Den Neuschlößer Weihnachtsmarkt sehen wir auch in diesem Jahr nur auf Archivbildern. Die Veranstaltung am Ahornplatz fällt aus. Das hat Ortsvorsteherin Carola Biehal in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats bekannt gegeben.

„In Corona-Zeiten ist es mit der Kultur immer eine Gratwanderung – und wir haben Verständnis für den Drang nach Aktivitäten. Auch wir wünschen uns mehr. Doch die zur Verfügung stehende Fläche ist zu klein, um die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen erfüllen zu können“, erläuterte sie. Die Gesundheit müsse an erster Stelle stehen.

Bürgermeister Gottfried Störmer begrüßte die Entscheidung: „Ich nehme das sehr positiv zur Kenntnis.“ Er deutete an, dass man derzeit überlege, wie mit dem Weihnachtsmarkt in der Kernstadt zu verfahren sei. Man warte noch auf entsprechende Vorgaben des Landes, die für den heutigen Freitag angekündigt seien.

In Neuschloß hatte es in den vergangenen Wochen auch Überlegungen gegeben, zu Halloween und St. Martin größere Aktionen Kinder und Jugendliche zu organisieren. Vertreterinnen und Vertreter des Ortsbeirats, der evangelischen Johannesgemeinde, von Kindergarten und Krippe sowie der Musikschule „Kids on Keys“ sprachen sich am Ende aber ebenfalls mit Blick auf die steigenden Inzidenzzahlen dagegen aus – und wollen die Pläne im kommenden Jahr neu aus der Schublade ziehen.

Aus dem Kiosk ist ein Laden am Ahornplatz geworden. Murat Süt betreibt den „Back & Snack“-Shop mit seiner Frau seit einigen Wochen – und schafft damit seit langem wieder echte Einkaufsmöglichkeiten in unserem Stadtteil.

Wie‘s läuft? Süt lächelt. „Wir haben schon viele Stammkunden“, sagt er. Und in der Tat: Während des Gesprächs mit Neuschloss.net an einem Samstagvormittag kommen immer wieder Frauen und Männer aus unserem Stadtteil in die Geschäftsräume. Fladenbrot holen sie, belegte Brötchen, Kaffee zum Mitnehmen.

Neu ist die Arbeit im Handel für Süt nicht. Bevor er im Internet sah, dass die Räume am Ahornplatz vermietet werden, wirbelte er auf dem Mannheimer Großmarkt – an einem Stand und im Büro. Und jetzt Neuschloß? „Es ist ein gemütlicher Stadtteil“, sagt er freundlich. „Die Leute haben Zeit.“ Und fügt nach kurzem Überlegen hinzu: „Wir würden sogar herziehen, wenn wir was finden.“

Obst und Gemüse vom Mannheimer Großmarkt

Vom Mannheimer Großmarkt kommt auch das Gemüse vor dem Laden. Süt hat eigenhändig Euro-Paletten zusammengeschraubt und braun lackiert, um Salate, Gurken, Tomaten, Blumenkohl, Auberginen, Zuchini und vieles mehr einladend präsentieren zu können.

In den ersten Tagen ging Süt mit seiner Frau nachts um 1 Uhr zum Großeinkauf nach Mannheim. Um 3 Uhr waren sie zurück in Neuschloß, backten im Ofen vor Ort das Gebäck auf, legten das Obst und Gemüse vor der Tür zurecht. Um 6 Uhr öffnete der Laden für die Kundschaft – der Tag bis 18 Uhr war dann lange.

Inzwischen ist etwas Routine eingekehrt. Süt erledigt den Einkauf in der Nacht alleine, seine Frau stößt am Morgen hinzu und bleibt länger.

Keine Kioskpreise, aber auch nicht günstig

Süßigkeiten dürfen nicht fehlen.
Süßigkeiten dürfen nicht fehlen.

Die Sache mit dem Gemüse ist ein kleines Wagnis. Denn auch wenn der Händler betont: „Wir haben hier keine Kioskpreise“ – erkennbar mehr als im Aldi oder Edeka kostet es schon. Und so blicken manche Neuschlößerinnen und Neuschlößer an jenem Vormittag zwar interessiert zu den Kartoffeln oder Äpfeln, lassen sie aber doch liegen. „Mein Ziel ist, das Sortiment zu halten“, erklärt Süt. Und fügt etwas nachdenklich hinzu: „Aber es wäre schon gut, wenn etwas mehr Obst und Gemüse gekauft würde.“

Das passt zum selbstgesetzten Motto, das lautet: „Hier kriegt man ja alles.“ Acht Sorten Kaffee zum Mitnehmen schafft die Maschine; neben Lebensmitteln und Backwaren gibt es Erfrischungsgetränke und Alkohol, Zeitungen und Zeitschriften, Tabakwaren – und natürlich jede Menge Süßigkeiten. Auch Gutscheine fürs Handy oder den Onlinehandel liegen bereit.

DHL-Paketshop in Neuschloß

Der „Snack & Back“ ist auch eine DHL-Paketstation.
Der „Snack & Back“ ist auch eine DHL-Paketstation.

Neuerdings wehen vor der Tür im Ulmenweg 6 auch Fahnen des Paketdienstleisters DHL – falls der Einkauf mit dem Gutschein beim Onlinehandel daneben ging, kann nun am Ahornplatz die Retoure starten. Im Gesprächen ist Süt schließlich mit Lotto Hessen darüber, dass er künftig auch Tippscheine entgegen nehmen kann.

Im Mai hatte Vormieterin Beate Unterkircher im Gespräch mit Neuschloss.net angekündigt, dass sie ihren Kiosk nach vier Jahren aufgeben wolle. „Lange Zeit kamen vor allem Ältere regelmäßig in den Laden – nicht nur um Brötchen zu holen, sondern auch um ein wenig zu plaudern“, erzählte sie. Doch seit Corona trauten sich die meisten Rentnerinnen und Rentner nicht mehr aus dem Haus. Brötchen würden nun aus dem Supermarkt mitgebracht und zuhause aufgebacken. Und auch junges Publikum fehle, seit die Schulen geschlossen wurden.

Umso mutiger ist es von Murat Süt und seiner Frau, in diesen Zeiten den „Back & Snack am Ahornplatz“ zu öffnen. Wir sollten dafür sorgen, dass sich das Projekt auch für das Betreiber-Paar lohnt. Auch wenn das ein oder andere anderswo günstiger zu haben ist.

Die Zukunft des Kiosks am Ahornplatz ist ungewiss. Beate Unterkircher berichtete Neuschloss.net, sie gebe nach vier Jahren auf. Sie suche derzeit eine andere Arbeit. Neben der Tür klebt bereits ein Aushang, mit dem die Eigentümer des Ladens nach neuen Mieterinnen und Mietern suchen.

„Der Kiosk macht mir viel Spaß. Lange Zeit kamen vor allem Ältere regelmäßig in den Laden – nicht nur um Brötchen zu holen, sondern auch um ein wenig zu plaudern“, erzählt Unterkircher. Doch seit Corona trauten sich die meisten Rentnerinnen und Rentner nicht mehr aus dem Haus. Brötchen würden nun aus dem Supermarkt mitgebracht und zuhause aufgebacken.

Und auch junges Publikum fehle, seit die Schulen geschlossen wurden. „Hier an der Bushaltestelle kamen nicht nur die Kinder und Jugendliche in den Laden. Auch Mütter nahmen regelmäßig was mit nach Hause.“ Selbst in den wenigen Wochen, in denen Präsensunterricht lief, seien nur noch wenige Leute gekommen: „Viele Kinder fahren aus Angst vor Corona nicht mehr mit dem Bus, sondern werden von ihren Eltern zur Schule gebracht“, beobachtete Unterkircher.

Schon vorher musste das Ladenkiosk Rückschläge verkraften: Der Paketdienstleister DHL beendete die Kooperation. In den Zeiten vor Unterkircher konnten die Menschen aus unserem Stadtteil auch ihre Lottozettel am Ahornplatz abgeben.

Zuletzt blieben im Wesentlichen Brot und Brötchen der Lampertheimer Bäckerei Hug, Zeitungen und Zeitschriften sowie Süßigkeiten im Sortiment – zu wenig, um davon leben zu können. „Heute habe ich bisher 20 Euro Umsatz, nicht Einnahmen“, sagt Beate Unterkircher und blickt auf die Uhr. Sie zeigt halb neun. Da steht die Neuschlößerin schon zweieinhalb Stunden im Laden.Rückblick: Nahversorgung früher

Der Ladenkiosk am Ahornplatz ist die letzte verbliebene Möglichkeit, in Neuschloß Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Das war in früheren Zeiten noch anders, wie ein Blick in die Stadtteil-Geschichte zeigt. In den Fünfzigerjahren fuhren zeitweise zwei Lampertheimer Bäcker bis zu zweimal täglich durch Neuschloß und boten ihre Waren an. Donnerstags kam der Fischmann. Im Erlenweg gab es einen Laden im Nebenraum der Gaststätte „Zur Kurpfalz“ und ein Spar-Geschäft, aus dem später eine Filiale der Bäckerei Herweck wurde.

Gefeiert wurde in der Gaststätte „Zur Kurpfalz“ oder in der Kneipe der Hammerschmidts im Lindenweg. Es gab eine mobile Zweigstelle der Sparkasse, eine Postfiliale und eine Zweigstelle der Volksbank im Lindenweg, die gar einmal überfallen wurde – und später an den Ahornplatz umzog. Die Sparkasse baute an der Ecke Ulmenweg/Ahornweg.

Von all dem ist wenig geblieben. Vor allem seit die Lebensmittel-Discounter in Lampertheim an die Otto-Hahn-Straße gezogen sind, sind sie aus Neuschloß einfacher zu erreichen als für manche aus der Kernstadt. Und so wurde in Neuschloß, wo es meist auch etwas teurer war, nur das gekauft, was bei der Tour zu Aldi oder Rewe (damals Minimal) vergessen ging. Am Ende war das zu wenig, als dass es für die Betreiberinnen und Betreiber rentabel bleiben konnte.

Blumen, Päckchen, Karten: Der Platz auf dem Regal für Glückwünsche reichte nicht lange. Kaum hatten Silke und Thomas Heyber am Samstag Vormittag die Tür zu ihrem „Thommy‘s“ geöffnet, kamen auch schon die ersten Gäste und Gratulanten: Freunde und Nachbarn, von denen einige am ersten Tag tatkräftig mithalfen.

Auch offizielles Händeschütteln war angesagt: Helmut Kemnitzer übermittelte als stellvertretender Vorsitzender der Bürgerkammer die Freude der Neuschlößer über das neue Café am Ahornplatz. Er sagte spontan zu, die internen Treffen der Aktiven ins „Thommy‘s“ zu verlegen.

Manche Neuschlößer wollten ihre Sympathie für „Thommy‘s“ persönlich zeigen. Am Vormittag kamen ältere Frauen und Männer aus dem Ortskern zu Sekt, Kaffee und Kuchen. Der Abend war geprägt von Leuten, die in den Achtzigerjahren in unseren Stadtteil kamen. Sie ließen es sich bei Livemusik, dem ein oder anderen guten Wein und Käse-Schinken-Snacks gutgehen.

In den Gesprächen zeigten sich die Gäste angetan von der liebevollen Inneneinrichtung. Die Bedienungen hatten ordentlich zu tun, was sicher auch den an Sonderpreisen zur Eröffnung lag – und dazwischen Silke und Thomas Heyber, die trotz des erkennbaren Stresses stets strahlend durch ihr Café schritten. Seit Oktober hatten die Beiden auf diesen Tag hingearbeitet.

Andrang auf dem Ahornplatz.
Andrang auf dem Ahornplatz.

Bei leicht frühlingshaften Temperaturen verbrachten viele Gäste den Nachmittag auf dem Ahornplatz; Tische, Stühle und Sonnenschirme luden ein. Nicht wenige Frauen und Männer waren aus der Kernstadt gekommen, teils mit ihren Motorrädern.

Die Nachricht über die Eröffnung hatte sich am Freitag wie ein Lauffeuer auf Facebook verbreitet – und so auch die nähere Umgebung erreicht. Schon hier zeigte sich das ungewöhnliche Interesse. Etwa 200 Leute markierten die Beiträge auf der Fanseite von Neuschloss.net und in der Gruppe „Lampertheim tretet ein!“ mit dem Daumen nach oben; etwa 60-mal wurde der Beitrag geteilt.

Mehr als tausend Nutzer riefen die verlinkte Berichterstattung auf der Webseite von Neuschloss.net auf – so viele Leserinnen und Leser hatte Neuschloss.net noch nie an einem Tag.

Ein erfolgreicher Anfang also. Und somit eine gute Nachricht für Neuschloß.

Der Eröffnungstag in Bildern

Seit Tagen blicken die Schulkinder morgens beim Warten auf den Bus neugierig durch die Fenster ins Innere, rollen mittags Fahrzeuge einer Schreinerwerkstatt an, wird eingeräumt und gewerkelt in den Caféräumen am Ahornplatz. Am Samstag kann Neuschloß das Ergebnis feiern: „Thommy’s – Coffee and More“ öffnet um 10 Uhr mit einem kleinen Fest.

Hinter dem Projekt stehen – wie könnte es anders sein – Neuschlößer. Es sind Silke und Thomas Heyber aus dem Lindenweg. Die Beiden betreiben eine Schreinerei. „Aber Thomas wollte schon immer ein Café“, berichtet Silke Heyber über ihren Mann.

Deshalb heißt es künftig: morgens und mittags Schreinerei, nachmittags und abends Café. Montags, dienstags und donnerstags von 14 bis 19 Uhr, freitags bis 22 Uhr und samstags von 10 bis 19 Uhr – mit diesen Öffnungszeiten starten die Heybers, die auch selbst die Gäste betreuen werden. „Wir fangen erstmal ohne Personal an“, sagen sie.

Die Kafeemaschine fällt gleich in den Blick.
Die Kaffeemaschine fällt gleich in den Blick.

Eines der ersten Dinge, die ins Auge fallen, ist die große Aperatur, die aus den Bohnen verschiedene Kaffeespezialitäten zaubert. Womit ein wichtiger Bestandteil der Getränkekarte geklärt wäre.

Dort finden sich auch Paulaner-Biere und verschiedene Weine. Der Kuchen ist selbstgemacht; freitags soll es auch handfeste Kleinigkeiten zu essen geben.

Die Einrichtung zeigt den Schreiner. Die Tische sämtlich in Echtholz, die Stühle bewusst verschiedenartig. Die Karte – auf Holztafeln. Als Dekoration eine alte, echte Schulbank, Blumen-Accessoires und Stoffsäcke mit Kaffeebohnen aus Brasilien.

Tische und Stühle aus Echtholz.
Tische und Stühle aus Echtholz.

Passend zum nahenden Frühling gibt es Tische, Stühle und Sonnenschirme auf dem Ahornplatz – dem die Heybers damit neues Leben einhauchen. Da passt es, dass wenige Schritte entfernt neuerdings der Bücherschrank steht.

Es sieht so aus, als würde Neuschloß nach dem Restaurant Quattro Mori eine zweite, wundervolle Gelegenheit bekommen, genussvoll schöne Stunden zu verbringen. Neuschloss.net drückt alle Daumen.

Lesen Sie auch unseren Bericht über den Eröffnungstag mit vielen Bildern.

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