Als der städtische Kindergarten im Wacholderweg, geplant vom Neuschlößer Architekten Robert Geiger, eröffnete, waren viele begeistert von der kreativen, individuellen Architektur. Auf der Freifläche daneben soll nun eine kommunale Kinderkrippe entstehen – möglichst schnell und möglichst preisgünstig. Aber auch die beschlossene modulare Fertigbauweise hat ihren Preis: Das Gebäude mit seinen 840 Quadratmetern wirkt alles andere als kreativ. Und selbst wenn der Hersteller verspricht, beim Außenanstrich mit unterschiedlichen Farbtönen Akzente zu setzen, ist man nach der Präsentation der Pläne im Ortsbeirat fast geneigt zu sagen: Das Ding wird ein hässlicher, breiter Klotz.
Fünf Gruppenräume zu je 50 Quadratmetern sind vorgesehen, jeweils mit einem Bad (zehn Quadratmeter) und Schlafpätzen (20 Quadratmeter). Drei dieser Gruppenkomplexe liegen parallel zur Landesstraße nebeneinander, so dass im Inneren ein länglicher Gang entsteht. An deren beiden Enden rechts und links sind dann die beiden weiteren Gruppenkomplexe angefügt. Auf der anderen Seite des Innengangs zum Wacholderweg hin liegen ein Mehrzweck-/Turnraum, Küche und Büros. Im Prinzip eine ähnliche Aufteilung wie im Kindergarten Guldenweg.
Zwischen L 3110 und Gebäude liegt ein 20 Meter breiter Gartenstreifen mit Spielgeräten. Jalousien sollen im Sommer die Wärme an den Südfenstern der Gruppenräume abhalten. Im Winter beheizt eine Luftwärmepumpe das Gebäude mit 766 Quadratmetern Nutzfläche. Der Bau besteht aus Holzrahmenwänden und wird gut eine Million Euro kosten. Dazu kommt der Aufwand für die Entwässerung, Bodenplatte und Grünanlage.
Schwierigkeiten könnte das Verkehrsaufkommen bereiten, das die Krippe mit ihren 50 Betreuungsplätzen mitbringt. Schon jetzt ist es in der engen, langgezogenen Kurve des Wacholderwegs wenig übersichtlich, wenn Eltern den Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten bringen.
Die Lage dürfte sich deutlich verschärfen, weil zum Einzugsgebiet der Krippe nicht nur Neuschloß gehören wird – da ist die Anfahrt per Auto oft gesetzt. Es sind allerdings nur drei Parkplätze vorgesehen – und die sind laut Stellplatzverordnung der Stadt nicht einmal für Eltern, sondern für die Erzieherinnen geplant.
Auf Nachfrage des Ortsbeirats berichtete die Verwaltung, bisher habe man nicht an ein Verkehrskonzept gedacht. Die Fahrzeuge könnten ja, auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist, halb auf dem Gehweg parken. Bürgermeister Erich Maier wies darauf hin, es gebe auch an anderen Kindergärten keine Anlieferungsparkplätze – und keinerlei Probleme dort. Das mag sein. Zumindest eine Einbahnstraßenregelung erscheint aber angesichts der unübersichtlichen, engen Kurve in Neuschloß sinnvoll.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Neuschloß wollte die Krippe, und Neuschloß freut sich auf sie. Natürlich spart die Stadt auch deshalb beim Krippenbau, weil der Boden, auf dem sie stehen wird, nun altlastenfrei ist. Möglicherweise stehen die künftig nebeneinander liegenden, sehr unterscheidlichen Gebäude für zwei unterschiedliche Epochen der Kommune und deren Möglichkeiten. Und schließlich: Auch wenn das Gebäude wenig kreativ sein wird – die Arbeit der Erzieherinnen mit den Kinden kann es ja trotzdem sein.