• Die Bodensanierung geht in die nächste Etappe – mit den Gärten im Eichen- und Fichtenweg und den anschließenden Sandgruben sowie dem Roten Hof im Wald östlich des Alten Lorscher Wegs.
  • Die Grundwassersanierung steht kurz davor, um ein Vielfaches wirksamer durchzustarten.
  • Der Altlastenverein wird sich auflösen.
  • Der Projektbeirat Altlasten Neuschloß (PAN) hingegen wird die Bürgerinnen und Bürger weiter vertreten.
  • Zeit also für eine Überblicksdarstellung in Sachen Altlasten.

PAN vertritt weiter die Neuschlößer in Altlastenfragen

Es war eine wichtige Nachricht, die Carola Biehal als Sprecherin des Projektbeirats Altlasten Neuschloß in der Bürgerkammer verkündete: Der PAN vertritt die Neuschlößer auch in den verbleibenden Sanierungsfragen. Bedeutend ist das deshalb, weil die Landespolitik inzwischen die Rechtsgrundlage für die Arbeit des Projektbeirats aus dem Hessischen Altlastengesetz gestrichen hat. Umso relevanter ist die Zusage der Stadtverwaltung, dass der PAN als erfahrener Vertreter der Anwohnerinnen und Anwohner akzeptiert bleibt.

Der Projektbeirat besteht seit dem Jahr 1995 aus gewählten, ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern. Er arbeitet als Mittler zwischen Betroffenen, Behörden und Sanierungsfirmen – was maßgeblich zur Akzeptanz der umfangreichen Arbeiten auf den gut hundert Grundstücken im Ortskern beitrug. Der PAN war auch in Behördenrunden vertreten – etwa mit dem Hessischen Umweltministerium, dem Regierungspräsidium und der Stadt – und verfügte dort über Informations- und Beteiligungsrechte.

Seit Juli 2005 arbeitet Carola Biehal als Sprecherin, ihr Stellvertreter ist Dr. Günter Weidenauer; um die Presse und Öffentlichkeit kümmert sich Michael Bayer von Neuschloss.net. Projektbeirat und Altlastenverein, getragen vom gleichen Führungsteam, trugen wesentlich dazu bei, dass die Sanierung in Neuschloß überhaupt zustande kam – und das zu für die Anwohnerinnen und Anwohner auch finanziell verträglichen Konditionen. (Interessante Details dazu in der großen Geschichte der Altlasten-Sanierung von Neuschloß.)

Altlasten Neuschloß: Sicherung der Sandgruben und des Roten Hofs

Gelb gekennzeichnet die Lage der belasteten Sandgruben nördlich von Eichen- und Fichtenweg.
Gelb gekennzeichnet die Lage der belasteten Sandgruben nördlich von Eichen- und Fichtenweg.

Nach dem Abschluss der Arbeiten auf den Grundstücken im Ortskern und auf dem Sodabuckel stehen nun die nächsten beiden Projekte im Fokus: die überarbeitete Sanierung des Grundwassers und der Beginn der Sicherung der Böden im Wald.

Letztere betrifft die Sandgruben westlich des verlängerten Ulmenwegs, teils bis auf Gärten im Eichen- und Fichtenweg ragend, und den Roten Hof östlich des Alten Lorscher Wegs.

Gelb gekennzeichnet die Lage des Roten Hofs.
Gelb gekennzeichnet die Lage des Roten Hofs.

Für Sandgruben und Roter Hof ist die Stadt Lampertheim zuständig. Die Verwaltung beauftragte Mitte Oktober ein Ingenieurbüro mit der Konzeption, berichtete Biehal. „Wir können davon ausgehen, dass in 2020 die Planungen erfolgen und in 2021 die Erörterungen und Genehmigungen folgen. Der Beginn der Arbeiten ist für 2022 vorgesehen“, fügte sie hinzu.

Details mit einer Karte der Belastung und den Schadstoffwerten finden Sie unter altlast-neuschloss.de.

Grundwasser-Sanierung in Neuschloß mit Modellcharakter

Arbeiter vergruben lange Rohre, um das Testfeld im Ulmenweg an die Grundwasseraufbereitungsanalge an der Landesstraße anzuschließen.
Arbeiter vergruben lange Rohre, um das Testfeld im Ulmenweg an die Grundwasseraufbereitungsanalge an der Landesstraße anzuschließen.

Das Grundwasser in Neuschloß ist massiv mit Arsen verunreinigt. An der Landesstraße, in der Nähe von Abwasserpumpstation und kleinem Friedhof-Parkplatz, rauscht das Grundwasser durch die Sanierungsanlage. Tag und Nacht ziehen die Pumpen dort Wasser aus verschiedenen Brunnen an, reinigen es und geben das gesäuberte Nass über andere Brunnen zurück ins Grundwasser. Jedes Jahr holt die Anlage 60 Kilogramm Arsen aus dem Grundwasser. Eine Menge, an der ziemlich viele Menschen sterben könnten.

Die Grundwassersanierung könnte also ein Erfolg sein – wäre die Gesamtbelastung nicht kaum vorstellbar hoch. Die Experten gehen von sieben bis zehn Tonnen Arsen im Neuschlößer Grundwasserleiter aus. So richtig was ändern würde sich im Grundwasser, geht alles so weiter wie bisher, also frühestens in 150 Jahren. Dennoch besteht Handlungsbedarf, weil die Schadstofffahne sich in Richtung des Bürstädter Wasserwerks bewegt.

Der Weg der kleinen Revolution reicht von der einen Straßenseite des Ulmenwegs zur anderen. In Höhe der Hausnummer 35 testeten Naturwissenschaftler der Universität Heidelberg, ob es hilft, Stoffe in das Grundwasser zu geben, die die weitgehend immobilen Arsenverbindungen lösen. Ergebnis: Es funktioniert, und die Sanierung könnte schon in 15 Jahren zu schaffen sein. Details in einer Präsentation der Sanierer von der HIM (PDF-Datei).

Die Steuerung des Testfelds versteckte sich in Containern im verlängerten Ulmenweg.
Die Steuerung des Testfelds versteckte sich in Containern im verlängerten Ulmenweg.

Natürlich muss Wasseraufbereitungsanlage die größere Mengen verarbeiten können. Deshalb wurde sie in den vergangenen Monaten erweitert – für viele Neuschlößer nur bemerkbar an der baustellenbedingten Geschwindigkeitsgbegrenzung auf der Landesstraße. Aktuell wird die technische Ausstattung überprüft, Ende November könnte ein Probelauf starten. „Wenn alles erfolgreich funktioniert, womit wir alle rechnen, kann zeitnah mit der schnelleren Grundwassersanierung begonnen werden“, sagte Biehal in der Bürgerkammer.

Altlastenverein will sich im Januar auflösen

Im Bezug auf die Bodensanierung sind Ende Oktober sämtliche Fristen, etwa zur Gewährleistung der Handwerker, ausgelaufen. Deshalb hat der erweiterte Vorstand beschlossen, den Altlastenverein aufzulösen. Der Altlastenverein war Vertragspartner mit Stadt und Land; auf Grundlage eines Rahmenvertrags schlossen die von der Bodensanierung getroffenen Eigentümerinnen und Eigentümer Einzelverträge, die die Modalitäten der Sanierung regelten.

Das Regierungspräsidium Darmstadt, das das Land operativ vertritt, hat nach Biehals Angaben keine Einwände gegen die Auflösung. Die Mitglieder werden über Details in einer Vereinsversammlung informiert, die für Dienstag, 28. Januar 2020, geplant ist.

Die Grundstücke sind saniert – doch ganz los ist Neuschloß die Hinterlassenschaften der 1927 geschlossenen chemischen Fabrik noch nicht. Im Wald hinter dem Buchenweg liegt auf dem Sodabuckel weiter hochgiftiges Material – und die von der Stadt initiierte Sanierung stockt.

Zugleich ist das Versuchsfeld im Ulmenweg für die verbesserte Grundwassersanierung fast fertig aufgebaut. Damit kommt das Pilotprojekt der Universität Heidelberg in die heiße Startphase. An einem Gelingen muss uns allen gelegen sein, damit auch künftige Generationen unbesorgt ihr Trinkwasser im Bürstädter Wald zapfen können.

Genug Themen also für den Altlastenverein, um wieder einmal zusammenzukommen – im Rahmen einer Mitgliederversammlung. Geplant ist sie im Restaurant an der Forsthausstraße 7, das sich jetzt Quattro Mori nennt. Los geht’s am Donnerstag, 27. November, um 19.30 Uhr

Eingeladen sind auch Fachleute der Sanierer von der HIM und der Stadtverwaltung.

Die Tagesordnung
1. Begrüßung und Formalia
2. Rückblick (Erste Vorsitzende Carola Biehal)
3. Sachstand der Sanierung und Wiederherstellung Grundstücke (Vertreter der HIM)
4. Pilotversuch zur Sanierung des Grundwassers (Vertreter der HIM)
5. Sanierung des Sodabuckels (Vertreter der Stadt Lampertheim)
6. Verschiedenes

Die Sanierung der Grundstücke im Wohngebiet haben die meisten von uns hinter sich gebracht. Doch die Altlasten beschäftigen unseren Stadtteil weiter. Zu tun gibt es noch unter der Erde, beim Grundwasser, und hinter den Buchenweg-Grundstücken, beim Sodabuckel. Beide Themen sind wichtig, damit auch unsere Kinder und Enkel endgültig nichts mehr mit den Schadstoffen zu tun haben.

Zu beiden Themen gibt es Neuigkeiten, über die der Verein Altlasten Neuschloß in einer ordentlichen Mitgliederversammlung informieren möchte am Donnerstag, 28. November 2013, 19.30 Uhr, im Café am Ahornplatz, Lampertheim-Neuschloß, Ahornweg 1.

Die Stadt Lampertheim wird schon bald die Sanierung des Sodabuckels starten. Hier berichtet der Verein von Fragen der Anwohner: Fahren wieder viele Lastwagen durch unseren Stadtteil? Wie werden die direkten Anwohner vor giftigem Staub geschützt? Wie soll das Gelände später aussehen? Antworten darauf gibt in dem Treffen Stephan Frech von der Stadtverwaltung.

Die Grundwassersanierung läuft seit Jahren – und holt große Mengen an Giften aus dem Wasser. Das ist die eine Seite. Die andere Seite: Die Konzentration der Schadstoffe im Grundwasser nimmt kaum ab – sie ist schlicht zu massiv. Für die Behörden tatsächlich ein Grund, den Sinn der Sanierung in Frage zu stellen. Die Sanierer der HIM erklären den Stand der Dinge.

Auf der Tagesordnung stehen auch turnusmäßige Wahlen des Vorstands. Die bisherige Vereinsspitze, bestehend aus Carola Biehal, Dr. Günter Weidenauer und Michael Bayer, weist darauf hin: Sollte die Versammlung nicht beschlussfähig sein, wird satzungsgemäß eine zweite Versammlung mit derselben Tagesordnung einberufen, die sofort und anschließend stattfindet. Sie ist dann ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienen Mitglieder beschlussfähig. „Dennoch fänden wir es ein schönes Zeichen, viele Mitglieder zu sehen“, heißt es in der Einladung.

Die Tagesordnung auf einen Blick:

  1. Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit
  2. Rückblick (Erste Vorsitzende Carola Biehal)
  3. Grundwassersanierung (HIM-Altlasten-Sanierungsgesellschaft ASG)
  4. Sanierung Sodabuckel: Verkehrsführung /Staubschutz/Wiederherstellung (Stadtverwaltung Lampertheim)
  5. Kassenbericht (Kassenwart Günter Kirchenschläger)
  6. Entlastung des Vorstands
  7. Neuwahlen
  8. Verschiedenes
Schautafel: Fabrikreste und alte Kanäle
Schautafel: Fabrikreste und alte Kanäle

Rund hundert Bilder aus zehn Jahren – die Ausstellung „Neuschlößer Ansichten der Sanierung“ war in der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins zum ersten Mal zu sehen. Anwohner und Sanierer hatten zahlreiche Motive zur Verfügung gestellt. Projektbeirat und Verein suchten aus und sortierten das Material. So sind insgesamt 14 Schautafeln entstanden, professionell aufbereitet.

„Ach ja, das gab’s ja auch“, viele Neuschlößer nutzten die kleine Schau, um die Sanierung Revue passieren zu lassen. Vor allem die freigelegten unterirdischen Kanäle beeindruckten; nur wenige Anwohner hatten während der Arbeiten einen Einblick darauf. Auch die Gärten, zusammen- und drei Meter tiefer gelegt, gehörten zu den viel beachteten Motiven.

Es zeichnet sich ab, dass die Ausstellung von Projektbeirat und Altlastenverein auf Tour gehen wird. Aktuell laufen Gespräche mit der Stadtverwaltung. Auch die Sanierer der HIM-ASG haben ihr Interesse bekundet.

Schautafel: Staubschutz
Schautafel: Staubschutz

Nachdem die bewohnten Grundstücke bald saniert sind, gerät in Neuschloß zunehmend das Grundwasser in den Mittelpunkt des Interesses. „Wir halten es für wichtig, dass die Überprüfung der Grundwassersanierung ergebnisoffen angegangen wird“, sagte Stephan Frech von der Stabstelle Bodenschutz der Stadtverwaltung in einer Diskussion während der Mitgliederversammlung des Altlastenvereins.

Hintergrund: Das Land Hessen erstellt derzeit eine Anaylse, die Kosten und Nutzen der seit Jahren laufenden Grundwassersanierung gegenüberstellt.

Der Projektleiter der Sanierungsfirma HIM-ASG, Ulrich Urban, sagte, die Ergebnisse der Studie würden im Frühjahr veröffentlicht. Zuvor hatte er dargestellt, dass die Wasserreinigungsanlage in Neuschloß große Mengen an Schadstoffen ausfiltert – vor allem das hochgiftige Arsen.

Dieses Arsen im Wasser war ein mit ausschlaggebender Grund, warum vor zehn Jahren die Sanierung auch der Böden überhaupt angegangen wurde, erinnerte die Vorsitzende des Projektbeirats Altlasten Neuschloß (PAN) und Ortsvorsteherin Carola Biehal. „Es wäre unschlüssig, jetzt die Reinigung des Grundwassers nicht weiter zu verfolgen“, fügte sie hinzu.

Der Altlastenverein überlegte in der von Vorstandsmitglied Michael Bayer moderierten Runde, wenn das Ergebnis der Studien sei, dass die Grundwassersanierung gut läuft, spreche nichts gegen eine Fortsetzung. Sinke dagegen der Schadstoffanteil im Grundwasser nicht signifikant, obwohl zugleich große Giftmengen ausgefiltert würden, müssten sogar die Reinigungsarbeiten deutlich intensiviert werden. HIM-ASG-Projektleiter Urban wollte nicht ausschließen, das Letzteres ein Ergebnis der Studie sein könnte.

Zufrieden blickten Sanierer, Stadtverwaltung und Anwohner gemeinsam auf die Sanierung der Grundstücke im Wohngebiet zurück. Der Stadtteil blühe auf – auch weil nach dem Bodenaustausch viele Neuschlößer zusätzlich kräftig aus eigener Tasche in Häuser und Gärten investiert hätten. „Aber“, erinnerte Carola Biehal, „es war nicht immer leicht.“ Das gelte auch für die Arbeit der Anwohnervertretung, etwa in Gesprächen mit Behörden und der Stadt.

Optimistisch stimmen Altlastenverein und Projektbeirat die von Stephan Frech präsentierten Pläne für die Sanierung des Sodabuckels. Es handelt sich dabei um eine Abraumhalde der ehemaligen chemischen Fabrik unmittelbar neben dem Wohngelände. Im seitlich ansteigenden Bereich soll eine folienbasierte Sickerwassersperrschicht verhindern, dass Regen tiefliegende Schadstoffe ins Grundwasser schwemmt. Hier werden Sträucher angepflanzt.

Oben entsteht eine Sperre aus mineralischem Material mit dem gleichen Effekt. Hier wird soviel Boden aufgetragen, dass flachwurzelnde Bäume wie Kiefern wachsen können. „Damit bleibt das Erscheiningsbild des Sodabuckels insgesamt in etwa erhalten“, erläuterte Frech.

Projektbeirat und Altlastenverein sehen in der Planung zwei wichtige Forderungen erfüllt: dass es unterirdische Sperrschichten gibt und wieder Wald wächst. Die Arbeiten sollen im Jahr 2014 beginnen.

Weitere Informationen: Presseschau zur Mitgliederversammlung auf der Webseite von Altlastenverein und Projektbeirat.