entstehen für einen Neuschloß-Kalender. Anlass ist das 40-jährige Bestehen der Gemeinde.

Wer sich übrigens für die ältere und neuere Stadtteilgeschichte interessiert, kann sie nachlesen unter geschichte.neuschloss.net.

Kann die Evangelische Johannesgemeinde ihre Räume am Ahornplatz behalten? Oder streicht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau nach 2026 die Mittel dafür? Diese Frage beschäftigt unseren Stadtteil seit Beginn des Jahres. Jetzt gibt es Neuigkeiten dazu, wie der Kirchenvorstand im aktuellen Gemeindeblatt (Oktober bis Dezember) berichtet. Demnach sind die Chancen etwas gestiegen, dass der Treffpunkt bleiben kann. Gesichert ist der Raum jedoch nicht.

Über Details informiert eine Gemeindeversammlung, die für Donnerstag, 13. Oktober, 19 Uhr, im Gemeinderaum am Ahornplatz geplant ist.

Die Kirche ordnet ihre Räume in drei Kategorien ein: A bedeutet auf Dauer notwendig, B nötig bis zum Wegfall einer Stelle, C Streichung der Mittel von 2027 an – was in der Regel das Aus für die Räume bedeuten dürfte.

Der Neuschlößer Raum landete zunächst in zwei von drei Szenarien in der üblen C-Rubrik. Ein, wie die Gemeinde rückblickend schreibt, „ernüchterndes Ergebnis“. Inzwischen fand eine Neubewertung statt. Nun verteilen sich die drei Szenarien gleichmäßig auf A, B und C.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau reagiert auf die sinken Mitgliedszahlen. Im Kern legt sie bestehende kleine Einheiten zusammen – nicht nur die Räume, auch das Personal. Die Synode verwendet dafür wolkige Begriffe wie „Nachbarschaftsräume“.

Faktisch, führt Pfarrer Thomas Höppner-Kopf aus, geht es um neue Zuschnitte mit 3000 bis 6000 Gemeindemitgliedern. Die hauptamtlichen Pfarrer:innen, Musiker:innen und Pädagog:innen sollen spätestens 2027 nicht einer Gemeinde zugewiesen sein, sondern in „regionalen Teams“ arbeiten.

Stand vom Januar 2022

Die evangelische Johannesgemeinde bangt um ihren Gemeinderaum am Ahornplatz. Der Kirchenvorstand berichtet im Gemeindeblatt (Januar bis März) von Sparplänen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zwei von drei diskutierten Varianten sähen vor, den Raum aufzugeben.

Das wäre ein harter Schlag für die Johannesgemeinde – und auch für unseren Stadtteil. Denn in den Räumen am Ahornplatz feiern nicht nur die Christinnen und Christen regelmäßig ihr Gottesdienste. Auch viele Gruppen kommen dort zusammen, wenn Corona nicht Einschränkungen fordert: der beliebte Liedernachmittag, die Krabbelkreise, die Flötengruppe, der Posaunenchor, der Strickabend, das Kirchenkino.

Die Aufstellung zeigt, welche Bedeutung der Gemeinderaum für das gesellschaftliche Leben von Neuschloß hat. Das hängt auch damit zusammen, dass der Bürgersaal eine Etage höher an vielen Abenden vom Sportclub Kurpfalz benötigt wird für seine Sportgruppen.

Der Kirchenvorstand erklärt den Hintergrund der Pläne: „Immer weniger Menschen gehören einer Kirche an. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ist gewzungen, bis 2030 große Summen einzusparen. Durch verstärkte Kooperationen in Nachbarschaftsräumen sollen bis zu 50 Prozent der Gebäude eingespart werden.“

Das Dekanat Bergstraße sehe die evangelischen Gemeinden aus Viernheim und Lampertheim als „Nachbarschaftsraum“, der beraten soll, welche Räume geschlossen werden. Dass zwei der drei Varianten Neuschloß opfern, empfindet der Vorstand der Johannesgemeinde als „großen Schock“. Insbesondere auch, weil der Raum am Ahornplatz flexibel zu nutzen ist, wie es die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau fordere.

Etwas Hoffnung hat die Johannesgemeinde noch für ihren Raum am Ahornplatz. „Durch das neue Taufbecken ist er mit allen wichtigen Prinzipalien komplett ausgestatteter sakraler Raum. Und sakrale Räume sollen, so heiß esö bei der Präsentation der Varianten, auf jeden Fall erhalten bleiben“, heißt es im Gemeindebrief. Zudem sei der Raum zentral gelegen, in gutem baulichen Zustand und behindertengerecht zugänglich.

Der Kirchenvorstand verspricht, sich mit aller Kraft für die Erhaltung des Gemeinderaumes am Ahornplatz einzusetzen. Für „Unterstützung von allen Seiten“ wäre er dankbar. Neuschloß drückt alle Daumen.

Wer in Neuschloß ein Haus besitzt, muss sich auf erhebliche Investitionen einstellen. Das gilt insbesondere für jene Gebäude im alten Ortskern, die Ende der Fünfziger Jahre entstanden sind. Nicht wenige Frauen und Männer aus unserem Stadtteil sind dennoch zu einer energetischen Sanierung ihrer Immobilien bereit. Das zeigte ein Informationsabend zum Thema “Energie fürs Haus ohne Gas und Öl“, den die Bürgerkammer für den Ortsbeirat organisiert hatte.

Einen systematischen Überblick über alternative Heiztechniken, Anforderungen an die Wärmeisolierung und Möglichkeiten, die Energie der Sonne zu nutzen, gaben die Referenten Peter Hensel und Philipp Schönberger. Beide sind Geschäftsführer beim Lampertheimer Beratungsunternehmen EnergyEffizienz.

Es dauerte nicht lange, bis sich die etwa 40 Interessierten im Bürgersaal am Ahornplatz einmischten – mit Nachfragen und Diskussionsbeiträgen. Schnell wurde klar, dass sich viele Neuschlößerinnen und Neuschlößer schon ausgiebig damit beschäftigt haben, was sie gegen die massiv steigenden Kosten für Gas, Heizöl und Strom tun können.

Der Infoabend des Ortsbeirats stößt auf großes Interesse.
Der Infoabend des Ortsbeirats stößt auf großes Interesse.

Es zeigte sich aber ebenso: Es geht hier nicht nur um Geld, sondern auch um Verantwortung. Denn die meisten im Publikum waren im Rentenalter. Ihnen ist bewusst, dass sich manche Investitionen erst für kommende Generationen auszahlen. Dennoch erwägen sie, die Umbauten anzugehen.

Projekt für mehrere Generationen

Ein wenig scheint dabei auch ein schlechtes Gewissen eine Rolle zu spielen: „Wir haben Jahrzehntelang gut gelebt, sind in viele Urlaube gefahren – und kümmerten uns nicht um saubere Energie, einfach weil Gas und Heizöl so billig waren“, brachte Fritz Götz die Stimmung auf den Punkt. Er war Erster Stadtrat und gilt als wichtige Stimme der SPD in Lampertheim.

Zur Sachlage fasste Schönberger zusammen: Neue Öl- und Gasheizungen dürfen wohl bald nicht mehr in Betrieb genommen werden. Für bestehende gibt es eine Übergangsfrist, die voraussichtlich auf 20 Jahre sinken wird. Heißt: Geht eine bestehende Öl- oder Gasheizung kaputt, muss sie künftig mit einer alternativen Technik ersetzt werden.

Philipp Schönberger (links) und Peter Hensel, Geschäftsführer beim Lampertheimer Beratungsunternehmen Energy Effizienz.
Philipp Schönberger (links) und Peter Hensel, Geschäftsführer beim Lampertheimer Beratungsunternehmen Energy Effizienz.

Alternative: die Wärmepumpe

In Frage kommen hier vor allem Wärmepumpen. Sie werden mit Strom angetrieben und besorgen sich zusätzlich Energie aus der Umgebung. Je nach Bauart kann die Wärme dem Grundwasser, dem Erdboden oder der Luft entnommen werden.

In Neuschloß gibt es eine Besonderheit, auf die Ortsvorsteherin Carola Biehal hinwies: „Auf jenen Grundstücken, bei denen während der Altlastensanierung eine Sickerwassersperrschicht eingebaut wurde, könnte eine Installation im Grundwasser oder Erdboden schwierig sein. Hier sollte mit dem Regierungspräsidium in Darmstadt gesprochen werden.“

Luftwärmepumpen sind nicht ganz so effizient, aber fast überall möglich. Allerdings laufen sie dann am besten, wenn ein Haus gut isoliert ist. Das kann das Dach betreffen, die Kellerdecke und die Außenwände.

Strom vom Dach – immer wichtiger

Ideal ist eine Kombination von Wärmepumpen mit einer Photovoltaik-Anlage. So kann auch der nötige Strom teilweise selbst gewonnen werden. Peter Hensel gab den Neuschlößerinnen und Neuschlößern einen einfachen Rat: „Ich würde jede geeignete Dachfläche so schnell es geht mit Solarpanelen belegen“, sagte er und verwies darauf, dass auch Autos künftig mit Strom betrieben würden.

Das Land Hessen bietet ein Solarkataster an – es gibt einen ersten Eindruck davon, wie geeignet welches Dach für eine Solaranlage ist. Ausschlaggebend sind Fläche, Ausrichtung und Neigung der Kollektoren.

Aktuell rufen manche Anbieter völlig überhöhte Preise auf. Die Referenten informierten, im Rahmen lägen Anlagen, die auf bis zu 2000 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp) kommen. Darüber hinaus kann mit einem Batteriespeicher der Eigenverbrauch gesteigert werden, was aber mit zusätzlichen Kosten verbunden ist und daher im Einzelfall wirtschaftlich betrachtet werden sollte. Gängige Installationen kommen auf 5 bis 10 Kilowatt-Peak. Weitere Faustregel: Um ein Kilowatt-Peak zu erzeugen, ist in der Regel eine Dachfläche von sieben Quadratmeter nötig.

Für viele Häuser in Neuschloß relevant: Bevor eine Solaranlage aufs Dach kommt, sollte geprüft werden, ob die Ziegel noch lange genug durchhalten. Betonziegel halten 50 Jahre, Tonziegel 70 Jahre – falls Moos sie nicht vorher porös macht.

Energetische Sanierung: die Kosten

Wer im Geiste mit überschlagen hat, ahnt schnell, um welche Summen es insgesamt gehen kann. Zur groben Einschätzung: Ein komplett neues, wärmeisoliertes Dach für ein Siedlungshaus wie im Ulmen-/ Buchen-/ Lindenweg kann 50.000 bis 60.000 Euro kosten. Für die Außenisolierung der Wände dürfen 40.000 Euro eingeplant werden. Die Umstellung der Heizung auf eine Wärmepumpe verlangt 20.000 bis 40.000 Euro. Eine Photovoltaik-Anlage je nach Größenordnung 10.000 bis 30.000 Euro. Fast schwindelerregend, diese Beträge. Und zu alledem: Es ist gar nicht einfach, Handwerksbetriebe zu finden, die sich darum kümmern.

Helfen können Energieberatungsunternehmen – unter anderem dabei, staatliche Zuschüsse und günstige Kredite beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und bei bei der Förderbank KFW zu beantragen. Wer sich darüber hinaus von Energiefachleuten einen langfristigen Sanierungsfahrplan erstellen lässt, kann zudem höhere öffentliche Zuschüsse erhalten.

Nach der gut zweistündigen Diskussion standen viele Leute noch zusammen und überlegten gemeinsam nach individuellen Lösungen. Viele lobten die Initiative der Bürgerkammer zu diesem Thema. Es dürfte Neuschloß noch eine gute Weile beschäftigen.

Die Jahre der Öltanks sind gezählt.
Die Jahre der Öltanks sind gezählt.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Mitglied von Bürgerkammer und Ortsbeirat.

Sie leistet Beachtliches, wird aber wenig beachtet: die Grundwassersanierungsanlage in Neuschloß. Mit einem Tag der Offenen Tür rückte das Sanierungsteam der HIM das Projekt ein wenig in die Öffentlichkeit. Interessierte konnten sich das weltweit einmalige Verfahren erklären lassen.

Starke Pumpen ziehen seit dem Jahr 2003 Tag und Nacht Grundwasser über ein verzweigtes Leitungsnetz aus zahlreichen Brunnen im Stadtteil an, reinigen es und drücken es im Wald zurück unter die Erde. Übrig bleibt Schlamm für die Sondermülldeponie. Darin bisher enthalten: 1200 Kilogramm Arsen.

Die frühere chemische Fabrik hat das Grundwasser in Neuschloß massiv mit dem giftigen Stoff belastet; Fachleute gehen von bis zu zehn Tonnen aus. Eine Größenordnung, an der zunächst jegliche bisherige Sanierungstechnik scheiterte. Ein Forschungsteam der Universität Heidelberg entwickelte deshalb für Neuschloß ein weltweit neues Verfahren – hinzugegebens Phosphat hilft nun, die weitgehend immobilen Arsenverbindungen zu lösen. Der Effekt ist beachtlich.

Interessierte konnten sich in der Sanierungsanlage umschauen und sich ein eigenes Bild von der beeindruckenden Technik machen. Die Fachleute der HIM erläuterten die angewandten Verfahren und standen für alle Fragen zur Verfügung.

Eindrucksvolle Bilder aus der Anlage veröffentlicht der Projektbeirat Altlasten Neuschloß