Die Bürgerkammer im Ortsbeirat hatte im vergangenen September angeregt, zur späten Stunde nur noch jede zweite Straßenlaterne leuchten zu lassen, um Energie zu sparen. Nun ist klar: Daraus wird nichts. Und auch anderswo in Lampertheim bleibt alles beim Alten.
Auf Nachfrage von Heidrun Kemnitzer erläuterte Bürgermeister Gottfried Störmer im Ortsbeirat, eine technische Überprüfung habe ergeben: Es lassen sich nicht einzelne Lampen abschalten. „Die hängen alle am gleichen Stromkreis“, sagte der Verwaltungschef. Die Kabel umzuklemmen, sei zu aufwendig.
Das gelte nicht nur für den Stadtteil Neuschloß, sondern die gesamte Gemeinde. Auch die Installation von Bewegungsmeldern bringe unangemessene Kosten mit sich.
Anderswo scheitern die Einsparungen an den Zuständigkeiten. „Wenn es nach mir ginge, würden wir die Laternen an der Landesstraße 3110 zwischen Neuschloß und der Kernstadt komplett abschalten. Auf der Bundesstraße 44 nach Bürstadt haben wir ja auch kein Licht“, sagte Störmer. Allerdings sei für die L3110 die Landesbehörde Hessen Mobil zuständig. Und die wolle nicht abschalten.
Freilich wäre gut zu überlegen, ob zwischen der Kernstadt und Neuschloß tatsächlich die Lichter dunkel bleiben sollen. Denn dort sind nachts mangels Busse viele Frauen und Männer mit dem Fahrrad unterwegs. Sonntags bis freitags fährt der letzte Bus gegen 22 Uhr in unseren Stadtteil, nur samstags rollen die Fahrzeuge bis Mitternacht.
Bei der Erschließung künftiger Baugebiete wolle die Stadt eine verbesserte Lampentechnik von vorne herein vorsehen, die das Licht an gewünschter Stelle zur gewünschten Zeit runterdimmt, kündigte Störmer an.
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Erstmeldung vom 11. September 2022
Gehen in Lampertheim bald die Lichter aus?
Das könnte schon sein – zumindest jede zweite Straßenlampe. Und das kommt so. Die Fraktion der Bürgerkammer bezeichnete es in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Neuschloß als „gutes Signal, wenn auch im öffentlichen Raum Energie eingespart wird“. Deshalb beantragte sie, dass um 22 Uhr die Hälfte der Laternen ausgeschaltet wird. Das sei auch ein Beitrag, der zunehmenden Lichtverschmutzung Einhalt zu gebieten.
Beim Ersten Stadtrat Marius Schmidt stößt die Idee grundsätzlich auf positive Resonanz. Er berichtete von kreisweiten Gesprächen der Stadtoberhäupter über dieses Thema. Zugleich stellte er in Aussicht, sollte es keine übergreifende Einigung geben, könne er sich vorstellen, dass Lampertheim als Ganzes nach der Neuschlößer Idee verfahre.
Bisher fehle ein einheitliches Konzept, erläuterte Heidrun Kemnitzer, die den Antrag formulierte. Auf Wunsch einzelner Anwohnerinnen und Anwohner seien bereits Straßenlaternen ausgeschaltet worden.
Das führe dazu, dass in manchen Straßenzügen kaum ein Licht brenne, während anderswo wie im Akazienweg sämtliche Laternen leuchteten – dort sogar einschließlich der Garagenhöfe.
Die Bürgerkammer kämpft im Ortsbeirat weiter gegen den Kanalgeruch. In einem einstimmig angenommenen Antrag fordert sie die Stadtverwaltung dazu auf, die Schwefelwasserstoff-Konzentration im Abwasserkanal so gering zu halten, dass keine Geruchsbelästigung entsteht. Dazu müsste die Stadt weiter Stoff Eisen(II)-chlorid kaufen und zugeben.
Bürgermeister Gottfried Störmer erklärte in einer ersten Reaktion in der öffentlichen Ortsbeirats-Sitzung, er werde den Neuschlößer Antrag zur Diskussion in den Magistrat einbringen. Er bestätigte grundsätzlich die Sparpläne, machte aber zugleich Hoffnung: „Einen pauschaler Ansatz der Sach- und Dienstleistungen haben wir um eine Million Euro gestrichen. Wenn es aber gelingt, im Haushaltsvollzug besser zu werden als geplant, werden wir uns dieser Thematik annehmen und uns um die Beschaffung des Eisen(II)-chlorids bemühen.“
Nach Angaben des Verwaltungschefs haben sich die Kosten für den jährlichen Bedarf zuletzt verdreifacht auf 175.000 Euro. Zudem sei der Stoff neuerdings schwierig zu bekommen.
Ortsvorsteherin Carola Biehal von der Bürgerkammer brachte ein bislang wenig gehörtes Argument in die Debatte ein: Wenn die Stadt nicht gegen den Schwefelwasserstoff, der den Gestank verursacht, vorgeht, beschädige das die unterirdischen Rohre.
Der Abwasserkanal in Neuschloß gibt seit mehr als einem Jahrzehnt übelriechende Gerüche aus. Der Gestank schränke „die Lebensqualität der Neuschlößerinnen und Neuschlößer massiv ein“, heißt es in dem Antrag der Bürgerkammer. „Da der Stoff hochgiftig ist, sind gesundheitliche Folgen nicht auszuschließen.“
Die Stadtverwaltung räumte zuletzt ein, dass eine kommunale Druckleitung aus Hüttenfeld ursächlich für den Schwefelwasserstoff-Ausstoß ist. Darin entstehe Sulfid, das sich in Neuschloß, wo das Abwasser in den normalen Kanal fließt, mit Sauerstoff verbindet. So entstehe wiederum Schwefelwasserstoff.
Als Gegenmittel hat die Stadtverwaltung nach vielen Jahren großer Anstrengungen (und großer Geduld der Neuschlößerinnen und Neuschlößer) den Stoff Eisen(II)-chlorid ermittelt. Dessen Zugabe in den vergangenen beiden Jahren bewies, dass sich der Geruch damit auf erträgliche Maße eindämmen lässt.
Die Bürgerkammer hat mit großer Sorge Pläne zur Kenntnis genommen, die Zugabe von Eisen(II)-chlorid einzuschränken oder gar zu stoppen, um finanzielle Mittel zu sparen. Für die Bürgerkammer ist klar: „Wir sehen die Stadt in der Verantwortung dafür, gegen den Geruch vorzugehen.“
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Update vom 7. März 2023
Kommt der Kanalgeruch auf Dauer zurück?
Seit vielen Jahren stinkt immer wieder der Abwasserkanal in Neuschloß. Mehr als ein Jahrzehnt suchte die Stadt nach einem Gegenmittel. Vor zwei Jahren hat es gefunden – jetzt will sie deren Einsatz einstellen, um Geld zu sparen. Die wichtigsten Fakten zum Kanalgeruch in Neuschloß
Was stinkt in Neuschloß?
Das war lange die große Frage. Der Durchbruch gelang der Stadtverwaltung im Sommer 2020. Fachbereichsleiterin Anne Wicke verkündete damals in der Bürgerkammer: Es sei eindeutig Schwefelwasserstoff, das unseren Stadtteil übel riechen lässt. Sie bestätigte damit entsprechende Vermutungen, die der seinerzeitige Erster Stadtrat Jens Klinger bereits ein Jahr zuvor geäußert hatte. Wikipedia beschreibt die chemische Verbindung aus Schwefel und Wasserstoff (H₂S) als ein „übelriechendes, farbloses, hochgiftiges Gas“.
Warum entsteht der Schwefelwasserstoff?
Als Ursache nennt die Stadtverwaltung eine Druckleitung, die Abwasser vom Stadtteil Hüttenfeld nach Neuschloß presst. „In der vollständig gefüllten Druckleitung entsteht Sulfid“, erläuterte Wicke. In Neuschloß fließt die Brühe dann in Höhe des Forsthauses am Ortseingang ins normale Kanalnetz. „Weil hier Sauerstoff verfügbar ist, wird aus dem Sulfid nun Schwefelwasserstoff.“
Wie breitet sich der Gestank aus?
Eigeninitiative von Anwohnerinnen und Anwohnern gegen den Gestank.
Der Gestank kommt vor allem aus den Kanalschacht- und Gullydeckeln. Wer die Fenster zum lüften öffnet, hat den üblen Geruch ziemlich schnell in der Wohnung – und es ist gar nicht so einfach, ihn wieder loszuwerden. Denn Lüften bewirkt ja das Gegenteil. Gelegentlich scheint sich das üble Gas auch über Abwasserrohre in die Keller auszubreiten. Abends auf der Terrasse zu sitzen oder am Wochenende zu grillen, ist kaum erträglich, wenn der Kanal stinkt.
Was lässt sich gegen den Geruch machen?
Nach erfolglosen Versuchen wechselte die Stadt ihr Beratungsunternehmen – und setzt seit 2020 auf Eisen(II)-chlorid. Es wird in Hüttenfeld am Startpunkt der Druckleitung zugegeben. „Das ist ein bisschen wie ein Try-and-Error-Verfahren“, räumte Wicke seinerzeit ein. Ein Verfahren mit glücklichem Ausgang: Das seither verwendete Mittel funktioniert prinzipiell. Das zeigen auch im Kanal erfasste Daten.
Warum riecht es dann und wann dennoch?
Seit 2020 kommt dennoch immer mal wieder der Geruch zurück. Das lag in der Regel ganz banal daran, dass das Eisen(II)-chlorid aus ging. In der Corona-Zeit war es nach Angaben der Stadtverwaltung nicht immer leicht, den Stoff rechtzeitig zu besorgen und nachzufüllen.
Wird der Geruch künftig zuverlässig neutralisiert?
Leider sieht das nicht so aus. Nachdem die Stadtverwaltung mehr als ein Jahrzehnt völlig im Dunklen tappte, mehrere Gutachten beauftragte und im Ortsbeirat präsentieren ließ, Luftfilter in die Kanaldeckel einbaute, Schwallklappen zur besseren Durchspülung als vermeintliche Lösung in den Neuschlößer Kanal installierte, den Verdacht, dass ihre Druckleitung aus Hüttenfelder die Ursache sei, weit von sich wies – und dann dank eines Personalwechsels endlich Ursache (doch die Druckleitung!) und Gegenmittel fand, will die Verwaltung nun schlicht das Geld für das Eisen(II)-chlorid einsparen. Das wurde in der Stadtverordnetenversammlung im Februar 2022 deutlich.
Welche Rolle spielt der Geruchmelder von Neuschloss.net?
Die Daten, die Betroffene aus Neuschloß hier eingeben, werden automatisiert weitergeleitet an die zuständige Fachabteilung der Stadtverwaltung. Zugleich wird Ortsvorsteherin Carola Biehal informiert und die Redaktion von Neuschloss.net. Die Stadtverwaltung nimmt die Angaben sehr genau zur Kenntnis. Sie nutzte die Rückmeldungen beispielsweise, um Anhaltspunkte für die richtige Dosierung des Gegenmittels zu erhalten. Offizielle Präsentationen der Stadt zeigen immer wieder, wie die Daten des Geruchsmelders einfließen. Dem Ortsbeirat helfen statistische Angaben aus den Meldungen, um in der politischen Auseinandersetzung die Dringlichkeit des Gestankthemas vorbringen zu können. Übrigens war das Meldeformular im November 2012 der Anlass dafür, die Domain Neuschloss.net zu registrieren. Schon damals war das Thema alles andere als neu.
Für was sind die Schwallklappen gut?
Schwallklappen – sie helfen kaum gegen den Geruch.
Zwei solcher Klappen sind im Neuschlößer Kanal installiert – eine in der Mitte des Lindenwegs, eine weitere an der Ecke Buchen-/Ulmenweg. Die Standorte sind zu erkennen an größeren grauen Kästen auf dem Gehweg. Im Kanal installiert. Die Klappen werden hydraulisch gesenkt und gehoben. Sind sie unten, staut sich das Abwasser auf. Sobald die Klappen nach oben gezogen werden, fließt das Abwasser kraftvoll weiter – und nimmt eventuelle Ablagerungen in der folgenden Kanalstrecke Mitspieler. Die Ursache des Geruchs lassen sich damit aber – wie sich später herausstellte – nicht grundlegend beheben.
Update vom 25. Februar 2023
Biehal fordert in der Stadtverordnetenversammlung Konsequenzen
Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) hat am 24. Februar das Thema Kanalgeruch in der Stadtverordnetenversammlung aufgerufen. Sie berichtete von hohen Konzentrationen des giftigen Schwefelwasserstoffs in Neuschloß. Die Ortsvorsteherin kritisierte den Stopp der Zugabe von Eisen-II-Chlorid, das gegen das Gas wirkt, und forderte die Verwaltung dazu auf, die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes vorzusehen. Neuschloss.net dokumentiert die Rede im Wortlaut.
Die jüngsten Ereignisse lassen mich heute an das Rednerpult als Ortsvorsteherin treten. Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 16.12.2022 wurde eine Einsparung bei Sach- und Dienstleistungen von pauschal einer Million Euro im Ergebnishaushalt beschlossen.
Jetzt wurde uns von der Verwaltung mitgeteilt, dass im Fachbereich 60 keine sinnvollen Einsparpotentiale mehr vorhanden seien – und man nur die Möglichkeit in der Einsparung bei der Kanalrenovierung und dem Kauf von Eisen-II-Chlorid für die Kläranlage sieht.
Diese Chemikalie wird in Hüttenfeld zugegeben und dient der Reduzierung der Geruchsbelästigung in Neuschloß.
Über Jahrzehnte reden wir, auch hier in diesem Gremium, über dieses Thema. Lange hat man die Ursache nicht gefunden, vielleicht auch nicht so ernst genommen, der Kanal stinkt ja auch an anderen Orten. Doch der Ortsbeirat Neuschloß und meine Person haben immer wieder auf die besonders starke Geruchsbelästigung hingewiesen und Lösungen angemahnt.
Einige Untersuchungen und Lösungsversuche wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt. Die Sauerstoffzugabe in Hüttenfeld und Schwallklappenspülungen (ab 11.2017) im Linden- und Buchenweg waren nur bedingt erfolgreich. Mit der Zugabe von Eisen-II-Chlorid konnten die Geruchsbelästigung aber merklich verbessert werden.
Zu den Hintergründen wissen wir, dass die Druckleitung leider am Ortseingang endet und das Abwasser mit mehr oder weniger Wasser im Kanal durch Neuschloß fließt. Bekannt ist aber auch, dass der Kanal einen zu großen Querschnitt hat und zusätzlich noch Senkungen vorhanden sind, was bei wenig Fließgeschwindigkeit, zu weiteren Problemen/Gerüchen führt.
Das entstehende H2S-Gas ist nicht nur hochgiftig, sondern auch korrosiv und schadet den Kanalrohren. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration beträgt 5 ppm. Im Mai 2020 wurden in Neuschloß Werte von über 43 ppm gemessen.
Die Bürger zahlen Abwassergebühren, dem eine Leistung gegenübersteht. Ich gehe davon aus, dass die Ausgaben für das Eisen-II-Chlorid mit in den Etat des Gebührenhaushaltes eingeplant sind und dort gegen gerechnet werden müssen, noch dazu gibt es eine Fürsorgepflicht! Der Gestank nach faulen Eiern dringt nämlich auch massiv in die Häuser.
Die Neuschlößer Bürger fordern Sie auf, hier Ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen!
Betonen möchte ich, dass die Ursache in keiner Weise behoben wurde, nur die Folgeerscheinung, der Gestank gemildert! Vom Kreis Bergstraße wurde die Stadt Lampertheim im Jahr 2019 aufgefordert, eine Kanalsanierung, die Schadenbeseitigung im Rahmen der Unterhaltspflicht durchzuführen.
Die dafür vorgesehenen 400.000 Euro sollen jetzt eingespart werden. Diese Entscheidung wird weder der Umwelt, dem Bürger, noch der Verantwortung der Stadt Lampertheim gerecht. Ist das die neue Politik?
Es ist ein Jahrzehnte-Projekt: Eine Neubaustrecke der Bahn zwischen Frankfurt und Mannheim soll das größte Nadelöhr im deutschen Fernverkehr und europäischen Güterverkehr beseitigen. Lampertheim und der Stadtteil Neuschloß sind besonders betroffen.
Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer hält eine unterirdische Bauweise des geplanten Tunnels für möglich.
Die Deutsche Bahn legt vier neue Trassenvarianten vor, die auf eine unterirdische Bauweise setzen. Bisher wollte sie ausschließlich oberirdisch arbeiten.
Die lange angekündigten geologischen Untersuchungen dazu, in welcher Bauweise der Tunnel durch den Lampertheimer Wald entstehen kann, laufen noch.
Ein bergmännischer Tunnel bei Lampertheim für die Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim rückt immer weiter in den Bereich des Möglichen. Nachdem die Deutsche Bahn bereits diese Variante ganz offiziell in ihre Untersuchungen aufgenommen hat, gibt es nun auch eine Äußerung von Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer, die aufhorchen lässt.
In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ortsbeirats des Stadtteils Neuschloß sagte das Stadtoberhaupt wörtlich: „Ein bergmännischer Tunnel ist so abwegig nicht.“
Dazu muss man wissen: Störmer gilt grundsätzlich als Verwaltungschef, der öffentlich zurückhaltend und vorsichtig formuliert. Insofern darf davon ausgegangen werden, dass seine Aussage nicht aus der Luft gegriffen ist. Und in Bahnfragen ist er gut informiert: Schon im Herbst 2019, als es um die grundsätzliche Routenführung ging, hatte er sich früh in die richtige Richtung geäußert.
Aktuell prüft die Bahn, welche Bauweisen technisch möglich sind. Das Beteiligungsforum, in dem vom Bau Betroffene wie Kommunen und Verbände vertreten sind, wird dann eine Empfehlung abgeben. Entscheiden über die genaue Trasse, die Bauweise und die damit verbundenen Kosten wird am Ende der Deutsche Bundestag.
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Update vom 8. Dezember 2022
Viele Pläne für bergmännischen Tunnel
Die Deutsche Bahn hat im jüngsten Beteiligungsforum gleich vier Varianten für die konkrete Route zwischen Jägersburger Wald und Mannheim präsentiert, die eine solche unterirdische Bauweise vorsehen. Sie bilden somit neue Alternativen zur bisher von der Bahn favorisierten oberirdischen Herangehensweise, bei der Bagger einen tiefen Graben ausheben.
Für Neuschloß wichtig: Der Abschnitt unter dem Wald zwischen Lorsch und Neuschloß sowie unter unserem Stadtteil ist in allen neuen Plänen in unterirdischer Bauweise vorgesehen. Ein für Lampertheim zentraler Unterschied ergibt sich aus der Frage, wie der Tunnel unter den Feldern der Heide entstehen soll.
Am nördlichen Ende des Abschnitts bei Lorsch ergeben sich Unterschiede in der Frage, wie die Autobahn 67 und die Weschnitz passiert wird.
Die Bahn zeigt in einer Präsentation für das Beteiligungsforum folgende Visualisierungen. Dabei kommt es vor allem auf den Blauton an: Hellblau bedeutet die bisher geplante oberirdische Bauweise, dunkelblau die unterirdische Bauweise. Orange kennzeichnet Trogbauwerke, rot steht für normale freie Strecken.
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Varianten B und CNeubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Varianten D und E
Zum Vergleich hier die bisher gültige Planung mit oberirdischer Bauweise.
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim, Variante A
Bis Ende 2023 will die Bahn nach eigenen Angaben vorstellen, welchen Weg sie gehen würde. Was schließlich umgesetzt wird, muss der Bundestag, wahrscheinlich dessen Verkehrsausschuss, entscheiden. Eine entsprechende Vorlage soll das Beteiligungsforum erarbeiten.
Ebenfalls Thema in dem Treffen des Beteiligungsforums: Weil nun von deutlich höheren Zugzahlen ausgegangen wird, überarbeitet die Bahn die Pläne für die Nordanbindung Darmstadts. Die Frankfurter Rundschau berichtet.
Bahn plant alternative Trasse um Neuschloß für Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim
Die Deutsche Bahn bringt völlig überraschend eine alternative Route für ihre Neubaustrecke bei Neuschloß in die Planung ein. Das haben übereinstimmend die Stadtverwaltung und die Bürgerinitiative Lampertheim (Bila) im Ortsbeirat bekannt gegeben.
Es handelt sich um eine Streckenführung für den Fall, dass – wie vielfach in der Region gefordert – der geplante Tunnel unterirdisch in bergmännischer Weise errichtet wird. Dann würde man im Lampertheimer Wald, in Neuschloß und auf den Spargelfeldern der Heide wenig von den Arbeiten mitbekommen. Die Bahn bevorzugt bislang allerdings eine offene Bauweise – das heißt, Bagger graben vorübergehend etwa 18 Meter tiefe Schluchten aus, um unten die Trasse zu betonieren.
Die jetzt bekannt gewordene Alternative dazu für den Fall der unterirdischen, bergmännischen Bauweise führt in einem geraden, direkten Weg von Einhausen weiter westlich an Neuschloß vorbei (etwa zwischen Pumpstation und Waldfriedhof) weiter zum Lampertheimer Bruch. Die Bila präsentierte im Ortsbeirat eine entsprechende Grafik, die den groben Verlauf in blau zeigt. Rot die bisher diskutierte Trasse für die Bagger-Variante. Dazwischen unser Stadtteil am Waldrand.
Karte: Bila
Die Bahn hat die alternative Trasse nicht direkt veröffentlicht. Vielmehr ergibt sie sich aus den Punkten, an denen das Schienenunternehmen engmaschige Bodenuntersuchungen angekündigt hat. Schon im vergangenen Jahr hieß es, man habe mehrere Ingenieurbüros mit Planungen beauftragt. Im Lampertheimer Wald stünden „Geländebegehungen, geologische Kartierungen sowie Erhebungen für geotechnische und hydrologische Gutachten“ an. Diese Arbeiten sollten ermitteln, „welche Tunnel-Bauweise (oberirdisch oder bergmännisch) möglich“ sei.
Was bedeuten diese Informationen nun konkret?
Erstens: Die Bahn prüft einen Tunnel in unterirdischer Bauweise ernsthaft. Das ist ein weiterer, wichtiger Erfolg für die Bila und die kommunale Politik.
Zweitens: Das heißt noch lange nicht, dass der Tunnel am Ende auch unterirdisch gebaut wird. Denn die Bahn prüft grundsätzlich alle möglichen Varianten, um bei späteren Klagen überzeugend vortragen zu können, dass alle Varianten und Aspekte in der Planung angemessen berücksichtigt wurden.
Drittens: Die Bahn hat erkannt, dass eine unterirdische Bauweise auch ihr Vorteile bringt. Die Strecke wird ein wenig kürzer, hat weniger Kurven, weniger Steigungen und Gefälle. Das spart den ICE Zeit, hilft dem schweren Güterverkehr – und würde natürlich den Widerstand in der Region mindern.
Und schließlich und entscheidend viertens: Letztlich muss der Bundestag oder der zuständige Verkehrsausschuss politisch sagen, ob die zu erwartenden Mehrkosten im Vergleich zur Bagger-Variante angemessen und vertretbar sind.
Planfeststellungsverfahren zwischen Zeppelinheim und Weiterstadt muss von vorne beginnen
Die Planung für den ersten Abschnitt der Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim ist empfindlich zurückgeworfen. Das im November 2021 gestartete Feststellungsverfahren muss von vorne beginnen. Das berichten die Zeitungen der Echo-Gruppe unter der Überschrift „Rückschlag für Bahn bei ICE-Trasse“ (Bezahltext). Auch die Frankfurter Rundschau hat inzwischen das Thema aufgeschrieben (frei abrufbar).
Konkret habe das Eisenbahnbundesamt bemängelt, dass die Planung von veralterten Zugzahlen ausgehe. Vertreter südhessischer Landkreise und Großstädte hatten im Frühjahr 2021 ähnlich argumentiert. Die Argumentation könnte grundsätzliche Bedeutung haben und auf andere Projekte ausstrahlen.
Auch das Thema Ausgleichsflächen werde vom Eisenbahnbundesamt aufgerufen, heißt es in dem Bericht. Daraufhin habe die Bahn ihren Antrag zurückgezogen. Nun würden Gutachten überarbeitet.
Nach den Recherchen muss die Bahn ferner ein Zielabweichungsverfahren anstoßen, weil die Trasse in ihrer geplanten Ausführung nicht den Zielen des Regionalplans Südhessen entspreche.
21. Oktober 2021, aktualisiert am 8. Dezember 2022
Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim: Zeitplan für die Bauabschnitte
Die Planung der Bahn unterteilt die Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim in fünf Abschnitte. Grundregel: je nördlicher, desto schneller wird das Projekt vorangetrieben. Hier der aktuelle Zeitplan.
Zeitplan
Abschnitt 1
Zeppelinheim bei Frankfurt bis Darmstadt Nord einschließlich Nordanbindung Darmstadt
Die Strecke verläuft im Wesentlichen oberirdisch östlich der Autobahn 5. Die Autobahn-Anschlussstelle Langen wird in einem Trog unterfahren. Auch für die Nordanbindung Darmstadts ist ein Trog vorgesehen, damit sich die Züge nicht in die Quere kommen. (Klick auf die Karten – Quelle: DB – bringt eine größere Version.)
Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren wurden beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht, aber zurückgewiesen. Ziel ist, so möglichst früh den Hessenexpress zwischen Wiesbaden, Frankfurt-Flughafen und Darmstadt auf den Weg bringen zu können.
Abschnitt 2
Darmstadt Nord bis Pfungstadt
Diesen Bereich kennzeichnet die Untertunnelung der Autobahn-Anschlussstelle Weiterstadt und ein folgender Trog am Autobahnkreuz Darmstadt. Vor Pfungstadt stößt die Südanbindung Darmstadts entlang der Eschollbrücker Straße auf die Hauptgleise östlich der Autobahn 67. Auch die Güterverkehrsanbindung bei Weiterstadt in Richtung Mainz wird in diesem Abschnitt geplant.
Abschnitt 3
Pfungstadt bis Gernsheim
Die Strecke verläuft weiter östlich der Autobahn 67 mit einem längeren Trog bei Eschollbrücken, Eich und Hahn.
Hier gibt es eine Besonderheit in der Planung: Die neuen Gleise werden gemeinsam mit dem sechsspurigen Ausbau der A67 organisiert. Die Planfeststellungsunterlagen sollen im vierten Quartal 2022 beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden.
Abschnitt 4
Gernsheim bis Einhausen/Lorsch
Identisch wie Abschnitt 3. Wurde wohl nur deshalb ein eigener Abschnitt, weil hier laut ein Tunnel in der Höhe von Bensheim-Landwaden gefordert wird.
Abschnitt 5/6
Einhausen/Lorsch bis Mannheim-Waldhof
Tunnel bei Lorsch zur Unterquerung der A67, kurzes oberirdisches Stück im Wald bei Lorsch, Tunnel bis Mannheim-Blumenau.
Neubaustrecke Mannheim – Karlsruhe
Fortführung in Mannheim: Dieses Thema gehört organisatorisch in ein völlig anderes Projekt, nämlich die Neubaustrecke Mannheim – Karlsruhe. Auch hier gibt es ein Forum zur Bürgerbeteiligung. Eine Präsentation zeigt, dass eine der angedachten Möglichkeiten ein Tunnel von Mannheim-Waldhof quer durch die Stadt bis zum Rangierbahnhof ist.
Planungen für die Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe bei Mannheim. (Karte: DB)
Der Neuschlößer Spielplatz am Alten Lorscher Weg bietet neue Möglichkeiten: Der Hochseilgarten ist jetzt offiziell bekletterbar. Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) und Bürgermeister Gottfried Störmer haben den ungeduldig warteten Kindern den Weg freigegeben.
Neben dem großen Parcours sind zudem eine Nestschaukel und eine schwingende Liege entstanden, die auch bewegungseingeschränke Kinder gut nutzen können.
An die 61.000 Euro haben die Spielgeräte gekostet. Um die Summe zu stemmen, legte der inzwischen aufgelöste Altlastenverein 6.300 Euro aus seinem Restvermögen hinzu. Ferner spendete eine Familie aus dem Stadtteil 5.000 Euro.
Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer) mit Mitgliedern des Ortsbeirats und Bürgermeister Gottfried Störmer bei der Übergabe.
„Die neuen Spielgeräte sind eine Herausforderung für unsere Jüngsten“, sagte Biehal und fügte hinzu, Ältere hätten sicher ihren Spaß mit den Vorrichtungen zum Freeclimbing. Die Ortsvorsteherin bedanke sich ausdrücklich dafür, dass die Stadtverwaltung den Ortsbeirat bei dem Projekt intensiv einbezogen habe. „Ich denke, es ist gelungen, eine Attraktion für diesen Waldspielplatz zu schaffen“, fügte sie hinzu.
Der Parcours in Betrieb.Auch die Nestschaukel ist neu.Die Hängematte bringt auch Kindern mit eingeschränkter Bewegung Spaß.
Erstmeldung vom 7. Januar 2023
Neuschlößer Spielplatz bald mit neuer Attraktion
Mit dem Seilparcours sind nicht nur viele Neuschlößer Kinder aufgewachsen – es war eine Attraktion weit über unseren Stadtteil hinaus. „War“ heißt: Das Spielgerät ist so sehr in die Jahre gekommen, dass es nicht mehr zu retten war. Die Verankerung im Boden genügte nicht mehr den Anforderungen – trotz aller Bemühungen der städtischen Betriebsdienste.
Kaum war der Kletterbereich abgesperrt, gab es auch schon Nachfragen im Facebook-Auftritt von Neuschloss.net, wann denn der Nachwuchs wieder hoch nach oben hinaus könne. Nun zeigt sich die Antwort auf dem Spielplatz. Und sie lautet: schon bald.
Das Archivbild zeigt das bisherige Kletterspielgerät.
Der Ortsbeirat hat sich um einen Ersatz bemüht, und seit einiger Zeit ist er auch schon aufgestellt. Ganz ohne große Öffentlichkeit, denn die Betonfundamente müssen in Ruhe aushärten, damit das neue Spielgerät die nötige Stabilität bekommt.
Zu sehen ist jetzt schon, dass der neue Kletterparcours eine noch größere Attraktion werden dürfte. Die Möglichkeiten gehen weit über die bisherige Seile hinaus. Die Wege nach oben und unten geht es per Metall- oder Seilleiter, Kletterwand oder Feuerwehrstange. In luftiger Höhe geht es über Balken, ein dickes Seil oder runde Platten zur jeweils nächsten Station.
Wie kann ich mein Haus so umbauen, dass ich ohne Öl und Gas heizen kann? Unter welchen Umständen lohnt sich eine Photovoltaikanlage für Solarstrom? Was muss ich beachten, wenn es gilt, das Dach zu erneuern? Solche Fragen stellen sich viele Neuschlößerinnen und Neuschlößer. Denn im Ortskern sind die meisten Häuser Ende der Fünfziger Jahre entstanden – und nun energetische Sanierungsfälle.
Die Bürgerkammer lädt Interessierte und Betroffene ein zum gemeinsamen Austausch am Mittwoch, 25. Januar, 19.30 Uhr, im Café „New Castle“ am Ahornplatz. Ihr Kommen zugesagt haben bereits Anwohnerinnen und Anwohner, die von ihren Umbau-Erfahrungen berichten können. Ebenso ein Experte für Solarstrom. Bereits im November hatte der Ortsbeirat zu einem Vortragsabend über diesen Themenkreis eingeladen, der auf großes Interesse gestoßen war.
Die Runde ist der Start einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Neuschloß-Treff der Bürgerkammer“. Einmal im Quartal können sich dabei Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils über vorher ausgewählte Themen austauschen.
Manche Ölheizung ist angestaubt – auch in energetischer Hinsicht. Der Neuschloß-Treff der Bürgerkammer diskutiert Alternativen.
Von Lampertheim aus werden bald mehr Züge nach Mannheim und Biblis fahren – und natürlich auch zurück. Zum Winterfahrplan, der vom 11. Dezember an gilt, startet mit der S8 eine neue S-Bahn-Linie.
Sie fährt in den Hauptverkehrszeiten zwischen Biblis und dem Mannheimer Hauptbahnhof. Die S8 ergänzt damit den RE70 und die S9, die beide stündlich auf der Riedbahn unterwegs sind.
Besonderes Kennzeichen der neuen Linie: Sie nimmt in der Quadratestadt im Gegensatz zu der bestehenden S9 die östliche Riedbahn. So wird mit den zusätzlichen Zügen Mannheim-Käfertal direkt erreichbar; dafür entfallen die Halte im Waldhof, in Luzenberg, der Neckarstadt und im Handelshafen. Die Fahrzeit beträgt in den meisten Fällen 15 bis 20 Minuten.
Hier die Abfahrts- und Abkunftszeiten der neuen S8 in Lampertheim nach Mannheim:
LA ab
MA Hbf an
Dauer
6.39 Uhr
6.55 Uhr
16 Min.
7.36 Uhr
7.56 Uhr
20 Min.
8.38 Uhr
8.55 Uhr
17 Min.
17.21 Uhr
17.41 Uhr
20 Min.
18.28 Uhr
18.53 Uhr
25 Min.
19.31 Uhr
19.48 Uhr
17 Min.
Hier die Abfahrts- und Abkunftszeiten der neuen S8 in Mannheim nach Lampertheim:
MA Hbf ab
LA an
Dauer
5.11 Uhr
5.28 Uhr
17 Min.
6.12 Uhr
6.28 Uhr
16 Min.
7.08 Uhr
7.31 Uhr
23 Min.
16.12 Uhr
16.27 Uhr
15 Min.
17.08 Uhr
17.32 Uhr
24 Min.
18.12 Uhr
18.27 Uhr
15 Min.
Die Zeiten nach und aus Biblis ergeben sich entsprechend.
Update: Weitere Direktverbindungen über Hauptbahnhof
Die Fachleute, die den Fahrplan erstellt haben, verknüpfen die neue S8 und die bestehende S9 recht schlau, woraus sich weitere Möglichkeiten ergeben: Jene S9, die um 5.55 Uhr, 15.55 Uhr und 17.55 Uhr in Lampertheim starten, werden unmittelbar nach ihrer Ankunft am Mannheimer Hauptbahnhof zu einer S8 nach Biblis und erreichen damit wenige Minuten später ebenfalls Käfertal – ohne Umstieg.
In der Gegenrichtung funktioniert der Trick mit jenen S9, die Lampertheim um 7.09 Uhr und um 20.10 Uhr erreichen.
Anbindung an die Busse nach Neuschloß
Die Frage, wie die neuen Züge zum Busverkehr von Neuschloß zum Lampertheimer Bahnhof und andersrum passen, lässt sich noch nicht ganz klären: Die Zeiten der Busse sind offenbar noch nicht in die Auskunftsmedien eingepflegt. Sollten sie fahren wie bisher, entstünden nur wenige attraktive Umsteigemöglichkeiten:
Bus 602, Abfahrt 7.23 Uhr, kommt 7.32 Uhr am Bahnhof an. Vier Minuten Umstiegszeit könnte knapp werden.
Bus 602, Abfahrt 17.02 Uhr, kommt 17.14 Uhr am Bahnhof an. Passt gut auf die S8, 17.21 Uhr.
Bus 602, Abfahrt 18.02 Uhr, kommt 18.14 Uhr am Bahnhof an. Etwas Wartezeit auf die S8, 18.28 Uhr.
In der Gegenrichtung, aus Mannheim kommend, passt leider gar nichts zum Busverkehr in Richtung Neuschloß.
Gemeint war es gut von der Stadtverwaltung – den Wacholderweg sicherer zu machen. Das vor allem mit Blick auf Eltern, die ihre Kinder in die Krippe oder Kita mit dem Auto bringen. Das sind nicht wenige, weil die Einrichtungen bei Weitem nicht nur der Neuschlößer Nachwuchs besucht.
Das allerdings führt zu Problemen in der lang gezogenen Kurve des Wacholderwegs mit dem ruhenden Verkehr. Die Stadtverwaltung schlug als Reaktion zunächst eine Einbahnstraßenregelung vor – nahm von dieser Idee nach einem Austausch mit Anwohnerinnen und Anwohner aber wieder Abstand.
Stattdessen wurde der Wacholderweg mit entsprechenden Schildern zu einer Spielstraße erklärt – und Pfosten vor den Einrichtungen sollen gefährliches Halten verhindern.
Absperrungen vor Kita und Krippe.
Das Konzept der verkehrsberuhigten Zonen sieht keine getrennten Flächen für Menschen vor, die zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs sind. Entsprechend verschwand der markierte Streifen für den Fußverkehr an der Einmündung in den Lindenweg. Parken ist jetzt nur erlaubt, wo Stellplätze markiert sind.
Das geschah – im hinteren Teil des Wacholderwegs allerdings halb auf der früheren Fahrbahn, halb auf dem Gehweg. Dass Kinderwägen so schwer durchkommen, passt zum System der gemeinsam genutzten Straßenflächen – man darf ja jetzt auch auf der früheren Fahrbahn spazieren.
Keine Chance für Kinderwagen bei den eingezeichneten Parkplätzen.
Soweit die Theorie. Die Praxis sieht ganz anders aus: Da der Wacholderweg baulich nicht verändert wurde, präsentiert er sich äußerlich nicht im Charakter einer Spielstraße. Gehweg und Fahrbahn sind weiter als getrennte Bereiche für Fußgängerinnen und Fußgänger einerseits sowie für den Fahrverkehr andererseits wahrnehmbar. Dazu trägt auch bei, die die aufgehängten Schilder hoch hängen und klein dimensioniert sind.
Entsprechend gering ist die Akzeptanz für das Konzept einer Spielstraße mit vermischter Nutzung; Autos fahren in der Regel schneller als die erlaubte Schrittgeschwindigkeit. Besonders problematisch wird das natürlich an jenen Stellen, wo die eingezeichneten Parkplätze dazu führen, dass Eltern mit Kinderwägen oder ältere Menschen mit Gehhilfen nicht auf dem Gehweg weiterkommen und ausweichen müssen – ausgerechnet etwa aus nördlicher Richtung unmittelbar vor der Kurve am Kindergarten.
Gut gemeint war am Ende also nicht gut gemacht. Die Bürgerkammer brachte das jüngst im Ortsbeirat vor – und bat in einer Anfrage die Fachleute der Verwaltung um Hinweise, was sich verbessern lässt. Erster Stadtrat Marius Schmidt brachte erste Ideen mit: Bodenmarkierungen, weitere Parkplätze, eine engere (eigentlich nicht mehr als solche vorhandene) Fahrbahn dank Blumenkübel, Bodenschwellen.
So richtig Begeisterung brach darüber nicht aus in dem Stadtteilgremium. Die Bürgerkammer kündigte an, das Thema noch einmal intern zu beraten. Anregungen der Anwohnerinnen, Anwohner und weiterer Betroffenen sind willkommen.
„Eine der zentralen Funktionen eines kommunalen Busverkehrs ist die Anbindung der Stadtteile an die Kernstadt“, stellt die Bürgerkammer in einem Antrag im Ortsbeirat fest. Grund des Statements: Lampertheim bereitet mit der Neuausschreibung die Zukunft seines Busverkehrs vor – ohne dass die Stadtteilgremien beteiligt sind. Das wurmt die Kammer.
„Die Hessische Gemeindeordnung verlangt in § 82, Absatz 3, dass Ortsbeiräte zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Ortsbezirk betreffen, zu hören sind“, erinnerte der Stellvertretende Ortsvorsteher und Neuschloss.net-Macher Michael Bayer. Der Busverkehr sei zweifelsohne eine wichtige Angelegenheit für den Stadtteil. „Deshalb steht für uns eine Vertretung der Ortsbeiräte im Einklang mit dem Geist der Hessischen Gemeindeordnung.“
Die Stadtverwaltung bereitet gemeinsam mit politischen Vertreterinnen und Vertreten die Neuauschreibung des ÖPNV vor. Konkret lädt die „Verkehr und Tourismus Lampertheim Verwaltungsgesellschaft“ zu einem Lenkungskreis ein. Darin vertreten sind
die Vorsitzenden der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung,
der Vorsitzende des Umwelt-, Mobilität- und Energieausschuss,
der Vorsitzende des Behindertenbeirats,
die Vorsitzende des Seniorenbeirats,
die Vorsitzende des Fahrgastbeirats,
der Vorsitzende des Jugendbeirats,
die Mitglieder des Aufsichtsrats der VTL.
Der Ortsbeirat fordert einstimmig die Stadtverwaltung auf, sich bei der „Verkehr und Tourismus Lampertheim Verwaltungsgesellschaft“ dafür einzusetzen, dass auch die Ortsbeiräte Vertreterinnen und Vertreter in den Lenkungskreis zur Neuausschreibung des ÖPNV Linienbündel Lampertheim entsenden können.
Der Ortsbeirat kämpfte lange für den großen Umbau der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“.
Für Bürgerkammer und Ortsbeirat ist der Busverkehr schon lange ein zentrales Thema. „Es geht uns darum, mit einem attraktiven öffentlichen Angebot den Individualverkehr auf das wirklich nötige Maß zu reduzieren“, erläutert der beschlossene Antrag. Der Ortsbeirat regte schon zahlreiche Einzelschritte an, um den Busverkehr attraktiver zu machen:
Dass die Linie 602 an den Geschäften in der Lampertheimer Otto-Hahn-Straße hält, ist ebenfalls eine (schon länger zurückliegende) Idee aus der Neuschlößer Runde.
Schließlich gehört auch die Anregung, in unserem Stadtteil eine Leihrad-Station aufzubauen, zum Gesamtkonzept, Alternativen zum Auto zu schaffen.
Der Ortsbeirat stellt nicht zuletzt mit Blick auf all diese Erfahrungen fest: „Wir gehen davon aus, dass wir als unmittelbar Betroffene in den Stadtteilen mindestens genauso gute inhaltliche Anregungen geben können wie die derzeit im Lenkungskreis vertretene Runde.“
Ein „buntes Treiben“ – vielleicht wie auf unserem Archivbild – wünscht sich die evangelische Johannesgemeinde am Mittwoch, 9. November, 16 Uhr, auf dem Ahornplatz. Denn dann soll ein tolles Foto entstehen für einen Neuschloß-Kalender. Anlass ist das 40-jährige Bestehen der Gemeinde.
Wer sich übrigens für die ältere und neuere Stadtteilgeschichte interessiert, kann sie nachlesen unter geschichte.neuschloss.net.
Kann die Evangelische Johannesgemeinde ihre Räume am Ahornplatz behalten? Oder streicht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau nach 2026 die Mittel dafür? Diese Frage beschäftigt unseren Stadtteil seit Beginn des Jahres. Jetzt gibt es Neuigkeiten dazu, wie der Kirchenvorstand im aktuellen Gemeindeblatt (Oktober bis Dezember) berichtet. Demnach sind die Chancen etwas gestiegen, dass der Treffpunkt bleiben kann. Gesichert ist der Raum jedoch nicht.
Über Details informiert eine Gemeindeversammlung, die für Donnerstag, 13. Oktober, 19 Uhr, im Gemeinderaum am Ahornplatz geplant ist.
Die Kirche ordnet ihre Räume in drei Kategorien ein: A bedeutet auf Dauer notwendig, B nötig bis zum Wegfall einer Stelle, C Streichung der Mittel von 2027 an – was in der Regel das Aus für die Räume bedeuten dürfte.
Der Neuschlößer Raum landete zunächst in zwei von drei Szenarien in der üblen C-Rubrik. Ein, wie die Gemeinde rückblickend schreibt, „ernüchterndes Ergebnis“. Inzwischen fand eine Neubewertung statt. Nun verteilen sich die drei Szenarien gleichmäßig auf A, B und C.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau reagiert auf die sinken Mitgliedszahlen. Im Kern legt sie bestehende kleine Einheiten zusammen – nicht nur die Räume, auch das Personal. Die Synode verwendet dafür wolkige Begriffe wie „Nachbarschaftsräume“.
Faktisch, führt Pfarrer Thomas Höppner-Kopf aus, geht es um neue Zuschnitte mit 3000 bis 6000 Gemeindemitgliedern. Die hauptamtlichen Pfarrer:innen, Musiker:innen und Pädagog:innen sollen spätestens 2027 nicht einer Gemeinde zugewiesen sein, sondern in „regionalen Teams“ arbeiten.
Stand vom Januar 2022
Die evangelische Johannesgemeinde bangt um ihren Gemeinderaum am Ahornplatz. Der Kirchenvorstand berichtet im Gemeindeblatt (Januar bis März) von Sparplänen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zwei von drei diskutierten Varianten sähen vor, den Raum aufzugeben.
Das wäre ein harter Schlag für die Johannesgemeinde – und auch für unseren Stadtteil. Denn in den Räumen am Ahornplatz feiern nicht nur die Christinnen und Christen regelmäßig ihr Gottesdienste. Auch viele Gruppen kommen dort zusammen, wenn Corona nicht Einschränkungen fordert: der beliebte Liedernachmittag, die Krabbelkreise, die Flötengruppe, der Posaunenchor, der Strickabend, das Kirchenkino.
Die Aufstellung zeigt, welche Bedeutung der Gemeinderaum für das gesellschaftliche Leben von Neuschloß hat. Das hängt auch damit zusammen, dass der Bürgersaal eine Etage höher an vielen Abenden vom Sportclub Kurpfalz benötigt wird für seine Sportgruppen.
Der Kirchenvorstand erklärt den Hintergrund der Pläne: „Immer weniger Menschen gehören einer Kirche an. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ist gewzungen, bis 2030 große Summen einzusparen. Durch verstärkte Kooperationen in Nachbarschaftsräumen sollen bis zu 50 Prozent der Gebäude eingespart werden.“
Das Dekanat Bergstraße sehe die evangelischen Gemeinden aus Viernheim und Lampertheim als „Nachbarschaftsraum“, der beraten soll, welche Räume geschlossen werden. Dass zwei der drei Varianten Neuschloß opfern, empfindet der Vorstand der Johannesgemeinde als „großen Schock“. Insbesondere auch, weil der Raum am Ahornplatz flexibel zu nutzen ist, wie es die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau fordere.
Etwas Hoffnung hat die Johannesgemeinde noch für ihren Raum am Ahornplatz. „Durch das neue Taufbecken ist er mit allen wichtigen Prinzipalien komplett ausgestatteter sakraler Raum. Und sakrale Räume sollen, so heiß esö bei der Präsentation der Varianten, auf jeden Fall erhalten bleiben“, heißt es im Gemeindebrief. Zudem sei der Raum zentral gelegen, in gutem baulichen Zustand und behindertengerecht zugänglich.
Der Kirchenvorstand verspricht, sich mit aller Kraft für die Erhaltung des Gemeinderaumes am Ahornplatz einzusetzen. Für „Unterstützung von allen Seiten“ wäre er dankbar. Neuschloß drückt alle Daumen.
Wer in Neuschloß ein Haus besitzt, muss sich auf erhebliche Investitionen einstellen. Das gilt insbesondere für jene Gebäude im alten Ortskern, die Ende der Fünfziger Jahre entstanden sind. Nicht wenige Frauen und Männer aus unserem Stadtteil sind dennoch zu einer energetischen Sanierung ihrer Immobilien bereit. Das zeigte ein Informationsabend zum Thema “Energie fürs Haus ohne Gas und Öl“, den die Bürgerkammer für den Ortsbeirat organisiert hatte.
Einen systematischen Überblick über alternative Heiztechniken, Anforderungen an die Wärmeisolierung und Möglichkeiten, die Energie der Sonne zu nutzen, gaben die Referenten Peter Hensel und Philipp Schönberger. Beide sind Geschäftsführer beim Lampertheimer Beratungsunternehmen EnergyEffizienz.
Es dauerte nicht lange, bis sich die etwa 40 Interessierten im Bürgersaal am Ahornplatz einmischten – mit Nachfragen und Diskussionsbeiträgen. Schnell wurde klar, dass sich viele Neuschlößerinnen und Neuschlößer schon ausgiebig damit beschäftigt haben, was sie gegen die massiv steigenden Kosten für Gas, Heizöl und Strom tun können.
Der Infoabend des Ortsbeirats stößt auf großes Interesse.
Es zeigte sich aber ebenso: Es geht hier nicht nur um Geld, sondern auch um Verantwortung. Denn die meisten im Publikum waren im Rentenalter. Ihnen ist bewusst, dass sich manche Investitionen erst für kommende Generationen auszahlen. Dennoch erwägen sie, die Umbauten anzugehen.
Projekt für mehrere Generationen
Ein wenig scheint dabei auch ein schlechtes Gewissen eine Rolle zu spielen: „Wir haben Jahrzehntelang gut gelebt, sind in viele Urlaube gefahren – und kümmerten uns nicht um saubere Energie, einfach weil Gas und Heizöl so billig waren“, brachte Fritz Götz die Stimmung auf den Punkt. Er war Erster Stadtrat und gilt als wichtige Stimme der SPD in Lampertheim.
Zur Sachlage fasste Schönberger zusammen: Neue Öl- und Gasheizungen dürfen wohl bald nicht mehr in Betrieb genommen werden. Für bestehende gibt es eine Übergangsfrist, die voraussichtlich auf 20 Jahre sinken wird. Heißt: Geht eine bestehende Öl- oder Gasheizung kaputt, muss sie künftig mit einer alternativen Technik ersetzt werden.
Philipp Schönberger (links) und Peter Hensel, Geschäftsführer beim Lampertheimer Beratungsunternehmen Energy Effizienz.
Alternative: die Wärmepumpe
In Frage kommen hier vor allem Wärmepumpen. Sie werden mit Strom angetrieben und besorgen sich zusätzlich Energie aus der Umgebung. Je nach Bauart kann die Wärme dem Grundwasser, dem Erdboden oder der Luft entnommen werden.
In Neuschloß gibt es eine Besonderheit, auf die Ortsvorsteherin Carola Biehal hinwies: „Auf jenen Grundstücken, bei denen während der Altlastensanierung eine Sickerwassersperrschicht eingebaut wurde, könnte eine Installation im Grundwasser oder Erdboden schwierig sein. Hier sollte mit dem Regierungspräsidium in Darmstadt gesprochen werden.“
Luftwärmepumpen sind nicht ganz so effizient, aber fast überall möglich. Allerdings laufen sie dann am besten, wenn ein Haus gut isoliert ist. Das kann das Dach betreffen, die Kellerdecke und die Außenwände.
Strom vom Dach – immer wichtiger
Ideal ist eine Kombination von Wärmepumpen mit einer Photovoltaik-Anlage. So kann auch der nötige Strom teilweise selbst gewonnen werden. Peter Hensel gab den Neuschlößerinnen und Neuschlößern einen einfachen Rat: „Ich würde jede geeignete Dachfläche so schnell es geht mit Solarpanelen belegen“, sagte er und verwies darauf, dass auch Autos künftig mit Strom betrieben würden.
Das Land Hessen bietet ein Solarkataster an – es gibt einen ersten Eindruck davon, wie geeignet welches Dach für eine Solaranlage ist. Ausschlaggebend sind Fläche, Ausrichtung und Neigung der Kollektoren.
Aktuell rufen manche Anbieter völlig überhöhte Preise auf. Die Referenten informierten, im Rahmen lägen Anlagen, die auf bis zu 2000 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp) kommen. Darüber hinaus kann mit einem Batteriespeicher der Eigenverbrauch gesteigert werden, was aber mit zusätzlichen Kosten verbunden ist und daher im Einzelfall wirtschaftlich betrachtet werden sollte. Gängige Installationen kommen auf 5 bis 10 Kilowatt-Peak. Weitere Faustregel: Um ein Kilowatt-Peak zu erzeugen, ist in der Regel eine Dachfläche von sieben Quadratmeter nötig.
Für viele Häuser in Neuschloß relevant: Bevor eine Solaranlage aufs Dach kommt, sollte geprüft werden, ob die Ziegel noch lange genug durchhalten. Betonziegel halten 50 Jahre, Tonziegel 70 Jahre – falls Moos sie nicht vorher porös macht.
Energetische Sanierung: die Kosten
Wer im Geiste mit überschlagen hat, ahnt schnell, um welche Summen es insgesamt gehen kann. Zur groben Einschätzung: Ein komplett neues, wärmeisoliertes Dach für ein Siedlungshaus wie im Ulmen-/ Buchen-/ Lindenweg kann 50.000 bis 60.000 Euro kosten. Für die Außenisolierung der Wände dürfen 40.000 Euro eingeplant werden. Die Umstellung der Heizung auf eine Wärmepumpe verlangt 20.000 bis 40.000 Euro. Eine Photovoltaik-Anlage je nach Größenordnung 10.000 bis 30.000 Euro. Fast schwindelerregend, diese Beträge. Und zu alledem: Es ist gar nicht einfach, Handwerksbetriebe zu finden, die sich darum kümmern.
Helfen können Energieberatungsunternehmen – unter anderem dabei, staatliche Zuschüsse und günstige Kredite beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und bei bei der Förderbank KFW zu beantragen. Wer sich darüber hinaus von Energiefachleuten einen langfristigen Sanierungsfahrplan erstellen lässt, kann zudem höhere öffentliche Zuschüsse erhalten.
Nach der gut zweistündigen Diskussion standen viele Leute noch zusammen und überlegten gemeinsam nach individuellen Lösungen. Viele lobten die Initiative der Bürgerkammer zu diesem Thema. Es dürfte Neuschloß noch eine gute Weile beschäftigen.
Die Jahre der Öltanks sind gezählt.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Mitglied von Bürgerkammer und Ortsbeirat.
Sie leistet Beachtliches, wird aber wenig beachtet: die Grundwassersanierungsanlage in Neuschloß. Mit einem Tag der Offenen Tür rückte das Sanierungsteam der HIM das Projekt ein wenig in die Öffentlichkeit. Interessierte konnten sich das weltweit einmalige Verfahren erklären lassen.
Starke Pumpen ziehen seit dem Jahr 2003 Tag und Nacht Grundwasser über ein verzweigtes Leitungsnetz aus zahlreichen Brunnen im Stadtteil an, reinigen es und drücken es im Wald zurück unter die Erde. Übrig bleibt Schlamm für die Sondermülldeponie. Darin bisher enthalten: 1200 Kilogramm Arsen.
Die frühere chemische Fabrik hat das Grundwasser in Neuschloß massiv mit dem giftigen Stoff belastet; Fachleute gehen von bis zu zehn Tonnen aus. Eine Größenordnung, an der zunächst jegliche bisherige Sanierungstechnik scheiterte. Ein Forschungsteam der Universität Heidelberg entwickelte deshalb für Neuschloß ein weltweit neues Verfahren – hinzugegebens Phosphat hilft nun, die weitgehend immobilen Arsenverbindungen zu lösen. Der Effekt ist beachtlich.
Interessierte konnten sich in der Sanierungsanlage umschauen und sich ein eigenes Bild von der beeindruckenden Technik machen. Die Fachleute der HIM erläuterten die angewandten Verfahren und standen für alle Fragen zur Verfügung.
Der Sprudelstein am Ahornplatz ist seit Samstag offiziell in Betrieb. Während einer kleinen Feierstunde gab Ortsvorsteherin Carola Biehal (Bürgerkammer Neuschloß) den Befehl: Wasser marsch. Prompt machte der Stein seinem Namen alle Ehre: Er sprudelte.
Etwa 40 Neuschlößerinnen und Neuschlößer waren an den Ahornplatz gekommen, um das Event mitzuerleben. Einige davon verbanden es mit einem Cafébesuch und ließen sich ein Frühstück unter freiem Himmel schmecken.
Viel Zuspruch bei der Feierstunde.
Biehal sagte, sprudelndes Wasser sei auch als Sinnbild für das lebendige Gemeinwesen zu sehen. Sie erinnerte an das vielfältige bürgerschaftliche Engagement im Stadtteil – während der Altlastensanierung oder als es galt, den seinerzeit wegen des weggefallenen Ortsbeirats die Bürgerkammer zu schaffen.
Die Aktiven arbeiten nun als (einzige) Fraktion im Ortsbeirat. Von ihnen stammte auch die Idee für den Brunnen, als der Altlastenverein die übrigen Mittel nach seiner Auflösung zur Verfügung stellte.
Ortsvorsteherin Carola Biehal gibt den Befehl: Wasser marsch.
Und so steht auch hinter dem Sprudelstein samt tropfenförmigem Blumenbeet vielfältiges Unterstützung. Der Altlastenverein ist genannt. Die Firma Boxheimer Naturstein spendierte den Granitstein, die Stadtverwaltung half und insbesondere die Technischen Betriebsdienste, die den Brunnen aufbauten, um Kosten zu sparen.
Die kleine Feierstunde war übrigens auch deshalb eine gelungene Veranstaltung, weil die Geschäftsleute dort mitzogen. Familie Süt vom Laden „Back & Snack“ am Ahornplatz servierte erfrischende Obstspieße, das Cafe New Castle von Familie Scheffler brachte Orangensaft und Sekt.
Obstspieße von „Back & Snack“.Sektempfang, serviert vom Cafe New Castle.
Stefan Spießberger von der Musikschule Kids on Keys schließlich besorgte die Veranstaltungstechnik – und unterhielt die Gäste mit dem Keyboard. Ebenso übrigens Janina Müller (16) und Konstantinos Tzamelasvili (19), die bei ihm lernen.
Janina Müller (16) unterhält musikalisch, genau wie Konstantinos Tzamelasvili (19) und Stefan Spießberger.
Gekommen waren auch Bürgermeister Gottfried Störmer und Erster Stadtrat Marius Schmidt. Beide zeigten sich angetan von der neugestalteten Mitte unseres Stadtteils.
Einladung zur Inbetriebnahme des Sprudelsteins
Sprudelstein mit Blumenbeet auf dem Ahornplatz.
Schön ist sie geworden, die Blumeninsel auf dem Ahornplatz mit ihrer tropfenförmigen Gestalt. In deren Mitte ein Findling aus Granit, darin eingearbeitet eine kleine Wasserleitung. Von Samstag an kann das Wasser plätschern. Der Ortsbeirat lädt die Neuschlößerinnen und Neuschlößer für 10.15 Uhr ein zu einer kleinen Feierstunde.
Für das Projekt haben sich viele engagiert. Der inzwischen aufgelöste Altlastenverein spendete einen vierstelligen Betrag; auch die Stadt gab Geld dazu. Die städtischen Betriebsdienste besorgten Gestaltung und Aufbau. Das Unternehmen Boxheimer Naturstein spendete den Findling. Initiiert hatte das Ganze die Bürgerkammer im Ortsbeirat.
Auch die Verkehrsinsel ergrünt – ein wenig jedenfalls.
In diesem Zusammenhang wird gleich auch die Verkehrsinsel an der Einmündung des Ulmenwegs in die Landesstraße etwas grüner. Der große Blumenkübel, der bislang auf dem Ahornplatz stand, findet dort ein neues Zuhause. Ein schöner erster Anblick für Menschen, die in unseren Stadtteil kommen.
Den Kübel hatten vor einigen Jahren Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Ahornweg spendiert. Das Geld stammte aus dem Erlös eines Straßenfests.
Arbeiten sind Gesprächsthema
Arbeiten am Ahornplatz.
Die Baupause hatte viele Leute aus unserem Stadtteil beschäftigt. Die städtischen Betriebsdienste übernahmen die Herrichtung. „Wenn hier Fremdfirmen beauftragt würden, wäre der finanzielle Aufwand um ein Vielfaches höher und das Projekt vielleicht gar nicht umsetzbar“, erläuterte Ortsvorsteherin Carola Biehal jüngst im Ortsbeirat.
Der Bauhof aber hatte ein Problem: Corona ließ den Krankenstand hochschnellen. Das verbliebene Personal musste für zeitkritische Arbeiten eingesetzt werden, etwa für Erdbestattungen auf dem Waldfriedhof. Daher ruhten zwischenzeitlich die Ausführungen.
Der ausgewählte Sprudelstein.
„Es wird viel geredet und auch zerredet“, wunderte sich Biehal. „Man glaubt es kaum, hier erhitzen sich die Gemüter.“ Das Café „New Castle“ zeige sich nicht begeistert, habe aber großes Verständnis für die aktuelle Situation. „Wir sollten uns freuen, dass wir einen Sprudelstein erhalten – und nicht alles madig reden“, riet die Ortsvorsteherin.
Der Wald am Fichten- und Eichenweg wird voraussichtlich im Herbst gerodet, damit die Sanierung der Altlasten dort beginnen kann. Das berichtet der Projektbeirat Altlasten Neuschloß (PAN). Auch einige Grundstücke sind betroffen.
Der Spielplatz am Alten Lorscher Weg verliert eine Attraktion: Das große Klettergerüst ist nicht mehr so stabil wie es sein muss. Es wird abgebaut. Die Stadtverwaltung entwickelt jetzt Vorschläge, was dort künftig stehen soll, und stellt sie in einem der kommenden öffentlichen Treffen dem Ortsbeirat vor. Das berichtete Erster Stadtrat Marius Schmidt im jüngsten Treffen des Gremiums.
Die städtischen Betriebsdienste hatten zuletzt mit einzelnen Ausbesserungen immer wieder versucht, das Klettergerüst zu retten. Vergeblich, wie sich nun zeigt. Denn klar ist: Sicherheit geht vor.
Die Stadt arbeitet schon länger kontinuierlich an der Instandhaltung des Spielplatzes. Zuletzt wurden die große Schaukel und die benachbarte Drehscheibe erneuert und aufbereitet.
Jüngste Erneuerung: die große Schaukel.
Der Spielplatz am Alten Lorscher Weg ist nicht nur bei Kindern und Eltern aus unserem Stadtteil beliebt. Auch aus Kernstadt und von außerhalb kommen immer wieder junge Gäste hier her.
Für zehn Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr beliebig oft mit dem Leihrad in die Kernstadt fahren – oder zurück nach Neuschloß? Die neue Nextbike-Station an der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ macht das möglich. Denn der Monats- und Jahrestarif sind so gestaltet, dass bei allen Touren die ersten 30 Minuten kostenfrei sind. Und in einer halben Stunde dürften die meisten Ziele in der Kernstadt erreichbar sein.
Die Bürgerkammer im Ortsbeirat hatte im Herbst beantragt, unseren Stadtteil in das Fahrradsystem mit einzubeziehen, von dem es in der Kernstadt bereits sieben Stationen gibt – am Bahnhof, Biedensand bzw. Lessing-Gymnasium, Hallenbad, Stadtpark, Schillerplatz, Haus am Römer und Aldi. Auch am Bahnhof im Stadtteil Hofheim stehen die Räder.
Ortsvorsteherin Carola Biehal erklärte bei der offiziellen Inbetriebnahme der Station, die Leihräder ergänzten den Busverkehr und auch die entfallenen Anrufsammeltaxen zur späten Stunde. Ihr Stellvertreter Michael Bayer hob die mögliche Flexibilität hervor: „Neuschlößerinnen und Neuschlößer können morgens mit dem Bus zum Zug fahren – und abends mit dem Rad zurück, wenn der Bus wegen der verspäteten Züge schon weg ist.“ Und natürlich müsse so auch niemand fürchten, dass ein privates Rad am Bahnhof beschädigt oder gar gestohlen werde.
Die Idee kommt offenbar an im Stadtteil. Uwe Becher, in der Stadtverwaltung Fachdienstleiter Verkehr und Gewerbe, berichtete, schon vor der offiziellen Inbetriebnahme seien in Neuschloß 14-mal Räder ausgeliehen – und 18-mal welche zurück gebracht worden. Waren anfangs vier Räder an der Station, wurden daraus zwischenzeitlich mehr als zehn. Die Nutzung nur in eine Richtung scheint also tatsächlich ein Punkt zu sein, der das Leihsystem attraktiv macht. Ein Problem ist das übrigens nicht: Ein Team von VRN-Nextbike verteilt die Räder regelmäßig neu über die Stationen hinweg.
Der Anbieter stellt seine Fahrzeuge in vielen Städten auf – und auch dort gelten dann die Zeittarife. Wer also in Mannheim mal kurz vom Marktplatz zu den Kapuzinerplanken will, kann ebenso auf Nextbike zurückgreifen wie jene, die in Frankfurt vom Hauptbahnhof zur Zeil wollen. Und natürlich kann auch, wer will, zum Kreiskrankenhaus nach Heppenheim fahren oder zur Not nach Bürstadt.
Ein Wort noch zu den Kosten. Bei den genannten Monats- und Jahrestarifen werden nach der freien ersten halben Stunde jeweils ein Euro pro 30 Minuten fällig. Der Jahrestarif vergünstigt sich für jene, die eine VRN-Zeitkarte (auch Maxxticket) haben, auf 45 Euro. Bei Fahrten im Basistarif ohne Grundgebühr wird ein Euro pro viertel Stunde in Rechnung gestellt.
Das Ausleihen läuft einfach mit der Smartphone-App „NextBike“. Dort werden zunächst einmalig die Bezahl-Informationen hinterlegt. Dann mit der dort eingebauten Kamerafunktion den Barcode auf dem gewünschten Fahrrad abscannen, schon öffnet sich das Schloss. Zum Zurückgeben einfach den Riegel am Hinterrad (unter dem Sattel) schließen. Das war‘s.
Transparenzhinweis: Michael Bayer ist auch Neuschloss.net-Macher.
Unter neuem Namen, aber mit der bekannten liebevollen Einrichtung startet das Café am Ahornplatz neu durch. Das „New Castle“ tritt die Nachfolge von „Thommy’s Coffee and More“ an.
„Als wir gehört haben, dass Silke und Thomas Heyber aufhören, war uns schnell klar, dass wir übernehmen wollen“, berichtet Julia Scheffler im Gespräch mit Neuschloss.net. „Uns“ – damit meint sie ihre Schwester Melanie Scheffler mit. „Sie ist erfahren in der Gastronomiebranche und arbeitete zuletzt in Mannheim“, erläutert Julia Scheffler.
An diesem Wochenende öffnete die Café zum ersten Mal – ohne große Werbung, abgesehen von einer Facebook-Fanseite. Das war auch nicht nötig, denn die Nachricht sprach sich auch so rum. Und so saß gleich am Samstag Vormittag unter anderem eine größere Nachbarschaftsgruppe aus dem Ulmen- und Eichenweg in den Räumen am Ahornplatz, um das Frühstücksangebot zu testen. Auch eine Abordnung des Ortsbeirats mit Carola Biehal an der Spitze überreichte Glückwünsche und Blumen – und machte sich ihr eigenes Bild. Erster Stadtrat Marius Schmidt gesellte sich ebenfalls dazu.
Kleine Geschenke zum Start.
Das Frühstücksprogramm ist es dann auch, mit dem das Café Fans gewinnen möchte. Zum einen, in dem die Karte mit Vielfalt lockt: rustikal, vegetarisch, vegan – die Auswahl ist groß. Zum anderen gibt es das Frühstück – entgegen seines Namens – bis in die Abendstunden. Das Gebackene stammt übrigens aus eigener Produktion. „Da lohnt sich dann auch ein weiterer Weg“, wirbt Julia Scheffler für das, wie sie sagt, „zweite Wohnzimmer“.
Blick in das Frühstücks-Angebot.
Ausgeweitet sind die Öffnungszeiten. Mittwochs bis sonntags geht es schon morgens um 8 Uhr los. Mittwochs, donnerstags und sonntags darf bis 18 Uhr geschlemmt werden, freitags und samstags bis 22 Uhr.
Im Frühjahr 2019 hatten Silke und Thomas Heyber aus dem Lindenweg das Café mit außergewöhnlicher Liebe zum Detail hergerichtet und mit großem Erfolg gestartet. In der warmen Jahreszeit zogen die Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel zahlreiche Menschen an, gelegentlich auch untermalt mit Livemusik. Das Paar suchte dann seit dem Herbst eine Nachfolge, weil nach eigenen Angaben die Schreinerei von Thomas Heyber mehr Aufmerksamkeit verlangte.
Für den Stadtteil ist die Wiedereröffnung des Cafés eine wichtige Nachricht – wird es doch mit großer Wahrscheinlichkeit wieder Leben auf den Ahornplatz bringen. Die Voraussetzungen sind gut: Im vergangenen September öffnete dort bereits Murat Süt mit seiner Frau im bisherigen Kiosk den Laden „Back & Snack“ und schuf damit seit langem wieder echte Einkaufsmöglichkeiten in Neuschloß. Bleibt zu hoffen, dass die evangelische Johannesgemeinde ihre Räumlichkeiten am Ahornplatz halten kann.
Die Diskussion im Ortsbeirat Neuschloß und in den sozialen Medien bleibt nicht ungehört: Die Stadt verstärkt den Busverkehr aus Neuschloß und den östlichen Teilen der Kernstadt zum Schulzentrum West.
Von Montag, 6. Dezember an, wird neben dem bisherigen Fahrzeug zusätzlich ein Gelenkbus für die Schülerinnen und Schüler bereitstehen. Das hat Bürgermeister Gottfried Störmer der Ortsvorsteherin Carola Biehal mitgeteilt. Der Aufsichtsrat der zuständigen städtischen Gesellschaft VTL, dem Störmer vorsteht, habe die Verstärkung beschlossen.
Die Fraktion der Bürgerkammer hatte den Busverkehr zum Schulzentrum West in einer Anfrage zum Thema gemacht. Insbesondere ging es um eine Verbindung, die morgens in Neuschloß startet und über Guldenweg, Rosenstock und Europabrücke in Richtung Biedensand fährt. Sie sei derart überfüllt, dass an den letzten Stationen Schülerinnen und Schüler stehen bleiben, berichtete die Bürgerkammer.
Im Zusammenhang mit der anschließenden Berichterstattung von Neuschloss.net diskutierten zahlreiche Eltern das Thema in Lampertheimer Facebook-Gruppen. Sie bestätigten die Angaben der Bürgerkammer. Insbesondere aus dem Rosenstock und im Europaviertel bleiben demnach Kinder so oft stehen, dass Eltern sie trotz teils privat bezahlter Jahreskarten nun regelmäßig mit dem Auto in die Schule bringen. Ein Problem, das offenbar schon seit vielen Jahren besteht und bisher nicht angegangen wurde.
„Übervolle Busse, wie wir sie morgendlich sehen, sind schon in normalen Zeiten untragbar. In Corona-Zeiten sind sie inakzeptabel“, sagt Michael Bayer, der das Thema im Ortsbeirat angestoßen hatte. „Es ist aber wichtig, dass wir hier zu einer dauerhaften Lösung kommen“, fügte er hinzu.
Mit dem zusätzlichen Gelenkbus dürfte sich die Lage für Neuschloß und die östlichen Teile der Kernstadt am Morgen deutlich entspannen. Die Rückmeldungen der Eltern in Facebook legen nahe, dass auch die Busse aus Richtung Rosengarten und die Züge nach Bensheim massiv ausgelastet sind.
Inzwischen sind auch Elternbeiräte in die Debatte mit einbezogen, die das Thema in die Schulleitungen tragen werden. Ziel ist eine Gesamtlösung für Lampertheim.
22. November 2021
Zahlreiche Eltern bestätigen Bericht zu überfüllten Bussen in die Schulen
Die Kritik der Neuschlößer Bürgerkammer im Ortsbeirat an überfüllten Bussen, die Lampertheimer Kinder zur Schule bringen, löst zahlreiche Reaktionen in den sozialen Medien aus. Sie lassen erkennen: Es sind weitere Stadtteile betroffen. Und: Eltern verzweifeln daran schon seit Jahren. Die Zustände sind also schon lange schwierig – seit Corona aber völlig untragbar.
Viele Eltern bestätigen das in Lampertheimer Facebook-Gruppen. „An der Europabrücke werden die Kinder stehen gelassen, weil die Busse zu voll sind. Aber dann wird sich über das Elterntaxi beschwert. Es wird endlich Zeit, das morgens mehr Busse fahren“, schreibt eine Mutter. Eine andere Reaktion, ebenfalls aus dem Europaviertel: „War bei meinen [Kindern] vor mehr als zehn Jahren schon so. Die beiden sind deshalb bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad gefahren.“
Offenbar kein Einzelfall: „Es ist schon bitter, wenn man jeden Monat für drei Kids das Maxx-Ticket bezahlt hat und dann doch selbst fahren muss“, heißt es in einer Stellungnahme. Und ein weiterer, sehr eindringlicher Kommentar: „Zu meiner Schulzeit sind wir von der Europabrücke mit dem Bus zur Schule gefahren. Es war an der Tagesordnung, dass irgend einem Schüler der Schulranzen eingeklemmt wurde, weil der Schüler gerade noch so in den völlig überfüllten Bus passte.“
Die Schülerinnen und Schüler draußen passen nicht mehr in den Bus.
Diese Eltern berichten von ihrem Versuch, etwas zu ändern: „Das geht schon seit Jahren so. Unsere Kinder wurden auch fast täglich an der Europabrücke stehen gelassen, weil kein Platz mehr war. Wir und eine weitere Mutter hatten damals sogar die Zeitung eingeschaltet, leider haben die vorher mit dem Busunternehmen und Herrn Isenhardt [noch heute Geschäftsführer der verantwortlichen städtischen Gesellschaft VTL, Red.] Kontakt aufgenommen – und am nächsten Morgen, als der Herr von der Zeitung sich das an der Haltestelle anschauen wollte, kamen für diesen einen Tag einmalig zwei Busse.“
Nicht nur im Europaviertel gibt es gravierende Probleme. Ein Hüttenfelder berichtet: „Kam auch schon von der Linie Hüttenfeld-Schulzentrum West vor. Neuschloß wurde einfach durchgefahren! Aber wenn voll, dann voll, was soll der Fahrer sonst tun?“
Rückmeldungen gibt es ebenfalls aus Hofheim: „An den Bushaltestellen sollen die Kinder Abstand halten und dann werden sie im Bus oder Zug eingequetscht. Schaut euch mal morgens die Linie 647 von Hofheim nach Bensheim an. Das ist seit Jahren eine Katastrophe und es wird nichts unternommen! Und jetzt kommt noch Corona dazu.“ Eine Mutter, deren Kinder ebenfalls an der Bergstraße in die Schule gehen, erläutert: „In der Bahn nicht besser. Oft können in Lorsch keine Schüler mehr einsteigen, da der Zug von Bürstadt nach Bensheim so überfüllt ist.“
Michael Aberle, Miglied der Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in der Lampertheimer Stadtverordnetenversammlung, kommt zu dem Schluss: „Das wäre zu normalen Zeiten schon untragbar.“
19. November 2021
Ursprungsbericht: Ortsbeirat kritisiert überfüllte Busse zum Schulzentrum
Schülerinnen und Schüler aus Neuschloß sind oft in völlig überfüllten Bussen unterwegs. Darauf weist die Bürgerkammer in einer Anfrage an den Magistrat der Stadt hin, die im jüngsten Treffen des Ortsbeirats Thema war.
„Kinder und Jugendliche stehen durch den gesamten Bus. Sie müssen teils soweit in den Türen stehen, dass sich die mittlere Tür nicht mehr öffnet. Gelegentlich wird an der Haltestelle Europabrücke Kindern und Jugendlichen der Zutritt in den Bus verwehrt mit dem Hinweis, es passe niemand mehr rein“, heißt es in dem Papier.
Bürgermeister Gottfried Störmer berichtete, die zuständige städtische Gesellschaft „Verkehr Touristik Lampertheim“ (VTL) habe die Auslastung in Augenschein genommen. Er versprach zu prüfen, wie Abhilfe geschaffen werden könne. Eventuell sei möglich, mit Corona-Mitteln ein zusätzliches Fahrzeug einzusetzen.
Dem Ortsbeirat geht es insbesondere um einen Bus der Linie 602, der im Ulmenweg um 7.18 Uhr startet. Er fährt zum Seniorenwohnheim Guldenweg, ändert dort seine Linienbezeichnung in 603, verkehrt weiter durch den Rosenstock, hält unter der Europabrücke und erreicht schließlich den Biedensand um 7.42 Uhr. Der Routenlauf lässt erkennen, dass der Bus dazu dient, Schulkinder aus verschiedenen Teilen der Stadt zum Lessinggymnasium zu bringen.
Linie 644 vergisst am Nachmittag das Schulzentrum-West
Probleme gibt es auch mit der vom Kreis betriebenen Linie 644. Nachmittags um 15.49 Uhr soll ein Bus eine Extraschleife zum Schulzentrum drehen, um Jugendliche aus Neuschloß und Hüttenfeld aufzunehmen. Immer wieder vergessen die Fahrerinnen und Fahrer aber diese Runde. Dann müssen die Schülerinnen und Schüler auf den gut 20 Minuten später folgenden Bus der Linie 602 warten, der entsprechend voller wird.
Der Fahrgastbeirat hat das ausführende Busunternehmen schon vor einiger Zeit auf das Problem angesprochen. Seinerzeit wurden technische Probleme als Ursache genannt, die dazu führten, dass die Schleife nicht in den elektronischen Routenvorgaben für das Fahrpersonal auftauche. Man wollte das angehen.
In Lampertheim fehle jemand, die oder der sich sich richtig für den Busverkehr engagiert und verantwortlich fühlt, moniert die Bürgerkammer im Ortsbeirat. Das zeige sich auch an Dingen wie fehlende und inaktuelle Aushangsfahrpläne.
Hier die Stellungnahme der Bürgerkammer in Facebook im Wortlaut:
Die Bushaltestelle an der L3110 ist nun endlich komplett – mit Schild und Fahrplan. Vor allem mit dem Ausgang der Abfahrtszeiten nimmt man es in Lampertheim nicht so genau. In Neuschloß dauerte es mehrere Wochen und es bedurfte letztlich einer offiziellen Anfrage der Bürgerkammer im Ortsbeirat, bis der Fahrplan kam. In Lampertheim am Bahnhof, nicht gerade irgendeiner Haltestelle, sind die Aushänge weiter um Jahre veraltert, ganze Stundenphasen fehlen. Bürgermeister Gottfried Störmer erläuterte im Ortsbeirat, das ausführende Busunternehmen sie zuständig. Die Bürgerkammer bemerkte, es dränge sich der Eindruck auf, dass sich in Lampertheim niemand engagiert um den Busverkehr kümmere. Das zeigten auch die völlig überfüllten Fahrzeuge zu den Schulen.
In Neuschloß dürfte es bald möglich werden, spontan Fahrräder auszuleihen. Die Verwaltung stellt sich hinter einen Antrag des Ortsbeirats, der eine Nextbike-Vermietstation des VRN wünscht.
„Ich finde es gut, dass Sie beim Thema Verkehr nicht nur an Autos und Busse denken“, sagte Bürgermeister Gottfried Störmer in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats. Bereits in den kommenden Tagen stünden Gespräche mit dem Verkehrsbund an, in denen das Thema geklärt werden könne, zeigte sich der Verwaltungschef optimistisch.
Der Ortsbeirat hatte in dem einstimmig verabschiedeten Antrag angeregt, Standort der Station könne in der Nähe der Bushaltestellen Forsthausstraße oder Ulmenweg sein. Man sei bestrebt, den öffentlichen Personennahverkehr attraktiv zu machen. Eine Nextbike-Station kann dazu beitragen.
Konkret führt der Antrag aus:
Da bereits am Lampertheimer Bahnhof ein Mietpunkt besteht, entstünde mit einer Station in Neuschloß die Möglichkeit für Bahnpendelnde, spontan den Weg vom Bahnhof nach Neuschloß zurückzulegen – etwa wenn kein Busanschluss besteht oder der Bus nicht erreicht wird.
Zudem hat die VTL das Ruftaxi zwischen Lampertheim und Neuschloß eingestellt. Damit besteht in den Abendstunden keine sinnvolle Anschlussmöglichkeit an Züge, die aus Frankfurt ankommen sowie an die S-Bahnen aus Mannheim. Auch hier könnte das Fahrrad eine Alternative sein.
In der umgekehrten Richtung können Bewohnerinnen und Bewohner unseres Stadtteils das Mietrad am Bahnhof abstellen – ohne Vandalismus und Diebstahl für ungeschützt hinterlassene eigene Fahrräder fürchten zu müssen.
Schließlich könnten auch Bürgerinnen und Bürger aus der Kernstadt beispielsweise für ein Restaurantbesuch in Neuschloß das Rad nehmen. Und touristisch Interessierte in Neuschloß ihre Radtouren etwa auf Rundwegen durch den Wald starten.
Den Neuschlößer Weihnachtsmarkt sehen wir auch in diesem Jahr nur auf Archivbildern. Die Veranstaltung am Ahornplatz fällt aus. Das hat Ortsvorsteherin Carola Biehal in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats bekannt gegeben.
„In Corona-Zeiten ist es mit der Kultur immer eine Gratwanderung – und wir haben Verständnis für den Drang nach Aktivitäten. Auch wir wünschen uns mehr. Doch die zur Verfügung stehende Fläche ist zu klein, um die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen erfüllen zu können“, erläuterte sie. Die Gesundheit müsse an erster Stelle stehen.
Bürgermeister Gottfried Störmer begrüßte die Entscheidung: „Ich nehme das sehr positiv zur Kenntnis.“ Er deutete an, dass man derzeit überlege, wie mit dem Weihnachtsmarkt in der Kernstadt zu verfahren sei. Man warte noch auf entsprechende Vorgaben des Landes, die für den heutigen Freitag angekündigt seien.
In Neuschloß hatte es in den vergangenen Wochen auch Überlegungen gegeben, zu Halloween und St. Martin größere Aktionen Kinder und Jugendliche zu organisieren. Vertreterinnen und Vertreter des Ortsbeirats, der evangelischen Johannesgemeinde, von Kindergarten und Krippe sowie der Musikschule „Kids on Keys“ sprachen sich am Ende aber ebenfalls mit Blick auf die steigenden Inzidenzzahlen dagegen aus – und wollen die Pläne im kommenden Jahr neu aus der Schublade ziehen.
Bei der offiziellen Eröffnung der Bushaltestelle „Neuschloß Ort“ war es ein wichtiges Thema: Weil die Züge aus Mannheim oft zu spät in Lampertheim ankommen, klappt es nicht mit dem Anschluss auf die Busse der Linie 644, die in unseren Stadtteil fahren. Nun verspricht die Bahn Besserung.
Zum Winterfahrplan, der von Mitte Dezember an gilt, will sie den Fern- und Nahverkehr im Mannheimer Hauptbahnhof besser verschränken. Das soll verhindern, dass späte ICE auch die Regionalzüge aufhalten.
RE70 bekommt einen Puffer im Fahrplan
Konkret ist, wie die Frankfurter Rundschau im Detail berichtet, Folgendes geplant: Der Start des RE70 ist in Mannheim künftig mit Minute 35, vier Minuten früher als bisher, im Fahrplan notiert. Zugleich dauert die Fahrt von Hauptbahnhof bis zum Waldhof vier Minuten länger.
Warum das? Sind die beiden ICE, die vorher auf die Strecke nach Frankfurt gehen, pünktlich, steht der RE70 vier Minuten länger, als es der Fahrplan vermuten lässt, am Bahnsteig und rollt – wie bisher – zur Minute 39 los. Er ist aber nicht verspätet, weil er schlicht die vier Pufferminuten aufbraucht.
Ist ein eigentlich vorausfahrender ICE später als fünf Minuten, fährt der RE70 schon zur Minute 35 ab, huscht dann unterwegs zur Seite und lässt den folgenden ICE vorbei. Hier gibt es ebenfalls keine Verspätung, weil auch hier die zusätzlichen vier Minuten Wegezeit als Puffer bereitstehen.
S9 startet künftig zur Minute 56 in Mannheim
Die S9 mit ihren auffälligen Zügen.
Zum Besseren ändert sich mit dem Winterfahrplan auch die Abfahrtszeit der S9 in Mannheim nach Lampertheim. Die Züge starten künftig zur Minute 56 – und damit immerhin mit etwas größerem zeitlichen Abstand zum RE70 als bisher mit Minute 49.
Manche werden sich erinnern: Vor der Umstellung auf die S-Bahn im Dezember 2020 war die bis dahin verkehrende Regionalbahn 2 bereits zur Minute 55 abgefahren. Die neue alte Zeitlage der S9 ermöglicht einen besseren Anschluss an den Fernverkehr. Denn so klappt der Übergang von den ICE, die aus Frankfurt kommend in Richtung Schweiz unterwegs sind. Sie kommen, falls pünktlich, zur Minute 44 an.
Eine unangenehme Ausnahme gibt es: Ausgerechnet zur Feierabendzeit startet die S9 um 17.55 Uhr – und wird im Waldhof überholt. Deshalb dauert diese Fahrt nach Lampertheim 21 Minuten. Zu den anderen Zeiten schafft die S-Bahn die Verbindung in der Regel in einer knappen Viertel Stunde.