Hessen Mobil beharrt weiter auf eine Vollsperrung der L3110 zwischen Neuschloß und Lampertheim.

Update im verlinkten Text: Inzwischen hat die Stadt eine lokale Umleitung für Anwohner entwickelt.

Straßen könnten bei Sanierungen nur dann halbseitig offen bleiben, wenn sie mindestens 8,50 Meter breit seien, sagte ein Sprecher der Landesbehörde dem Südhessen Morgen. Das sei nicht der Fall. Erster Stadtrat Jens Klinger hatte sich in der Bürgerkammer mehrfach gegen eine Komplettsperre ausgesprochen, zuletzt Mitte November. Wie der Streit ausgeht, ist noch offen.

Eine weitere Neuigkeit enthält der Zeitungstext vom Donnerstag (21. November): Entgegen früherer Angaben der Stadtverwaltung sollen demnach die Fahrradwege doch mitsaniert werden. Als mögliche Lösung bringt Uwe Rauschelbach in einem Kommentar ins Gespräch, vorübergehend den Grünsteifen zwischen Fahrbahn und Fahrradweg zu befestigen, damit die Straße die für eine nur halbseitige Sperre nötige Breite erhält. Die Plänung von Hessen Mobil betrachtet auch er als „Zumutung“.

Erstmals war Anfang September in der Bürgerkammer bekanntgeworden, dass es für die Neuschlößer 2020 ein großes Verkehrsproblem mit weiten Umwegen geben könnte. Im schlimmsten Fall könnte das eine mehrwöchige Vollsperrung mit sich bringen, hatte Stadtrat Klingler angekündigt.

Die Kammer überlegte damals, ob der Zustand der Fahrbahn eine Sanierung überhaupt nötig mache. Dass dem so sein dürfte, zeigt sich bei Regenfällen: Dann steht das Wasser insbesondere in Höhe des Waldfriedhofs in den Spurrillen. Nach Angaben von Hessen Mobil müssen Risse, Abbrüche und Absenkungen beseitigt werden. Die Fahrbahn soll abgefräst und mit einer neuen Asphaltschicht versehen werden.

Sanierung der L3110: Stadt und Hessen Mobil zoffen sich

Die Landesstraße zwischen Neuschloß und Lampertheim muss saniert werden.
Die Landesstraße zwischen Neuschloß und Lampertheim muss saniert werden.

Mitte November berichtete der Erste Stadtrat der Bürgerkammer den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung. „Von Anfang an vertritt die Verwaltung gegenüber Hessen Mobil den Standpunkt, dass die Sanierung der Landesstraße in halbseitiger Sperrung erfolgen muss.“ Im September hatte in der Bürgerkammer allerdings schon Rolf Müller, Leiter des Fachdiensts Tiefbau der Stadtverwaltung, auf verschärfte Vorschriften zum Sicherheitsabstand zwischen Verkehr und Baustelle hingewiesen und zu Bedenken gegeben: „Den erreichen wir an einigen Stellen bei einspuriger Verkehrsführung nicht.“

Die Landesbehörde informierte dann Mitte Oktober darüber, dass sie gegen den Willen der Stadt eine Vollsperrung plane. Die wiederum forderte dann Hessen Mobil erneut auf, den Verkehr nur halbseitig zu stoppen. Sie verwies auf die etwa 25 Kilometer lange Umleitung über Lorsch oder Viernheim. Weil auch der Busverkehr umgelenkt werden müsste, legte die verantwortliche städtische Gesellschaft Verkehr Touristik Lampertheim (VTL) Kosten von mehr als 100.000 Euro auf die Waagschale. Die neuerliche Antwort von Hessen Mobil stehe noch aus, sagte Klingler.

Vollsperrung der Landesstraße 3110: betroffener Abschnitt

Konkret geht es um den Abschnitt zwischen dem Forsthaus am Ortseingang aus Richtung Hüttenfeld und dem Kreisel am Hundeplatz vor Lampertheim. Eine Vollsperre würde bedeuten, dass Autofahrer statt der zwei Minuten für die direkte Verbindung geschätzt mindestens die zehnfache Zeit für den Weg über Hüttenfeld, Lorsch und Bürstadt benötigen. Alternativ ginge es auch über die A6 bei Mannheim-Sandhofen und Viernheim.

Denn eine lokale Ausweichroute, wie sie von Sportveranstaltungen an verkehrsarmen Sonntagvormittagen bekannt ist, führt über ungefestigte Waldwege vorbei an der Grillhütte. Sie kann keinesfalls über Wochen den Verkehr einer Landesstraße abfangen.

Sperrung der L3110: Auswirkungen auf Bus- und Individualverkehr

Schon eine einspurige Verkehrsführung würde zu dem Hauptzeiten am Morgen und Abend zu erheblichen Behinderungen führen, wie Bauarbeiten in der Vergangenheit zeigten. Vertreter der Bürgerkammer baten deshalb Stadtrat Klingler zu prüfen, ob der Fernverkehr umgeleitet und wenigstens den Anwohnerinnen und Anwohnern n eine einspurige Durchfahrt erlaubt werden könnte.

Neben dem Individualverkehr beträfe eine Sperre auch ganz massiv die Buslinen 644 (Worms – Lampertheim – Viernheim), 602 (Lampertheim – Hüttenfeld) und 605 (Neuschloß – Pestalozzischule). Zu klären wäre in diesem Zusammenhang insbesondere, wie Kinder und Jugendliche aus Hüttenfeld und Neuschloß ihre Schulen erreichen sollen. Denkbar wäre, die Bauarbeiten in die Schulferien im Sommer zu legen.

E-Bikes und E-Roller als Alternative?

Eine schöne Alternative für den Weg zwischen Neuschloß und der Kernstadt könnten, solange es nicht ums Einkaufen geht, übrigens Zweiräder werden, die auch auf den Feldweg entlang des Vogelparks ausweichen könnten. Vielleicht gelingt es ja dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) oder der Verkehr Touristik Lampertheim (VTL), zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr, spätestens zur (Teil-)Sperrung der Landesstraße in Neuschloß spontan mietbare E-Bikes oder E-Roller in ausreichender Zahl bereitzustellen. Für Pendlerinnen und Pendler, die nur zum Bahnhof müssen, könnte das eine praktische Lösung sein.

Sanierung L3110: Folgen für Umbau der Haltestelle „Neuschloß Ort“

Betroffen von der Sanierung der L3110 ist auch der geplante Um- und behindertengerechte Ausbau der Bushaltestelle an der Forsthausstraße. Stadtrat Klingler schlug vor, die Arbeiten mit Hessen Mobil zu koordinieren. Geplant ist, die Busse in beiden Richtungen im Seitenweg vor dem Beamtenbau halten zu lassen, um vor allem vielen Schulkindern die Überquerung der Landesstraße zu ersparen. An diesem Plan will die Kammer trotz vereinzelter Bedenken aus dem Publikum festhalten – auch weil aus eigentumsrechtlichen Gründen ein schneller behindertengerechter Umbau der bisherigen Haltestelle an der Südseite der Landesstraße schwierig sei.

Sowohl an der östlichen als auch an der westlichen Ausfahrt sollen Bedarfsampeln den Durchgangsverkehr stoppen und den Linienbussen eine freie Ausfahrt gewähren können. Nach einer Anregung von fachkundigen Anwohnern aus dem Ahornweg sollten die Breite des Seitenwegs noch einmal daraufhin überprüft werden, ob sich begegnende Busse so aneinander vorbeikommen, dass sie nicht über den Fußgängerweg fahren müssen. Ein Vor-Ort-Termin hält die Verwaltung jedoch erst dann für sinnvoll, wenn die Planungen von Hessen Mobil weiter fortgeschritten sind.

Welche Investitionen plant die Stadt Lampertheim im kommenden Jahr in Neuschloß? Das ist Thema der öffentlichen Sitzung der Bürgerkammer am Donnerstag, 14. November, 19 Uhr, im Bürgersaal am Ahornplatz. Erster Stadtrat Jens Klingler wird den städtischen Haushalt unter Neuschlößer Blickwinkel vorstellen.

Soviel ist bereits klar: Geld wird insbesondere in den kommunalen Kindergarten im Wacholderweg fließen. Einen neuen Anlauf nimmt zudem die Kommunalpolitik für den schon länger erhofften barrierefreien Umbau der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ in der Forsthausstraße. Die Bürgerkammer wird die Details dazu besprechen.

In der Ortsdurchfahrt der Landesstraße wurde die Geschwindigkeitsüberwachung umgebaut. Während in der Vergangenheit Blitzer direkt hinter den Ortseingängen standen, prüft nun ein Gerät in zentraler Lage in der Nähe der Fußgängerampel den Verkehr. Wie sich diese Standortänderung auswirkt, darüber erhoffen sich die Neuschlößer Aufschlüsse aus einer Antwort auf eine Anfrage an Stadtrat Klingler.

Die Bushaltestelle in Richtung Hüttenfeld verschwindet hier - und wird ebenfalls in den gegenüber liegenden Seitenweg verlegt.
Die Bushaltestelle in Richtung Hüttenfeld verschwindet hier – und wird ebenfalls in den gegenüber liegenden Seitenweg verlegt.

Weitere Themen sind die geplante Sanierung der Landesstraße 3110 und die damit verbundene Sperrung, Lärmschutzwand, Wasseraufbereitungsanlage und der Stand zur Geruchsbelästigung durch den Kanal. Die Bürgerinitiative Lampertheim (Bila) schließlich berichtet über den Fortgang der Pläne für den Bau der Bahnschnellfahrstecke Frankfurt – Mannheim.

Neuschlößer wissen es: Sobald wir den großen Kreisel am Hundeheim hinter uns gelassen haben, wird es gefährlich beim Heimweg auf der Landesstraße 3110. Die Bürgerkammer schlägt deshalb neue Verkehrsregeln vor.

Aber schauen wir uns erstmal den Stand der Dinge an. Die Gefahr beginnt einige hundert Meter vor dem Waldfriedhof am Feldweg in Richtung Pferdegestüt. Manche deuten dort links blinkende Autos vor ihnen so, dass die weithin sichtbare Linksabbiegespur des Friedhof das Ziel sei – und sind teils böse überrascht, wenn die Wagen vor ihnen stattdessen schon vorher abbremsen, um in den Feldweg zu biegen. Zumal bis fast hier auch noch Tempo 80 gilt.

In Höhe der Haupteinfahrt zum Waldfriedhof ist dann Tempo 60 erlaubt und überholen verboten – was beides aber gleich danach wieder aufgehoben wird. Bis kurz vor der Einmündung des Neuschlößer Ulmenwegs in die Landesstraße, wo unser Ortsschild steht, sind dann wieder 80 km/h und überholen erlaubt. Obwohl es in diesem Abschnitt eine weitere Gefahrenstelle gibt: die Einfahrt zum hinteren Parkplatz des Waldfriedhofs.

Die Bürgerkammer folgte in ihrem jüngsten Treffen einem Antrag des Mitglieds Peter Scherb: Demnach soll Tempo 60 durchgehend vom Waldfriedhof an bis Neuschloß gelten. Das Überholverbot würde soweit verlängert, dass es die Einfahrt zum zweiten Parkplatz noch mit abdeckt (also bis zur Markierung 2 auf der Skizze).

Luftansicht: Zwischen 1 und 2 soll überholen verboten sein, bei 3 das Ortsschild stehen. Tempo 60 wäre durchgehend.
Luftansicht: Zwischen 1 und 2 soll überholen sein, bei 3 das Ortsschild stehen. Tempo 60 wäre durchgehend.

Außerdem wird vorgeschlagen, das Ortsschild weiter in Richtung Lampertheim zu verschieben – im Luftbild in etwa bei Position 3. Das wäre auch im Sinne des Lärmschutzes hilfreich für Anwohner im Akazienweg.

Ob all das so kommt, wird an anderer Stelle entschieden. Zuständig für die Landesstraße ist Hessen Mobil, also das frühere Straßenverkehrsamt. Dorthin wird die Stadtverwaltung die Vorschläge der Bürgerkammer weiterleiten.

Ganz neu ist zumindest die Frage, wo Neuschloß verkehrstechnisch beginnt, übrigens nicht. Der Ortsbeirat hat sie unter anderem im Juni 2013 diskutiert.

Wer gerne im Lampertheimer Wald radelt oder joggt, mag gar nicht glauben, dass dort in der freien Natur auch gar nicht so kleine Tiere zu Hause sind. Wildschweine etwa oder Rehe. Zu sehen bekommen wir das Wild meist nur nachts als Autofahrer – wenn es zwischen Hüttenfeld und Neuschloß neben der Landesstraße steht. Das wiederum gar nicht so selten. Gut, wenn wir dann nicht zu schnell unterwegs sind.

Jetzt hat es wieder ein Wildschwein erwischt. Das Interessante: Der Unfall ereignete sich nur wenige Meter hinter Neuschloß. Die Wildschweine nähern sich offenbar unserem Stadtteil. Das tote Tier lag eine Zeit lang im Straßengraben, wohl sorgfältig zur Seite gelegt. Später wurde es mit einem Anhänger abgeholt. Auf der Straße sind Kreidespuren zu sehen, die von dem Unfall zeugen.

Beeindruckend sieht das Tier in jedem Fall aus. Möglicherweise radelt man nachts, wenn das Wild aus seinen Verstecken kommt, besser anderswo als im Wald.

Update: Auf der Facebook-Seite von Neuschloss.net berichtet Anwohnerin Bianca Schweiß von Wildschweinen hinter den Stichstraßen zum Wald: „Ich sehe bzw. höre oft spätabends, wenn ich mit meinen Hunden die letzte Gassitour in den Wald mache, Wildschweine. Und ich laufe lediglich den Hauptweg direkt hinter den Wegen; Espen, Ahorn, Platanen, Ginster, auch hier tummeln sich die Schweine.“ Nachbarn mit den Gärten direkt zum Wald hätten ihre Zäune verstärkt, um Wildschweine daran zu hindern, regelmäßig den Rasen umzugraben.

Angriffslustig seien die Tiere nicht: „Die sind zum Glück immer am flüchten“, schreibt Bianca Schweiß. Ob das an ihren eher großen Hunden liege oder an ihre Beleuchtung, wise sie nicht. „Aber sie bewegen sich zum Glück immer weg.“

Eigentlich erfüllt sie ja ihren Sinn, die Radarfalle in Neuschloß vor dem Forsthaus. Autofahrer, die aus Richtung Hüttenfeld kommen, bremsen hier brav ab. Was nur wenige wissen: Das Ding ist kaputt. Ein fotografierter Verkehrsteilnehmer versuchte mit einem Brandanschlag seinen Führerschein zu retten.

Das misslang gründlich. Zwar ist die Radarfalle nicht mehr funktionstüchtig. Aber die zu flotte Tour blieb dennoch amtlich dokumentiert. Und so war am Ende nicht nur der Lappen weg. Die nicht auf den Kopf gefallenen Strafverfolger hatten auch sehr schnell einen Verdacht, wer Urheber des Feuerchen sein könnte.

Im Dezember lief die Gerichtsverhandlung. Erster Stadtrat Jens Klinger (SPD) berichtete dem Ortsbeirat sehr genüsslich das Ergebnis: Nach dem Schuldspruch muss der Verurteilte stolze 21.000 Euro an die Stadt Lampertheim zahlen als Schadenersatz. Die Verwaltung, ergänzte Klingler, werde das zum Anlass nehmen, eine komplett neue Radaranlage in Säulenform zu installieren, wie wir sie von anderen Stellen im Stadtgebiet kennen.

Da das bisherige Modell zwar technisch tot ist, aber in der Praxis via Abschreckung dennoch funktioniert, wäre zu überlegen, ob die Hülle leicht renoviert anderorts vielleicht weiter nützliche Dienste leisten könnte. Zumindest für Externe, die nicht Neuschloss.net lesen…